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Agitierte Depressionen

C
Hallo, ich leide unter einer agitierten Depression. Meine Depressionen ist daher untypisch, denn ich habe Antrieb. Daher kann ich meinen Alltag gut regeln. Seid ca. 19 Jahren habe ich immer mal wieder mit dieser Krankheit zu tun. Es gibt auch Jahre, wo es mir sehr gut ging. Was mich sehr belastet ist mein ständiges Herzrasen. Mein Ruhepuls ist oft um 130 Schläge. Zudem Schweißausbrüche, Zittern, Übelkeit und Erbrechen. Meine Gedanken sind ruhig. Diese Wellen( so nenne ich es hier) dauern oft eine Woche. Danach ist es für einige Tage gut, bis die nächste Welle kommt. Wem geht es genauso?

30.08.2024 14:13 • x 2 #1


Lilly-18
Hallo Claudia, herzlich willkommen hier im Forum. Schön, dass du den Weg hierher gefunden hast.
Deine Form der Depression kannte ich bisher noch nicht, habe mich allerdings inzwischen schlau gemacht weil ich durchaus Parallelen zu mir selbst erkenne.
Ich dachte immer dass ich keine Depression habe, weil ich geradezu extremen Antrieb habe. Ich fühle mich getrieben und unruhig und kann schlecht länger ruhig sitzen. Meine Stimmung ist oft niedergeschlagen, so richtige Glücksgefühle kenne ich kaum. Wenn dann beim Sport, also wenn ich Rad fahre, schwimme oder im Studio trainiere.
Mein Schlaf ist allerdings extrem gut. Ich schlafe sofort ein, liege nie wach. Selbst wenn ich nachts raus muss schlafe ich sofort wieder ein. Oft denke ich dass das auch eine Art Erschöpfungsschlaf ist, weil ich so extrem aktiv bin.
Das mit den Wellen kenne ich auch. Manchmal spüre ich eine ganz intensive Niedergeschlagenheit, alles überfordert mich, ich weiß nicht was ich zuerst machen soll. Ich weiß aber, dass das vorüber geht. Oft dauert das ca. eine Woche, dann sortiere ich mich wieder und kann wieder normal alles bewältigen.
Klingt alles sehr ähnlich wie bei dir. Herzrasen kenne ich auch, aber messe nie meinen Puls. Vielleicht sollte ich das mal tun. Manchmal fühlt sich das wie eine Panikattacke an, andererseits kann ich mit dem Begriff nicht so viel anfangen.
Besonders leide ich an vielen Ängsten. Klaustrophobie ist am schlimmsten. Es gibt vieles, was ich vermeide, weil ich Angst davor habe.
Erkennst du dich wieder?
Wie geht dein Umfeld damit um? Erzähl mal etwas von dir. Nimmst du Medikamente? Hast du einen Therapeuten?

30.08.2024 16:01 • x 1 #2


A


Hallo ClaudiaP,

Agitierte Depressionen

x 3#3


C
Hallo Lilly, einige Dinge sind ähnlich. Ich habe keine Phobien. Habe auch keine bestimmte Angst. Eher ein Angstgefühl, weiß aber nicht wovor. Mein Mann ist sehr lieb zu mir und zeigt Verständnis. Unser Sohn leidet auch an Depressionen. Ich nehme 187,5 mg Venlafaxin. Therapien habe ich schon viele gemacht. Hat bei mir nicht geholfen, da es bei uns genetisch ist. War auch schon mehrfach in der Klinik. Bisher habe ich noch niemand kennengelernt, der diese Form der Depression hat. Vielen lieben Dank für deine Antwort. Ganz liebe Grüße Claudia

30.08.2024 19:16 • x 1 #3


Fritz
Hi ClaudiaP
Erstmal willkommen
Erfahrungen mit einer agierten Depression habe ich nicht.
Meine Depression wurde mir von meinem Vater vererbt.
Wenn ich in der Depression stecke, ist mein Antrieb schwach, Herzrasen habe ich auch nicht.
Ich denke, dass die Depression ein Symptom ist und die Auslöser können Minderwertigkeit, Schuldgefühle, Verletzungen in der Kindheit oder Ängste sein.
Was da für dich zutrifft, weis ich nicht.
Ich kann dir nur Trost spenden und hoffen, das du mit deiner Depression einigermaßen klar kommst.
Es ist halt einfacher geschrieben als getan.
Also mach es gut!

31.08.2024 07:23 • #4


Dys
@ClaudiaP Du nimmst Venlafaxin, dass unter anderem auch Antriebssteigernd wirkt. Dieser Effekt ist aber bisweilen kontraproduktiv, wenn ein vorhandener Antrieb nicht befriedigt werden kann. Es könnte zweckmäßig sein, diesbezüglich mit dem behandelnden Arzt über alternative Antidepressiva zu sprechen, die nicht der Wirkgruppe SSRI oder SNRI unterliegen. In einigen Kliniken, in denen ich war, wurde tendenziell ein Ansatz verfolgt, der mir persönlich schlüssig erscheint. Es wurde nicht so sehr (bei Patienten die körperlich soweit gesund und belastbar waren) darauf abgezielt, deren Puls bei Anspannung medikamentös herunter zu regeln, vor allem dann nicht, wenn Sie ja eigentlich grundlos in diesen Modus verfielen. Sondern der Körper wurde dem höheren Puls entsprechend „angepasst“. Da wurde auch mal jemandem nahegelegt, der plötzlich angespannt war und dessen Puls hochging, mal um den Block zu rennen, damit Puls und Belastung zueinander passen. Also das Körpergefühl auch mit der Realität zusammenpasst. Bei einigen Patienten hat das gut funktioniert. Der Ansatz morgens Upper schlucken um in die Gänge zu kommen und abends Downer um schlafen zu können, ist aber die weiter verbreitete Methode. Daher probiere ich persönlich lieber aus, was mir tatsächlich hilft und versteife mich nicht darauf, was möglicherweise helfen könnte und dann doch nicht hilft und ich nur feststelle, dass mich das enttäuscht oder frustriert.

