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Allgemeine Fragen zu Depression / Erfahrungsaustausch

P
Hallo liebe Gleichgesinnte,

ich habe vor einigen Monaten das erste Mal die Diagnose Depression bekommen und bitte Euch, mal kurz zu beschreiben, wie bei Euch so der Verlauf war. Wie lange hat die Depression gedauert? Seid Ihr geheilt oder hat sich der Zustand gebessert, die Depression an sich ist aber geblieben?

Wann sollte ich erste richtige Besserungen feststellen?

Was habt Ihr selbst für eine Besserung getan?


Vielen Dank im Voraus für Eure Kommentare

Liebe Grüße

06.06.2019 10:16 • #1


PaulaBaumann
Hallo liebe Picolina,
ich will Dich ja nicht entmutigen, aber bei mir hat es auch Monate gedauert, mein Durchbruch kam in der Tagesklinik, da hatte ich das Gefühl eine Tür geht auf. Ich lerne immer noch, mich von Leuten fernhalten die mir nicht guttun, meine eigene Geschwindigkeit leben, nicht über meine Grenzen gehen usw.
Trotzdem gibt es noch negative Tage. Schreibt sich leicht ist aber nicht einfach jeden Tag aufs Neue seine innere Balance zu finden.
Liebe Grüße Paula

06.06.2019 11:03 • x 1 #2


A


Hallo Picolina,

Allgemeine Fragen zu Depression / Erfahrungsaustausch

x 3#3


Mitzumori84
Hallo Picolina Hallo Gleichgesinnte:)

Also ich leide an Depressionen seitdem ich denken kann. Seitdem ich Kinder habe ist es verstärkt aufgetreten.
Ich glaube fest daran dass man sowas auch wieder loswerden kann durch die eigene innere Einstellung zu sich selbst. die Annahme und die Selbstliebe zu sich und den Umständen wie sie sind.
Aber ich bin leider noch lange nicht auf dem Weg und verfalle immer wieder tief rein in das Gefühl, dort wird alles eng und ich tu mir schwer wieder rauszukommen oder positiv zu denken.

Was mir dann meistens hilft oder fast als einziges hilft ist der Sport. Joggen Spinning Gewichte stemmen einfach um den Gedanken kreis zu verlagern und um wieder körperlicher zu werden sich zu spüren und vom Kopf nach unten zu kommen.
Dann hilft mir noch Meditation. aber das ist je nach Typ anders.
Ich wünsche Dir dass Du deinen Weg findest und erfahrungsgemäß (ich bin auch in einer Gespräch Gruppe mit Gleichgesinnten das tut auch sehr gut) lernt man damit umzugehen oder findet einen Weg für sich.

Wie kam es zu deiner Diagnose wenn ich fragen darf?
Alles liebe für Dich

06.06.2019 11:08 • x 2 #3


P
Dass das ein sehr langer Weg wird, ist mir bewusst und entmutigt mich auch (bis jetzt) nicht. Ich habe mich darauf eingestellt. Allerdings zweifle ich hin und wieder daran, dass sich etwas zum Positiven wendet, aber das gehört ja leider zum Krankheitsbild.

Ich habe momentan das Gefühl, nicht genug zu tun, um die Krankheit zu besiegen, weiß aber auch nicht wirklich, wo ich anfangen soll. Ich habe ein großes Problem mit Veränderungen und ziemlichen Respekt vor Neuem. Das erschwert mir den Kampf irgendwie.

Trotzdem glaube ich, dass es mich noch nicht so schlimm erwischt hat, wie so manch anderen, und dass ich es schaffen kann, wieder so glücklich zu werden, wie noch vor einem Dreivierteljahr.

Die ganze Problematik begann letztes Jahr vor meinem Geburtstag. Ich habe plötzlich angefangen, darüber nachzudenken, dass ich langsam zu alt werde für das Leben, was ich lebe. Eigentlich finde ich diese Gedanken selbst albern, aber ich kann sie nicht abstellen.

Das wurde dann im Laufe der Zeit so schlimm, dass ich jederzeit hätte losheulen können. Damit bin ich dann zum Arzt gegangen. Bei der Psychotherapie würde dann die Diagnose gestellt.

Für Euch ebenfalls alles Liebe

06.06.2019 11:51 • #4


Rowi
Liebe Picolina,
Depression ist nicht Depression.
Leichte Depressionen, können innerhalb von Wochen weg sein.
Mittelschwere dauern schon länger von Monaten bis Jahren.
Bei schweren Depressionen darf mit Jahren gerechnet werden.
Ein Therapeut sagte mal zu mir, wenn sie 10 Jahre eine Depression aufgebaut haben, dauert es etwa 5 Jahre um sie in den Griff zu bekommen. Er sprach da nicht von Heilung sondern einem lebenswerten Leben mit den Aspekten die dir wichtig sind für dein Leben. Denn jeder definiert sein lebenswertes Leben anders.

