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Depression, Wechseljahre, PTBS und Schlaflosigkeit

B
Liebe Forengemeinde!
Ich habe im März 2020 angefangen mein Venlafaxin 150mg auszuschleichen und war im Januar 2021 dann auf 0. Ich hatte bisher leichte bis mittlere depressive Episoden und dacht, da meine Lage stabil war, ich bräuchte das Antidepressivum nicht mehr.
Während dieser Zeit hatte ich dann noch ein schreckliches Erlebnis
Trigger

mein kleiner Hund wurde von einem großen Hund gepackt, der versucht hat ihn totzuschütteln - und ich konnte nichts tun und habe die ganze Zeit über nur geschrien

, was bei mir vermutlich erstmal eine PTBS ausgelöst hat. Nun ist hier die Therapeutenlage katastrophal und ich habe keinen Traumatherapeuten gefunden. War kurz bei einer Heilpraktikerin, aber die wollte am Liebsten alle meine früheren Traumata bearbeiten, und das kann ich mir nicht leisten. Also mußte dort eine Behandlung ruhen, und ich dachte die Gefühle hätten sich etwas beruhigt under sind zumindest eingekapselt.

Im März 2021 ging es dann los. ich bekam nachts heftiges Herzrasen, Angst, Hitzewallungen, Durchfall, konnte nicht Schlafen und verlor jeglichen Appetit. Vom Frauenarzt bekam ich dann Hormone verschrieben, weil typische Wechsejahrsproblematik. Die Hitzewallungen verschwanden erstmal, doch in den Nächten hatte ich immer wieder das Herzrasen und konnte nur jede 2. Nacht schlafen. Mein Hausarzt verschrieb mir erst Opipramol, dann Trimipramin zum Schlafen, doch das half nichts. Manchmal konnte ich eine Woche schlafen, einmal sogar einen Monat, dann ging es wieder von vorne los.
Auch wurde ich lustlos, nichts machte mehr Spaß, ich fühlte mich unruhig und getrieben und kam nicht zur Ruhe, quälte mich mit Verlustängsten.
Und irgendwann dämmerte mir, daß in eine Depression gerutscht war, die viel übler ist als meine früheren Episoden.
Jetzt habe ich mir vom Hausarzt Venlafaxin ret. verschreiben lassen, weil ich mich nicht zu meinem Psychiater traute.

Ich schleiche das Venlafaxin gerade ein, bin an Tag 19 heute. Ich weiß daß es auch Schlafstörungen auslösen kann, doch habe ich in den Jahren der Einnahme immer gut damit geschlafen. Zuerst traten aber wieder Hitzewallungen mit Herzrasen auf und ich weiß nicht, ob die zur Depression, den Wechseljahren oder zum Venlafaxin gehören.
Heute habe ich eine Termin bei einem Vertreter meines alten Psychiaters, weil der im Urlaub ist. Ich will nach einem Medikament zum Herunterfahren und Schlafen fragen, und nach einem Bedarfsmedikament, das mir das Einschleichen vom Venlafaxin erleichtert.

So, das war nun ein langer Text.
Kennt einer von Euch auch dieses Herzrasen, die Angst, die Hitze und dann die Schlaflosigkeit? Das können ja auch Symptome einer Depression sein.

Ich würde mich echt freuen, wenn Ihr mir antwortet, und vielleicht fällt einem etwas dazu ein.
Freue mich auch über Mut-mach-Posts!
Eure Bollefix

30.10.2021 05:05 • #1


Juju
Guten Morgen, Bollefix.

Für mich klingt das tatsächlich eher nach Wechseljahresbeschwerden, wobei ich mich da natürlich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen möchte. Wie ist denn Dein psychisches Befinden? Wie fühlst Du Dich denn morgens, wenn Du wach wirst?
Ich könnte mir vorstellen, dass bei einer depressiven Episode und den Wechseljahresbeschwerden eine geballte Ladung auf den menschlichen Körper und seine Seele einstürzt.
Ich selbst bin z.B seit etwa 1 Jahr um den Beginn der Periode sehr traurig und weinerlich.
Wir sind ja im gleichen Alter, Du bist nur paar Monate älter.
Ich drücke Dich mal aus der Ferne.