31.08.2024 11:01 • x 1 #5


ZeroOne
Zitat von Dys:
Du nimmst Venlafaxin, dass unter anderem auch Antriebssteigernd wirkt. Dieser Effekt ist aber bisweilen kontraproduktiv


Das war auch mein erster Gedanke beim Lesen.

Zitat von Dys:
Da wurde auch mal jemandem nahegelegt, der plötzlich angespannt war und dessen Puls hochging, mal um den Block zu rennen, damit Puls und Belastung zueinander passen.


Interessanter Ansatz.
Aber ich würde mich dann als Sklave meiner Symptome fühlen.

Zitat von ClaudiaP:
Was mich sehr belastet ist mein ständiges Herzrasen. Mein Ruhepuls ist oft um 130 Schläge.


Vielleicht könnte eine gute Einstellung mit einem altmodischen Beta-Blocker helfen (selbst, wenn es wellenförmug verläuft)? Keine Psychopharmaka.

31.08.2024 12:32 • #6


mutmacher
Ja, das mit dem Beta-Blocker (ich nehme Bisoprolol) hilft mir bei ähnlichen Zuständen auch.
Kommt schon mal vor, dass ich mit starken Herzklopfen erwache und einen rasenden Puls habe. Oft nach einem bewegenden Traum- 1/2 h nach der Einnahme ist alles o.k. u. ich kann weiterschlafen.

31.08.2024 12:56 • #7


C
Danke für die guten Ratschläge. Venlafaxin ist bisher das einzigste Medikament, welches bei mir gewirkt hat. Jahrelang habe ich alle möglichen Medikamente probiert. Wenn ich dieses Medikament nicht nehme, habe ich wegen der Depression Angstzustände. Wie gesagt, weiß ich nicht wovor, diese Angst ist einfach da. Ich bin von Natur aus kein ängstlicher Mensch. Im Gegenteil, denn ich gehe alleine im Wald und habe auch keine Angst vor Spinnen usw. Eine Kardiologin meinte ich hätte den Reizleiter zum Herzen hin, wie unter Strom stehen. Das käme von den Depressionen. Betablocker wären für mich schlecht, da ich niedrigen Blutdruck habe. Deshalb sollte ich jetzt ein Medikament nehmen, welches nur den Puls senkt. Muss mal schauen, ob es wirkt.

31.08.2024 13:36 • #8


C
Außerdem ging ich jeden Tag joggen, um den Stress im Körper anzubauen. Zudem zweimal wöchentlich eine Stunde schwimmen und Crosstrainer. Trotzdem wurde es nicht viel besser. Vor vier Jahren musste ich wegen Arthrose im Knie mit dem Joggen aufhören.

31.08.2024 13:42 • #9


Dys
Zitat von ZeroOne:
Interessanter Ansatz.
Aber ich würde mich dann als Sklave meiner Symptome fühlen.

Das ist natürlich ein subjektiver Aspekt, den man ja durchaus auch so empfinden kann und darf. Aber ist man nicht ohnehin Sklave seiner Symptome, wenn dadurch das Leben tangiert oder sogar verhindert oder vermieden wird?
Zitat von ClaudiaP:
Zudem zweimal wöchentlich eine Stunde schwimmen und Crosstrainer

Trainieren ist auch nicht das Problem, ebenso wie nicht zu trainieren. Das ist nämlich genau nicht der Ansatz und der Gedanke dahinter. Es geht um die Akutsituation. Das Sport ein Ausgleich zu was auch immer sein kann, oder einfach nur Spaß macht, oder einem der Gedanke kommt, etwas für seinen Körper zu tun, ist eine ganz andere Geschichte.

Wenn der Körper aber Stesshormone ausschüttet und nichts anderes tut er bei akuter Angst, dann ist nunmal „Kampf“ oder „Flucht“ angesagt und durch kämpfen oder flüchten wird der Stress verarbeitet. Ist vereinfacht dargestellt, so wie einem Motor Vollgas geben, aber nicht loszufahren. Deshalb ist Training zwar gut um ausdauernd oder schneller laufen zu können falls es nötig ist. Nutzt aber nichts, wenn es nicht abgerufen wird, wenn es akut nötig ist.
Kurzum, wenn ich akut keine Angst habe, habe ich auch eher keinen Adrenalin Überschuss.

31.08.2024 15:29 • #10


A


Hallo ClaudiaP,

x 4#11


Dys
Zitat von ClaudiaP:
Wenn ich dieses Medikament nicht nehme, habe ich wegen der Depression Angstzustände

So ganz schlüssig ist das für mich nicht unbedingt. Es gibt Medikamente gegen Depression, die nicht antriebssteigernd wirken. Wenn also „wegen“ der Depression Angstzustände kommen, dann wäre ja die Depression zu behandeln und die Angstzustände würden damit einhergehend wohl auch verschwinden. Anders wenn die Behandlung der Angstzustände im Fokus liegt und auch ursächlich wären. Dann muss das Medikament natürlich gegen die Angst wirken. Aber auch da gibt es welche, die nicht aufputschen. Meist ist sogar das Gegenteil der Fall.

31.08.2024 15:36 • #11

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