Zitat von Machara:Die alten Menschen in den Heimen von denen viele den Weitblick nicht mehr haben das das
Geschehen gerade Weltweit so ist.
Seit Tagen führen mein Vater und ich ein fast gleiches Gespräch.
Die haben mich hier in meinem Zimmer eingesperrt ( er steht unter Quarantäne da er das Heimgelände verlassen hat.) Ja Papa die Anna steht auch unter Quarantäne die darf auch nicht raus. Mein Vater antwortet
Wie die Anna auch ? Bei euch ist Corona auch?
Meine Oma ist auch im Heim. Die Bewohner müssen dort auch größtenteils in ihren Zimmern bleiben.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal froh drüber bin, dass sie dement ist.
Jetzt kommt es ihr zu gute, wenn man es so sagen kann. Sie vergisst, dass es eine Welt außerhalb ihres Zimmers gibt. Wenn es mal Gartenspaziergänge gibt, freut sie sich, wenn nicht, weiß sie es nicht.
Wenn meine Mutter ihr am Telefon auf die Frage, warum sie denn heute nicht vorbei kommt (wegen Besuchsverbot), antwortet, dass sie heute doch arbeiten müsse und morgen kommen würde, ist meine Oma trotzdem zufrieden.
Denn in diesem Moment denkt sie ja, dass meine Mutter morgen zu Besuch kommt und freut sich. Wenige Minuten später hat sie es zwar vergessen, aber für den Moment war sie zufrieden.
Sie freut sich, wenn Besuch da ist (als das noch ging), aber wenn niemand kommt, weiß sie es einfach nicht und es ist für sie auch okay.
Wenn man sie anruft, erzählt sie einem, dass sie den Tag im Garten verbracht hat, jetzt bald mal kochen muss, dass der Opa heute Kirschen gepflückt hat u.ä.
Das stimmt natürlich alles nicht, aber das ist ja völlig egal.
In ihrer Welt ist es passiert.
Dann kann man ihr zum drölfundneunzigsten Mal erzählen, dass XY jetzt einen kleinen Sohn bekommen hat und sie freut sich zum drölfundneunzigsten Mal darüber.
Wenn meine Schwester ihr von der aktuellen schlimmen Grippe erzählt, sagt sie immer ganz ehrfürchtig, dass sie froh ist, noch nie sowas erlebt zu haben.
Sie ist völlig in ihrer Welt und das freut mich sehr für sie.
Andere in ihrem Wohnbereich leiden nämlich sehr unter der Isolation, weil sie das Ausmaß eben noch mehr mitbekommen und den Grund trotzdem nicht verstehen.
Jetzt habe ich etwas viel darüber geschrieben, aber ich musste beim lesen deines Beitrags grad so sehr an sie denken und sogar etwas weinen, weil ich meine Oma (also sie selbst, nicht das, was die Demenz aus ihr gemacht hat) sehr vermisse.
Sicher, ich kann meine irgendwann wieder besuchen, aber ich werde nie wieder meine Oma ohne ihre Demenz besuchen können. Das macht mich irgendwie traurig, auch wenn das jetzt etwas wirr klingt.
Zitat von traumaland:Tja, das kann ich vehement verneinen.
Ich habe über 20 lange Jahre Erfahrung darin, dass motivierte Neuanfänge, Aufraffungen und Kämpfe und Optimismus nicht zwangsläufig auch Erfolg und Glückseligkeit bedeuten.
Nein, ich habe gelernt, dass es einem mit jedem Mal nur härter ins Gesicht schlägt und das Leben nun mal kein Film ist mit Garantie zum Happy End.
Und diese Erfahrung kann ich nicht über Bord werfen, denn sie war 20 lange Jahre Realität und somit real.
Edit: Bevor ich also anfange, positiv zu denken, muss erst mal was positves passieren.
Ich kann dir nur zustimmen. Geht mir genauso. Ich stehe immer wieder auf, nur um dann noch härter auf die Fr*sse zu fliegen. Irgendwann hat man keine Lust und keine Kraft mehr, wieder aufzustehen.
Wie soll man positiv denken, wenn sich das meiste doch immerzu zum Negativen wendet?
Jeder ist seines Glückes Schmied. Ich hasse diesen Satz. Er impliziert (für mich), dass jeder, der nicht glücklich ist, selbst schuld ist. Dass äußerliche Faktoren darauf keinerlei Einfluss haben.
Zitat von traumaland:Meine Blüte des Lebens schwirrt mir davon, so viele Erfahrungen, Erlebnisse gehen mir verloren.
Auch das kenne ich. Wir sind fast gleich alt.
Ich hab so oft das Gefühl, dass ich einen großen Teil meiner Jugend verpasst habe. Und, dass ich das niemals werde nachholen können.
Zitat von traumaland:Egal, wo ich hinging, überall nur komische Leute.
Immerhin hast du erkannt, dass die anderen komisch sind und nicht du