30.10.2021 06:46 • x 1 #2


A


Hallo Bollefix,

Depression, Wechseljahre, PTBS und Schlaflosigkeit

x 3#3


F
Hallo Bollefix,


Zitat:
Kennt einer von Euch auch dieses Herzrasen, die Angst, die Hitze und dann die Schlaflosigkeit?

ich kenne natürlich deine Gesamtsituation nicht und Beschwerden wegen der Wechseljahre fallen bei mir in der Hinsicht ja aus ... aber aus dem was ich von mir ableiten kann, klingt das schon nach einer depressiven, oder zumindest schlechten Phase. Geht es mir schlecht, habe ich keine Energie und raffe mich nur auf etwas zu tun, weil es sein muss. Wenn mein Herz rast, schwitze und zittere ich. Alles um mich wird viel klarer. Mein Fokus liegt dann auf meiner direkten Umgebung.

Unser Leben zieht in schlechten Phasen irgendwie gleichgültig an mir vorbei. Ich bin ständig am denken und je mehr ich denke, umso größer wird meine Angst etwas falsch zu machen. Auch bestimmte Themen die mich mein Weltbild hinterfragen lassen ertrage ich dann einfach nicht. Kommen da noch existenzielle Probleme dazu, schaltet mein Kopf auf Dauerbetrieb. Ich neige dazu mir Szenarien vorzustellen, was bei unterschiedlichen Reaktionen passieren wird. Vielleicht kommt es mir deshalb oft vor, als hätte ich manches schon erlebt und bekomme Angst, weil die Situation in meinem Kopf damals zu etwas negativem, oder einschneidenden führte. Ich schlafe auch sehr wenig und wache immer wieder auf. Für die Zeiten wenn meine Frau auf Dienstreisen ist, hängt im Schlafzimmer ein Fernseher, den ich die ganze Nacht laufen lassen kann. Ich brauche das Geräusch im Hintergrund, sonst schaltet mein Kopf gar nicht ab. Schlaftabletten machen mich nur hibbelig, also beschäftige ich meinen Kopf mit Lärm und das hilft bei mir ganz gut.

Meiner Schwester sage ich immer wieder, sie soll bestimmte Momente nicht überbewerten; dass mit Abstand betrachtet alles weniger bedrohlich ist und meistens mit ihr persönlich gar nichts zu tun hat. Sie ist schon ewig in Therapie und hat sich nach über 30 Jahren Behandlung an einen Ablauf gewöhnt, den ich nur bedingt befürworte und meistens zum Verlust ihrer Anstellung führte. Darauf möchte ich aber hier nicht näher eingehen, weil das triggern könnte. Generell wäre es für mich unnormal, wenn jemand nie Angst hat. Dafür muss man sich meiner Meinung nach keinesfalls komisch fühlen, weil das jeder kennt, auch wenn im Regelfall nur selten darüber gesprochen wird.

30.10.2021 07:04 • x 1 #3


B
Liebe Juhu!
Ich schlafe momentan wieder nicht, d.h. ich bin die ganze Nacht wach. Gestern ging es mir gut, ich danke das ist das Venlafaxin. Heute bin ich sehr zittrig. Ich habe auch große Angst vor diesem Nottermin bei dem Psychiater, daß der mir nichts verschreibt und mich alleine läßt.

Ich habe ja auch gedacht daß es Wechseljahresbeschwerden sind. Nun nehme ich aber schon seit Anfang April bioidentische Hormone, und zunächst waren die Hitzewallungen auch weg, das Herzrasen aber blieb. Mit der Einnahme von Venlafaxin 37,5mg hatte ich in der ersten Nacht Hitzewallungen ohne Ende, dann konnte ich 10 Tage lang schlafen. Dann ging das Herzrasen und die Hitze wieder los, und ich blutete auch ein klein wenig. Gestern war ich beim Endokrinologen, der mir Blut abgenommen hat um die Hormone zu prüfen. Eigentlich sollten die Beschwerden unter den Hormonen verschwinden, das tun sie aber nicht.

