Thinktank1980
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Hallo zusammen,
Ich bin 42 Jahre alt und arbeite als Geschäftsführer einer deutschen Technikfirma in Österreich.
Mein Werdegang war alles andere als normal. Als Sohn einer Hausfrau und eines LKW Fahrers, der auch noch die meiste Zeit seines Lebens im Gefängnis saß, war es mehr als unwahrscheinlich, dass ich jemals auch nur irgendetwas erreichen werde. Mein Vater starb als ich 12 Jahre alt war, während er unser Zimmer renoviert hat, genau vor unseren Augen. Zeit zum trauern gab es nicht, meine Mutter konnte sich um nix kümmern, ich musste schnell erwachsen werden.
Also begann ich mit 15 als Bauarbeiter zu arbeiten, teilweise 80 Stunden die Woche. Aber ich merkte schnell, dass mir das zu wenig war. Ich wollte eine Ausbildung, also begann ich mit 18 eine Lehre zum Nachrichtentechniker, die auch abschließen konnte.
Leider holte mich meine Vergangenheit immer wieder ein, ich war hoch verschuldet und verlor meine Arbeit wieder wegen Exekutionen. Dann knapp 2 Jahre ein echtes Tief, auf alles geschissen. Aber ich hab mich aufgerafft, und hab beschlossen nochmal die Schulbank zu drücken. Also ab auf die Abendschule, Matura nachholen, jeden Tag als Paketzusteller von 7-16 Uhr, dann auf die Schule von 17-22 Uhr. Im ersten Jahr sogar noch Samstag vormittag in die Werkstatt.
Das ging 4 Jahre so, dann Matura (Abi) und ich beschloss, jetzt bist du so weit gekommen dann kannst du auch noch studieren. Da war ich 25. Nach ein paar Bewerbungen dann einen Platz an einer FH bekommen. Wirtschaftsingnieurstudium, Vollzeit. Aber die blöden Schulden, also musste ich auch hier 20 Std die Woche im Kino arbeiten und Karten abreißen, bis spät Abends. Aber irgendwie gings, Abschluss mit einem Semester Verspätung.
Leider war grad Wirtschaftskrise, also keinen Job für Absolventen ohne Erfahrung. Mein Ausweg: Nochmal ein Praktikum, für wenig Geld ein Jahr Praktikant mit der Hoffnung auf Übernahme. Plan geht auf, endlich guter Job, Schulden bald abbezahlt, dann geht's los.
Wie aus dem Nichts bekomme ich in einem Einkaufszentrum einen Schwindelanfall, hab das Gefühl ich wurde jetzt ohnmächtig werden. Ich rennen natürlich sofort zum Arzt, die checken mich durch von oben bis unten, nix zu finden. Das Schwindelgefühl aber bleibt. 3 Monate fühle ich mich jeden Tag so schlecht, dass ich fast nix mehr ausser Arbeiten kann. Sehr oft muss ich mitten drinnen aufhören, laufe wieder zum Arzt, aber keiner findet was. Das ganze geht 3 Jahre so, immer monateweise besser und schlechter. Trotzdem lasse ich mich in der Zwischenzeit von einem Headhunter zu einem besseren Job überreden, in einer neuen Stadt. Also ziehe ich um, starte im neuen Job durch, 2-3 Jahre ist alles super, dann geht's wieder los. Diesmal sind die Schwindelattacken so schlimm, daß ich während der Autofahrt Panickattacken bekomme, im Bürosessel das Gefühl bekomme ich würde durch den Sitz fallen.
Es wird so schlimm, daß ich eigentlich nicht mehr arbeiten kann, aber trotzdem qäule ich mich jeden Tag hin. Irgendwann hab ich es nicht mehr ausgehalten und bin wieder mal zum Arzt, zu einem Osteophaten / Psychiater.
Und tatsächlich, dieser kann mir zwar nicht genau sagen, was ich habe aber er verschreibt mir ein Psychopharmaka, welches dann tatsächlich endlich Erleichterung bringt. Ich hab das Zeug 2-3 Jahre genommen und dann wieder abgesetzt.
