Bekomme nichts auf die Reihe - Wohnung vergammelt

Liebe Mitleidenden und HelferInnen,

ich befürchte, meine Sorgen und Probleme könnten schon Jahrzehnte alt sein, doch deren Folgen sind für mich erst seit wenigen Jahren wirklich spürbar.

Um es vorweg zu nehmen (der Stand heute):
Ich habe keine Arbeit (trotz Qualifizierung im Bereich der Behindertenpflege) und ich suche auch nicht mehr, meine Wohnung vergammelt (weil ich den Verfall zusehe und ihn akzeptiere), von 7 hervorragenden Freunden (es waren wirklich RICHTIGE Freunde) ist nur noch einer übrig, ich habe auch ansonsten von zahlreichen, guten kollegialen Kontakten ganze NULL behalten, ich öffne meinen Briefkasten so selten es nur geht (evtl. 1X alle 2 Monate), ich öffne grundsätzlich nicht die Türe wenn es klingelt (sondern bei diesen Gelegenheiten erhöht sich mein Puls merklich und mein Herz schlägt bis zum Halse) und ich begebe mich auch sehr ungern in die Öffentlichkeit (also nach draußen)!

Kognitiv bin ich (so hoffe ich doch) eigentlich noch voll auf der Höhe (bin jetzt 40PLUS an Lebensjahren), ich weiß, dass ich neben der Spur bin, ich weiß, dass mein Verhalten und meine Ängste irrational sind (zumindest hoffe ich das) und ich weiß auch, dass ich mir mit meinem Verhalten (gesellschaftlich gesehen) einen sehr großen Schaden anrichte!!!
So distanzieren sich sogar auch Menschen von mir, die mich mal geachtet haben, mich mochten oder gar sogar liebten!

Ich bin ein erwachsener Mann der es nicht einmal schafft, damit zum Arzt zu gehen; zu groß ist die Scharm!
Stattdessen toleriere ich, dass alles NOCH VIEL SCHLIMMER WIRD, obwohl es schlimmer schon kaum noch werden kann!

Beispiele:
1.) Ich verspreche einem Freund, dass ich ihm zu einem gewissen Termin helfe. Ich bin wach und voll da, aber ich kriege mich trotzdem nicht bewegt und halte den Termin nicht ein (bleibe einfach fern)!
Dann möchte ich ihn Anrufen, mich dafür entschuldigen, denke aber, „ach, morgen geht auch noch, und er wird auch schon alleine ganz gut klargekommen sein!“
2.) Ich nehme mir vor an den Briefkasten zu gehen. Aber wenn ich mir das am 01. des aktuellen Monats vornehme, gelingt es mir (wenn überhaupt) frühestens am 30sten des Folgemonats, und manchmal sogar noch nicht einmal dann!
Dadurch habe ich mir auch schon einige zusätzliche Scherereien eingehandelt, die ich mir hätte ersparen können, so ich zeitig gehandelt hätte!
Oft genug konnte ich das auch Erahnen, sah das Damokles-Schwert über mir baumeln, und habe es trotzdem einfach geschehen lassen!
3.) Wenn ich das Haus verlasse, schaue ich mich ständig um und versuche jeden Menschen zu analysieren, der nicht weiter als Blickweite von mir entfernt ist; Was könnte dieser Mensch wohl gerade Denken/Aushecken, ist dieser Mensch nur in meiner Nähe um mich zu beobachten, kann er Erkennen, dass ich nur Hartz IV beziehe (und was denkt er warum ich das tue), möchte er mich vielleicht Attackieren und Ausrauben oder spricht e mich gleich an und stellt mir eine Frage die ich nicht beantworten kann…usw…usw…!

Liebe Mitleserinnen und Leser,

ich habe mich nicht grundlos „Totalausfall“ genannt!!!
Auch ich habe schon versucht zu recherchieren, welche Art der Psychischen Erkrankung ich haben könnte, doch es gibt keine auf die alle meine Symptome passen!
Ergo bin ich wohl zusätzlich auch noch ein Blender, der sich etwas eigenes bastelt…???
Wie sollte mich ein Arzt oder Psychologe da noch ernst nehmen?

Und das ist auch noch ein weiteres Problem:
Ich habe in dem Job ja schon gearbeitet, und ich habe große Angst davor zwangsentmündigt zu werden!

Ich weiß, dass ich Hilfe brauche, ich weiß auch, dass ich total verkorkst bin, aber ich habe einfach richtig Angst vor allem!

Ein zusätzliches Problem: „Ich kann niemanden in meine Wohnung lassen!“
Da ist einfach zu viel im Argen, was ich niemanden zumuten kann/möchte!
Es standen also schon Gerichtsvollzieher vor der Türe, mit denen ich lieber im Hausflur diskutiert habe, anstatt ihnen Einlass zu gewähren (kein Witz)!