Ich selbst bin jetzt 2 Jahre in regelmäßiger Therapie undauch seit dem krank geschrieben.
Da ich eine Rezidivierende Depression habe ist es bei mir Wellenartig mit der Besserung. Genau kann ich es an den leicht aufgekratzten Phasen erkennen. Ich fühle mich dann sprichwörtlich als könnte ich wieder Bäumeausreißen. Dieses Gefühl verleitet mich dann auch dazu mich wieder zu überfordern.

Da ich meine Problememit der standartisierten Depressionstherapie habe, kommt es bei mir viel auf meine Mitarbeit und Neugier an.Der Wille sich mit der Erkrankung auseinander zu setzen und es einfch nicht hinzunehmen, dass mir gesagt wurde: Also ohne Medikamente bekommen sie das nie in den Griff., hat auch viel dazu begetragen, dass ich jetzt da bin wo ich bin. Ich möchte hier aber nochmal betonen das mein Weg ein individueller ist und es durchaus einen guten medikamentös begleiteten Weg gibt. Bei mir ist dieser nur eben nicht möglich, da ich extrem auf jede medikamentöse Veränderung in meinem Körper reagiere. Wenn ich zum Beispiel Schmerzmittel nehmen muss bin ich nur noch ein halber Mensch. Und meine Versuche mit Psychopharmaka haben bei mir dazu geführt das ich mich nur noch schlimmer gefühlt habe.

Als kleinen Tipp kann ich dir das Buch Mein Trainingsbuch Lebensfreude von Erich Kasten empfehlen. Gerade wenn es das erste Mal ist, dass du mit der Diagnose Depression konfrontiert bist.

Ich selbst nutze neben dem Wissenserwerb auch Mentaltraining, Körperübungen der Body2Brain-Methode, Achtsamkeitstraining, verschiedene Entspannungsmethoden, Tagespläne, Rücken-und Nackenschule, Spaziergänge und ein auf mich zugeschnittenes Sozialtraining.

Das Gefühl nicht genug für deine Genesung zu tun, gehört dazu aber esbringt nichts etwas über das Bein zu brechen in dem du dich übertherapierst. Meine Liste mit dem was ich tue scheint auf den ersten Blick lang aber ich mache nicht alles an einem Tag, sondern das teilt sich alles auf die gesamte Woche auf.

Gerade wenn du Probleme mit Veränderungen hast gehe ruhig bedacht und vorsichtig voran, denn nur so kannst du selbst merken ob dir das was du tust gut tut. Kleine Ziele, damit kleine aberkontinuierliche Erfolgserlebnisse sind tausendmal mehr wert als eine ständige Frustration, weil das Ziel zu weit oben gesteckt ist. Das heißt nicht das kein hohes Ziel gesteckt werden darf, aber wenn dann muss es bis dahin erfüllbare Zwischenziele geben. Und wenn du dich auf biegen und brechen in etwas reinquetschst wovon du denkst das es unbedingt für deine Genesung sein muss, es aber für dich und dein selbst einfach nicht passt kann es sogar zu einer Verschlimmerung der Symptomatik kommen.

In diesem Sinne wünsche ich dir Ruhe, Kraft und Mut auf deinem Weg.
LG
Rowi

06.06.2019 12:04 • x 1 #5


P
Liebe Rowi,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Du hast mir viele Anregungen gegeben, ich werde mich mit deinen Vorschlägen befassen, mich darüber informieren und für mich abwägen, was sinnvoll ist.

Klar, dass keine Depression der anderen gleicht und jeder seinen Weg selbst finden muss, aber Tipps im Umgang sind dennoch hilfreich denke ich.

Bisher mache ich Sport, nehme Medikamte, mache eine Therapie und versuche mich, so gut es geht zu entspannen. Daneben lebe ich meinen Alltag weitestgehend weiter.

Ich hab schon einige Kleinigkeiten geändert, es fühlt sich aber nicht so an, als ob das reicht. Gleichzeitig habe ich riesigen Respekz vor weiteren Schritten und weiß noch nicht, wo ich ansetzen soll.

Ich habe im Moment nicht so richtig den Glauben, dass das alles in die richtige Richtung geht, habe aber auch keine konkrete Idee, wie ich es besser machen könnte.

Alle Ideen werden sofort mit einem großen Aber behaftet und sind damit ausgebremst. Dann ärgere ich mich über mich selbst, weil ich nicht voran komme.

Irgendwie ein blöder Teufelskreis, bei dem ich den Ausgang noch suche.

Schöne Grüße

06.06.2019 14:18 • #6


Rowi
Ich hatte auch nachdem es mit der Reha ganz gut begonnen hatte und ich in der Tagesklinik und einer Leistungserprobung echt herbe Rückschritte gemacht habe, meine Zweifel wie das alles hinhauen soll.
Während der Leistungserprobung war es sogar so schlimm, dass ich öfter zu meinem Therapeuten gehen musste obwohl dor eigentlich auch eine Psychologin zur Verfügung stand, hat da aber irgendwie nicht gepasst.

