RipEnke
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Danach war mir die Lust auf Arbeit gründlich vergangen. Vor allem da die Arbeit mich nicht so richtig ausfüllen konnte. Ich habe Bürokaufmann gelernt. 2006 habe ich mich mit 2 Freunden selbstständig gemacht in einem Bereich der mir viel gibt. Ich habe mir über die Jahre Programmieren und Webdesign angeeignet. Das Projekt musste allerdings zuerst mit Geldgebern gestemmt werden. Andererseits hätten wir einen Kredit in mind. 6-stelliger Höhe aufnehmen müssen und das hätte uns niemand gewährt, da wir keine Sicherheiten hatten. Wir hatten schon jemand an der Hand, der uns helfen wollte und auch schon Geldgeber gefunden hat. Aber plötzlich und aus heiterem Himmel hieß es das der Geldgeber abgesprungen ist und er wegen der Finanzkrise nichts mehr für uns tun kann. Wir haben noch weiter gekämpft und auch jemand anderes gefunden der Geldgeber für Onlinespiele sucht. Aber auch der hat nichts mehr für uns tun können. Noch lange haben wir die Seite aufrechterhalten. Aber letztlich hat uns allen der Mut verloren und jeder hat andere Wege bestritten. Wir waren auch nicht die Typen, die sich in Messehallen stellen und Ihr Projekt lauthals verkünden und wir hatten auch niemand der diesen Part übernehmen konnte. Wir haben sehr viele Hürden gemeistert. Aber sind bei der größten Hürde gescheitert.
Da ich mich so sehr auf das Projekt fixiert hatte, habe ich eine Art Trotz gegenüber dem Finanzsystem und dem Staat entwickelt. Ich habe der Finanzkrise die komplette Schuld gegeben und überhaupt keine Lust mehr gehabt zu arbeiten. Letztendlich konnte ich mir aber auch nicht vorstellen 8 Std. in einem Betrieb zu arbeiten. Als Selbstständiger konnte ich meine Zeit frei einteilen und bei Fehlern konnten mich keine schrägen Chefs anmachen. Ich konnte, weil von zuhause aus, viel entspannter und produktiver arbeiten.
Nun bin ich schon fast 4 Jahren zuhause. Ich hatte schon das Gefühl gehabt das es mir gut tun würde wenn ich wieder 4 Std. arbeiten würde. Aber da ich damit nicht den Hartz-4-Satz erreichen konnte und deswegen weiter drauf angewiesen war hatte ich Angst gehabt wenn ich 4 Std. arbeite das Amt meint, ich könnte dann ja auch 8 Std. arbeiten. Weil Sie mich ja am liebsten ganz aus der Stütze haben wollen. Aus dem Grund hab ich's immer weiter schleifen lassen und nichts getan. Ich hatte das Gefühl nicht mit dem Amt darüber verhandeln zu können. Inzwischen denke ich das es eher Möglich ist. Schließlich ists ja für die ein Vorteil, wenn ich immerhin nicht ganz von der Stütze lebe.
Zudem finde ich es erschreckend, wie sich die Lage am Arbeitsmarkt zur Zeit entwickelt. Es wird zwar immer gesagt das wieder mehr Arbeitsplätze vorhanden sind. Aber verschwiegen das es sich hierbei meist um Leiharbeit auf Zeit handelt, bei denen man schlechter bezahlt wird als ein Festangestellter und zudem noch weniger Sicherheiten hat. Solche Meldungen motivieren nicht gerade.
Was ich nach dem ganzen Text fragen wollte. Kennt jemand das von euch auch? Das ihm der Mut verlassen hat und jahrelang nichts getan hat? Es aber evtl. trotzdem wieder oder überhaupt geschafft hat im Arbeitsleben Fuß zu fassen? Wie habt ihr euch motiviert? Was war euer Antrieb?