Hat jemand eine Ahnung was mit mir los ist und wie ich da wieder rauskommen kann?
Ich bin ja quasi selbst (beruflich) involviert (gewesen), und ich habe schon unendlich viele Versuche
der Eigenrecherche betrieben, doch bei mir ergibt keine bekannte Diagnose einen wirklichen Sinn!

Depressionen, gepaart mit Angstzuständen, wiederum gepaart mit Persönlichkeitsstörungen usw.???
Ich höre keine „Stimmen“, die mir Befehle erteilen (und auch sonst keine), ich denke einfach nur sehr viel über kleinste Banalitäten nach und bin schon länger leicht erregbar (was ich früher nie war).

LG,

Hallo Totalausfall,

ja das hört sich wirklich nicht so gut an, was Du da schreibst, aber auch nicht so schlimm, wie Du Dir das vielleicht denkst. Es gibt unzählige Menschen, denen es ähnlich geht wie Dir. Die das Haus vor Angst nicht mehr verlassen, die Messiprobleme haben und etwas paranoides Denken. Das soll Dein Leid nicht abmildern, absolut nicht; ich versuche Dir damit nur ein bisschen die Ansgst zu nehmen, Du seist ein so schwerer Fall und damit nicht therapierbar. Das bist Du nämlich nicht. Und auch das Gegenteil trifft nicht zu, was Du ja auch befürchtest, dass Dich der Arzt nicht ernst nimmt, wird nicht eintreffen, weil er am Ende keine Diagnose hat, da brauchst Du absolut keine Sorge zu haben. Die Diagnosen sind sowieso nur für die Krankenkassen und die Abrechnung und die Klassifizierung und für sonst nichts. Und ja, ich gebe Dir hier Brief und Siegel, dass Du beim Arzt und bei einem Therapeuten richtig aufgehoben bist.

Und all das was Du da alles schreibst, wird keinen Arzt und keinen Therapeuten vor eine unlösbare Aufgabe stellen, ganz im Gegenteil. Gerade Deine Ängste sind sowas von gut therapierbar und auch das andere; das Einzige, was Du wirklich noch alleine machen musst, Dich dazu entschließen Dir Hilfe zu holen und Dich vor allen Dingen auch darauf einlassen. Wie ich Deinen anderen Beiträgen schon ein bisschen entnommen habe, bist Du sehr schnell enttäuscht und hast irgendwie auch schon konkrete Vorstellungen, was Dir hilft. Naja, und das müsstest aufgeben.

Das heißt jetzt als erstes viel telefonieren mit Therapeuten, bis Du einen Termin bekommst und ja das ist nicht lustig und nicht einfach, aber es ist numal so, dass die Therapeuten überlaufen sind, das ist die Realität und dann müsstest Du tatsächlich einmal das Haus verlassen und dort hingehen. Aber wie Du das schaffst und ob vielleicht auch erst ein Klinikaufenthalt Sinn macht, mußt Du mit professionellen Helfern besprechen.

Achja und sehr gute angstlösende Medikamente, die NICHT abhängig machen, gibt es auch noch. Also total viel hilfreiches. All das kannst Du mit einem Arzt besprechen.

Ich wünsche Dir alles Gute
Pyxidis

Ich habe gsd schon sehr früh mir Hilfe geholt. Die Angst meinen Partner zu verlieren war einfach größer und bin jetzt seit 6 Jahren in Therapie. Ich bin auf einem guten Weg und im Frühjahr nächsten Jahres wird die Therapie beendet. Damit bin ich aber noch nicht geheilt oder angstfrei. Vieles, was für andere ein leichtes ist (große Menschenmengen bei Konzerten, lange Auslandsreisen usw, sind für mich ein Graus. Aber eine Reise für eine Woche ins europäische Ausland schaffe ich schon. Für mich eine große Leistung.

Ich merke bei dir sehr viel Unzufriedenheit, und dass du schnell um dich schlägst (also mit Worten), wenn es nicht weitergeht. Und du bist unheimlich verzweifelt. Ich kann nur appellieren dir helfen zu lassen, da es sich lohnt.

Wegen Medikamente : ich hab mich Anfang dagegen gesträubt. Dachte sie wurden meine Persönlichkeit verändern, doch das stimmt nicht. Sie haben mich erstmal wieder lebensfähig gemacht. Und ich könnte mal wieder schlafen. Und den Schlaf brauche ich dringend, da mein Körper/Geist so unter Strom steht wegen meiner Ängste, dass ich auch viel ausruhen muss. Seit 2007 nehme ich Medikamente und gehe eigentlich auch davon aus, dass ich nie ohne leben werde können. Mein Serotoninhaushalt ist eben nicht ausgeglichen.

Das alles zu akzeptieren und als einen Teil von mir zu betrachten, hat lange gedauert. Die Ängste gehören zu mir, aber ich weiß, wann sie real sind und wann ich katastrophisiere.