Ja das liebe ABER.Sich da mal hinzusetzen und sich mal intensiv damit zu befassen, was da die Angst,Zweifel ect. macht, dass das Hirn sofort sagt. ABER Momentchen mal, du willst da was verändern, wir haben das Jahrelang so gemacht ist doch viel schöner so wie es ist. Blöd nur das dieses ABER zum Teil ein Schutzmechanismus unseres Steinzeithirns ist.
Ich habe mich da auch nur langsam ran getraut. Und es ist wirklich spannend sich mal mit den Wechselwirkungen des Hirns der Psyche und des Körpers zu beschäftigen.

06.06.2019 14:28 • x 1 #7


P
Das kann ich sehr gut nachvollziehen.

Ja, ich arbeite auch an dem Sieg über mein Aber. Nur ist das wirklich ein großer Kampf.
mir fällt es schwer, zu unterscheiden, ob ich das was ich vorhabe nicht will, oder ob mir mein Gehirn sagen will, dass das nichts für mich ist. Es ist zur Zeit für mich schwer, abzuschätzen, was mein Charakter ist und was die Krankheit ist.


Liebe Grüße

06.06.2019 15:30 • #8


Rowi
Also bei mir zeichnet sich ganz langsam ab das wenn ich gerade, wenn ich einen Termin aus mache oder eine Aufgabe in Angriff nehme und sofort ein inneres Gefühl von Abwehr da ist, das ich dann nochmal genau nachdenke. Gebe ich gerade nur nach? Was bringt mit der Termin ect.? Wäre esmir an einem anderen Tag evtl. lieber (fühlt es sich besser an)? Lade ich mir gerade wieder zu viel in meinen Tag? Laufe ich efahr andere für mich momentan wichtige Sachen zu vernachlässigen?

Bei Kurzfristigen ABER-Dialogen die sich dann auch in Nackenspannung und Überlkeit ausbreiten, habe ich bis jetzt immer damit gearbeitet, dieses Gefühl teilweise zu verdrängen, weil was muss das muss und dann danach drüber nachzdenken ob es Sinnvoll war, das ichmich wieder so fertig gemacht habe.
Jetzt fange ich an die Nackenspannung oder Übelkeit genau zu betrachten in der Situation, wie genau fühlt es sich an und dann genau den gegenteiligen Impuls zu geben.

Bei dem aber das kannst du doch nicht machen was werden die anderen denken bin ich langsam in einer schei. auf die andeen, mir muss es gut gehen-Denkweise Umauch aus dem Kreislauf der Daueranpassung auszubrechen.

Das was dein Charakter, dein Ich, du selbst, will merkst du daran, dass du dich im Grunde gut fühlst, selbst wenn da noch Symptomatik mit dabei ist es fühlt sich irgendwie richtig an.
Bei dem was die Krankheit Profoziert habe ich gemerkt das die Symptomatik immer im Vordergrund beim denken steht.
Und wenn ich etwas nicht will dann haut die Symptomatik volle Kanne rein und bremst mega mäßig aus, da dann die Kurve zu kriegen und mit bewusst machen das es nicht allein die Krankheit ist weswegen es mir so schlecht geht ist dann das schwierigste. Und da lauert dannauch wieder ein ABER (aber ich kann doch gar nicht schauen warum es mir so mistig geht, weil mir geht es ja schon so schlecht), da auszubrechen ist schwierig und es braucht Zeit das zu lernen und umzusetzen.

Ich selbst habe aus Frust manchmal dagesessen und hätte am liebsten Irgendwo dagegen geschlagen. Eslohnt sich aberdran zu bleiben.Nicht aufzugeben, Mutig im eigenen Tempo weiter zu gehen und mir einen Menschen zu suchen, der schon einen Schritt weiter ist als ich. Weil der hat schon Erfahrung damit wie es funktionieren könnte.

LG
Rowi

07.06.2019 08:27 • x 1 #9


A


Hallo Picolina,

x 4#10


P
Vielen Dank, Rowi!

Damit hast du mich in gewisser Weise sehr motiviert und auch irgendwie erstmal beruhigt. Ich versuche jetzt, mich in dem Punkt irgendwie besser kennen zu lernen und mich selbst zu gewissen Sachen zu motivieren.
Eigentlich weiß ich schon vorher immer, dass ich die Dinge hinterher gar nicht mehr so schlimm finde und das Drama vorher total überflüssig war.

Es fällt mir trotzdem noch extrem schwer, mich da zu überwinden, jetzt werde ich daran aber arbeiten

Es ist immer wieder schön zu hören, dass ich mit dem Problem nicht alleine bin!

Vielen Dank und alles Gute für dich!

LG

07.06.2019 08:56 • #10

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