Lost111
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dazu fehlte. Ich hatte viel und lange zu kämpfen, um überhaupt wieder irgendwie am
Leben teilhaben zu können. Das kennen sicherlich Viele hier auch. Es ist ein ewiger Kampf.
Nach über 7 Monaten im Krankenstand und dem baldigen Ablauf des Krankengeldes (78 Wochen
innerhalb von 3 Jahren) habe ich mich nach langer und reiflicher Überlegung dazu entschlossen,
mit einer Wiedereingliederung zurück in den Job zu starten.
Ich habe die ersten beiden Wochen hinter mir.
Natürlich wollte mich meine Vorgesetzte am 1. Tag gleich sprechen. Ich war auf der Hut.
Viel Rumdrucksen bei ihr und eine unfreundliche Mimik und Stimme von Anfang an sagten mir schon nichts Gutes.
Ihre Aussage: Ich wäre schon öfter längere Zeit krankheitsbedingt abwesend gewesen (was Fakt ist), das bedeutet
für die übrigen Mitarbeiter natürlich immer Mehrarbeit (ist mir auch klar, war mir aber egal und ist für mich unrelevant).
Sie schlug mir Hilfsangebote wie Coaching (?) und Therapie vor. Ich sagte ihr, dass ich in Therapie bin.
Mehr muss sie nicht wissen.
Und: Ich hätte ja nie ein BEM-Gespräch gewollt (das ist freiwillig!).
Der Hammer folgte sogleich:
Ich wäre die Angestellte, die am langsamsten ihre Akten bearbeiten würde! Mir fehlten echt die Worte.
Wie unverschämt ist das denn bitte?!
Und evtl. müsste ich auch zum Amtsarzt (wenn es sein muss, mache ich das natürlich). Und eine
Kündigung ist auch nicht ganz auszuschließen. !
Ich solle mir überlegen, ob ich in dem Job überhaupt noch arbeiten könne. Ich war wie gelähmt, ließ mir aber
nichts anmerken. Ich soll mir bis Ende Mai überlegen, wo bzw. wie ich meine weitere Perspektive sehe.
Unglaublich frech! Eindeutig: die wollen mich loswerden.
Ich solle erst mal die 2 Wochen rum bringen und schauen, wie ich mit der Arbeit klar komme.
Mut hat mir das nicht gemacht, ganz im Gegenteil. Zum Glück konnte ich nach den 2 Stunden gehen.
Ich hatte Kopfschmerzen, mir war schwindlig und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Wieder zuhause habe ich mich mit Medis abgeschossen. Ich wollte einfach nichts mehr sehen und hören.
So verlief mein 1. Arbeitstag.
Nun bearbeite ich halt die Akten, so schnell ich kann. Ich bin ziemlich unkonzentriert und ertappe
mich bei Fehlern. Deshalb arbeite ich auch langsam. Was ich nicht schaffe, schaffe ich halt nicht.
Ich bin nach diesen 2 Wochen schon wieder ziemlich am Ende. Ich merke, wie ich wieder abrutsche.
Aber noch will ich nicht aufgeben, koste es, was es wolle.
Andererseits würde ich am liebsten sofort alles hinschmeißen.
Und die Gedanken wandern erneut in eine bestimmte Richtung, die mir sicherlich nicht unbedingt gut tut.
Mein Fazit: ob das auf Dauer gutgehen wird, ist zweifelhaft. Aber so schnell gebe ich nicht auf!
Sogar mein Therapeut, dem ich gleich am 2. Arbeitstag eine Mail schickte, hat sich dazu geäußert:
Offensichtlich soll die Wiedereingliederung nicht dazu dienen, dass Sie wieder in den Arbeitsprozess zurückfinden.
Man will Sie stattdessen wohl eher loswerden. Dagegen kommt man nur sehr schlecht an. Die Verantwortlichen
in solchen Einrichtungen übernehmen nun mal keine Verantwortung für hilfebedürftige Mitarbeiter und gewähren
ihnen keine Unterstützung. Das finde ich sehr bedenklich. Sie sind ja auch nicht ohne Grund krank geworden.
Das wird Ihnen aber zum Vorwurf gemacht und Sie gelten als Störfaktor, den man beseitigen muss. Auf Gedeih und
Verderb werden Sie dem ganzen aber auf Dauer nicht standhalten können.
Ich gehe jeden Tag mit unguten Gefühlen los. Mir hat meine Arbeit mal Spaß gemacht, aber das ist lange her.
Es zählt nur Leistung. Die Menschlichkeit ist auf der Strecke geblieben. Aber das ist nicht erst seit heute so.
Und in dem Verein arbeite ich seit über 30 Jahren! Ich weiß, dass ich keine Anerkennung dafür bekomme,
das war nie so. Aber zählt keine Empathie mehr? Ist das nicht mehr wichtig?
Diese Woche hatte die Hexe Urlaub, so dass ich vor ihr meine Ruhe hatte. Aber nächste Woche steht noch
was an, das ich klären muss. Was das ist, möchte ich öffentlich nicht sagen. Und es wird mich alles an
Überwindung und Kraft kosten, damit zu meiner Vorgesetzten zu gehen.
Und ich weiß nicht, was ich machen werden, wenn das nicht klappt.
Ich bin einfach nicht kompatibel mit dieser Welt!
Entschuldigt den langen Text.
Und ein fettes Danke an alle, die bis hier angelangt sind!