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Angemeldet, und nun?

Unliebenswert
Gerade eben habe ich mich angemeldet und weiß noch gar nicht, was ich nun weiter tun soll. Damit ich vielleicht etwas Hilfreiches aus dem Forum ziehen kann, beschreibe ich mal meine Probleme. Das ist vermutlich besser als planlos durch die Beiträge zu irren!
Ich bin 55 Jahre alt und somit liegt die vermutliche Ursache meiner Schwierigkeiten ziemlich genau 50 Jahre zurück. (Donnerwetter, das war ich mir bis eben auch noch nicht bewusst !)
Ich lag mit einem sehr komplizierten Armbruch im Krankenhaus. So weit weg von zu Hause, dass an regelmäßige Besuche meiner Familie nicht zu denken war. Später habe ich es verstanden, aber mit 5 Jahren ist es mit der Logik nicht weit her. Da regieren die Emotionen. An meinen Eltern konnte es nicht liegen, die sind lieb. Wenn ich also verlassen und alleine bin, muss es meine Schuld sein.
Meine Familie versucht ja mich zu lieben und bei mir zu sein. Wenn es nicht geht, bin ich also nicht liebenswert. NICHT WERT GELIEBT ZU WERDEN!
Trotz gegenteiliger Erfahrungen, hat sich diese Einsicht tief in mir festgesetzt und beeinflusst mich bis heute.
Das Schreiben darüber ist einerseits befreiend, andererseits tut das Erinnern und nachfühlen sehr weh!
Ich weiß sogar, was ich tun sollte, doch auf diesem Weg behindere ich mich selbst. Ich will doch glücklich sein, aber vermeide es gründlich. Das war es erstmal, mehr geht jetzt nicht!

05.12.2021 18:10 • x 4 #1


B
@Unliebenswert
Hallo, herzlich willkommen hier im Forum! Ich hoffe Du findest hier ein wenig Beistand hier!
LG Bollefix

05.12.2021 20:20 • x 1 #2


A


Hallo Unliebenswert,

Angemeldet, und nun?

x 3#3


Jana7
Hallo,

in dem Alter wäre es wirklich besser gewesen, wenn ein Elternteil bei Dir im Zimmer übernachtet hätte.
Ich weiß nicht, ob Kliniken das damals/heute erlaub(t)en.
Ich hoffe, sie haben Dich wenigstens täglich (mehrfach, kurz) angerufen.

Diese Sache kann Ursache für spätere Probleme (Gefühl, nicht geliebt zu werden) sein.
Fühlst Du Dich heute manchmal genauso wie damals?

Viele Menschen fühlen sich ohne ein derartiges Erlebnis ungeliebt. Und viel zu viele werden nicht geliebt.
Und jeder definiert Liebe anders.
Es gibt die Unfähigkeit zu Lieben sowie die Unfähigkeit Liebe zu spüren. Oft glücklicherweise zeitlich begrenzt.
Wie oft sagen/zeigen wir uns, dass wir uns mögen/lieben? Selten bis gar nicht. Man macht sich zudem verwundbar.

Du scheinst Dich erst jetzt an dieses Ereignis im Krankenhaus zu erinnern. Das wühlt Dich sicherlich auf.
Falls Du das starke Bedürfnis fühlst, Dich darüber intensiver auszutauschen, solltest Du dem nachgeben.
Und da jeder eine andere Meinung hat, Dich anders inspirieren wird, macht es Sinn, sich mit mehreren darüber auszutauschen.
Auch eine Gesprächstherapie kann hilfreich sein.

Ich persönlich rate meist dazu, mögliche Ursachen zu analysieren - es letztlich aber offen zu lassen.
Weil man es in den überwiegenden Fällen nie sicher wissen wird. Und es könnte zudem mehr Grund zur Hoffnung lassen. Auch Ereignisse später im Leben können eine Rolle spielen.

Wir sind unterschiedlich resilient (psychisch robuster).
Kinder aus problematischen Elternhäusern entwickeln sich trotz gleichem Hintergrund individuell anders.
Auch Genetik spielt eine gewisse Rolle.

07.12.2021 11:55 • x 1 #3


Unliebenswert
[/QUOTE]
Zitat von Jana7:
in dem Alter wäre es wirklich besser gewesen, wenn ein Elternteil bei Dir im Zimmer übernachtet hätte.
Ich weiß nicht, ob Kliniken das damals/heute erlaub(t)en.

Heutzutage gibt es Mutter/Kind-Zimmer um genau das zu vermeiden, was mir passiert ist. Damals (Anfang der 1970er Jahre) hat daran noch niemand gedacht.
Zitat von Jana7:
Diese Sache kann Ursache für spätere Probleme (Gefühl, nicht geliebt zu werden) sein.
Fühlst Du Dich heute manchmal genauso wie damals?

