Wieder beruflich Fuß fassen, wie kann man sich motivieren?

R
Ich habe jetzt seit 3 - 4 Jahren keine Arbeit. Bisher habe ich auch nie auf den 1. Arbeitsmarkt gearbeitet. Vor Jahren habe ich halbtags etwa 3 Jahre in gemeinnützigen Vereinen gearbeitet. Was auch soweit ganz ok war. 2001 - 2004 habe ich dann ne überbetriebliche Ausbildung in einem Berufsbildungswerk absolviert. Dort hab ich allerdings gemerkt das 8 Std. täglich mir zuviel waren. Ich hab's auch verpasst Probleme in der Ausbildung anzusprechen, bzw. zu verarbeiten. Aus dem Grund habe ich sehr oft gefehlt. Ich konnte den Abschluss nur schaffen da es eine überbetriebliche Ausbildung war.

Danach war mir die Lust auf Arbeit gründlich vergangen. Vor allem da die Arbeit mich nicht so richtig ausfüllen konnte. Ich habe Bürokaufmann gelernt. 2006 habe ich mich mit 2 Freunden selbstständig gemacht in einem Bereich der mir viel gibt. Ich habe mir über die Jahre Programmieren und Webdesign angeeignet. Das Projekt musste allerdings zuerst mit Geldgebern gestemmt werden. Andererseits hätten wir einen Kredit in mind. 6-stelliger Höhe aufnehmen müssen und das hätte uns niemand gewährt, da wir keine Sicherheiten hatten. Wir hatten schon jemand an der Hand, der uns helfen wollte und auch schon Geldgeber gefunden hat. Aber plötzlich und aus heiterem Himmel hieß es das der Geldgeber abgesprungen ist und er wegen der Finanzkrise nichts mehr für uns tun kann. Wir haben noch weiter gekämpft und auch jemand anderes gefunden der Geldgeber für Onlinespiele sucht. Aber auch der hat nichts mehr für uns tun können. Noch lange haben wir die Seite aufrechterhalten. Aber letztlich hat uns allen der Mut verloren und jeder hat andere Wege bestritten. Wir waren auch nicht die Typen, die sich in Messehallen stellen und Ihr Projekt lauthals verkünden und wir hatten auch niemand der diesen Part übernehmen konnte. Wir haben sehr viele Hürden gemeistert. Aber sind bei der größten Hürde gescheitert.

Da ich mich so sehr auf das Projekt fixiert hatte, habe ich eine Art Trotz gegenüber dem Finanzsystem und dem Staat entwickelt. Ich habe der Finanzkrise die komplette Schuld gegeben und überhaupt keine Lust mehr gehabt zu arbeiten. Letztendlich konnte ich mir aber auch nicht vorstellen 8 Std. in einem Betrieb zu arbeiten. Als Selbstständiger konnte ich meine Zeit frei einteilen und bei Fehlern konnten mich keine schrägen Chefs anmachen. Ich konnte, weil von zuhause aus, viel entspannter und produktiver arbeiten.

Nun bin ich schon fast 4 Jahren zuhause. Ich hatte schon das Gefühl gehabt das es mir gut tun würde wenn ich wieder 4 Std. arbeiten würde. Aber da ich damit nicht den Hartz-4-Satz erreichen konnte und deswegen weiter drauf angewiesen war hatte ich Angst gehabt wenn ich 4 Std. arbeite das Amt meint, ich könnte dann ja auch 8 Std. arbeiten. Weil Sie mich ja am liebsten ganz aus der Stütze haben wollen. Aus dem Grund hab ich's immer weiter schleifen lassen und nichts getan. Ich hatte das Gefühl nicht mit dem Amt darüber verhandeln zu können. Inzwischen denke ich das es eher Möglich ist. Schließlich ists ja für die ein Vorteil, wenn ich immerhin nicht ganz von der Stütze lebe.

Zudem finde ich es erschreckend, wie sich die Lage am Arbeitsmarkt zur Zeit entwickelt. Es wird zwar immer gesagt das wieder mehr Arbeitsplätze vorhanden sind. Aber verschwiegen das es sich hierbei meist um Leiharbeit auf Zeit handelt, bei denen man schlechter bezahlt wird als ein Festangestellter und zudem noch weniger Sicherheiten hat. Solche Meldungen motivieren nicht gerade.

