Oh, ich kann Dich so gut verstehen! Meine Mutter wohnt 135 km von mir entfernt (einziges Kind) und anfangs fuhr ich jeden Monat für 2 Tage zu ihr, holte ihr die Rente von der Bank, kaufte für den nächsten Monat ein, machte ihre Post usw (eine Putzfrau, die ihr auch die Wäsche machte, bügelte usw hatte sie, auch eine Gartenhilfe). Dann rief sie mich 2014 an, sie würde sterben.
Ich war gerade 2 Jahre selbst in Rente und fuhr sofort zu ihr. Verstanden hatten wir uns nie- aber ich fühlte mich einfach verantwortlich- und blieb dann zusammen mit meinem Mann 3 Jahre bei ihr in meinem Elternhaus und wir besorgten praktisch alles- angefangen vom Pflegegrad (über den MDK), Pflegebett (nach Umstellen des Esszimmers zu einem Pflegezimmer), kochten, entließen Putzfrau u. Gartenhilfe und machten praktisch alles was nötig war. Von Anfang an behandelte mich meine Mutter so, wie sie es gewohnt war, bis ich mich schließlich vor ihr Bett stellte und ihr erklärte, dass sich nun das Rad gedreht hat u. sie nun entw. macht, was ICH sage u. ihre Frechheiten unterlässt oder ich bin weg hier. Schlagartig war sie ein total anderer Mensch. Plötzlich war sie in der Lage höflich und dankbar zu sein. Ich kaufte ein Babyphon und war praktisch Tag u. Nacht auf dem Posten.
Wenn sie schlief, kaufte ich ein oder machte die Post bzw den Garten. Jede 2.Woche kam ihr HA, weil sie nicht mehr aus dem Bett kam. Ich sah kein Licht am Ende des Tunnels. Im 3.Pflegejahr verfiel sie wieder in alte Verhaltensweisen und wurde frech u. streitsüchtig. Ich sagte ihr schließlich, dass ich nicht mehr so weitermache und erklärte ihr die einzige Option, die ich sah: Sie muss ins Altenheim und das Elternhaus wird verkauft (du kannst schließlich noch 10 Jahre leben und ich kann das Altenheim nicht bezahlen.) Das hat sie kapiert und gab das Ja zum Verkauf. Heute lebt sie noch immer, wird bald 96 Jahre alt und von dem Erlös des Hauses habe ich zusammen mit meiner Tochter u.deren Familie ein Dreigenerationenhaus gebaut. Ich werde bald 74 Jahre alt und will nicht alleine sein im Alter. Da ich hier im eigenen Haus keine Miete mehr zahle, bin ich in der Lage monatlich 500,. Euro ans Altenheim für meine Mutter zu zahlen (plus ihre Rente). Autobahnfahrten mache ich nicht mehr, schicke meiner Mutter jeden Monat eine Karte oder ein Päckchen zu Ostern, Weihnachten, Geburts- und Muttertag. Es kam nie ein Dankeschön (ein kurzer Anruf vom Personal auf ihre Bitte hin, hätte mir gereicht). Nein, nichts! Die Jungen haben sie neulich besucht (auf mein beharrliches Bitten), sie hat ihre Enkel und Urenkel nicht mehr erkannt.
Das Verhältnis zu meiner Mutter hat sich leider nicht gebessert, ich habe gemacht, was ich konnte. Meine anfänglichen monatlichen Altersheim-Besuche endeten nur mit ihrem Geschrei und endlosen Streitereien, bis ich diese einstellte.
Eigentlich war es ein ewiger Balanceakt zwischen Streitereien und Verantwortungsgefühl. Ich habe ein Leben lang versucht, es meiner Mutter recht zu machen, es ist mir leider nicht gelungen. Sie ist nun versorgt- auch die Beerdigung werde ich besorgen und zahlen, aber ein gutes Verhältnis gab es leider nie. Sehr sehr schade!
06.06.2021 13:50 •
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