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Wirkung auf Vorgesetzte und Kolleginnen / Kollegen

L
Hallo zusammen,
mein Dilemma (im Berufsalltag) holt mich mal wieder ein.

Seit 9 Jahren bin ich bei meiner jetzigen Firma tätig. Innerhalb der Firma habe ich 3 Mal die Abteilung gewechselt.

Kurz vor dem ersten Wechsel (vor 6 Jahren) hatte ich den letzten großen Panikanfall. Der Grund war, dass mein Attest von der damaligen Abteilungsleiterin ignoriert wurde und ich fast täglich die Filialen wechseln musste, auch die Arbeitszeiten waren täglich anders, was mit der Zeit bei mir dazu führt, dass ich nicht mehr ausreichend zur Ruhe komme und eben irgendwann die Paniksymptome auftreten. Gegensteuern war nicht mehr möglich.

Wie gesagt, glücklicherweise konnte ich intern wechseln und es folgten gute Jahre. Ich konnte mein Arbeitspensum meistens so gestalten, wie es für mich gut aushaltbar (kein Zeitdruck) war. Besonders die Arbeitszeit (keine Schicht) war perfekt für mich, da ich einfach nach Feierabend lange Zeit zum Abschalten brauche. Überstunden kamen zwar vor, jedoch in einem Rahmen, den ich noch gut ausgleichen konnte. Was auch super passte war, dass ich quasi Einzelkämpferin war, viel Verantwortung und viel zu tun hatte, aber eben selten unter Zeitdruck. Will sagen, ich war/bin zwar an einem Arbeitsplatz, der intern nicht besonders beliebt ist, doch für mich und meine Symptome/Störung eben nahezu perfekt.

Vor einiger Zeit also kam aufgrund einer Umstrukturierung der dritte interne Wechsel . Ich kann jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, doch soviel: die Räumlichkeit in der ich nun bin, ist laut und unruhig, trubelig. Dadurch muss ich oft meine Arbeit unterbrechen, was stresst und meine Konzentration erheblich stört. Die Tür geht ständig auf. Es sind einige Aufgaben dazu gekommen, die nun noch mehr Überstunden erfordern, bzw. immer wieder kommen leise oder laute Anfragen, ich könnte an Tagen, an denen Spätnachmittags oder Abends gewisse Meetings oder Veranstaltungen sind, doch eigentlich auch später anfangen. Genau mein Problem. Unregelmäßige Arbeitszeiten.

Mein Dilemma ist nun- wie so oft- man sieht und merkt mir nicht an, was mein Problem ist. Logisch, die letzten Jahre ging es mir gut und ich war nie deswegen krank geschrieben. Ich sehe nicht krank aus, habe (hatte) Spaß bei der Arbeit- eben solange die Rahmenbedingungen gestimmt haben. Jetzt leuchtet hier und da mal ein rotes Alarm-Licht in meinem Inneren auf, wofür ich dankbar bin, doch ich kann es nicht glaubhaft rüberbringen.

Mir kommt es so vor, als ob beim Gegenüber ankommt, ich hätte keine Lust, am Spätnachmittag oder Abend zu arbeiten, andere könnten es doch auch. Im Privatleben habe ich keine Probleme, meine Anliegen deutlich rüberzubringen.

Gibt es irgendwelche Tricks, wie ich besser rüberbringe, was ich sagen will? Oder soll ich wieder den Weg gehen, einen Facharzt aufzusuchen, der mir ggf. ein Attest ausstellt (wenn das überhaupt so einfach ist?) bzw. kann dies der Hausarzt tun? Oder machen tatsächlich nur häufige Krankschreibungen deutlich, was los ist? Das kann es doch nicht sein, oder?

12.10.2019 16:25 • #1


Alexandra2
Hallo Leni,
Ich fände wichtig, erstmal für mich zu formulieren, wie meine idealen Arbeitsbedingungen mit etwas Spielraum wären. Also, wieviel Lärm, Störungen, Irritationen durch zB wechselnde Arbeitszeiten vertrage ich problemlos. Dann wird deutlich, welche Stellschrauben es überhaupt gibt.
Es wäre evtl sinnvoll, sich eine Behinderung bescheinigen zu lassen und auf diese Weise das Arbeitskontingent zu begrenzen.
Ein Gespräch mit einer Vorgesetzten über Reduktion der Belastung, nun weißt Du ja, wie groß Dein Spielraum ist, mit schriftlicher Vereinbarung am Ende des Gesprächs, wäre mE der zweite Schritt.
Wären noch die Kollegen, die begrenzt Informationen brauchen, wie zB.
Ich bin nicht ganz gesund und das verschlechtert sich, wenn.
Ich bin schnell überfordert, wenn es laut, durcheinander, mit Unterbrechungen zugeht.
Diese Informationen würde ich nicht zur Diskussion stellen, wenn mit ja aber reagiert wird. Nicht rechtfertigen, sondern Deine Sätze wiederholen, notfalls gebetsmühlenartig, immer wieder.
Es ist ein Spagat, zwischen eigener Würde und Möglichkeiten bei sich selbst und das Werben um Verständnis bei anderen. Und müsstest, Du Dich entscheiden, entscheide Dich bitte immer für Dich.
Liebe Grüße Alexandra

