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Zeit bis zum Termin beim Therapeuten

T
Hallo liebe Community,

in meiner jetzigen Situation bin ich auch dieses Forum gestoßen und erhoffe mir Erfahrungsberichte und (hoffentlich) etwas Beruhigung aus guten Gesprächen.

Zu meiner Situation:

Ich bin Lehrer in meinem 2. Dienstjahr. Ich liebe meinen Job und habe nie einen Gedanken daran gehabt, diesen Job nicht bis zu meinem Ruhestand fortzuführen. Den Gedanken habe ich auch immernoch nicht.
Bei uns gingen letzte Woche die Sommerferien los. Ich habe bereits etwas für das neue Schuljahr vorbereitet, um dann während dem Jahr nicht mehr so viel machen zu müssen.

Am Montag kam dann der psychische Schock, der NICHTS mit der Arbeit zu tun hatte: Ich habe Kratzer an meinem neuen Auto gefunden. Das hat mich vor einigen Wochen schonmal etwas aus der Bahn geworfen. Das habe ich aber als naja, über sowas ärgert man sich halt ein paar Tage abgetan. Dieses mal war es aber so schlimm, dass ich mich gezwungen gefühlt habe, immer wieder das Auto abzusuchen um etwas neues zu finden.
Ende der Geschichte: Montag und Dienstag habe ich fast nur geweint, ohne dass es spezielle Auslöser dafür gab. Mit den Tagen hat es sich aber immer weiter gebessert und jetzt sitze ich hier und schreibe meine Geschichte.

Ich kann ganz logisch erklären, warum es keinen Sinn macht sich darüber Gedanken zu machen (Kratzer kann man auspolieren, Windschutzscheiben über die Versicherung austausche etc.). Trotzdem hat mich das innerlich sehr stark aufgeregt, was ich so von mir nicht kannte. Ich habe mir also einen Termin beim Psychotherapeuten gemacht, der nun am Montag stattfindet.

Als ich den Termin hatte, habe ich mich schonmal stark beruhigt. Dann kamen aber neue Gedanken in meinen Kopf: Gibt es jetzt Probleme mit der Versicherung? Was ist, wenn ich nun krankgeschrieben werde? (zur Erklärung: Man muss als Beamter mindestens 5 Dienstjahre abgeleistet haben, um eine Mindestversorgung zu bekommen, wenn man innerhalb eines halben Jahres mehr als 3 Monate krank war und keine Besserung innerhalb der nächsten 6 Monate zu erwarten ist. Ansonsten kann man auch aus dem Beamtenverhältnis gekündigt werden)

Solche Gedanken bewegen mich (schon immer) dazu, lange zu recherchieren. Natürlich findet man immer nur Negativbeispiele im Internet, die die Gedanken auch immer weiter anstoßen.

Ich habe gemerkt, dass es mir sehr geholfen hat, mit meiner Frau und meiner Mutter darüber zu sprechen und auch das Schreiben hilft mir gerade sehr. Trotzdem habe ich nun noch das Wochenende vor mir, was mir etwas Kopfschmerzen macht. Kann das ganz eventuell ein Burnout sein?
Wie gesagt: Es kam plötzlich und der Auslöser waren dünne Kratze an einem Auto (an unserem anderen Auto stören sie mich übrigens nicht).
Ich habe nicht das Gefühl ausgebrannt zu sein. Ich bin nur gedanklich sehr erschöpft durch die letzten Tage. Natürlich bin ich mir etwas unsicher, wie ich vor einer Klasse stehen soll, wenn es mir so geht wie am letzten Montag oder Dienstag. Ich habe aber keine Angst vor der Arbeit oder den Schülern.

Diese Phasen, in denen ich mir über jeden Blödsinn Gedanken mache, habe ich auch schon mein ganzes Leben lang. Es hatte mich aber noch nie so aus der Bahn geworfen wie diese Woche.

Über Erfahrungsberichte und Meinungen wäre ich sehr dankbar.
Liebe Grüße

13.08.2021 10:43 • #1


Pilsum
Hallo Trinito,

willkommen hier im Forum,

über die Kratzer an Deinem Auto scheinst Du auf etwas persönliches in Deinen Gedanken
aufmerksam geworden zu sein. Und das scheint Dich heftig verunsichert zu haben.

Zitat von Trinitro:
Montag und Dienstag habe ich fast nur geweint, ohne dass es spezielle Auslöser dafür gab.


Natürlich gibt es einen Auslöser, wenn Du wie beschrieben, länger Zeit weinst.
Deshalb meine ich, ist es gut, wenn Du einen Termin bei einem Therapeuten gemacht hast.