Was ich nach dem ganzen Text fragen wollte. Kennt jemand das von euch auch? Das ihm der Mut verlassen hat und jahrelang nichts getan hat? Es aber evtl. trotzdem wieder oder überhaupt geschafft hat im Arbeitsleben Fuß zu fassen? Wie habt ihr euch motiviert? Was war euer Antrieb?

08.02.2012 16:04 • #1


M
Hallo RipEnke,

Zitat:
Schließlich ists ja für die ein Vorteil, wenn ich immerhin nicht ganz von der Stütze lebe.
auch wenn du das jetzt nicht hören möchtest, aber wieso für die ein Vorteil. Du solltest dich von dieser Einstellung verabschieden. Alles was du unternimmst, wieder arbeitsfähig zu werden, solltest du mit der Einstellung machen, dass es für dich selbst ist.

Das einem der Mut verlassen hat, kennen wir sicherllich, aber dann muss man sich auch mal selber treten nach dem Motto, so kann es nicht weiter gehen. Mit Sicherheit wird der Anfang schwer, aber du wirst sehen, nach einer gewissen Zeit kommt Routine hinein und dann stellst du dir selbst die Frage, wieso habe ich das nicht schon eher geschafft.

Pack es einfach mal an!!!!!!

08.02.2012 17:17 • #2


A


Hallo RipEnke,

Wieder beruflich Fuß fassen, wie kann man sich motivieren?

x 3#3


R
Hallo mag.

Zitat von mag:
auch wenn du das jetzt nicht hören möchtest, aber wieso für die ein Vorteil. Du solltest dich von dieser Einstellung verabschieden. Alles was du unternimmst, wieder arbeitsfähig zu werden, solltest du mit der Einstellung machen, dass es für dich selbst ist.


Nein. Fürs Amt mach ich's bestimmt nicht.

Zitat:
Das einem der Mut verlassen hat, kennen wir sicherllich, aber dann muss man sich auch mal selber treten nach dem Motto, so kann es nicht weiter gehen. Mit Sicherheit wird der Anfang schwer, aber du wirst sehen, nach einer gewissen Zeit kommt Routine hinein und dann stellst du dir selbst die Frage, wieso habe ich das nicht schon eher geschafft.

Pack es einfach mal an!!!!!!


Ja. Das versuche ich gerade. Werde ein berufliches Trainingszentrum absolvieren. Ich hoffe das ich dann wieder mehr Selbstbewusstsein bekomme und vor allem auch Selbstwert.

08.02.2012 22:00 • #3


Nogua
Hallo Rip Enke, ich kann das sehr gut nachvollziehen was in dir vorgeht. Mir erging es vor zwei Jahren so ähnlich. War immer Hausfrau und Mutter, hatte 400 Euro Jobs. Dann, nach der Trennung mußte ich mich beim Amt melden um überleben zu können mit zwei(drei) Kindern.

Eine Weile habe ich das ausgehalten aber dieses dauernde Nachweisen davon, dass ich mich bewerbe, in einem total unrealistischem Ausmaß hat mich echt fertig gemacht. Das war stressiger als arbeiten zu gehen.

Diese totale Kontrolle durch das Amt hat mir das Gefühl gegeben wieder ein Kleinkind zu sein. Das war meine Motivation mir was zu suchen.

Bin zwar noch nicht weg von der Arge(wie soll ich als Mutter von zwei Kindern mit einem Teilzeitjob(ungelernt) jemals so viel verdienen können das es reicht???), aber sie lassen mich größtenteils in Ruhe, da ich schon einen Großteil beisteuer mittlerweile.

Selbst wenn ich bei dem Stundenlohn Vollzeit arbeiten würde, würde es nicht reichen Ich finde auch, das Amt soll doch froh sein, wenn wir wenigstens Teilzeit arbeiten. Ist aber auch ein Kampf. Vor allen Dingen mit der Depression. Wobei aber auch diese sich durch das Arbeiten ein wenig verzogen hat.

13.02.2012 14:08 • #4


M
Hallo Nogua,
Zitat:
Ich finde auch, das Amt soll doch froh sein, wenn wir wenigstens Teilzeit arbeiten
deine Aussage, kann ich auch nicht so einfach ignorieren. So eine Einstellung das Amt soll froh sein ist doch total daneben.

13.02.2012 17:22 • #5


R
Hallo mag. Was genau findest du an der Aussage von Nogua total daneben?

