Liebe Picolina,
Depression ist nicht Depression.
Leichte Depressionen, können innerhalb von Wochen weg sein.
Mittelschwere dauern schon länger von Monaten bis Jahren.
Bei schweren Depressionen darf mit Jahren gerechnet werden.
Ein Therapeut sagte mal zu mir, wenn sie 10 Jahre eine Depression aufgebaut haben, dauert es etwa 5 Jahre um sie in den Griff zu bekommen. Er sprach da nicht von Heilung sondern einem lebenswerten Leben mit den Aspekten die dir wichtig sind für dein Leben. Denn jeder definiert sein lebenswertes Leben anders.
Ich selbst bin jetzt 2 Jahre in regelmäßiger Therapie undauch seit dem krank geschrieben.
Da ich eine Rezidivierende Depression habe ist es bei mir Wellenartig mit der Besserung. Genau kann ich es an den leicht aufgekratzten Phasen erkennen. Ich fühle mich dann sprichwörtlich als könnte ich wieder Bäumeausreißen. Dieses Gefühl verleitet mich dann auch dazu mich wieder zu überfordern.
Da ich meine Problememit der standartisierten Depressionstherapie habe, kommt es bei mir viel auf meine Mitarbeit und Neugier an.Der Wille sich mit der Erkrankung auseinander zu setzen und es einfch nicht hinzunehmen, dass mir gesagt wurde: Also ohne Medikamente bekommen sie das nie in den Griff., hat auch viel dazu begetragen, dass ich jetzt da bin wo ich bin. Ich möchte hier aber nochmal betonen das mein Weg ein individueller ist und es durchaus einen guten medikamentös begleiteten Weg gibt. Bei mir ist dieser nur eben nicht möglich, da ich extrem auf jede medikamentöse Veränderung in meinem Körper reagiere. Wenn ich zum Beispiel Schmerzmittel nehmen muss bin ich nur noch ein halber Mensch. Und meine Versuche mit Psychopharmaka haben bei mir dazu geführt das ich mich nur noch schlimmer gefühlt habe.
Als kleinen Tipp kann ich dir das Buch Mein Trainingsbuch Lebensfreude von Erich Kasten empfehlen. Gerade wenn es das erste Mal ist, dass du mit der Diagnose Depression konfrontiert bist.
Ich selbst nutze neben dem Wissenserwerb auch Mentaltraining, Körperübungen der Body2Brain-Methode, Achtsamkeitstraining, verschiedene Entspannungsmethoden, Tagespläne, Rücken-und Nackenschule, Spaziergänge und ein auf mich zugeschnittenes Sozialtraining.
Das Gefühl nicht genug für deine Genesung zu tun, gehört dazu aber esbringt nichts etwas über das Bein zu brechen in dem du dich übertherapierst. Meine Liste mit dem was ich tue scheint auf den ersten Blick lang aber ich mache nicht alles an einem Tag, sondern das teilt sich alles auf die gesamte Woche auf.
Gerade wenn du Probleme mit Veränderungen hast gehe ruhig bedacht und vorsichtig voran, denn nur so kannst du selbst merken ob dir das was du tust gut tut. Kleine Ziele, damit kleine aberkontinuierliche Erfolgserlebnisse sind tausendmal mehr wert als eine ständige Frustration, weil das Ziel zu weit oben gesteckt ist. Das heißt nicht das kein hohes Ziel gesteckt werden darf, aber wenn dann muss es bis dahin erfüllbare Zwischenziele geben. Und wenn du dich auf biegen und brechen in etwas reinquetschst wovon du denkst das es unbedingt für deine Genesung sein muss, es aber für dich und dein selbst einfach nicht passt kann es sogar zu einer Verschlimmerung der Symptomatik kommen.
In diesem Sinne wünsche ich dir Ruhe, Kraft und Mut auf deinem Weg.
LG
Rowi