12.10.2019 22:44 • x 6 #2


A


Hallo Leni66,

Wirkung auf Vorgesetzte und Kolleginnen / Kollegen

x 3#3


Hoffnung21
Hallo Leni
Ich finde die Vorschläge von @Alexandra2 genau richtig. Als mögliche Zwischenlösung würde ich noch Musikerohrstöpsel während der Arbeit vorschlagen, sie dämpfen laute Geräusche und du kannst dich trotzdem unterhalten. Sie blenden die Umgebungsgeräusche aus. Damit war es MIR wieder möglich, in Lokale zu gehen, was vorher unmöglich war. Gibt es im Internet für 20-30Euro.
Zu den unregelmäßigen Arbeitszeiten vielleicht noch die Idee, tu dir was Gutes auf das du dich freuen kannst. Das kann gemütliches Ausschlafen sein, Zeitung lesen, ein Spaziergang oder Joggen, das Aufräumen der Wohnung, was auch immer für dich schön ist. Du könntest es auch als Ritual sehen, an Tagen wo nicht die gewohnte Routine ist kannst du dir eine neue Routine schaffen. Vielleicht ist das eine Möglichkeit, diese Tage nicht zu fürchten, sondern sogar, sich darauf zu freuen.

LG Eis

13.10.2019 07:26 • x 3 #3


Alexandra2
Die Ideen von @ Eis finde ich auch gut. Es ist schon wichtig, sich selbst für die Arbeit zu präparieren. Das habe ich auch gemacht, oft versucht. Z.B. mir meine Pause zu planen, nicht wie es für die Arbeit gut wäre, sondern für mich. Spätestens nach 4 Stunden, nicht nur wegen dem Arbeitsschutzgesetz. Oder einen ruhigen Ort für meine Pause zu finden und sie nicht zu unterbrechen, weil sie dann keine mehr ist. Es war ein Suchprozess, bis alles halbwegs gut für mich war
Ich wollte noch sagen, daß ich diese Ohrstöpsel direkt beim Hörgeräteakustiker (z.B. Kind) gekauft habe, dort gab es sie in 2 Größen. Im Internet hätte ich bestimmt die falschen bestellt
Liebe Grüße Alexandra

13.10.2019 08:17 • x 1 #4


L
Hallo zusammen,

vielen Dank für die schnellen Antworten. Da sind einige gute Tipps dabei @eis- das mit den Ohrstöpseln werde ich in Erwägung ziehen. Bei der Gelegenheit kommt mir die Idee, ein Headset aufzusetzen, vielleicht werde ich dann auch weniger angesprochen, wenn wieder Bahnhofshallenstimmung im Raum herrscht.

@alexandra, das ist ein guter Punkt, nicht in den Rechtfertigungsmodus zu verfallen. Die Vorgesetzten wissen Bescheid,doch es sieht (mal wieder) so aus, als wird es nicht verstanden bzw. nicht ernst genommen. Der Witz ist, dass ich beruflich zu Höchstformen auflaufe, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Innerhalb der Arbeitszeit schaffe ich sehr viel weg, mehr noch, als Kolleginnen und Kollegen, die nicht meine gesundheitlichen Probleme haben. Deshalb wird mir vermutlich nicht richtig geglaubt und wenn ich versuche, zu erklären, fühlt es sich schnell wie Rechtfertigung an.

Ich fange z.B. sehr früh an (kurz nach 6 Uhr), weil ich in den ersten 1,5 Stunden die besonders komplizierten Aufgaben mache, so gut wie nicht gestört werde und den Tag plane. Das geht nämlich am Nachmittag nicht mehr, weil dann die anderen erst so richtig munter zu Höchstformen auflaufen. Diese 1,5 Stunden sind quasi mein Arbeitstag-Highlight.

Nun merke ich sehr wohl, dass mir unterschwellig immer wieder nahegelegt wird, ich soll doch einfach später anfangen, dann könnte ich nachmittags länger bleiben (ich mache selten vor 16 Uhr Feierabend, nebenbei bemerkt). Das sagen natürlich die Vorgesetzten oder Kolleginnen und Kollegen deshalb, weil sie selbst gerne spät kommen und so bis zum späten Nachmittag auf mich zugreifen könnten. Deren Standpunkt und Motiv ist leicht nachzuvollziehen und ich merke leider, dass sie rein gar nichts verstanden haben und nur ihren vermeintlich eigenen Vorteil durchziehen wollen.

Ich weiß nie, ob es vernünftig ist, den Vorgesetzten zu sagen, wenn ich dieses und jenes tun muss, kann es sein, dass ich ausfalle. Es hört und fühlt sich sich wie eine Drohung an, sich krankschreiben zu lassen, wenn ich meinen Willen nicht bekomme.

13.10.2019 10:18 • x 2 #5


Hoffnung21
Zitat von Leni66:
wenn ich dieses und jenes tun muss, kann es sein, dass ich ausfalle. Es hört und fühlt sich sich wie eine Drohung an, sich krankschreiben zu lassen, wenn ich meinen Willen nicht bekomme.