Nun habe ich gesehen, daß Hitzewallungen und Herzrasen auch bei Depressionen auftreten können. Meine Stimmung ist lustlos und gleichgültig, ich habe keine Freude mehr am Leben. Wenn ich geschlafen habe ist es etwas besser. Nur gestern war gut. Lesen mag ich nicht mehr, bei meinen Hunden schaffe ich nur noch das nötigste. Ich habe durch die Appetitlosigkeit extrem abgenommen und sehr jetzt aus wie eine dürre Zicke.
Danke für Deinen lieben Post!

30.10.2021 09:14 • #4


Greta
Liebe Bollefix,

deine Symptome können sowohl von einer Depression als auch von den Wechseljahren herrühren.
Auch ich war lange Zeit in dieser Ungewissheit, was da nun eigentlich los ist mit mir.
Mein Frauenarzt sagte Wechseljahre, mein Hausarzt sprach von Überarbeitung, der Therapeut von Depressionen.
Jeder diagnostizierte also nach seinem jeweiligen Fachgebiet. Und ja, die Symptome passen natürlich zu allem irgendwie.
Im Übrigen werden wir Frauen ja immer gerne als Opfer unserer Hormone hingestellt, wenn es uns nicht gutgeht. Entweder haben wir PMS oder Wechseljahre
Hat dein Frauenarzt einen Hormonstatus gemacht, bevor er dir das Hormonpräparat verschrieben hat?
Das wäre wichtig um überhaupt erstmal herauszufinden, ob da bei dir irgendetwas im Ungleichgewicht ist. Östrogen, Gestagen, Progesteron ...
Wie ist das eigentlich mit der Hitze? Kommt sie nur nachts oder auch tagsüber? Ist es eine aufsteigende Hitze oder packt sie plötzlich den ganzen Körper? Bist du dann schweißnass?
Wenn die Hitzewallungen unter der Hormongabe zunächst verschwanden und dann mit dem Venlafaxin wieder auftauchten, spricht vieles dafür, dass sie anfangs ein Symptom der Wechseljahre waren und nun eine Nebenwirkung des Venlafaxin.

Da du auch schon früher mit Depressionen zu tun hattest, liegt die Vermutung nahe, dass du tatsächlich wieder in eine Depression gerutscht bist. Vielleicht durch das schreckliche Erlebnis mit deinem Hund, vielleicht aber auch einfach nur so.
Und deinem Beitrag entnehme ich, dass du das eigentlich auch schon weißt bzw. zumindest ahnst. Da höre unbedingt auf dein Gefühl!
Dennoch können natürlich auch die Wechseljahre mit reinspielen, klar. Und vielleicht kommt daher auch das Gefühl, dass die aktuelle Depression so viel schlimmer ist als die Episoden zuvor?

Spürst du denn mit dem Venlafaxin schon irgendeine Verbesserung? Zum Beispiel in Sachen Stimmung und Antrieb?

Liebe Grüße
Greta

30.10.2021 09:25 • x 1 #5


B
Hallo Feindbild!
Genau dieses Herzrasen! Meine Hände werden warm und kribbeln, dann friere ich. Habe auch das Gefühl daß meine Bauchdecke fest angespannt ist. Und die Gleichgültigkeit in dieser schlechten Phase lerne ich erst kennen. Früher habe ich viel geweint, das geht jetzt nicht mehr. Es kommen keine Tränen. Ich beschäftige meinen Kopf gerne mit ruhiger Musik, wenn ich Stille in der Schlaflosigkeit nicht ertrage, so wie bei Dir der Fernseher. Schlaftabletten schalten mich nur kurz aus bis zur nächsten Angst-Hitze-Attacke, dann bin ich wieder hellwach, und so voll mit Adrenalin, daß mein Puls auch nicht heruntergeht. Ich rede mir dann gut zu.
Gut ist, was Du Deiner Schwester sagst; ich werde es für mich auch beherzigen!
Vielen Dank!

