Als Kind geprügelt worden und als Frau missbraucht

H
Hallo ihr Leidensgenossen .

Schön eine Seite zu finden wo man mal darüber schreiben kann, warum man heute der Mensch ist, der so oft an sich selbst verzweifelt. . Da ich darauf warte einen Therapieplatz zu bekommen tut es gut sich mal was von der Seele zu schreiben und noch besser finde ich sogar, dass ihr wisst wie es einem geht damit und das nicht nur aus Büchern kennt.

Also ich fang mal an. Ich hatte das Pech, als Tochter einer sehr jungen Mutter zur Welt zu kommen, die kein Mädchen wollte. Das wäre vieleicht nicht so schlimm gewesen, wenn ich nicht von Anfang an laut meiner Mutter schwierig gewesen wäre . Immer nur krank und ach so anstrengend, wenn ihr mich fragt, sie war einfach nur zu jung und unreif. Ich war oft bei Oma und Opa, die ich im übrigen eher als Bezugspersonen erlebt habe mein ganzes Leben lang- sie waren immer für mich da, egal was kam. Meine Eltern wollten lieber weggehen und so als mit mir was zu machen. Dann wurde ich 5 und bekam ein Brüderchen. Danach habe ich nur eins gelernt, du bist der einzigste auf den du zählen kannst. Meine Mutter schlug mich eigentlich täglich, anfangs noch ohne drifftige Gründe- die lieferte ich ihr erst wesentlich später. Alles was schief ging, meine Schuld. Mein Bruder weinte, ich bekam ein paar drauf. Ich bekam eigentlich nur noch eingeredet, du bist nichts, du kannst nichts, du bist sowieso schuld. Meine Mutter hat mich im Alter von 6 Jahren so gebrochen, das ich fest daran geglaubt habe, Jahrzentelang.

Ich kam in die Schule, fand keine Freunde und machte mich damit zum Aussenseiter sehr schnell zu lernen und rassend schnell lesen zu können. Aufsätze waren mein Spezialgebiet, klar da konnte ich mich in meine Phantasiewelt flüchten, wo alles schön und gut war. Mein Bruder hatte von klein auf gelernt er macht Mist und ich bekomm den Ärger dafür , das hat er logischerweise ausgenutzt. Noch heute erinnere ich mich zu genau an den Tag, als sie so ausrastete, das sie drei Kochlöffel auf mir zerschlug und ich lauthals lachte , total von Sinnen und abgehärtet, aber sie merkte es nicht.

Meine Eltern trennten sich irgendwann und ab diesem Tag war ich endgültig das Stiefkind daheim. Ihr neuer zog immerhin am selben Tag ein, wie mein Vater aus. Meine Pubertät war so schlimm. Ich hatte das Pech sehr früh sehr heftig entwickelt zu sein, mit 10 Jahren schon einen C Cup und stetig wachsend. Was habe ich mich geschämt, vorallem weil sie mir daraufhin einredete ich wöllte so ja nur die Kerlchen verführen .

Meine erste Periode führte zu heftigen Schlägen, sie war der Meinung ich hätte in die Hose gemacht-GROß!!!!!!!!!!!!! Sie wollte mir nicht zuhören, wie so oft. Irgendwann habe ich heimlich geraucht und B. getrunken, sie hats nicht erfahren, wer weiß was mir sonst geblüht hatte. Als ich 13 war äußerte sie sich ich wäre mit 53 Kilo bei einer Größe von 1,58m zu fett. Bis ich so abmagerte. Ich hatte bis dahin nur eins gelernt, egal wie, du machst es ihr nicht Recht. Mit fast 14 wollte ich nur noch raus. Als dann irgendwann aufflog das ich schwänzte eskalierte alles und 2 Wochen später zog ich aus.

Erst war ich froh aus ihrer Kontrolle und ständigen Kritik entflohen zu sein. Ich wohnte bei meinem Vater und der wollte vieles wieder gut machen, leider auf dem falschen Weg. Ich durfte machen und tun was ich wollte, lernte endlich Leute kennen, mit denen ich Freundschaft schloß. Leider waren es falsche Freunde, ich fiel im tiefen Fall und Rausch. Nahm Dro., war Magersüchtig und voll von Selbsthass. Fühlte mich von keinem wahrgenommen, rassierte mir den Schädel kahl, ritzte mir die Arme auf und niemand merkte es. Hätte ich damals nicht eine so große Angst vorm sterben gehabt, wer weiß ob ich heute noch wäre?

