Motivation und Arbeit.
Nach einer Umschulung war ich arbeitslos und habe dann nichts anderes als eine 50 % Teilzeitstelle- immerhin übers Arbeitsamt- gefunden. Finanziell war das natürlich ein heftiger Einschnitt, denn das Übergangsgeld bei während der Umschulung betrug fast das Doppelte.
Aber: wenn ich diese Stelle nicht angenommen hätte, dann würde ich auch weiter keine Berufserfahrung vorweisen können, denn immerhin wurde ich als Bürokraft eingestellt (als nun gelernte Bürokauffrau).
Das Betriebsklima war fürchterlich und diese 4 Stunden täglich waren anstrengender, als all meine Vollzeitstellen davor, doch ich hielt durch und bewarb mich stetig weiter, leider ohne Erfolg.
Dann kam die Krise. Sie traf zuerst mich. Ich erhielt die erste Kündigung meines Lebens. Fast 200 Bewerbungen folgten, nur Absagen. Mein ALG I lief aus, dann traf es auch noch meinen Mann. Nach 13 Jahren im Betrieb wurde er ebenfalls arbeitslos- zum ersten Mal im Leben. Somit mussten wir ALG II beantragen. Finanziell waren wir nun ganz weit unten angekommen.
Was tun?
Als Zusatzverdienst haben wir nachts aushilfsweise Tageszeitungen und Briefpost ausgetragen. Allein hätte ich mich das nicht getraut, aber da wir beide arbeitslos waren, zogen wir einsam durch die Nacht bei Wind und Wetter unser Zeitungswägelchen, um wenigstens ein Zubrot zu haben, anstatt zu jammern.
Motivation.
Wir sind die ganze Zeit über trotzdem morgens früh aufgestanden, haben unserem Tag Struktur gegeben (schließlich wollte ich auf keinen Fall wieder zurück in die Angstspirale). Struktur in Form von Bewegung, Bewerbungen schreiben, Haushalt z. B. Und ich bin auch nie in Jogginghosen auf die Straße.....
Durch eine Initiativ-Bewerbung fand ich dann eine Stelle- und zwar zunächst nur als Krankeitsvertretung für ein paar Wochen! Wie viele Arbeitssuchende würde da wohl sagen: ok, mach ich! Ich behaupte, nicht viele. Die meisten erwarten nämlich immernoch, dass ihnen ein Festvertrag auf dem Silbertablett serviert wird. Egal- ich habs gemacht und mich sofort wohl gefühlt. Der Vertrag wurde dann um 6 Monate verlängert und heute habe ich tatsächlich meinen Festvertrag. Und was noch toller ist: es ist der beste Arbeitsplatz, den ich je hatte.
Ich bin zwar oft 12 Stunden außer Haus, verdiene nicht üppig- aber- ich muss mich dafür auch nicht überanstrengen. Früher habe ich ca. dasselbe in der Altenpflege verdient, doch da musste ich Schichten und unter hohem Zeitdruck arbeiten.
Bei meinem Mann lief es so, dass er über einen Bekannten nach 9 monatiger Arbeitslosigkeit eine Stelle gefunden hat. Seine ist noch bis Ende des Jahres befristet. Allerdings ist es schon zum Vorarbeiter aufgestiegen und ich denke, dass er ebenfalls seinen Festvertrag bekommt.
Kurz: wenn man sowieso keine Stelle hat, sollte man ruhig was wagen. Vllt macht die Stelle keinen Spaß, aber vllt findet sich über die nicht so tolle Stelle in einer anderen Abteilung was anderes- und- nicht vergessen- auf dem Lebenslauf macht es sich allemal besser, wenn nicht zu viele und zu große Lücken auftauchen. Das hat mich auch motiviert. Ebenso motiviert mich, dass ich nicht mehr jeden Cent umdrehen muss und für Juni ist schon eine Woche Mallorca gebucht.
Je länger ich jedenfalls zu Hause war, desto weniger habe ich mir zugetraut.
10.03.2012 13:39 •
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