Matthias1993
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Zu meiner Person: Ich bin 27 Jahre als, seit vier Jahren verheiratet, Vater zweier Kinder. Bei mir wurde eine mittelschwere bis schwere depressive Verstimmung diagnostiziert, Medikamente haben bislang nur in ganz geringem Ausmaß geholfen. Ich würde einschätzen, dass es seit Mitte 2017 keinen Tag mehr gab, an dem ich mich wirklich glücklich oder zufrieden gefühlt habe. Meine Stimmungslage schwankt zwischen dem Nullpunkt und unterdurchschnittlich, gute Phasen dauern maximal 30-60min am Stück an.
Meine Hauptschwierigkeit ist, dass ich mich und meine Leistungen ständig selbst hinterfrage und nicht objektiv einschätzen kann, welche Probleme es von der Intensität her wirklich rechtfertigen, dass ich schlecht gestimmt bin und bei welchen Anlässen es auf meine Erkrankung zurückzuführen ist. Ich lebe in Österreich, habe zwei juristische Studiengänge abgeschlossen (Diplomstudium und Master of Laws) und schreibe an einer Doktorarbeit. Damit will ich nicht angeben sondern zeigen, dass ich eigentlich objektiv betrachtet keinen wirklichen Anlass haben sollte, die unglaublich starken Zukunftsängste und Sorgen zu haben, die mich seit langer Zeit plagen.
Ein ständig wiederkehrendes Problem sind Ängste und Untergangsstimmung aufgrund von einer finanziell angespannten Lage. Ich bin Berufseinsteiger, arbeite 50+ Stunden die Woche und verdiene 1.800 Euro netto, wozu noch Kindergeld kommt. Meine Frau (auch Akademikerin, früher auch Probleme mit Depressionen) ist zuhause und kümmert sich um die Kinder (2,5 und 0,5 Jahre). Wir haben das Glück und Privileg, in einer schönen Lage bei den Schwiegereltern zu wohnen und keine Miete zahlen zu müssen, aber dennoch ist das Geld ständig knapp, da meine Frau gerade was die Kinder angeht enorm auf Qualität achtet. Ich nehme mich vollständig zurück, bin noch nie mit Kollegen mal ins Restaurant gegangen, gehe nicht mit Freunden weg und habe mir von meinem selbst erarbeiteten Geld abseits von einigen Büchern noch nie etwas gegönnt. Immer wenn am Ende des Monats das Geld knapp wird, fühle ich mich persönlich und schuldig und dafür verantwortlich, obwohl ich nicht mehr verdienen kann und selbst keine unnötigen Ausgaben tätige. Das versetzt mich ständig in Unruhe und sorgt dafür, dass ich mich in keinem Moment wirklich entspannen oder gut fühlen kann. Objektiv kann ich nicht einschätzen, inwieweit das jetzt tatsächlich begründet ist und wieviel davon krankheitsbedingt ist.
Ich leide unter der Gesamtsituation sehr, insbesondere unter der Verantwortung für die anderen Familienmitglieder, der ich gerecht werden muss. Manchmal denke ich, dass es für mich leichter wäre, wenn ich nur für mich selbst zu sorgen hätte, da ich enorm anspruchslos bin und mit jeder Situation leben kann. Ich kenne auch andere Freunde und Bekannte, die von ihrer familiären Herkunft her mit wenig Geld klarkommen mussten und das auch geschafft haben und gleichzeitig glücklich sein konnten, aber mir ist es nicht begreiflich, wie sich bei mir da ein Schalter umlegen kann. Die Verantwortung für alles lastet so schwer auf mir, dass ich mich am Liebsten einfach nur verkriechen und alles und jedem aus dem Weg gehen will. Gleichzeitig bin ich paradoxerweise wenn es darauf ankommt, also arbeitstechnisch, enorm belastbar und leistungsfähig. Sobald ich aber Zeit habe nachzudenken, zieht mich diese dunkle Spirale wieder nach unten.
Vielleicht hat ja jemand Ratschläge oder auch ähnliche Erfahrungen gemacht. Mich hat es gefühlt aber schon etwas erleichtert, das alles einmal niederzuschreiben.
LG, Matthias