Poetin
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seit einiger Zeit stelle ich mir die Frage, ob ich an Burnout leide oder ich mir das alles nur einbilde.
Zu meiner Situation muss ich ein wenig ausholen. Vor über zwei Jahren hatte ich einen schweren Bandscheibenvorfall, den ich erfolgreich mit Reha behandeln konnte. Allerdings war ich sieben Monate deswegen krankgeschrieben. Noch während meiner Wiedereingliederung habe ich meine komplette Arbeit auf den Tisch bekommen und keiner hat gefragt, ob ich damit mit meinen anfänglich 2 Stunden am Tag zurecht komme (ich arbeite 32 Stunden die Woche, da ich noch ein Hobby habe, das zugleich Nebenjob ist, aber das ich einfach nicht mehr ausüben kann, weil mir die Kraft dazu fehlt) Die Wiedereingliederung war gerade abgeschlossen, da waren aufgrund von Urlaub und Krankheit alle vier Kollegen in meinem Team nicht da. Man hat die Arbeit verteilt, aber mir das meiste gegeben, sodass ich dann nicht nur für einen Vertretung gemacht habe, sondern für vier. Ich habe in dieser Zeit über ein paar Wochen täglich 10 Stunden gearbeitet, mein Chef meinte nur, ich solle zusehen, wie viel ich packe und wenn es zu viel wird, sollte ich melden. Und wenn etwas aufliefe, sollte ich ihm das weiterleiten. Mit dem Resultat, das bei einem Kollegen während seiner Abwesenheit ziemlich viele Baustellen zutage kamen, die ich dann auch noch alle beseitigen musste, natürlich mit Priorität eins. Ich habe die Zähne zusammengebissen und gearbeitet, was das Zeug hielt. Immerhin war ich ja selbst gerade lange krank gewesen und hatte meine Kollegen im Stich gelassen. Ich habe sogar meinen Urlaub deswegen verschoben, weil ich das Gefühl hatte, wieder etwas gut machen zu müssen. Dann kam langsam etwas Entspannung in die Sache, wir hatten nur etwas Engpässe wegen des vielen aufgelaufenen Urlaubs, der genommen werden musste und es wieder ein paar Spitzen gab, aber nichts Schlimmes. Bis dann im März 21 ein Kollege länger ausfiel, damit die Kollegin, die ihn normalerweise vertritt, nicht alles machen muss, habe ich angeboten, einen Teil der Arbeit mitzumachen, obwohl ich genug auf dem Tisch hatte. Das war der Anfang vom Ende. Innerhalb der nächsten zwei Monate sind alle anderen Kollegen wieder krank geworden und über mehrere Wochen/Monate ausgefallen. Woche für Woche habe ich mehr Kunden übernehmen müssen, wieder zehn Stunden am Tag gearbeitet, solange, bis mein Chef kam und meinte, die Perso stünde bei ihm auf der Matte wegen meiner Überstunden und dass ich doch zusehen sollte, keine Überstunden mehr zu machen. Die Kunden der kranken Kollegen musste ich aber trotzdem weiterbetreuen - es haben zwar auch andere Kollegen ausgeholfen, aber der meiste Teil lag bei mir. Damit musste ich die gleiche Arbeit in weniger Stunden schaffen. Jeden Morgen, wenn ich den Rechner angeschaltet habe und die Mails gesehen habe, die sich seit dem Nachmittag angesammelt haben, hätte ich nur heulen können. Einige Kunden waren verständnisvoll, aber andere hatten weniger Verständnis für die Situation und meinten, es sei nicht ihr Problem, wenn andere nicht da sind.
Mein Mann war mir ehrlich gesagt keine Hilfe - ich glaube, er hat Angst vor Konflikten und geht diesen lieber aus dem Weg. Außer, dass ich kürzer treten sollte und im Notfall alles eskalieren lassen sollte, kam nicht von ihm (das hat sich bis heute auch nicht geändert)
Nachdem ich sechs Monate lang vertreten habe, bin auch ich krank geworden - ich konnte morgens einfach nicht mehr aufstehen. Ich hatte eine schwere Anämie, von der meine Ärztin sagte, dass sie sich wundert, wie ich jeden Tag durchstehen könnte. Ich war so erschöpft und kaputt. Ich war vier Wochen krank geschrieben, obwohl ich eigentlich mehr Zeit benötigt hätte, aber mein schlechtes Gewissen hat mich wieder arbeiten gehen lassen.
Nach meiner Rückkehr musste ich natürlich trotzdem wieder für die kranken Kollegen einspringen. Im Januar kam dann so langsam Entspannung in das Thema, weil unser Team neu gemischt wurde. Aber ich habe gemerkt, dass ich einfach nicht mehr kann. Es ist jeden Tag eine Qual für mich aufzustehen, ich habe seit Wochen wieder Rückenschmerzen, immer wieder Kopfschmerzen, Schwindelanfälle. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren, fange an, vergesslich zu werden. Die Arbeit fällt mir nicht mehr so leicht wie früher, ich habe meine Hobbys aufgegeben, mit Freunden treffen, laugt mich aus. Ich bin ständig gereizt, genervt und auch unfair meinem Mann gegenüber. Er nimmt mir im Haus viel ab, aber ich kann das leider nur selten würdigen.
Und als wäre das nicht genug, befinde ich mich jetzt wieder in der gleichen Situation wie in den letzten zwei Jahren. Wieder sind alle Kollegen weg und ich muss einspringen. Bei meiner direkten Kollegin wären es dann wieder über zwei Monate, die ich ihren Job mitmachen muss.
Heute Nacht habe ich nur zwei Stunden geschlafen, den Rest lag ich wach und habe mir fest vorgenommen, nur an meinen Rechner zu gehen und alles, was in meinem Mailfach unbearbeitet ist, ins Teampostfach zu schieben und mich krank zu melden. Aber das kann ich nicht, weil ich gesehen habe, wie viel wieder neu reingekommen ist. Was ist denn, wenn ich jetzt auch noch krank bin? Wer macht die Arbeit? Was denken die anderen von mir?
Ich weiß leider einfach nicht mehr weiter und fühle mich so allein gelassen mit meiner Situation. Dabei weiß ich nicht, ob ich nicht vielleicht einfach nur dramatisiere und ich einfach nicht mit Belastung umgehen kann.