Mit 17 knallte es daheim richtig und ich durfte meine Sachen packen. Wohin? Zurück zur Mutter. Von grenzenloser Freiheit in ständige Kontrolle. Ich habe es gehasst und immer wieder rebeliert. Diesesmal keine Schläge, aber Diskusionen, die mich an den Rand meiner Selbst brachten. Keine Klinik konnte mir helfen, ich blockte alles, war nur noch ein Schatten und immer mehr ein Ja-Sager.

Dann lernte ich ihn kennen, meinen ersten Mann. Es war keine Liebe, bei keinem von uns beiden, nur ein Mittel zum Zweck . Schnellstmöglich zogen wir in eine Wohnung, bei meinem Auszug flog zeitgleich mit mir ein Kerzenständer aus der Tür raus, knapp an meinem Kopf vorbei. Körperlich und seelisch am Ende, aber frei, endlich frei, dachte ich damals. Wenige Monate später war ich schwanger, das rettete vieleicht mein Leben, zumindest lernte ich dadurch regelmäßig und gesund zu essen und das ganze Gift aus meinem Körper zu lassen. Kurz darauf heirateten wir und kaum zwei Monate zusammen mussten wir ausziehen, dank ihm hatten wir keine Wände mehr. War das peinlich, aber es war ja nur ein Ausrutscher . Nachdem ich entbunden hatte, rutschte noch viel mehr und immer öfter aus. Ich war wie gelähmt, konnte mich nhct wehren, nicht gehen, kannte es ja nicht anders .

Ich habe viel geschluckt und jeden Tag weitergemacht, da war ja noch mein Sohn. Ging arbeiten, er verprellte das Geld und bekam daheim nicht auf die Reihe, außer Ärger und Schulden zu machen. Kind zwei war unterwegs und diesesmal hielt ihn der Bauch nicht zurück, beinahe wäre das Baby gestorben, weil er einen Ausrutscher hatte. Das Baby wurde geboren und ich ging direkt wieder arbeiten, mit schlechtem Gewissen. Mittlerweile hielt der Große auch schon öfter seinen Kopf hin, weil er nicht aufräumte oder zu laut spielte oder einfach nur im Weg war. Nicht lange und ich hatte Burn- Out, keinen Antrieb mehr für nichts. Aber das erste mal im Leben realisierte jemand wie schlecht es mir ging. Ich hatte einen Superarzt, der mir nach und nach die Augen öffnete und mich stärkte zu gehen, meine Kinder zu holen und einfach zu gehen. Irgendwann wuchsen die Unterstellungen, du betrügst mich, du hast nen anderen. Ich zog mich immer mehr zurück, doch er fing an sich zu holen was er wollte, in allen Bereichen.

Mir klappten die Augen auf als ein Teller während eines Streits haarscharf am Kopf meines Sohnes vorbei ging und ich rief aus dem Fenster zu Hilfe. Die Polizei kam, doch leider musste ich ihn irgendwann wieder in die Wohnung lassen, gemeinsamer Mietvertrag. Ich kündigte bevor ich eine neue Wohnung hatte, hauptsache weg von ihm, regelte alles Behörden und so weiter, holte mir Hilfe beim Jugendamt. 2 Wochen vor meinem Auszug überrumpelte er mich, zwang mich zu so fürchterlichen Sachen, verletzte mich tiefer als alles andere zuvor. Ich zeigte ihn an, er kam noch nicht mal in U-Haft. Lief noch lange Zeit frei rum. Ich stand alleine da, keiner glaubte mir, ich zweifelte mehr als zuvor an mir selbst und zerbrach. Ein halbes Jahr später ging er soweit unseren Sohn mit einem Messer zu bedrohen, nur damit ich schön brav mache was er sagt. Ich dachte ich werde wahnsinnig, ich weiß nicht wie ich danach zu meinem Vater kam, der erneut mit mir zur Polizei fuhr. Und wieder keine U-Haft, er konnte mit seiner damals 13 jährigen Freundin sogar erfolgreich für ein Jahr untertauchen.

Von da ab habe ich nur funktioniert, für meine Kinder. Ich putzte um mich abzulenken, wusch meine Hände bis das rohe Fleisch zu sehen war. Nichts hat mich mehr belastet, weil ich nichts an mich rangelassen habe. Ich verliebte mich neu und das wurde mein Fels in der Brandung, meine Stütze, derjenige der mich und meine Kinder wieder zu Menschen machte. Es war schwer und wir trennten uns auch zeitweise, doch er war immer da.

Die Verhandlung gegen meinen Ex war die Hölle, ich hatte doch alles so gut verdrängt und plötzlich sind da diese schlimmen Erinnerungen. Er hat 6 Jahre und 10 Monate für diese Menschenverachtende Tat bekommen, doch was heißt das schon in Deutschland? Mit gute Führung und Therapie steht er irgendwann einfach so vor mir und dann? Diesesmal wehre ich mich, das weiß ich, ich habe mittlerweile genug wofür es sich zu kämpfen lohnt .

