Depression und ständiges Lügen

M
Hallo Zusammen!

Ich bin neu hier und möchte auch mal von meinen Problemen erzählen.
Ich hatte keine allzu schöne Kindheit. Bin schon mit 16 mit meinem Freund zusammengezogen (bin jetzt 23) da ich große Probleme mit meiner Mutter hatte.
Bis heute hab ich kein gutes Verhältnis zu ihr. Meinen Vater kenn ich nicht. Hab schon mal mit 17 Kontakt zu ihm aufgenommen, aber es besteht bei ihm
kein Interesse mich kennen zu lernen. Damit kann ich jedoch leben.
Als ich 12 war hat mein Onkel Sachen mit mir gemacht, die sich nicht gehörten. Wenn er ein paar B. getrunken hatte, kam er in mein Zimmer und griff in meinen Pullover rein
und danach auf meine Brust. Meistens saß ich da vorm PC. Ich hab das aber verschwiegen. 2 Jahre ging das so weiter. Doch irgendwann hatte ich dann den Mut mich meiner
Vertrauenslehrerin auszusprechen. Ich bin dann zur Psychologin gegangen.

Dann fingen die Probleme an. Ich hab bei jeder Kleinigkeit gelogen. Oft wusste ich selber schon nicht mehr was wahr ist,
und was nicht. Das hab ich heute noch. Ich lüge sogar, wenns um kochen geht: Ich erzähl einfach welch großartige Gerichte ich gekocht habe, aber es stimmt nicht.

Naja vor 2 Wochen ist dann fast alles aufgeflogen. Ich hab vor ca. 3 Monaten zu arbeiten aufgehört. Ich lügte aber meinen Mann an. Er dachte bis vor kurzem, dass ich noch arbeite.
Nun ist auch noch aufgeflogen, dass ich ziemlich viel Geld verprasst habe. Er schaute nie aufs Konto, da er im Ausland arbeitet. Er ist nur alle 2 Monate für eine Woche zu Hause.
Ich konnte einfach nicht aufhören bei Amazon Dinge zu bestellen. Irgendwie machte es mich glücklich, wenn ein Päckchen nach Hause kam. Es war ein gutes Gefühl, da ich mich total allein fühlte.
Nun ist er wieder im Ausland und alles ist in die Brüche gegangen. Er hat natürlich kein Vertrauen mehr zu mir (wie auch) und ich denke echt, dass es vorbei ist.
Zwar hat er nocht nicht gesagt, dass er mich verlässt, aber ich kanns ihm nicht verdenken, Ich hab echt alles zerstört.
Seit er wieder im Ausland ist bin ich nur mehr ein Geist. Ich schlaf gar nicht mehr. Ich werde mich nicht umbringen, doch stellt sich mir die Frage, warum ich noch auf der Welt bin.
Ich bin einfach nur am Ende und daran bin ich allein Schuld. Wie soll ich das verkraften. Mit seinen Verwandten kann ich auch nicht sprechen, da sie alles wissen.
Ich trau mich nicht mal mehr sie anzurufen.

Ich hab geschworen nicht mehr zu lügen. Aber ich kann es nicht lassen. Oft ertappe ich mich selber, wie ich Lügen erzähle.
Wenn ich meine Schlaftabletten nicht nehmen würde, könnte ich gar nicht mehr schlafen.

Am Meisten tut mir mein Mann leid, denn er hat es nicht verdient so behandelt zu werden.

Das musste endlich mal raus.

01.07.2011 21:29 • #1


JeanLucca
Hallo MGMT.

Zitat von MGMT:
Das musste endlich mal raus.
Hier hast Du Raum.

Das ist ja ein ganzes Päckchen was Du mit Dir rumgeschleppt hast. Ich kenne es gut das ich mich nicht überwinden konnte über meinen Kummer zu sprechen. Von daher weiß ich welche Leistung es ist alles mal auszusprechen. Meine Anerkennung.

Ich habe ein paar Fragen an Dich MGMT, um zu verstehen. Hast Du Freunde oder Menschen mit denen Du reden kannst? Du schreibst das Du mit seinen Verwandten nicht sprechen kannst weil sie alles wissen - hast Du Niemanden in Deinem Umfeld der neutral ist?
Ich glaube das Du auch viele Fragen an Dich selbst hast - ich kenne es von mir das ich an einen Punkt kam an dem ich mir alleine keine Antworten mehr geben konnte und habe mir dann Hilfe gesucht. Hattest Du schon mal daran gedacht, hm, z.B. in eine Beratungsstelle zu gehen um mit einem Therapeuten zu sprechen?
Damals hast Du das ja schon einmal gespürt und auch gemacht (bist zu einer Psychologin gegangen) , Respekt. Ich weiß das es wichtig ist über solche Erlebisse zu sprechen aber ich weiß auch das nur Du den Zeitpunkt bestimmen kannst. Bei Dir kam er nach 2 Jahren.