In der Zwischenzeit musst ich meinen Job wechseln, ich hab das Büro nicht mehr ausgehalten. Ich bekam einen Job im Vertrieb, aber komplett neue Branche. 6 Monate nach Deutschland zur härtesten Einschulung die ich je hatte. Nach weiteren 6 Monaten fragt mich der Firmeninhaber, ob ich mir vorstellen kann einen neue Tochtergesellschaft zu übernehmen und zu leiten. Natürlich, hab ich gesagt. Ich hab mich reingehauen und gute Ergebnisse gebracht, Mitarbeiter eingestellt.
Aber der Druck in der Geschäftsführung ist enorm. Dann kam auch noch Corona usw. Mitten in der Coronakrise war mir alles zu viel und ich begann online Cas. zu spielen. Am Anfang noch als Spaß, dann immer intensiver, bis ich irgendwann die Kontrolle verlor. 50.000 einfach weg. Ich habe es geschafft damit aufzuhören, aber es hat mich mental extrem runtergezogen.
Heute, 2 Jahre später sind die Schulden wieder ein gutes Stück weg, aber ich hab das Gefühl, dass mir die Kraft ausgegangen ist. Ich sitze oft im Büro und starre auf den Bildschirm, habe soviel zu tun, dass ich gar nicht weiss wo ich anfangen soll. Aber ich tue nur das nötigste. Ich komm in der Früh fast nicht auf und ich bin nur noch schlecht gelaunt. Durch meinen Umzug hab ich auch einen Großteil meines sozialen Umfelds verloren. Keine Ahnung wie ich weitermachen soll, den Job kann ich nicht kündigen, weil ich den Scherbenhaufen vom Spielen aufräumen muss. Mein Schwindel und der Tinnitus kommen auch schön langsam wieder.
Aber ist das jetzt schon Burnout, oder bin ich einfach nur berechtigt schlecht drauf? Wie ging es euch so? Ärzte nehmen mich leider oft nicht ernst und sehen nur meine professionelle Manager Hülle und denken, der ist nur etwas überarbeitet.
Ich freue mich über Gedankenaustausch
Ich bin 42 Jahre alt und arbeite als Geschäftsführer einer deutschen Technikfirma in Österreich.
Mein Werdegang war alles andere als normal. Als Sohn einer Hausfrau und eines LKW Fahrers, der auch noch die meiste Zeit seines Lebens im Gefängnis saß, war es mehr als unwahrscheinlich, dass ich jemals auch nur irgendetwas erreichen werde. Mein Vater starb als ich 12 Jahre alt war, während er unser Zimmer renoviert hat, genau vor unseren Augen. Zeit zum trauern gab es nicht, meine Mutter konnte sich um nix kümmern, ich musste schnell erwachsen werden.
Also begann ich mit 15 als Bauarbeiter zu arbeiten, teilweise 80 Stunden die Woche. Aber ich merkte schnell, dass mir das zu wenig war. Ich wollte eine Ausbildung, also begann ich mit 18 eine Lehre zum Nachrichtentechniker, die auch abschließen konnte.
Leider holte mich meine Vergangenheit immer wieder ein, ich war hoch verschuldet und verlor meine Arbeit wieder wegen Exekutionen. Dann knapp 2 Jahre ein echtes Tief, auf alles geschissen. Aber ich hab mich aufgerafft, und hab beschlossen nochmal die Schulbank zu drücken. Also ab auf die Abendschule, Matura nachholen, jeden Tag als Paketzusteller von 7-16 Uhr, dann auf die Schule von 17-22 Uhr. Im ersten Jahr sogar noch Samstag vormittag in die Werkstatt.
Das ging 4 Jahre so, dann Matura (Abi) und ich beschloss, jetzt bist du so weit gekommen dann kannst du auch noch studieren. Da war ich 25. Nach ein paar Bewerbungen dann einen Platz an einer FH bekommen. Wirtschaftsingnieurstudium, Vollzeit. Aber die blöden Schulden, also musste ich auch hier 20 Std die Woche im Kino arbeiten und Karten abreißen, bis spät Abends. Aber irgendwie gings, Abschluss mit einem Semester Verspätung.
