Liebe Eis, liebe Lisa,
ich bin Meisterin im Pferde scheu machen! Eben hat das Telefon geläutet. Ich bin panisch zum Abheben gerannt, schnell auf die angezeigte Nummer geschaut. Nein, kein Anruf vom Arzt. Nur eine liebe Kollegin. Ich war so durch den Wind, dass ich erst einmal geheult habe. Immer wieder diese Angst, nicht schaffen zu können, was auf mich zukommt und um es ganz drastisch auszudrücken, zu sterben.
Nachdem letzte Woche ja bei der Ärztin eine klare Diagnose nicht gegeben werden konnte und ich dieses Schweregefühl im Unterbauch habe, das zieht und reißt, bin ich in Sorge. So oder anders, die Abrasio muss gemacht werden und eigentlich wäre es für mich und die Seele besser, sie würde recht bald geschehen. So schiebe ich nur wieder was Unangenehmes vor mir her. All die vielen vielen Jahre zuvor habe ich den Kopf in den Sand gesteckt und lieber nichts sehen wollen. Ich wäre auch nicht zum Arzt, wenn ich nicht letzte Woche aufgescheucht worden wäre. Immer wieder warten zu müssen, auf neue Erkenntnisse, auf Gutachten, auf medizinische Ergebnisse, auf Besserung, auf Termine und immer in Ungewissheit zu verharren, ist für mich schwer auszuhalten. Meine Psyche reagiert darauf sehr seltsam. Ich sehe mich immer nur ohne Symptome, so als hätten andere Menschen sie, aber nicht ich. Und dann fällt mir wie mit einem Erstaunen und danach mit einem Riesenschrecken auf, dass ja ICH diejenige bin, die Schmerzen hat, die wegen unklarer Herkunft der Krankheitszeichen wieder in die Klinik muss.
Liebe Lisa, wenn wie bei dir wirklich etwas ansteht, dann lass dich nicht noch länger in dem ungewissen Zustand. Der zermürbt ja so sehr. Wie auffällig war denn dein Befund? In all den Jahren, in denen ich nicht zur Vorsorge gegangen bin, habe ich mir immer wieder gesagt, dann muss ich eben später dazu stehen, wenn es gesundheitlich schwierig wird. Gemeint war und ist die Angst vor Krebs. Jetzt aber merke ich, dass es mir nicht schnell genug gehen kann, um Klarheit zu bekommen, damit noch rechtzeitig eingegriffen werden kann. Und gleichzeitig will ich gar nicht wissen, was gesehen wurde.
Am liebsten würde ich nächste Woche den Stecker aus dem Telefonanschluss ziehen. Aber nützt mir das was? Ich weiß nicht, was stärker wäre, die Angst vor einem auffälligen Ergebnis oder die Ungewissheit. Da reicht mir ja schon das Wartenmüssen auf den Bescheid von meiner Personalstelle, ob ich in den Ruhestand gehen kann. Auch da sind meine Nerven schon angespannt. Nun noch diese auffällige Bauchgeschichte. Den Kardiologen muss ich fragen wegen der Narkose. Mir fehlen klare Informationen, was auf mich zukommt, denn ich bin eine Person, die sich gern auf Kommendes einstellt. Für mich ist so oft eine lange Vorlaufzeit nötig.
10.05.2019 14:41 •
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