30.10.2021 09:26 • x 1 #6


B
Entschuldigung Juju ,Dein Name wurde ein Opfer der Autokorrektur!
Bollefix

30.10.2021 09:27 • #7


B
Liebe Greta!
Ja, bei mir wurde ein Hormonstatus gemacht, meine Eierstöcke sind kaum noch aktiv. Später habe ich noch einmal einen Status machen lassen, unter Hormoneinnahme, es war alles in Ordnung (auch die Schilddrüse). Und trotzdem habe ich immer noch das Herzrasen gehabt, mal eine Woche nicht, dann wieder jede zweite Nacht. Wenn ich mich am Tag bewege habe ich selten eine Hitzewallung, wohl aber den hohen Puls - die Attacken kommen nachts. Es werden nur meine Hände heiss und kribbeln, sonst nichts, keine Schweißausbrüche. Nicht aufsteigend oder so. Ich habe auch schon gedacht, daß die Hitze eine NW vom Venlafaxin sein könnte und hoffe, daß sich das dann noch gibt. Denn ich fühle mich unter dem Venlafaxin viel besser als unter dem Trimipramin. Aber auch bei Trimipramin-Einnahme war das Herzrasen noch da, so daß ich momentan denke, es könnte von der Depression kommen. Ich glaube, daß Deine Einschätzung richtig ist.

Beim Venlafaxin hatte ich gestern meine ersten Tag mit guter Laune seit Monaten und heute bin ich zwar durch den Schlafmangel ziemlich fertig, ich bin aber nicht bedrückt. Unter dem Venlafaxin fühle ich mich eher wie ich selbst als unter dem Trimipramin. Daher hoffe ich, daß die NW noch weggehen.
Danke Dir!
Bollefix

30.10.2021 09:44 • #8


Juju
wie ist denn Dein Blutdruck? Definiere mir mal dein Herzrasen, wie schnell ist der Puls? Hast Du mal ein Langzeit.EKG machen lassen? Treibst Du Sport? Ausdauertraining kann den Puls sehr gut senken und Du bist automatisch auch abglenkt.... auch wieder gut für die Depression.
Wie ist denn sonst Dein Leben? Arbeit? Kinder? Partnerschaft? Familie? Freunde?

30.10.2021 12:16 • x 1 #9


B
Liebe Juju,
Mein Blutdruck schwankt so zwischen 117/106 zu 81/68. Im Moment habe ich einen Puls von 94, hatte aber vor ein paar Tagen einen von 74. Ein Langzeit-EKG werde ich machen, ich habe hier eine Überweisung an einen Kardiologen bekommen. Mal sehen wie schnell ich einen finde.
Als Sport mache ich jeden Morgen Übungen gegen mein Körpergewicht (animal move). Gelegentlich gehe ich ein Stündchen walken. Außerdem habe ich 2 Hunde und bin mit dem jüngeren Bolle in flottem Schritt mindestens eine bis anderthalb Stunden unterwegs. Das lenkt mich ab, jedoch ist mein Hund Bolle sehr lebhaft und ein bißchen anstrengend.
Ich lebe mit meinem lieben verständnisvollen Partner in einem Häuschen zusammen. Kinder habe wir nicht.
Ich bin wegen meiner Erkrankung leider arbeitsunfähig, ich war mal Biologin (Genetik/Gentechnik/Antibiotika-Entwicklung). Durch die Arbeitsunfähigkeit komme ich nicht viel unter Leute und lerne kaum welche kennen. Meine Freunde leben leider in anderen Städten, so daß wir viel telefonieren. Ich bin schon ziemlich vereinsamt. Wenn ich geschlafen habe versuche ich zum Bogenschiessen zu gehen, da sehe ich ein paar Leute, das tut mir gut. Irgendwie traurig, wenn ich das so lese.

Gerade bin ich vom Psychiater zurück. Der will mich wegen der Tachykardie auf Duloxetin umstellen, aber wenn ich die Nebenwirkungen sehe wird mir ganz schlecht! Ich habe richtig große Angst davor. Ich möchte es eigentlich nicht nehmen. Zumal ich das Herzrasen auch schon vor der Einnahme von Venlafaxin immer wieder mal hatte (in den schlaflosen Phasen).

Das war jetzt mal einiges von mir, liebe Grüße,
Bollefix

30.10.2021 15:30 • #10


A


Hallo Bollefix,

x 4#11


B
Ich war ja beim Endokrinologen. Mein Östrogen war im Keller, das erklärt sowohl meinen hohen Puls als auch mein schlechtes Befinden. Vermutlich ist das Venlafaxin unschuldig!
LG Bolle

01.11.2021 18:37 • #11

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