Ansonsten stelle bitte nicht gleich alles in Frage und versuche ruhig zu bleiben.
Trenne Privates und Beruf. Du wirst Deinen Beruf schon weiter erfolgreich ausführen können.
Dir wünsche ich viel Kraft.
Es wird bestimmt alles gut werden.

13.08.2021 12:31 • x 2 #2


A


Hallo Trinitro,

Zeit bis zum Termin beim Therapeuten

x 3#3


Jedi
Zitat von Trinitro:
Ich habe Kratzer an meinem neuen Auto gefunden. Das hat mich vor einigen Wochen schonmal etwas aus der Bahn geworfen.

Villt. haben Dir die Kratzer etwas gespiegelt, was in Dir noch verborgen ist ?
Villt. gibt es auch Kratzer bei Dir selbst festzustellen ?
----------------
Zitat von Trinitro:
dass ich mich gezwungen gefühlt habe, immer wieder das Auto abzusuchen
um etwas neues zu finden.

Mal ein Impuls, Was versuchst Du in Dir selbst zu finden ?

13.08.2021 12:55 • x 2 #3


T
Natürlich gab es einen Auslöser für diese zwei schlimmen Tage, den habe ich dann aber nicht als Auslöser wahrgenommen.

Ich habe momentan regelrecht Angst, in das Auto einzusteigen, da ich weiß, ich mache mir über jeden kleinen Kratzer wieder so viele Gedanken.

Natürlich gab es in meinem Leben schon ein paar Situationen, die an mir gekratzt haben. Es ist aber das erste Mal, dass mich das wirklich so umhaut. Deshalb bin ich auch guter Hoffnung, dass mir eine Therapie zum jetzigen Zeitpunkt so gut helfen kann, dass ich damit mein Leben lang gut klarkomme.

Ich bin ja nicht mal sicher, ob es sich wirklich um eine Depression handelt oder um irgendwelche Ängste, die sich unterbewusst in mir aufgebaut haben (Existenzangst o.Ä.).

So etwas, wie diesen beiden schlimmen Tage, möchte ich einfach nicht nochmal erleben und möchte auch an mir selbst arbeiten, um stabil durch Leben gehen zu können.

13.08.2021 14:01 • x 1 #4


T
Wie überbrücke ich denn am Besten die Zeit, bis mein Termin am Montag stattfindet? Ich erwarte noch nicht allzu viel von dem ersten Termin, hoffe aber, dass mir meine Therapeutin auch ein paar Strategien mit an die Hand geben kann.

13.08.2021 15:32 • #5


Pilsum
Versuche möglichst Deine Situation erst einmal so zu akzeptieren, wie sie heute ist.

Dir wird nichts Schlimmes passieren. Habe keine Angst davor, dass Du Dich noch mal
schwach und ängstlich fühlen wirst.
Eine Situation, die sich vermutlich über Jahre langsam entwickelt hat, wirst Du nicht in 14 Tagen auflösen
und bereinigen können.
Warte erst einmal das Gespräch mit der Therapeutin ab.

Ein angenehmes und ruhiges Wochenende wünsche ich Dir.

Bernhard

13.08.2021 15:51 • x 1 #6


T
Vielen Dank für die lieben Worte. Es hilft mir sehr viel und ich bin froh, auf dieses Forum gestoßen zu sein.

Kann man denn vielleicht sagen, weil das das erste mal ist und sich relativ schnell schon von alleine beruhigt, dass die Heilungschancen gut stehen?

Ich sehe ja, wie es auch meine Frau belastet und auch mein 1,5jähriger Sohn bekommt es natürlich mit, obwohl ich versuche, es mir in seiner Gegenwart nicht anmerken zu lassen.
Es kommen natürlich die Gedanken auf, sich nicht mehr um seine Familie sorgen zu können usw., aber am schlimmsten ist für mich momentan, sie auch leiden zu sehen.

13.08.2021 15:55 • x 1 #7


Pilsum
Warum sprichst Du von Heilungschancen? Ich vermute, Du bist nicht krank.
Nur leider fühlt es sich schlimm an, wenn Du Deine Angstgefühle mal nicht zurückdrängen kannst.

Irgendetwas wird passiert sein, was Dich vorübergehend aus dem Gleichgewicht gebracht hat.
Ich bin jetzt weg.
Dir wünsche ich einen angenehmen Abend. Sorge Dich nicht zu viel.

13.08.2021 16:32 • x 1 #8


CCC
Der Autokratzer hat Dir gezeigt, dass unter Deiner Oberfläche etwas rumort, was dringend gelöst werden muss. Irgendwelche generellen Unsicherheiten und Ängste. Sieh es als guten Zeitpunkt - denn noch hast Du Ferien

Und Du wirst es verarbeiten können - denn a) hast Du es sofort in Angriff genommen, Dir Hilfe zu holen, b) hast Du Zeit, die Hilfe des Therapeuten zu verarbeiten und c) wird Dich Dein Job wahrscheinlich aufbauen.

