Wie bekomme ich mein Leben in den Griff?

D
Hallo Leute, Ich bin noch ganz neu hier und würde das mal gerne ausprobieren. Bis jetzt hatte ich nie wirklich die Möglichkeit alles was mich momentan bedrückt loszuwerden. Würde euch jetzt gerne einen kleinen Einblick in mein scheinbar normales, jedoch für mich sehr schwieriges leben verschaffen. In meiner Kindheit war eigentlich alles gut. Ich hatte tolle Eltern, die sich um mich gekümmert haben und zwei super Schwestern mit denen ich immer Spaß hatte. Auch Freunde hatte ich immer, hab mich mit sehr vielen Leuten ganz schnell super verstanden. Ab irgendeinem Zeitpunkt hab ich dann mitgekriegt, dass mit meiner Mutter irgendetwas nicht stimmt. Die war ständig launisch, hat meinen Vater Tyrannisiert und jede Möglichkeit gesucht mich oder meine Geschwister anzuschreien. Jeden Tag saß sie in der Küche, hat geraucht und B. getrunken, leider immer wieder zu viel. Meine älteste Schwester war schon außer Haus, also gab es nur noch mich und meine andere ältere Schwester um von meiner Mutter angeschrien zu werden. Wenn ich enttäuscht, traurig oder sauer war (meist auf meine Mutter) und ich vor ihr weinte, rief sie ihre Geschwister an, erzählte ihnen dass ich weinte und lachte mich aus.

Ab einem Zeitpunkt ließ ich mir das nicht mehr gefallen. Ich ignorierte sie teilweise tagelang, gab ihr konter wenn sie mich Anschrie und und und... Schlechter wurde es für mich und meine Schwester dort nicht mehr, nur für meinen Vater. Sie schrie ihn andauernd an und drohte mit Scheidung. Dann fuhr ich vor ca 3 Jahren auf Klassenfahrt nach London. An dem Morgen, als wir zum Flughafen fuhren, kippte sie 2 mal um. Angekommen in London erzählte mir keine was mit ihr war, zu hause angekommen hieß es dann sie hatte Lungenkrebs. Nach 3 Monaten Chemotherapie, unzähligen Aufenthalten in Krankenhäusern und Untersuchungen beendete eine Lungenentzündung das Leben meiner Mutter. Damals war ich 15 Jahre alt.

Meine Trauer hielt sich augenscheinlich in Grenzen. Ich konnte nicht weinen, redete ganz normal über sie weiter. Von meinem Geschwistern kamen Vorwürfe ich würde sie nicht vermissen, doch das tat ich. Meine Ärztin riet mir zu einer Trauerbegleitung zu gehen. Ich nenne das eher psychotherapie für Arme denn gebracht hat es mir nur für einen kurzen Moment was. In den letzten 2 1/2 Jahren ist dann viel passiert. Ich blieb in der schule sitzen, kam in eine komplett neue stufe mit anderen Leuten. Ich hatte einen Freund der mir am ende das Gefühl gab ich bedeute ihm nichts mehr, also beendete ich diese 1 1/2 Jahre lange Beziehung und stand dann wieder allein. Mit meinen eigentlichen Freundinnen stritt ich mich nur noch und auch mit meiner Schwester, die ebenfalls auszog, war der Kontakt nicht mehr so super. Ich begann mich selbst zu verletzen, allerdings in Maßen.

Vor 8 Monaten verliebte ich mich neu und begann eine Beziehung. Ich wusste es würde mit ihm nicht ganz so leicht werden, denn er hatte die Persönlichkeitsstörung Borderline. Er reagiert gerne über, macht immer wieder deswegen Schluß und drohte am Anfang ein mal mit einem Suizidversuch. Bis heute verbesserte sich seine Situation zum Glück. Wir liebten und lieben uns immer noch, haben zusammen Spaß und überstehen Probleme in der Beziehung gemeinsam. Leider ging es mir von zeit zu zeit immer schlechter.

Ich reagiere mittlerweile sehr aggressiv auf kleinste Dinge, die mich nerven. Ich steigere mich in alles hinein, mache aus einer Maus einen Elefanten. Immer wieder schneidete ich mich, allerdings mit großen Abständen. Ich hatte das schneiden an sich unter Kontrolle (außer mit Einfluss von Alk...). Das schneiden gab mir aber auch das Gefühl von Kontrolle. Ich entscheide wie tief, wie lang und wo.
Ich lasse mich von allem runter ziehen, bin unkonzentriert in der schule und schlafe kaum. Vor einem halben jahr schon rief ich viele Psychotherapeuten an, die entweder voll waren oder sich nicht mehr meldeten. Immer wieder spielte sich vor meinen Augen was ab, wie ein Film, eine Anleitung was ich tun soll. Ich sehe wie ich mich selbst schlage, wie ich gegen eine Wand renne oder weg laufe. Mein Freund bekam mit, dass es mir ziemlich schlecht ging bzw. Geht und schlug mir dann vor wenigen Wochen einen Aufenthalt in der Klinik vor, wenn es mir wirklich so schlecht geht. Ihm half es selbst sehr gut als er dort für einen Monat untergebracht war.