Mit meiner Mutter habe ich über einen Teil desen was sie getan hat geredet, leider nur ein kleiner, aber ich kam nicht näher an sie ran. Sie hat leider auch Sachen erlebt, die sie negativ geprägt haben, somit kann ich ihr irgendwo verzeihen.

Nur eins könnte ich nie tun, meine Kinder in eine solche Opferrolle erziehen, in die ich erzogen wurde. Ich bin stolz darauf sagen zu können, das diese drei Schätze gewaltfrei und geliebt aufwachsen, obwohl ich sowas nie selbst erlebt habe.

Jeder Tag an dem ich die Stärke habe mit erhobenen Kopf durchs Leben zu gehen ist ein guter Tag, die anderen Tage, mit denen lernt man umzugehen

13.11.2009 05:22 • #1


David Spritz
Liebe Harlekin!

Bitte nimm es mir nicht übel, was ich jetzt schreibe. Das klingt ja alles sehr tragisch! Du hast Dir ja offensichtlich schon viele Gedanken darum gemacht, warum Du so bist wie Du jetzt bist. Aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, wo man aufhören muss zu jammern und anfangen muss, etwas zu ändern. Und ich glaube, dieser Zeitpunkt ist bei Dir jetzt mehr als gekommen. Ich fühle zwar mit Dir, da ich selbst auch ein, sagen wir schwieriges Verhältnis mit meinen Eltern habe, aber ich kann Dich leider nicht bedauern, das tust Du ja schon selbst in ausreichendem Maß.

Ich darf Dir aber vielleicht aus dem Buch So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen von Rolf Merkle zitieren, das ich selbst gerade lese und allen sehr empfehlen kann. Ich kenne Dich zwar nicht, aber ich denke, das könnte gut passen.

Zitat von Rolf Merkle:
Anstatt unsere Eltern und Erzieher für ihre Fehler anzuklagen, sollten wir Kinder das Beste aus dem machen, was sie uns mitgegeben haben. Wir haben die Fähigkeit, den ewigen Kritiker in uns aus unserem Leben zu verbannen. Wir müssen unsere Einstellungen, die wir uns in der Kindheit angeeignet haben, nicht bis an unser Lebensende mit uns herumschleppen. Da wir nicht mit einer geringen Selbstachtung und Selbstzweifeln auf die Welt kamen, sondern lediglich gelernt haben, schlecht von uns zu denken, können wir auch lernen, umzudenken. Wir können noch einmal eine Erziehung durchlaufen, die wir dieses Mal selbst in die Hand nehmen. Wir können die Erziehungsfehler unserer Eltern wieder ausbügeln, indem wir dem Kritiker in uns den Kampf ansagen und ihn durch einen Freund ersetzen.

Wir haben die Fähigkeit, unser Leben zum Positiven zu wenden, wenn wir die Verantwortung für uns und unser Leben übernehmen. Was meine ich damit? Die Verantwortung zu übernehmen bedeutet, dass wir aufhören, unsere Eltern oder unsere Vergangenheit für unsere Probleme verantwortlich zu machen. Für uns selbst die Verantwortung zu übernehmen bedeutet aber auch, dass wir die negativen Selbstgespräche nicht fortführen, die wir uns angeeignet haben.

Wir haben die Fähigkeit, einmal erworbene negative Selbstgespräche wieder abzulegen und durch eher positive zu ersetzen. Um dies tun zu können, müssen wir jedoch den Wunsch oder die Forderung aufgeben, die Vergangenheit ändern zu wollen oder unsere Eltern und Erzieher bestrafen zu wollen. Wir müssen lernen, ihnen zu verzeihen - trotz allem, was sie uns vielleicht angetan haben oder immer noch antun.

Stellen Sie sich einmal vor, Ihre Mutter oder Ihr Vater käme zu Ihnen und würde sagen: Es tut mir Leid, dass ich so streng zu dir war. Ich sehe ein, dass ich dich zu hart angefasst habe und dir oft wehgetan habe. Verzeih' mir bitte. Ich wollte nur dein Bestes. Meinen Sie, diese Entschuldigung würde den Kritiker in Ihnen verstummen lassen? Nein. Ihre Eltern können den Kritiker in Ihnen nicht zum Schweigen bringen. Das können nur Sie. Der Kritiker in Ihnen wird so lange sein Unwesen treiben, wie Sie ihm das erlauben. Es gibt nur einen Menschen, der seinem unheilvollen Treiben ein Ende setzen kann - Sie selbst. Nur Sie haben die Macht und die Fähigkeit dazu.