Du hast das Auto neu, hast Du geschrieben. Hast Du eines gekauft, was Du ganz toll findest und viel Geld gekostet hat? Dann könnte schlichtweg nur das der Punkt sein.

Desweiteren bist Du noch nicht ganz so lange Familienvater. Das ist, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen, eine große Umstellung, neue Verantwortung, größere Belastung... das wird sicher da mit reinspielen.

Und wie zuvor schon gesagt wurde: sorge Dich nicht so viel. Sowas passiert jedem mal und es geht auch wieder weg.

13.08.2021 19:57 • x 1 #9


T
Zitat von CCC:
Der Autokratzer hat Dir gezeigt, dass unter Deiner Oberfläche etwas rumort, was dringend gelöst werden muss. Irgendwelche generellen Unsicherheiten ...


Der Zeitpunkt ist wirklich gut .

Das Auto haben wir aufgrund des Nachwuchses gekauft. Es hat auch einiges gekostet, wir haben aber absolut keine finanziellen Sorgen und naja... es ist halt ein Auto. Da kann man kratzer auch nicht verhindern (gerade bei Familienautos).
Das sage ich mir so auch immer wieder. Trotzdem ist es sehr schwer für mich.

Allerdings musste ich in meiner Kindheit schon immer wieder aufs Geld achten und meinen Eltern aushelfen. Ich denke auch trotzdem über jeden Cent zwei mal nach, den ich für mich ausgebe. Bei meiner Frau und meinem Sohn ist das anders. Denen kaufe ich auch mal was schönes ohne darüber nachzudenken.
Das ist auch einer der Punkte, die ich am Montag definitiv ansprechen werde.

Auch dir danke für deine Worte. Mir geht es durch euch wirklich schon viel besser.

13.08.2021 20:06 • #10


Jedi
Zitat von Trinitro:
Da kann man kratzer auch nicht verhindern

Ich denke, dass der Kratzer für etwas ganz anderes steht, was in Dir viel tiefer liegt.
Das kannst Du als ein Thema mit in die Therapie nehmen.
Dies ist ein Prozess u. wenn Du Dich diesem Prozess anvertraust, wird Dir irgnwann bestimmt klar,
wofür der Kratzer bei Dir steht.

13.08.2021 20:22 • x 1 #11


T
Zitat von Jedi:
Ich denke, dass der Kratzer für etwas ganz anderes steht, was in Dir viel tiefer liegt. Das kannst Du als ein Thema mit in die Therapie nehmen. Dies ...


Ja ich glaube auch. Es ist nur sehr schwer für mich, das momentan zu verstehen, weil ich das wie gesagt, nicht von mir kenne. Und dass so etwas an einem Gebrauchsgegenstand solche Emotionen auslösen kann, hätte ich vorher auch nicht gedacht

13.08.2021 20:25 • #12


Jedi
Zitat von Trinitro:
dass so etwas an einem Gebrauchsgegenstand solche Emotionen auslösen kann,

Der Gebrauchsgegenstand ist es nicht, sondern dieser Gebrauchsgegenstand ist wie ein Spiegel,
indem Du hineinschaust u. etwas in oder an Dir erkennen kannst.
So sind es nicht nur Menschen, die uns etwas in uns spiegeln !

13.08.2021 20:32 • #13


A


Hallo Trinitro,

x 4#14


T
Hallo,

Heute war ein guter Tag, mit (aus meiner Sicht) weiterer Besserung. Nachdem ich die letzten beiden Tage nur zu Hause war, weil mir alles sehr unsicher war, hatte ich heute einen schönen Nachmittag mit der Familie im Schwimmbad. Zur Sicherheit sind wir aber mit dem zweiten (lieben) Auto gefahren. An dem Auto mit den Kratzern bin ich stur vorbeigegangen.
Zum Glück ist meine Frau sehr verständnisvoll und eine starke Stütze für mich.

Vorher war der Tag, als ob mir was gewesen wäre.
Jetzt fühle ich mich aber wieder etwas unsicher. Nicht wirklich schlimm, aber doch innerlich noch sehr aufgewühlt. Auf der Heimfahrt kamen die Gedanken wieder. Baldriantee hat mir in den letzten Tagen gut geholfen. In einer Dachwohnung bei den Temperaturen denke ich so um 22 Uhr vielleicht nochmal daran.

Ich hoffe, morgen wird auch gut und dann ist ja endlich Montag mit meinem Termin

14.08.2021 17:09 • x 1 #14

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