13.02.2012 22:50 • #6


M
Zitat von RipEnke:
Hallo mag. Was genau findest du an der Aussage von Nogua total daneben?

Hallo RipEnke,

diese Aussage das Amt soll doch froh sein. Nicht das Amt sollte froh sei, sondern sie macht es für sich.

Man sollte von der Meinung abgehen, dass was man tut, für andere ist.

14.02.2012 11:11 • #7


Nogua
Hallo mag, es ist doch irgendwie beides. Das Amt hat mich extrem unter Druck gesetzt. Wie soll ich unter diesen Umständen etwas finden, was ich wirklich für mich tu??? Ich gehe arbeiten um meine Ruhe vor denen zu haben. Das tu ich für mich. Aber es erfüllt mich nicht, es stresst mich. So kann ich nicht sagen, dass ich es für mein Wohlergehen tue. Keine Ahnung ob du verstehst was ich meine...

14.02.2012 11:26 • #8


Pyxidis
Ich möchte auch noch mal etwas zu dem Thema sagen. Ich finde es ABSOLUT OKAY, wenn jemand krank ist oder keine Arbeit findet, daß er dann von den Sozialleistungen des Staates lebt. Dazu sind sie ja auch da. Und ich bin froh darüber. Aber es ist zu bedenken, daß dieses Geld ja von irgendwo her kommt. Sprich von den Steuerzahlern nämlich den Menschen, die arbeiten gehen. Dazu zähle ich auch mich.

Ich finde es absolut daneben, wenn jemand der Überzeugung ist, daß ihm dieses Geld ja zustehe, weil er keine Lust hat arbeiten zu gehen. Da könnte ich jedesmal an die Decke gehen.

@RIPEnke:
ich finde Deinen Beitrag extrem schwierig und er regt mich auch auf, denn für mich hört es sich so raus, wenn ich nichts finde, was mir Spaß macht, gehe ich halt gar nicht arbeiten. Ist ja auch nicht so schlimm, ich bekomme ja HART IV. Das ist für mich nicht okay. Du könntest ja auch arbeiten gehen und Dir in der Zeit überlegen, was Du lieber arbeiten würdest. Denn um herauszufinden, was einem Spaß machen könnte, muß man nicht zwangsläufig Zuhause sein.

@Nougua:
Zitat:
Ich finde auch, das Amt soll doch froh sein, wenn wir wenigstens Teilzeit arbeiten

auch diese Aussage finde ich schwierig. Ich finde, es ist Deine Pflicht, wenigestens Teilzeit arbeiten zu gehen, wenn Dir das aus gesundheitlichen Gründen möglich ist, denn wie gesagt, das Geld des Amtes ist für die Menschen gedacht, die aus verschiedenen Gründen nicht arbeiten gehen KÖNNEN. Und wenn alle diese Einstellung hätten, würde der Sozialstaat zusammenbrechen, weil mehr Leute Geld wollen und weniger Menschen Geld einzahlen.

@Nogua:
Zitat:
Bin zwar noch nicht weg von der Arge(wie soll ich als Mutter von zwei Kindern mit einem Teilzeitjob(ungelernt) jemals so viel verdienen können das es reicht???)

Dazu könnte ich auch fragen, wie es kommt, daß Du ungelernt bist und zwei Kinder hast, Dich somit laut Deiner eigenen Aussage, finanziell nicht selbst versorgen kannst. Ich bin nicht Deine Mutter, aber wäre es nicht vielleicht sinnvoller gewesen, zunächst eine Ausbildung zu machen und dann eine Familie zu gründen. Was ich damit sagen will. Ich finde, Du solltest froh sein, daß es unser System gibt, das Menschen wie Dich finanziell unterstützt. Und was ich eigentlich damit sagen will: es ist keine Selbstverständlichkeit dieses Geld zu bekommen, sondern ein tolles Hilfsangebot bei dem man allerdings auch Mitwirkungspflicht hat.

So und mit diesem Beitrag gebe ich mich dem Abschuss frei.

Sorry, aber ich habe mich einfach mal aufgeregt.

Viele Grüße
Scorpio

14.02.2012 12:43 • #9


M
Hallo Scorpio,

du hast es sehr ausführlich geschrieben, wie ich es auch meine.

Ich habe es bewußt nicht so ausführlich ausgeführt, da mir klar war, dass die Wogen hochschlagen werden.