Ich glaube das jetzt wieder so ein Zeitpunkt ist. Irgendwie spürst Du das ja auch und hast deshalb hier geschrieben - ich möchte Dich ermutigen wieder zu der Psychologin zu gehen, oder in eine Beratungsstelle oder zu Deinem Hausarzt.

Lieben Gruß, JeanLucca

02.07.2011 09:11 • #2


A


Hallo MGMT,

Depression und ständiges Lügen

x 3#3


C
Das Thema ist zwar nicht mehr ganz aktuell,passt aber in etwa auf meine Thematik.

Erkannt warum ich das tue habe,bilde ich mir zumindestens ein.Es ist der fehlende Selbstwert,die Angst das gegenüber könnte einen nicht für vollnehmen ,wenn man bei der Wahrheit bleibt.Ist es ausgesprochen folgt sofort das schlechte gewissen-die Selbstzerfleischung beginnt.Bei mir ist es ähnlich wie bei einer Sucht-der Drang ist riesengroß und der Kopf weiss genau das ich eigentlich nur das Gegenteil von den erreiche was ich mit der lüge bezwecken will.Dennoch ist der Drang da und wird immer größer bis es gemacht wird.Das gute Gefühl hält nicht lange an-die Angst sein gegenüber zu verlieren wird immer größer-Neue Notlügen müssen her um die Bindung zu verstärken.....

Nur die Frage wie unterbreche ich den Pendelsschlag?Er zerstört mich und alle sozialen Kontakte die ich habe...und die Angst die oft nicht begründet werden kann treibt mich munter vor mich her....

Gruß Canis

26.09.2011 17:13 • #3


David Spritz
Hallo Canis!

Die gute MGMT hat ja seit ihrem Beitrag im Juli hier nix mehr geschrieben, scheint also nicht mehr da zu sein. Aber beim Lesen ihres und Deines Beitrags sind mir trotzdem ein paar Gedanken gekommen, die Dir vielleicht helfen könnten.

Das Lügen ist ja bei Kindern, so sagt man, eine Ausdruck der Tatsache, dass man mit den Umständen, so wie sie sind, nicht zufrieden ist, und sie sich aus tiefstem Herzen anders wünscht. Es steckt also überhaupt keine böse Absicht dahinter. Das sind nur unsere Moralvorstellungen, die wir von unseren Eltern eingetrichtert bekommen und die auch in der Gesellschaft allgemein anerkannt sind, nämlich dass Lügen böse ist. Wir setzen dann meist noch einen drauf, spinnen diesen Gedanken weiter und schlussfolgern fälschlicherweise, dass jemand, der lügt, einen böser Mensch mit einem schlechten Charakter ist. Das ist aber nur der Denker in unserem Kopf, der uns diese Dinge einreden will. In Wirklichkeit sind sie nicht wahr. Und sie machen uns fertig. Schuldgefühle helfen niemandem. Und sich selbst zu verurteilen, für etwas, das nunmal im Moment so ist wie es ist, das macht uns krank. Das, was jetzt da ist, ist aus einem guten Grund da, daher darf es auch da sein und möchte von uns akzeptiert werden. Also verurteile Dich nicht selbst fürs Lügen, sondern versuche, ein wenig nachsichtiger mit Dir zu sein.


An der Stelle mit dem Denker, der Dir negative Gedanken einflüstert, hättest Du einen ersten Ansatzpunkt, um den Kreislauf zu unterbrechen. So wird es ja auch in der Verhaltenstherapie gelehrt, die ich 2 Jahre besucht habe. Die Gedanken kommen blitzschnell und automatisch, und man muss sie sich im ersten Schritt erst mal bewusst machen und im zweiten Schritt beginnen, sie zu hinterfragen. Das erfordert viel Übung, schafft aber gute Linderung. Wenn Du mehr darüber lesen willst, empfehle ich Dir die Bücher von Rolf Merkle, z.B. So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen.

Also wenn Du Dich das nächste mal erwischst bei einem Deiner selbstzerfleischenden Gedanken, dann stell Dir die folgenden Fragen:
1. Wie fühle ich mich bei diesem Gedanken?
2. Ist das wirklich wahr?
Wenn die Antworten schlecht und nein lauten, dann hast Du einen Gedanken erwischt, und er wird ein wenig an Macht einbüßen. Natürlich gibt es nicht nur einen einzigen Gedanken, sondern dutzende, die alle durcheinander kommen. Du musst Dir dann einen einzelnen herausgreifen, egal welchen. Die Gedanken, die einem entwischen, kommen sowieso alle wieder, früher als einem lieb ist. Man darf sich da keinen zusätzlichen (Gedanken-)Stress machen, sondern sollte es ganz in Ruhe angehen, Schritt für Schritt.