Ja! Genau das ist vermutlich die Ursache meiner Probleme. Die tiefsitzende Überzeugung, nicht geliebt zu werden, dass mich niemand mögen kann. Da hilft die rationale Erkenntnis nichts, dass das so nicht stimmen kann.
Auf emotionaler (seelischer) Ebene ist es eine Tatsache. Gegenteilige Erlebnisse sind Zufall und unverdient. Jede tatsächliche, oder eingebildete Zurückweisung ein Beweis für meine Unfähigkeit positive Gefühle in anderen Menschen hervor zu rufen.
Aber schon Deine nette Antwort hat mich wieder etwas weitergebracht und mir Denkanregungen gegeben. Dafür danke ich Dir ganz herzlich!

08.12.2021 03:37 • #4


Heideblümchen
Hallo @Unliebenswert , es ist interessant, das uns auch nach Jahren solche Erlebnisse noch so tief prägen. Als dir das mit dem Krankenhausaufenthalt passiert ist, war ich z.B. als 7jährige in einer 6wöchigen Kinderverschickung, ohne Eltern. Der Aufenthalt war so traumatisch, dass ich noch heute mit den Folgen kämpfe. Und auch mir geht es sein Jahren so: für mich war keiner da, mir hat dort keiner geholfen, also war/bin ich - gefühlt - nicht liebenswert. Und tatsächlich war es in den 70ern noch nicht üblich, dass die Eltern die Kinder während des Aufenthalts im Krankenhaus begleiten und bei ihnen bleiben. Man war einfach noch nicht soweit, zu verstehen, dass Kinder zumindest eine Bezugsperson aus dem eigenen Familienumfeld braucht. Und während des Krieges war es gang und gäbe, Kinder aufs Land zu verschicken, ohne ihre Eltern, damit sie - vermeintlich - in Sicherheit sind. Viele ältere Erwachsene verstehen heute gar nicht, dass die spätere Generation - also du und ich und viele andere - auch heute noch darunter leiden, gefühlt allein gelassen worden zu sein.

Ich hatte schon Gespräche mit Therapeuten darüber, mein inneres Kind zu trösten, dass es liebenswert ist und ich mit den frühkindlichen Erfahrungen abschließen soll, im Hinblick darauf, was heute aus mir geworden ist. Damit, also mit dem Thema mein inneres Kind konnte ich nie viel anfangen. Mit meiner Kindheit habe ich abgeschlossen. Alles, was danach passiert ist, habe ich selber in der Hand gehabt, das hat mich geprägt. Stimmt aber so nicht. Alles, was später passiert ist, baute sich darauf auf, was mir passiert ist, was ich erlebt habe. Mich treibt heute die Wut an, dass man mit mir als kleines Mädchen so umgesprungen ist. Wut ist für mich ein guter Indikator. Er hält mich davon ab, der Kindheit nachzutrauern. Deine Eltern haben es sicher gut gemeint. Die Götter in weiß haben ihnen damals sicher gesagt, dass der Krankenhausaufenthalt gut und wichtig für dich ist. Sie wussten es nicht besser, damals war das einfach so.

Heute weiß ich, dass es die Umstände waren. Nicht ich. Dass andere für meine heutigen Gefühle verantwortlich waren und sind. Nicht ich. Und ich habe für mich beschlossen, dass es wichtig ist, dass mich meinen Familie liebt. Nicht Fremde, für die ich nur eine Nummer war. Ich lasse es nicht mehr zu, dem Damals Raum zu geben, damit ich mich wieder ungeliebt fühle. Ich mag mich so, wie ich bin. Was aus mir geworden ist und das habe ICH geschafft und niemand hat es hinbekommen, mich zu brechen! Darauf bin ich stolz, und das solltest du auch versuchen, so zu sehen, wenn es dir hilft! Ich wünsche dir alles Gute. Wir sind alle was wert!

09.12.2021 13:40 • x 4 #5


Ziva
Das hast du schön geschrieben liebe @Heideblümchen
Ich möchte mir das gerne irgendwo abspeichern, damit ich es immer wieder lesen kann.
Danke

09.12.2021 14:15 • x 1 #6


Unliebenswert
Zitat von Ziva:
Das hast du schön geschrieben liebe @Heideblümchen Ich möchte mir das gerne irgendwo abspeichern, damit ich es immer wieder lesen kann. Danke


Danke @Heideblümchen ,
da kann ich mich @Ziva nur anschließen. Also ich HABE mir Deine lieben Worte abgespeichert, zum wiederholten persönlichen Gebrauch. Um mich daran zu erinnern, dass ich nicht alleine bin und um Kraft und Mut daraus zu schöpfen wenn es mir schlecht geht. Gerne würde ich Dir jetzt ausführlicher schreiben, doch ich hatte einen schweren Arbeitstag und bin froh, dass auch ich nun bald schlafen darf .

10.12.2021 01:02 • x 1 #7