14.02.2012 13:25 • #10


R
@Scorpio: Ich habe damals mich zur Selbstständigkeit entschieden da ich so am Effektivsten arbeiten konnte und das noch in einem Bereich der mir viel liegt. Ich konnte zu Hause arbeiten. Ich war damals hoch motiviert und es war mein Traum. Als dieser in die Brüche ging war ich am Boden zerstört und hatte schlimmere Depressionen als zuvor. Glaube mir, ich war nicht in der Lage zu arbeiten. Ich war von Amtswegen auch krank geschrieben.

Ich weiß nicht ob du das Gefühl das ich damals hatte nachvollziehen kannst. Warst du jemals auf Hartz 4? Hattest du jemals einen Traum aufgeben müssen? Ein Traum, der durch die Finanzkrise zerstört wurde? Weißt du wie man sich da fühlt? Ich denke es ist menschlich dem Gegenüber eine Trotzeinstellung zu entwickeln. Ich sage ja auch nicht das die Einstellung richtig war. Aber damals fühlte ich nun mal so. Ich suche hier deswegen nach ähnlichen Erfahrungen, weil ich wieder arbeiten möchte. Sonst hätte ich das Thema nicht angeschnitten.

Bei Nogua denke ich das das Leben nicht immer nach Plan verläuft. Vor allem wenn man schon in jungen Jahren mit Ängsten und Depressionen zu kämpfen hatte. Wäre das bei mir nicht so gewesen hätte ich auch einen anderen Weg eingeschlagen. Wie verlief dein Weg Scorpio?

@mag Wie verlief dein Weg mag? Warum bekommst du EU-Rente mag?

14.02.2012 14:51 • #11


Nogua
Ja, ich denke tatsächlich, dass ich ein Recht habe auf Unterstützung vom Staat. Ich habe drei Kinder unter anderem auch für diesen Staat großgezogen. Sie werden Steuern zahlen bzw tun das schon. Außerdem haben meine Eltern auch wahnsinnig viel Geld abgeben müssen und ich finde es immer noch besser, wenn ich durch dieses geld unterstützt werde als das davon Waffen gekauft werden oder Atommülltransporte durch großen teuren polizeieinsatz gesponsert werden. So, das von meiner Seite. Und warum ich es unter meinen Lebensbedingungen nicht geschafft habe eine Ausbildung zu machen möchte ich hier nicht diskutieren.

14.02.2012 16:13 • #12


M
Hallo Rip Enke,

@mag Wie verlief dein Weg mag? Warum bekommst du EU-Rente mag?

Du solltest aber mal über deine Einstellung
Zitat:
Schließlich ists ja für die ein Vorteil, wenn ich immerhin nicht ganz von der Stütze lebe.
nachdenken und nicht nachfragen, wie war dein Weg. Dieser Satz ist eine Unverschämtheit.

14.02.2012 16:49 • #13


R
Den Satz finde ich ganz legitim. Es ist ein Vorteil für das Amt und für die Gesellschaft wenn ich arbeite und nicht von der Stütze lebe. Ich glaube du interpretierst in diesem Satz zuviel hinein.

Warum findest du es eine Unverschämtheit das ich nach deiner Geschichte frage und wie du zur EU-Rente gekommen bist? Ich interessiere mich dafür wie es anderen auf ihrem Lebensweg ergangen ist und finde wenn du einen Kommentar zur meiner Situation stellst, habe ich auch das Recht nach deinem Lebensweg zu fragen. Wenn ich damit einen wunden Punkt angesprochen habe tut es mir Leid.

14.02.2012 18:37 • #14


A


Hallo RipEnke,

x 4#15


Pyxidis
Hallo RipEnke,

Zitat:
Ich suche hier deswegen nach ähnlichen Erfahrungen, weil ich wieder arbeiten möchte. Sonst hätte ich das Thema nicht angeschnitten.


das finde ich gut! Und wenn Du wieder arbeiten willst, dann sollten wir uns hier in diesem Thread jetzt darauf konzentrieren, wie wir Dir helfen können, damit Du den Wiedereinstieg ins Berufsleben schaffst.

Was genau ist Dein Problem dabei? Könntest Du es noch mal präzisieren?

An der Motivation liegt es demnach nicht, denn Du schreibst ja, daß Du wieder arbeiten möchtest.

Also was genau ist Dein Problem dabei?

Viele Grüße
Scorpio

14.02.2012 18:53 • #15

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