Hallo, Schnucki, ich habe immer das Gefühl, dass mit der Krankheit Depression recht schwer umgegangen wird. Man sieht halt nix. Bei Arm oder Bein ab hätte man sicherlich mehr Mitgefühl der anderen.
Ich weiß nur, dass es für meine Familie stellenweise schon recht schwer ist, sich tagtäglich mit meiner Erkrankung auseinanderzusetzen. Auch heute ist z. B. so ein Tag. Ich bin völlig erschöpft, fühle meine Sprachlosigkeit, verbunden mit Hilflosigkeit den anderen gegenüber. Eine kurze Erklärung, und gut wäre es. Nur wollen mir die Worte der Erklärung nicht über die Lippen, weil es halt anstrengt.
Meine Familie, sprich Eltern und Geschwister, konnten auch nicht wirklich mit meiner Erkrankung umgehen. Sie haben viele Jahre gebraucht, um das zu akzeptieren. Wenn ich heute sage, mir geht es nicht gut, lassen sie mich und ich höre endlich die Worte, die ich vor Jahren schon gebraucht hätte.
Ich denke, deine Familie muss in die Krankheit hineinwachsen. Sie wissen ja nicht, was es bedeutet. Vielleicht hilft ein Buch oder ein begleitendes Gespräch bei Arzt oder Therapeuten, bitte sie doch, mit dir den Arzt/Therapeuten aufzusuchen. Diese bieten auch oft beratende Gespräche an mit den Familienmitgliedern. Das kann ich dir nur empfehlen. So hat deine Familie die Chance, auch dazuzulernen.
Wenn du einen amputierten Arm hättest, wüssten sie sicherlich, wie die Hilfestellung wäre. Nämlich dir bei diversen Alltagssituationen zu helfen, bis du wieder in der Lage bist, viele Dinge für dich alleine zu tun.
Solange du signalisierst, dass du nur Tabletten nimmt, gehen sie wahrscheinlich davon aus, dass alles gut ist. Denn so kennen es die Menschen, man nimmt Tabletten, und meist ist dann alles gut. Sieh es ihnen nach. Es gehört ein Gespräch in die Familie, und wenn du weinen musst, weil du es gerade nicht schaffst, es in Worte zu fassen, weine. Oder schreibe deinem Mann, wie es dir geht. Vielleicht versteht er die geschriebenen Worte besser als die gesprochenen. Das soll es auch geben.
Ich weiß nur, dass es bei mir recht lange gedauert hat, bis man auf mich reagierte und mich mit meiner Erkrankung Ernst nahm. Mein Mann geht zwar recht gut damit um, kann aber an manchen Tagen auch nicht so aus seiner Haut. Er hätte auch lieber eine gesunde Frau (obwohl er mich mit der Erkrankung kennengelernt und sich das auch zugetraut hat).
Ich wünsche dir ein gutes Gespräch mit deinen Angehörigen.
LG
A.
02.12.2009 17:34 •
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