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Es ist mein erstes Weihnachtsfest ohne meine Freundin und der Schmerz hierüber ist kaum auszuhalten.
Immerhin waren wir zwei Jahre zusammen und wenngleich es eine Fernbeziehung war, so haben wir uns doch im regelmäßigen Turnus gesehen und es war eine Partnerschaft von nie gekannter Intensität.
Vor etwa fünf Monaten hat sie sich von mir getrennt. Am Anfang war ich damit auch mehr als einverstanden, denn wir beide hatten sehr viel Streit. Ich habe in dieser Zeit der Trennung sehr, sehr viel gearbeitet.
Seit ich nun meinen Jahresurlaub am Stück nehme und der Workoholic mal auf Eis gelegt ist, merke ich wie schrecklich ich sie vermisse und wie sehr ich mich nach ihr sehne.
Das geht schon länger so. Es ist garantiert nicht die unbestimmte Suche nach Gefühl und das Unbehagen vor dem Alleinsein, denn ich hatte ein paar Dates in dieser Zeit, war aber stets allenfalls halbherzig bei der Sache. Es ist dieses Gefühl: Man blickt durch eine Frau wie durch Glas um voller Liebe in die Augen der ehemaligen Freundin zu sehen.
Vor anderthalb Monaten habe ich den Emailkontakt zu ihr wieder aufgenommen und ihr auch meine Liebe gestanden, weil ich immer mit offenen Karten spiele.
Ihre Reaktion war sehr eiskalt. Sie würde gerne mit mir noch offene Fragen klären aber ihr Herz habe sich mit ihrem Verstand arrangiert und sie sieht von vornherein keine Möglichkeit für einen neuen Versuch.
Glücklich sei sie nicht und sie verspüre auch großen Wehmut, wenn sie an uns zurückdenkt. Sie habe Gefühle für mich aber sie hätten sich gewandelt.
Nun biedere ich mich garantiert nicht hündisch an, sondern versuche eher erst einmal durch sporadisch Nachfragen Interesse an ihrem Leben zu bekunden, versuche ihr meine Hand hinzuhalten, wenn einmal Probleme in ihren Leben auftauchen ohne mich aufzudrängen.
Zufrieden bin ich mit der Situation keineswegs, denn ich liebe sie wirklich. Das ist mir mehr als klar geworden.
Die Vorgeschichte hat viele Facetten, darum straffe ich hier ein wenig bis hin zur Skizze.
Ein Segen bin ich dank meiner Psychologin, die meine major Depri behandelt, von der Schiene weg, dass ich mir für alles die Schuld gebe.
Ich muss zum Verständnis vorwegschicken, sie hat ADHS und ist von daher schon sehr impulsiv und explosiv. Lange habe ich mir gesagt, wenn ich ein echter Mann bin, dann muss ich mit diesen Wutanfällen, Beleidigungen und Unterstellungen klar kommen. Eine hochgradige Eifersucht ist auch ihr Problem. Wegen der Fernbeziehung hatte ich anfangs großes Verständnis dafür. Es ging bei der Eifersucht um Arbeitskolleginnen, um Online-Bekanntschaften um Frauen, die ich aus Ehrenämtern kenne usw. Selbst mit der Omi, für die ich immer den Sprudelkasten hole, habe ich schon zuviel Zeit verbracht, die ja eigentlich ihr zustehe.
War ich bei meinen Freunden, dann gab es Kontrollanrufe. War sie bei mir, dann hat sie meine SMS und Emails eingesehen während ich schlief.
Ich habe nie ein Verhältnis mit einer anderen Frau gehabt, weil ich wenn ich jemanden aufrichtig liebe, immer die Dauer anstrebe.
Mit Engelszungen habe ich versucht ihr die Verlustängste zu nehmen. Irgendwann wird man dabei auch selbst wütend und antwortet auf massive Beleidigungen auch mit Spott und schießt zurück, was sicherlich von mir nicht korrekt war. Das gebe ich zu.
Bei jedem Streit wurde sogleich von ihrer Seite aus die Beziehung beendet, um sie dann wieder mit mein Engel für ein paar Tage aufleben zu lassen.
Noch am Valentinstag bekam ich Blumen von ihr mit dem Schriftzug Für die Liebe meines Lebens. Eine Stunde später musste ich bei einem mir hitzig entgegen geworfenem Du krankes Miststück gehörst in die Psychiatrie wirklich um Sachlichkeit ringen.
Irgendwann habe ich dann ihre Emails zum Teil nicht mehr gelesen, weil es nicht schön ist, vor der Arbeit mit Wut konfrontiert zu werden.
Irgendwann musste ich eine Zeit lang ihre Festnetznummer in meinem Router sperren, weil ich all dieses Theater nicht mehr ertragen habe.
Sicherlich war das kein richtiger Weg meinerseits. Ich hätte hier in der Konfrontation mehr Stärke beweisen müssen aber es ging da nicht, weil ich erschöpft vom vielen Streiten war.
Ein Gespräch über die Ursachen für Beziehungsprobleme ist derzeit undenkbar, denn sie sieht sich mit ihrer massiven Wut nur als Reagierende und nicht als Agierende.
Nach wie vor bin ich völlig schwarz für sie, Entschuldigungen ihrerseits bleiben aus. Ich hätte in der Beziehung ja nie etwas für sie getan.
Man kennt das: In der Superlativen von nichts, immer usw. steckt immer Unwahrheit.
Sie war mein Lebensinhalt. Ich habe ausgiebig für sie gekocht, mir fast nur angehört, was sie gerade bedrückt, habe gebastelt und Gedichte und Liebesbriefe geschrieben. Da ich Gitarre spiele, habe ich auch ein Lied für sie geschrieben und mit Photoshop gearbeitet.
Doch all das ist weg wie ausradiert. Alles vergebene Liebesmüh.
Das habe ich noch nie zuvor erlebt und das macht mich sehr traurig und nagt heftig an mir.
Vielleicht hätte ich mich noch mutiger zu ihr bekennen sollen?
Vielleicht hätte ich einfach mehr Stärke beweisen müssen und ihre Beleidigungen ignorieren sollen, denn sie kann nichts für ihr Temperament.
Vielleicht hätte ich für diese Beziehung noch mehr tun können als ich eh schon getan habe. Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur eins: Sie fehlt mir sehr und ich möchte einen Neuanfang mit ihr wagen und bin auch garantiert veränderungswillig.
Meine Psychologin mag mich für einen Vollidioten halten aber ich liebe sie nun einmal mit der Hitze einer mittleren Kernfusion.
Was meint ihr zu dem ganzen?
Kennt hier jemand das Problem von Trennung und Feiertage?
Wie könnte ich weiter vorgehen ohne meine Selbstachtung zu verlieren.
Ganz liebe Grüße mit tröstender Hand für meine Mitleidenden. Nimm Euch mal alle in den Arm.