13.11.2009 09:57 • #2


A


Hallo Harlekin82,

Als Kind geprügelt worden und als Frau missbraucht

x 3#3


HeKate
Liebe Harlekin,

auf mich wirkt Dein Beitrag ganz anders, ich habe beim Lesen nur gedacht, wow, was für eine starke Frau... und dass Du Deine 3 Kinder anders erziehst, als Deine Mutter Dich erzogen hast und so einen weiten Weg gegangen bist, um Dir ein Leben aufzubauen, verdient tiefen Respekt. Also lass den Kopf nicht hängen, Du hast schon sehr viel geschafft und durch eine Therapie kann es eigentlich nur noch besser werden.

Liebe Grüße
Goldauge

14.11.2009 20:53 • #3


Pyxidis
Hallo David,

Zitat:
Um dies tun zu können, müssen wir jedoch den Wunsch oder die Forderung aufgeben, die Vergangenheit ändern zu wollen oder unsere Eltern und Erzieher bestrafen zu wollen. Wir müssen lernen, ihnen zu verzeihen - trotz allem, was sie uns vielleicht angetan haben oder immer noch antun.


so etwas zu lesen, macht mich immer sehr sehr wütend!!

Verzeihen ist eine ganz persönliche Entscheidung und ich finde man muß seinen Eltern nicht verzeihen, um zu heilen oder Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen.

Viele Menschen haben Schreckliches erlebt, ihnen wird eingeredet wird, sie müßten ihren Peinigern verzeihen und zerbrechen fast daran, weil sie es nicht können. Es gibt auch einfach Sachen, die unverzeihlich sind. Und jemandem zu verzeihen, der einem immer noch Leid zufügt wie oben vorgegeben, ist jawohl etwas schräg.

Den Wunsch seine Vergangenheit ändern zu wollen, sollte man allerdings wirklich aufgeben, denn es ist nicht möglich und daher Energieverschwendung. Meine Ärztin nennt dies Radikale Akzeptanz. Radikal zu akzeptieren ist wirklich hilfreich und entlastend.

Viele Grüße
Scorpio

14.11.2009 21:50 • #4


U
Danke Scorpio für deine Worte ..... ja man kann die Vergangenheit nicht ändern.

Aber das was unsangetan wurde --- verzeihen .... ne das kann und will ich nicht -------------- sonst würde ich mich selbst missbrauchen-------------------zu sehen das es Vergangenheit ist ---- ja das kann ich.
Ute

14.11.2009 23:27 • #5


David Spritz
Dazu möchte ich noch mal schnell diesen Buchtipp nachschieben, den ich selbst gerade erst bekommen habe:
http://books.google.de/books?id=1FxGYpc ... q=f=false

Ich habe bisher nur das 1. Kapitel gelesen, Jills Geschichte und fühle mich plötzlich ganz anders als vorher, viel zuversichtlicher und freier. Das Buch werde ich mir auf jeden Fall bestellen. Es geht dort nicht um Radikale Akzeptanz, sondern Radikales Vergeben, raus aus der Opferrolle! Das möchte ich unbedingt schaffen. Ich war schon viel zu lange in meinem Leben das Opfer und habe mich in dieser Rolle sogar recht wohl gefühlt, irgendwie vertraut und zuhause. Aber so langsam wird es mir dort echt zu öde! Außerdem möchte ich mein Gottvertrauen wiederhaben, das ich vor der Depression hatte und seitdem nicht wieder zurückerlangen konnte. Ich denke, das ist mein Weg. Für Andere mag der durchaus ungeeignet sein, das will ich mir nicht anmaßen zu beurteilen. Aber meine Wut und die Enttäuschung machen mich krank, ich will diese Gefühle nicht mehr gegenüber meiner Frau und meinen Eltern empfinden, das gibt mir irgendwie nix!

31.12.2009 20:19 • #6


H
Danke für eure Antworten und ich muss sagen, ich sehe mich selbst oft in unterschiedliche Perspektiven. Kommt immer ganz auf meine Stimmung und meinen Lebensmut an. Eins weiß ich jedoch, verzeihen kann ich weder meinen Eltern noch meinem Ex, ich weiß nämlich das es nicht meine Schuld war.

Mittlerweile habe ich mich selbst eingewiesen und warte nun seit 5 einhalb Wochen auf meinen Termin in der Klinik. Gemischte Gefühle habe ich was das angeht ich freue mich das endlich was passiert und trotzdem habe ich unwahrscheinliche Angst. Na ja ich lasse es auf mich zu kommen.

Ja und eine Therapeutin habe ich nach langer langer Suche auch gefunden, es kann also nur noch besser werden.

09.04.2010 03:06 • #7

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