Hallü Leslie herzlich willkommen hier bei uns im Forum.
Deinen Beitrag habe ich heute schon mehrfach durchgelesen. Bin dann immer wieder in ein anderes Thema gesprungen oder habe den Schreibtisch verlassen. Mir fällt aber auf, dass ich immer wieder hierher zurückkehre dir doch etwas schreiben möchte.
Zitat von Leslie: Ich bin momentan arbeitsunfähig und auf der Suche nach einer Therapie
Das klingt nach einem guten Plan. Sich fachliche Hilfe zu holen ist ein guter und wichtiger Schritt.
Was für eine Art Therapie schwebt dir denn vor? Möchtest du dich ambulant mit einem Therapeuten austauschen oder suchst du eine Klinik?
Zitat von Leslie: Morgens geht es mir noch gut aber dann Mittags und Nachmittags fängt dieses Unwohlsein an. Auch ein leichtes Gefühl von Panik. Was komisch ist: Abends geht es mir so viel besser.
In diesem Satz finde ich mich total wieder. Ich glaube, wir sind in diesem Forum nicht die einzigen, die sich mit dieser Freizeit so fühlen. Ich war über 2 Jahre arbeitsunfähig. Mein Vormittag bestand auch nur daraus, kurz am Morgen zu funktionieren - meinen Sohn für die Kita fertig zu machen, ihn hinzubringen, Smalltalk zu führen und wieder nach Hause zu gehen. Und dann - tja, was war dann - dann hab ich´s vielleicht noch geschafft, den Einkauf zu erledigen oder die Wohnung aufzuräumen, zu putzen, aber dann .. habe ich mich schlecht gefühlt und ich war innerlich oft unruhig, mir war auch oft übel und ich konnte nicht abschalten - genau wie du - auch interessant, zu ähnlichen Zeiten wie du. Ich habe mir rückblickend dazu Gedanken gemacht und kann für mich bejahen, dass diese Angst, das Unwohlsein und die Panik darauf zu führen waren, dass alle anderen zu dieser Zeit produktiv sind, arbeiten, ihr eigenes Geld verdienen und ich aber nur zu Hause bin. Vielleicht ist das bei dir auch so?
Zitat von Leslie: dass zu tun was mir Ärzte gesagt haben. Einfach raus gehen und Aktivitäten nachgehen, Hobbys oder Freunde treffen. Aber das hilft mir nicht. Ganz im Gegenteil, ich ziehe meine Freunde noch zusätzlich runter. Egal wie sehr ich mich anstrenge, es funktioniert nicht.
Eher schade, dass einige Ärzte einfach nicht verstehen, was ein Erschöpfungszustand, ein Burnout oder eine Depression bedeutet. Sicher nicht, einfach rausgehen und Freunde treffen. Klingt ja wie Urlaub. Wenn es doch so einfach wäre.... ich bin voll bei dir, dass diese Dinge nicht gehen und du sie im Moment nicht kannst. Ich kenne das nur zu gut. Wichtig ist, dass du dir für dich Zeit nimmst. Wenn es nicht geht, Freunde zu treffen, dann mach es nicht. Wenn es nicht geht, rauszugehen, dann mach es nicht. Wenn es dir besser geht, den Tag auf dem Sofa zu verbringen, rumzudösen, nichts zu tun, nur aus dem Fenster zu sehen - dann mach es. Du hilfst dir selbst nicht, wenn du versuchst dich zu irgendwas aufzuraffen, was andere von dir wollen. Wichtig ist, auf dich selbst zu hören. Wichtig ist, herauszufinden, warum du arbeitsunfähig geworden bist, was dich überfordert hat, was dir das Leben im Moment so schwer macht. Da gilt es anzusetzen.
Zitat von Leslie: Ich dachte echt die Ratschläge würden mir helfen, aber das tun sie nicht.
Ich versuche einen festen Tagesablauf zu finden. aber das klappt einfach nicht.
Morgens kümmere ich mich um meine Haustiere, putze, räume auf. Dann frühstücke ich und schaue mir währenddessen ein paar Videos an.
So dann kommt der Punkt, an dem ich nicht mehr weiter weiß.
Ich wollte mich eigentlich schon für mein Abitur vorbereiten aber ich schaffe es einfach nicht mich aufzuraffen. Es ist wie als wäre man gelähmt.
Ich frage mich, wie andere es schaffen einfach zu leben.
Es gibt hier im Forum einen ganz wundervollen Thread, u.a. zum Thema Faulsein. Vielleicht magst du dich dort einlesen:
wem-ist-die-krankheit-dysthymie-bekannt-t29234.html?hilit=faulAus meiner Sicht ist faulsein für uns völlig in Ordnung - und doch nehmen wir es als völlig unnannehmbar wahr. Ein Fluch, nicht wahr? Gerade wenn du in einem tiefen Loch feststeckst, dann ist all das, was du oben beschreibst..
- Tagesablauf geht nicht, Ratschläge annehmen geht nicht, Freunde treffen geht nicht, rausgehen geht nicht, etwas tun geht nicht -- dann ist das alles oke so wie es ist.
Ich glaube es ist wichtig für dich zu verstehen, was gerade mit dir passiert, was in dir los ist.
Vielleicht schaffst du es irgendwann - das muss nicht heute, auch nicht morgen und auch nicht nächste Woche sein - das faulsein in Selbstfürsorge umzuwandeln. Das zu tun, was für dich gut ist. Und wenn es faulsein ist.
Liebe Grüße an dich,
Ziva*