Ich habe nur ziemlich große Panik davor dort anzurufen geschweigedenn dort hin zu fahren. Immerhin soll das keiner mitkriegen weil es mir ehrlich gesagt unangenehm und peinlich ist. Immer wieder bat mein freund mir Hilfe an die ich nie annehmen konnte, als wäre in meinem Körper etwas was mich immer wieder zurück zieht. Sätze wie würde es dir wirklich so schlecht gehen hättest du schon längst die Hilfe angenommen oder mich nervt es nicht, wenn du mit mir über Probleme redest, mich nervt es nur dass du dagegen nichts tust bauen mich dann auch nicht wirklich auf. Sowas sind Vorwürfe für die ich nichts kann, die mich runter ziehen und mir zu verstehen geben, man steht doch nicht so hinter mir wie man es mir sagt.

Ich möchte Hilfe und möchte sie auch annehmen, stoße allerdings immer wieder gegen eine riesige Mauer, die dies nicht zulässt. Mittlerweile bin ich kaum noch fröhlich. In der schule werde ich schlechter, ich vernachlässige Freunde und meine Hobbys. Ich sitze oder liege meist zu hause herum und tue nichts. Die schönsten Momente sind die mit meinem Freund, auch wenn ich momentan einfach nicht mit ihm reden kann aus angst, er macht mir wieder Vorwürfe. Aber auch wenn ich mit ihm zusammen bin gibt es Momente in denen es mir unheimlich schlecht geht. Meist abends oder nachts, wenn ich mal wieder kein Auge zu bekomme. Ich möchte auch gar nicht mehr zur schule gehen, aber ich weiß, dass es wichtig für meine Zukunft und mein späteres Leben ist.

Und hier steh ich jetzt. Mit Vater, mit dem ich nur Stress habe, Schwestern, die kaum zeit haben weil sie ihr eigenes Leben haben, Freunde, die ich alle von mir weg geschoben habe und einem Freund, der unbeabsichtigt falsch an mich ran zukommen versucht. Ohne Hobby, mit kaum Freude und immer wieder mit dem Bedürfnis mich selbst zu verletzen. Selbst mein 18. Geburtstag vor einer Woche bzw die große Feier am Wochenende war für mich eine Katastrophe. Ich habe keinen Grund zu feiern wenn es mir schlecht geht. Ich habe keine Lust mehr auf Dinge, die mir immer Spaß gemacht haben. Habe aber auch keine Lust auf ein Leben ohne Spaß und ohne Freude, voller Trauer und Aggression gegen mich selbst und andere.

Wie schaff ich es bloß die Hilfe anzunehmen, die mir angeboten wird?

Lissy

23.11.2015 14:51 • #1


WicketJ
Hey Lissy,

ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen, dass es ein riesiger Schritt ist in einer Klinik anzurufen oder dort aufzutauchen. Es hat sehr lange gedauert bis ich dazu bereit war und ich wünschte ich hätte viel früher die Kraft dazu gehabt, denn es hat mir schon sehr geholfen. Es muss auch niemand mitbekommen wenn du das nicht möchtest, da sind Kliniken sehr diskret. Vielleicht kannst du dir eine Vertrauensperson suchen, die entweder bei dir ist wenn du in der Klinik anrufst oder der dich begleitet dort hinzugehen. So habe ich es letztendlich geschafft.
Hoffe du schaffst den Schritt.

mfg WicketJ :)

23.11.2015 18:05 • #2


A


Hallo dielissy,

Wie bekomme ich mein Leben in den Griff?

x 3#3


D
Hallo WicketJ,

Danke für deine Antwort!
Mein Freund hat mir schon angeboten mit mir hin zu gehen oder dabei zu sein wenn ich anrufe, jedoch mache ich gerne einen Rückzieher und danach wäre er wahrscheinlich ziemlich sauer deswegen trau ich mich das gar nicht wenn er hier ist... Ich muss mal schauen, vielleich schaffe ich es in den nächsten tagen dort anzurufen. Danke für den Mut! :)

Lissy

23.11.2015 22:25 • #3


achtsamkeit
Sei dankbar für deinen Freund. Nimm seine Hilfe an. Vielleicht hilft es dir einmal aufzuschreiben was dich davon abhält in die Klinik zu gehen. Vielleicht kannst du dann dir die Punkte genauer anschauen und vielleicht dann streichen?

LG Achtsamkeit

24.11.2015 08:54 • #4


D
An achtsamkeit,

Leider verstehst du es genauso wenig wie mein Freund. Ich möchte Hilfe und ich möchte sie annehmen, nur je öfter man mir Hilfe anbietet und je öfter man mir sagt ich soll die Hilfe annehmen, desto weniger kann ich es, desto größer und dicker wird die wand, die mich davon abhält diese Hilfe wirklich anzunehmen. Es ist wie ein Teufelskreis. Leute versuchen mir mit Druck zu helfen, mit dem Druck Hilfe annehmen zu MÜSSEN, egal wie es mir geht, egal was ich dazu sage. Das ist definitiv der falsche Ansatz und das will niemand verstehen. Falls jemand das liest und selbst weiß wie das ist oder weiß wie wan diese Mauer sprengen kann, kann mir auch gerne privat schreiben.Ich würde mich freuen.

Liebe grüße

Lissy

24.11.2015 10:19 • #5

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