Leider war grad Wirtschaftskrise, also keinen Job für Absolventen ohne Erfahrung. Mein Ausweg: Nochmal ein Praktikum, für wenig Geld ein Jahr Praktikant mit der Hoffnung auf Übernahme. Plan geht auf, endlich guter Job, Schulden bald abbezahlt, dann geht's los.
Wie aus dem Nichts bekomme ich in einem Einkaufszentrum einen Schwindelanfall, hab das Gefühl ich wurde jetzt ohnmächtig werden. Ich rennen natürlich sofort zum Arzt, die checken mich durch von oben bis unten, nix zu finden. Das Schwindelgefühl aber bleibt. 3 Monate fühle ich mich jeden Tag so schlecht, dass ich fast nix mehr ausser Arbeiten kann. Sehr oft muss ich mitten drinnen aufhören, laufe wieder zum Arzt, aber keiner findet was. Das ganze geht 3 Jahre so, immer monateweise besser und schlechter. Trotzdem lasse ich mich in der Zwischenzeit von einem Headhunter zu einem besseren Job überreden, in einer neuen Stadt. Also ziehe ich um, starte im neuen Job durch, 2-3 Jahre ist alles super, dann geht's wieder los. Diesmal sind die Schwindelattacken so schlimm, daß ich während der Autofahrt Panickattacken bekomme, im Bürosessel das Gefühl bekomme ich würde durch den Sitz fallen.
Es wird so schlimm, daß ich eigentlich nicht mehr arbeiten kann, aber trotzdem qäule ich mich jeden Tag hin. Irgendwann hab ich es nicht mehr ausgehalten und bin wieder mal zum Arzt, zu einem Osteophaten / Psychiater.
Und tatsächlich, dieser kann mir zwar nicht genau sagen, was ich habe aber er verschreibt mir ein Psychopharmaka, welches dann tatsächlich endlich Erleichterung bringt. Ich hab das Zeug 2-3 Jahre genommen und dann wieder abgesetzt.
In der Zwischenzeit musst ich meinen Job wechseln, ich hab das Büro nicht mehr ausgehalten. Ich bekam einen Job im Vertrieb, aber komplett neue Branche. 6 Monate nach Deutschland zur härtesten Einschulung die ich je hatte. Nach weiteren 6 Monaten fragt mich der Firmeninhaber, ob ich mir vorstellen kann einen neue Tochtergesellschaft zu übernehmen und zu leiten. Natürlich, hab ich gesagt. Ich hab mich reingehauen und gute Ergebnisse gebracht, Mitarbeiter eingestellt.
Aber der Druck in der Geschäftsführung ist enorm. Dann kam auch noch Corona usw. Mitten in der Coronakrise war mir alles zu viel und ich begann online Cas. zu spielen. Am Anfang noch als Spaß, dann immer intensiver, bis ich irgendwann die Kontrolle verlor. 50.000 einfach weg. Ich habe es geschafft damit aufzuhören, aber es hat mich mental extrem runtergezogen.
Heute, 2 Jahre später sind die Schulden wieder ein gutes Stück weg, aber ich hab das Gefühl, dass mir die Kraft ausgegangen ist. Ich sitze oft im Büro und starre auf den Bildschirm, habe soviel zu tun, dass ich gar nicht weiss wo ich anfangen soll. Aber ich tue nur das nötigste. Ich komm in der Früh fast nicht auf und ich bin nur noch schlecht gelaunt. Durch meinen Umzug hab ich auch einen Großteil meines sozialen Umfelds verloren. Keine Ahnung wie ich weitermachen soll, den Job kann ich nicht kündigen, weil ich den Scherbenhaufen vom Spielen aufräumen muss. Mein Schwindel und der Tinnitus kommen auch schön langsam wieder.
Aber ist das jetzt schon Burnout, oder bin ich einfach nur berechtigt schlecht drauf? Wie ging es euch so? Ärzte nehmen mich leider oft nicht ernst und sehen nur meine professionelle Manager Hülle und denken, der ist nur etwas überarbeitet.
Ich freue mich über Gedankenaustausch