Ein einmal ertappter Gedanke ist natürlich auch nicht für immer weg, sondern man muss das für jeden Gedanken häufig wiederholen. Das ist sehr anstrengend, aber es nimmt Dir das Gefühl des Ausgeliefert-Seins, auch wenn es natürlich kein Allheilmittel ist.

Hast Du so eine Therapie schon mal probiert? Kognitive Verhaltenstherapie nennt sich das. Zahlt die Krankenkasse.

29.09.2011 20:42 • #4


JeanLucca
Hallo Canis.

Zitat von Canis:
Nur die Frage wie unterbreche ich den Pendelsschlag?
Hm, ein Anfang ist immer es auszusprechen. Hier hast Du es schon getan Das hat ja was von Ehrlichkeit zu sich selbst zu tun.

Kannst Du Dir einen Verbündeten ins Boot holen? Jemandem den Du vertraust? Und ihm das genauso erzählen wie Du es hier geschrieben hast? Gibt es in Deinem Umkreis einen Menschen von dem Du Dir vorstellen kannst das er Dir zur Seite steht? einmal davon abgesehen wie schwer es ist ihm das zu erzählen.

Lieben Gruß, JeanLucca

30.09.2011 08:14 • #5


C
Hallo ihr beiden,

Zitat von JeanLucca:
Hm, ein Anfang ist immer es auszusprechen. Hier hast Du es schon getan Das hat ja was von Ehrlichkeit zu sich selbst zu tun.


Ausgesprochen ist es,nicht nur hier, mit Unterschiedlichen Reaktionen darauf.

Das aufbauschen,täuschen,in gewisser Weise auch manipulieren anderer ist bei mir mit Verlustangst,bzw. der Angst nicht für voll genommen zu werden begründet.Erreichen tue ich ja genau das gegenteil mit diesen Verhaltensmuster,der Kopf weiss das bloß konnte ich diesen Automatismus der sich da bereits endwickelt hat bislang nicht stoppen.
Im Grunde habe ich es immer erst dann aufgedeckt wenn es ans Eingemachte geht.Richtig schlimm ist es im letzten 1/2 Jahr geworden-ich kenne mich selbst nicht wieder,im Prinzip weiss ich garnicht mehr wo hinten und wo vorne ist.

Das liegt evt auch an den vielen Umbrüchen-Anfang Februar war ich der Meinung ich hätte meine Muster die zum Burn-out geführt haben und die Angstgefühle im Griff ,Berufliche Fortbildung für Oktober/November war schon angemeldet -dann Absturz,Beantragung der Reha,Trennung von der Ehefrau,seitdem Finanzieller Druck den ich aber bis jetzt ausblenden konnte..

Diesen Drang zum Aufbauschen,täuschen hatte ich schon immer-nur ist er jetzt auf einen Level was jede vertrauliche zwischenmenschliche Beziehung zerstört,je enger die Bindung ist desto schwere fällt es mir zu wiederstehen,gibt momentan nur einen Menschen der sehr dicht an mich ran ist und wo ich keinerlei Verlustängste habe-folglich den Drang auch nicht.

Was zu den Punkten oben kommt ist das ich seit Mai in ambulanter Therapie bin,und das eine Therapeutin ist die weiss wo sie mich packen muss .Angesprochen habe ich das auch erst bei der letzten Sitzung,vorher habe ich mich nicht getraut,aber überrascht war sie nicht-Herr Canis das bei ihnen bald noch was nachkommt wusste ich schon bei unserer ersten Begegnung

Ab Dienstag bin ich erstmal für 4 Wochen in der Reha,weiss deshalb nicht wie oft ich dann hier vorbeischauen werde.


Gruß Canis

30.09.2011 15:46 • #6


C
Bin Heute in der klinik angekommen,der erste Eindruck ist ganz gut.

Werde in 1/2 Wochen mal ein Bericht einstellen über meine Therapie und über die Klinik.

Gruß Canis

04.10.2011 18:14 • #7


JeanLucca
Hallo Canis.

Das finde ich ja nett das Du Dich aus der Klinik meldest Ich wünsche Dir dort einen angenehmen Aufenthalt und eine gute_Arbeit.

