Danke!
Für mich stelle ich fest, dass bei meinen Menschen im Umfeld sich derzeit, das was immer schon vorhanden war, einfach herausgeschält wird. Das, was die Konflikte im Alltag verdeckt, kommt verstärkt heraus, ob die Freundin, die sich von ihrem Typen bedrohen lässt, wieder zu ihm zurückkehrt, die Eltern, die sich trotz Coronaverdacht nicht an die Quarantäne halten und ihren Egoismus durchsetzen, der Chef, der arbeitssüchtig ist und sich immer mehr reinsteigert und nicht um die Angestellten kümmert, die Kollegin, die sich nicht an Abstandsresgeln hält, der Betrieb, der die Leute in Kurzarbeit schickt und den Leuten nur 60 Prozent auszahlt,...
Was ich dann feststelle ist, dass ich durch Therapie gelernt habe, mit Krisen in meinem Leben umzugehen, mal mehr, mal weniger gut. Aber, ich habe ein Netzwerk, das mir hilft aus Therapeuten, Freunden, Arzt, Nachbarn, Ehemann, etc. Nicht jeder weiß immer alles, das braucht es auch nicht. Es hilft mir einfach mal ein Hallo mit den Nachbarn auszutauschen und über die neuesten Verschwörungstheorien sich auszutauschen und zu lachen. Das hilft mir auch in für mich schwierigeren Zeiten, einfach mal was anderes zu hören und den anderen geht es nicht besser, die wissen nur nicht, wie sie damit umgehen.
Ich merke auch, dass es eben wegen der harten Grenze, die dieses Virus aufstellt, es Menschen gibt, die sich auch bei der Bedrohung ihres Lebens nicht ändern. Ja und genau hier lerne ich gerade, das zu akzeptieren und für mich zu sagen, es gibt sie, sie werden auch immer weiter so sein, ich muß sie aber nicht in mein Leben lassen. Mein Leben richte ich nach anderen Werten aus und möchte Menschen im Umfeld haben, de auch so sind. Kein Mensch ist davor gefeit, Fehler zu machen, die mache ich selbst und bin auch nicht perfekt, wenn man sich auf Augenhöhe begegnet und sich keinen Schaden zufügt, kann man auch damit leben.
Ich richte meine Augen in solchen Krisenmomenten auf das, was gut ist. Das hilft, ich spende Geld für eine Frau, die hier in der Umgebung ganz aktiv Odachlosen hilft. Da weiß ich, für die 25 Euro bekommt der Mensch auf der Straße einen Gutschein, womit er kaufen gehen kann. Ich bestelle beim Restaurant, wo ich auch immer essen gehe, das schmeckt gut und hilft denen zu überleben. Genauso kaufe ich meinen Kaffee bei der kleinen Familienrösterei, die sonst vor dem Aus stehen. Der große Supermarkt hat genug Geld. Die Verkäuferin freut sich und sagt, sie sind die erste die heute kommt und kauft, das stimmt mich traurig, macht mich aber auch froh. Im Nachgang waren doch auch mehr Menschen dort kaufen und ich hoffe, dass sie es überleben.
Ich stelle auch fest, hier vor Ort, in der großen Stadt mit K, funktioniert auch die Nachbarschaftshilfe. Es gibt Menschen, die für andere kaufen, man kennt sich, die kleine Bäckerei verkauft Mehl, Hefe und auch Toilettenpapier, haha, aber es läuft. Wer überleben möchte, muss kreativ sein, wer immer gleich denkt und handelt, wird aussterben. Das nennt sich Evolution.
Irgendwie finde ich es auch gut, dass dieses Virus oder auch andere Viren eine Art Übermenschlichkeit darstellen, an dem sich Politiker, Wirtschaftsbosse und andere die Zähne ausbeißen. Das Virus ist gerecht, es zeigt dem Mensch seine Endlichkeit auf und darum geht es doch, wir leben nicht ewig und was ist das Vermächtnis des Einzelnen? Nein, der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung und das ist auch gut so. Wir bleiben nur überlebensfähig, wenn wir uns anpassen und nicht das Virus ist die Bedrohung, sondern der Mensch, der Konsum und die Ausrottung der Umwelt.
In jeder Situation hilft es, den Blick auf das zu lenken, wo Gutes entsteht und passiert. Gerade für Menschen, die es situationsbedingt schlecht bis gar nicht können. Mir hat das immer geholfen und auch meine Angst immer einzugrenzen, der berühmte Blick über den Tellerrand und Toleranz für Anderes (was mir wirklich, wirklich, wirklich nicht leicht fällt) hilft mir, den Alltag zu leben und auch das Positive wie klaren Himmel, Hilfsbereitschaft, Mitleid mit anderen und Unterstützung zu sehen und empfinden. Ob es etwas ändern wird? Im Großen weiß ich nicht, im Kleinen zumindest bei mir und Menschen in meinem Unfeld schon.
29.04.2020 10:04 •
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