Du könntest stattdessen sagen, dass du alles tun möchtest, was in deiner Macht steht, um nicht auszufallen, dass es aber leider auch Dinge gibt, die du im Moment nicht beeinflussen kannst. Wenn du dann den Vorgetzten um Unterstützung bittest, dann klingt es nicht nach Erpressung.

Zitat von Leni66:
Innerhalb der Arbeitszeit schaffe ich sehr viel weg

Zitat von Leni66:
Diese 1,5 Stunden sind quasi mein Arbeitstag-Highlight.


Dann arbeite halt nicht 120%, sondern 100% an den Tagen, an denen du später anfangen musst, weil deine Anwesenheit am Nachmittag unbedingt notwendig ist. Oder arbeite konstant einen Tag pro Woche später mit einem privaten highlight nur für dich. Dann nimmst du deinen Kollegen den Wind aus den Segeln und arbeitest dennoch die meiste Zeit in deinem gewohnten Rhythmus.

VG Eis

13.10.2019 21:35 • x 2 #6


mrsrobot
Das sind gute Tipps. Versuche es mal so, vieles was Du beschrieben hast, findest Du ja an fast jedem Arbeitsplatz. Das hat bei mir zur Überlegung geführt, mich selbstständig zu machen. Die Arbeitgeber nehmen nicht unbedingt Rücksicht auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer.

14.10.2019 12:39 • #7


L
@eis,

das ist gut, mit der Formulierung, dass es nicht nach Drohung oder Erpressung klingt. Ich werde es testen.

Die Sache mit der Arbeitszeit ist halt so, dass ich in gut 1,5 Jahren sowieso 4 Tage die Woche Überstunden mache. Das ist nicht immer einfach und ich habe - bis jetzt- gewisse Strategien, wie ich es einigermaßen schaffe. Abstriche mache ich dafür im Privat-Leben.

Ich bin noch mit zusätzlichen Aufgaben usw. sehr entgegen gekommen, Dinge, die sonst keiner machen wollte, wurden mir übertragen und ich dachte anfangs immer: ok, ich schlucke die Kröten, dafür kann ich einigermaßen so arbeiten (wir haben Gleitzeit- eigentlich.) wie es für mich gesund ist. Leider hat das nicht funktioniert. Jetzt ist mein Magen voll vor lauter Kröten.

15.10.2019 18:10 • #8


L
Zitat von mrsrobot:
Das sind gute Tipps. Versuche es mal so, vieles was Du beschrieben hast, findest Du ja an fast jedem Arbeitsplatz. Das hat bei mir zur Überlegung geführt, mich selbstständig zu machen. Die Arbeitgeber nehmen nicht unbedingt Rücksicht auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer.


ja, das ist wohl so. Vereinbarkeit von Familie und Beruf usw. hört sich auch immer nett an.

Kommunikativ stoße ich halt bei manchen Personen stets an eine Grenze. Es dreht sich immer wieder im Kreis.

15.10.2019 18:14 • x 1 #9


mrsrobot
Für mich habe ich festgestellt, Arbeit ist ja auch nicht gleich Arbeit, so wenig wie Stress nicht immer schlecht ist. Allerdings, es ist ja nicht Dein Laden und vielleicht wäre es interessant zu wissen, was der Grund für die Überstunden ist.

15.10.2019 18:33 • #10


L
@mrs Robot,

die Gründe für Überstunden sind simpel. Da wir Gleitzeit haben, fangen eben manche später an, als ich. Die werden natürlich auch erst später aktiv und kommen dann am Nachmittag auf mich zu und möchten dieses oder jenes. Manche Termine dauern am Nachmittag länger und den Vorgesetzten bzw. ist es recht, wenn ich flexibel mal früh, mal spät bei der Arbeit bin oder gar manchmal bis in den Abend. Die Vor- und Nacharbeiten der Abend-Termine führen dazu, dass automatisch Überstunden anfallen, da manches nicht bis zum Folgetag liegen bleiben kann.

So war das nicht abgemacht und genau diese Unregelmäßigkeiten inkl. Überstunden haben vor Jahren zu meinem Zusammenbruch geführt. Und genau die Unregelmäßigkeit ist es auch, die fein und leise wieder Symptome in meinen Körper schleust. Deshalb wehre ich mich jetzt.

Z.B. haben wir einen Teilzeit-Mitarbeiter, der täglich seine 6 Stunden immer zur gleichen Zeit abarbeitet. Es wird akzeptiert, dass er aus einem bestimmten Grund (kann leider keine Details nennen) immer pünktlich geht. Es ist kein gesundheitlicher Grund. Er hat dasselbe Aufgabengebiet, wie ich. Sobald er gegangen ist, bin ich auch für seinen Part zuständig, falls etwas nicht bis zum Folgetag warten kann.

Es geht also und genau das möchte ich für mich auch.

.

19.10.2019 11:51 • #11


A


Hallo Leni66,

x 4#12


mrsrobot
Willst Du vielleicht nicht Teilzeit arbeiten?

28.10.2019 13:14 • #12

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