Zitat von Canis:
.Angesprochen habe ich das auch erst bei der letzten Sitzung,vorher habe ich mich nicht getraut,
Was meinst Du, ob Du es schaffst diesen Punkt in der Klinik auszusprechen? Ich meine so ziemlich am Anfang der Thera. Ob Du es dann auch gleich bearbeitest ist eine andere Sache. Wenn Du das direkt auf den Tisch legst dann kann das einen kleinen befreienden Impuls geben. Oder?

Ich wünsch Dir was, Lieben Gruß JeanLucca

04.10.2011 18:29 • #8


C
Hallo JeanLucca

angesprochen ist es Hart,aber Augen zu und durch,dieses ganze Verhalten was ja Ursprung in meinen Angstgefühlen und fehlenden Selbstwert hat zerstört mich und die Menschen die mir nahe stehen.

Ich werde nächste Woche wenn die Therapie richtig los geht einen Bericht einstellen.


Gruß Canis

06.10.2011 19:38 • #9


David Spritz
Hallo Canis!

Ich wünsch Dir viel Erfolg! Und denk dran, die Leute da meinen es gut mit Dir. Je mehr Du Dich öffnest, desto mehr kannst Du von Deinem Aufenthalt profitieren.

06.10.2011 20:04 • #10


JeanLucca
Hallo Canis

Zitat von Canis:
...aber Augen zu und durch...
Du schaffst das. Alles gute.

Lieben Gruß, JeanLucca

07.10.2011 06:39 • #11


C
Hallo in die Runde,

kurzer Zwischenbericht,mir gehts gut. Bin ein ganzes Stück weitergekommen,seit einer Woche bin ich fast Angstfrei. Ich wusste schon garnicht mehr wie sich das anfühlt....

Hab einige Schlaflose Nächte gehabt,ist viel Gruppentherapie die ich mache,es schlaucht.Bin bei der ersten Sitzung auch sofort
in die Konfrontation mit mir selbst gegangen,obwohl ich eigentlich erstmal die Lage prüfe wenn es in Gruppen geht. War aber trotzdem der richtige Schritt. Die spizielle Angstgruppe hat auch so manchen Schleier gelüftet....

Nächste Woche endscheidet sich ob ich noch eine Verlängerung bekomme,wäre gut für mich um das alles zu festigen..

demnächst mehr

Gruß Canis

19.10.2011 18:37 • #12


R
Das Lügen gehört eigentlich zu einer anderen Störung, die sich mit der Depression sehr gut in Einklang bringen läßt. Vielleicht liegt bei dir eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung vor, die auf traumatische Kindheitserlebnisse zurückgeführt wird und die in Deutschland sehr ungern diagnostiziert wird. Die Behandlung ist dieselbe, aber manchmal ist es gut, eine ordentliche Diagnose zu haben.

LG
Heiner

07.03.2014 07:55 • #13


P
Hallo!
Mein Mann sagt, er leidet an Depressionen und hat sich deshalb getrennt. Er will uns damit schützen,sagt er.
Nun weiß ich aber, das er oft fremd geht und viel lügt.
Gehört das auch zu einer Depression und kann ein Mensch sowas spielen?

27.11.2017 12:02 • #14


A


Hallo MGMT,

x 4#15


R
Hallo puwu,
deine Frage ist schon etwas älter und leider hast du noch keine Antwort darauf erhalten. Trotzdem will ich dir dazu etwas schreiben.
Ich kann verstehen das du wütend, enttäuscht und traurig bist.
Die Behauptung deines Mannes das er euch schützen will, kann richtig sein oder nur ein Vorwand. Ob die Aussage stimmt oder nicht kann dir hier niemand beantworten, nur dein Mann.
Das fremdgehen kann darauf hindeuten das dein Mann sich hierüber die Bestätigung sucht, die er so dringend sucht und braucht. Dadurch kommt es zwangsläufig zu Lügen, vollkommen unabhängig von den Depressionen. Denn auch Männer ohne Depressionen gehen fremd und belügen ihre Frauen oder Freundinnen.
Das einzige was dir bleibt ist das offene und ehrlich Gespräch mit deinem Mann. Hast du ihn man auf sein fremdgehen und seine Lügen angesprochen? Das wichtigste ist nicht ihm diese Dinge vorzuwerfen, sondern zu erfahren warum er das tut. Das ist für dich mit Sicherheit schwer. aber wenn es eine gemeinsame Zukunft geben soll, dann ist das der einzige Weg.
Informiere dich über die Krankheit und suche dir notfalls Hilfe in Form von Beratung oder einer Selbsthilfegruppe für Angehörige.
Mehr kann ich dir dazu im Moment leider nicht sagen.
Ich wünsche dir alles Gute.
Liebe Grüße.

03.01.2018 12:23 • #15

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