Danke erstmal, dass sich so viele von euch zu Wort melden.
@laluna74 Du hast Recht, Wut ist ein starkes Gefühl, das ist leichter auszuhalten. Und es motiviert mich tatsächlich etwas zu verändern. Ich möchte die Wut nicht wieder unterdrücken, ich würde gerne ein gesundes Ventil dafür finden. Denn schlimm wird es für mich, wenn ich Angst bekomme, Menschen zu verlieren, weil sie Opfer meiner Wut werden. Deswegen find ich boxen gar nicht verkehrt. Denn ich kann den Menschen, auf die ich wütend bin, das nur begrenzt sagen oder zeigen, auch wenn das vielleicht am befreiendsten wäre. Aber mein Vater ist mittlerweile tot und meine Mutter kämpft selbst mit Ängsten und ich weiß einfach, dass sie schwächer ist als ich. Ich kann nicht noch jemanden treten, der schon am Boden liegt, besonders nicht jemanden, der mir trotz allem wichtig ist. Aber die Wut hat mir geholfen, einer Freundin eine Grenze zu setzen, die im letzten Jahr meine Gutmütigkeit, wenn auch sicher nicht bewusst, ziemlich ausgenutzt hat. Und es fühlt sich wirklich gut an, nicht alles mit mir machen zu lassen.
@Mandinka Du hast Recht, Grenzen setzen ist eines meiner grundlegenden Probleme. Das ist schon länger Thema in meiner Therapie. Ich kann es grundsätzlich schon, ich bin nur immer sehr verunsichert, wann meine Grenzen okay sind. Ich hab oft das Gefühl, dass es nicht gerechtfertigt ist, dass mir diese oder jene, aus meiner Sicht, Kleinigkeit schon zu viel ist. Und es braucht noch oft andere Menschen, die mir sagen, dass es keine Kleinigkeiten sind und meine Reaktion gerechtfertigt ist. Ich selber halte durch, bis der Leidensdruck so groß ist, dass ich gar nicht mehr anders kann, als laut Stop zu sagen. Ich weiß noch nicht genau, wie ich an den Punkt komme, es für mich selber zu akzeptieren, dass ich Grenzen haben darf. Dass ich auch etwas wert bin, wenn ich mal nicht die Erwartungen von allen und von mir selbst erfülle. Ich hab in der Therapie schon rausgefunden, woher dieses Denken kommt, aber das hilft mir auch nicht richtig es zu ändern.
Dass nicht die anderen an meiner schlechten Abgrenzung schuld sind, ist mir eigentlich bewusst. Und eigentlich ist das ja gut, denn so kann ich auch etwas dagegen tun. Nur ist das ständig anstrengend und vielleicht ist es für mich dann leichter, mich als Opfer zu sehen. Weil ich sonst dazu neige, mir selber böse zu sein, weil ich versagt hab. Manchmal möchte ich gern die ganze Verantwortung mal abgeben, weil ich schon so lang mehr davon tragen muss als ich manchmal kann.
Ich finde es schön, dass du deinen Sohn so unterstützt, das hätte ich mir sehr gewünscht. Ich hoffe, er erkennt noch, dass auch wenn es einem schlecht geht, die Welt und die Menschen nicht schlecht sind. Denn eigentlich seh ich das so (von wirklich schlechten Momenten mal abgesehen). Das Leben hat so viele schöne Seiten und dafür lohnt sich ja auch der ständige Kampf, damit man diese Seiten genießen kann.
20.09.2019 09:45 •
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