Zitat von gloomy:Puh, FrolleinMau, dein posting hat mich doch beschäftigt ! Daß ein burn-out so lange anhalten kann, macht mich doch erschrocken!
Hab Angst, daß meine Automatismen und Muster auch ziemlich dominant sind und ich noch oft in meine wohlbekannten Fallen tappe .
Du schreibst, daß du seit 3 Jahren Arbeitsunfähigkeit geschrieben bist und denkst, daß du nicht mehr in der Neurologie arbeiten kannst. Daß du trotz der Fortschritte, die du machst (Nein-Sagen etc.) schnell wieder an deine Belastungsgrenzen kommst und erschöpft bist. Wie gehst du damit um ? Hast du andere berufliche Möglichkeiten für dich entdeckt, die dich nicht so überfordern? Denkst du daran , deinen Beruf zu wechseln? Schaffst du das gut, zu deiner Auszeit zu stehen, hast du es geschafft, daß es dir gleichgültig ist, was andere über dich denken? Hast du eher Unterstützung erfahren aus deinem Umfeld oder Ablehnung?
Ganz liebe Grüße, Eure gloomy
Liebe gloomy, mir liegt es fern, in dir eine Unruhe zu verbreiten und sehe aber, dass ich das wohl getan habe - mit meiner Geschichte. Andererseits denke ich, dass es dir vielleicht ein wenig helfen wird, schneller und präziser mit deiner Problematik umzugehen. Ich habe seinerzeit diese Hilfen nicht an mich heran gelassen.
Ja, es ist eigenartig, trotz der ganzen Nein-Sagerei tappe ich doch noch immer wieder in Fallen.
Du kennst es vielleicht auch, dass enormer Druck im Arbeitsleben ausgeübt wird, zumindest bei uns war es so. Ich arbeitete ja schon nur sechs Stunden täglich und trotzdem verweigerte ich mich irgendwann. Ich habe immer mehr gemacht, als man von mir verlangte, selbst Tätigkeiten, die ich nicht hätte machen dürfen. Aber die Situation auf unserer Station ließ oft nichts anderes zu. Ich fühlte mich verpflichtet, meinen Kollegen zu helfen.
Vielleicht weißt du, wie das Arbeitsleben im KH sich gestaltet, es macht einfach keinen Spass mehr. Und von vielen Kollegen höre ich, dass sie nun auch krank sind. Fast die ganze Station, mit der ich zusammen arbeitete. Das macht doch nachdenklich, was? Der stete Druck der heutigen Arbeitswelt ist - für mich - nicht mehr aushaltbar, zumal ich ja auch noch andere Belastungsstörungen hatte/habe.
Ich habe die warnenden Worte von meiner Therapeutin wirklich lange ignoriert. Mein Perfektionismuswahn trieb mich immer weiter. Und meine Therapeutin wies mich immer wieder darauf hin, wenn ich nicht endlich lernen würde, etwas zu ändern, wären die Folgen fatal.
Was sie damit meinte, weiß ich dann heute natürlich. Nur: es muß doch nicht für jeden so enden, auch nicht für dich.
Ich weiß nicht, warum ich so oft taub auf beiden Ohren war. Wahrscheinlich mein mir anerzogenes Verhalten ließ mich die Warnungen ignorieren. Ich kämpfe ja heute noch immer und stetig gegen irgend etwas.
Andere berufliche Möglichkeiten sehe ich schon, jedoch eher in dem Bereich meiner Phantasie und Kreativität. Nun ist es so, und ich weiß, das liest sich wahrscheinlich für andere sehr oberflächlich oder gar nachlässig, ich bin nicht mehr so auf einen Verdienst in materieller Hinsicht angewiesen.
Und trotzdem zerrt es an meinen Nerven, nichts mehr einzubringen. Ich habe immer gearbeitet, auch mit Kindern. Und ich kann mich nicht einfach darauf ausruhen, dass mein Nun-Ehemann mich versorgt. An diesen Gedanken kann und will ich mich im Moment nicht gewöhnen. Er signalisiert mir zwar stetig, dass mein Denken verkehrt sei, so zu denken würde weiterhin Druck aufbauen. Und das stimmt ja auch irgendwie.
Falls ich die Rente nicht durchbekomme, werde ich weiterhin klagen bis zum Ultimo. Jedoch zwischendurch kann ich einerseits ein wenig in der Firma meines Mannes aushelfen, damit ich zumindest krankenversichert bin (Familienversicherung geht nicht, weil der Gatte privat versichert ist). Ich kann dann selbst an ganz schlechten Tagen, an denen ich noch nicht mal in der Lage bin, richtige Körperpflege zu betreiben, im Schlawo in meinem Kellerraum sitzen und Angebote tippen. Länger als ein bis zwei Stunden kriege ich das eh nicht hin.
Und dann gab ich vor meiner Erkrankung auch eine Art Massagen. Diese Möglichkeit hätte ich hier auch, komme aber nicht wirklich in den Quark. Mein Mann würde dann eine Firma anmelden, dort wäre ich auch als Angestellte tätig. Halt immer so, wie ich kann. Hauptsache nicht nutzlos herumsitzen, wie ich es im Moment mache.
Ich wüßte ansonsten nicht, welche Art von Beruf ich noch ausüben könnte. Der Gedanke daran, jeden Morgen Gewehr bei Fuß zu stehen, strengt mich sehr an. An manchen Tagen klappt gar nichts und ich lasse sie vorbeigleiten.
Deshalb sieh' bitte zu, dass du jetzt sofort etwas für dich tust und dich da auch sehr ernst nimmst. Eine psychosomatische Tagesklinik finde ich gut. Mir hätte das damals sicherlich auch weitergeholfen, wenn ich auf meine Therapeuten gehört hätte. Heute weiß ich, dass sie damals schon alles dransetzten, dass ich die Rente einreiche, das war vor sieben Jahren. Seither falle ich von einem Extrem ins nächste.
PS: Mir ist es völlig egal, was mein Umfeld denkt - das brauchte aber auch Zeit und Unterstützung durch eine Verhaltenstherapeutin. Mein Partner und meine Kinder gehen recht gelassen mit der Situation um, sie schonen mich, wenn es der Schonung bedarf, aber fördern mich und fordern mich heraus. So nehme ich auch wieder aktiv am Leben teil. Jedoch wenn Auszeit angesagt ist, nehme ich mir die Zeit. Niemand hier - Freunde oder Familie - rümpfen die Nase. Denn ich habe immer eindringlich erklärt, warum und weshalb es mir nicht gut geht. Ich habe sämtliche Themen auf den Tisch gelegt.
Tu was für dich - so schnell wie möglich.
Ganz liebe Grüße
Angelika