Depressionen akzeptieren lernen oder bekämpfen?

L
Hallo

Depressionen habe ich schon seit ich dreizehn bin, wahrscheinlich schon früher,. aber seitdem kann ich sie greifen. Damals starb mein Vater, meine Mutti war sehr krank und ich hatte das Gefühl meinem Vater in den Tod folgen zu wollen.

Inzwischen geht es mir meist ganz gut, ich habe Phasen in denen ich sie kaum spüre und dann kommt doch wieder ein Absturz. Ich kämpfe nicht mehr dagegen an, akzeptiere es wie eine Grippe, die kommt und auch wieder geht. Natürlich lasse ich mich behandeln, nehme auch Medikamente, gehe zur Psychologin, aber alles um mir helfen zu lassen, diese Phase durchzustehen. Ich habe die Depression als Teil meines Selbst akzeptiert, ebenso wie die Angst die sie oft mitbringt.

Seit ich meine Energie nicht mehr damit verschwende gegen die Depression zu kämpfen, sind die Phasen kürzer, wenn auch nicht weniger heftig geworden.

Meine Freunde wissen, wie es mir geht. Bekannten gegenüber habe ich mir angewöhnt keine Lügen mehr zu erfinden, warum ich zB zu einer Verabredung nicht komme, ich sage dann nur es klappt nicht oder es geht mir nicht gut. - Auch das hat mir viel Druck genommen, nicht mehr funktionieren zu müssen.

Natürlich gibt es Termine die ich einhalten muss, wie Arbeitszeiten oder Festivitäten. Aber auch da verstelle ich mich nicht mehr, versuche nicht mehr mit aller Kraft Show zu machen. Klar, ich versuche freundlich zu schauen, auch mal zu lächeln, meist gehts dann irgendwann auch ganz gut, weil lächeln einfach die Stimmung hebt, auch wenns noch so falsch ist. Wenns mir zu viel wird, gehe ich einfach wieder, entschuldige mich aber nicht mit einer Ausrede.

Ich habe gemerkt, dass die meisten Menschen, auch wenn sie selbst noch nie mit Depressionen zu tun hatten, Verständnis haben, wenn man ehrlich ist. Natürlich gibt es auch die anderen, mein Bruder ist so ein Exemplar, von denen halte ich mich so gut es geht fern.

Soviel mal von mir. Momentan gehts mir wieder gut, ich bin aber weiterhin in Therapie, nehme Medikamente und achte auf mich und meine Grenzen, damit es möglichst lange so bleibt.

06.09.2012 08:06 • #1


achtsamkeit
Hallo Laterne,

da hast du für dich auf alle Fälle den richtigen Umgang mit der Erkrankung genommen.
Hilfen annehmen (Therapie/Medikamente) und sehr wichtig dein Satz keine Energien verschwenden indem gegen die Krankheit gekämpft wird!
Das kann ich nur unterstreichen.

LG Pelle

06.09.2012 09:15 • #2


A


Hallo Laterne,

Depressionen akzeptieren lernen oder bekämpfen?

x 3#3


V
Hallo Laterne,

da wo du bist muss ich erst noch hin, aber es macht mir viel Mut! Danke dafür! Das hast du sehr schön geschrieben!

LG Vroni

06.09.2012 17:03 • #3


S
Hallo Laterne,

finde ich echt super wie du mit der Depression umgehst. Dachte eigentlich, dass ich sie all die Jahre auch akzeptiert habe, aber wenn ich genau überlege und deinen so Text lese, dann ist das bei mir wohl eher nicht der Fall.....will Sie einfach nur los werden und nie mehr bekommen (ein Wunschgedanke), weil sie soviel kaputt macht. Bei mir ist auch das Problem, dass ich mir zuviel Gedanken mache, was die anderen über mich denken.
Also, ich seh schon, da liegt noch großes Stück Arbeit vor mir, bevor ich genauso weit bin wie du.

lg
sunbeam

08.09.2012 22:49 • #4


Fjölnir
Hallo Laterne,
ich selbst habe seit der frühesten Kindheit Depressionen. Doch ebenso wie du, habe ich es angenommen und betrachte es nicht mehr als Fremdkörper. Es ist eher ein Teil von mir. Und so wie ich meinen Körper durch waschen, Zähne putzen und so weiter pflege, schenke ich auch der Depression viel Aufmerksamkeit und schenke ihr die Pflege die sie braucht.
Es hat sehr lange gedauert und es waren arg schwere Zeiten von Nöten um soweit zu kommen. Doch die harte Arbeit hat sich gelohnt. Natürlich gibt es Phasen und die wird es auch immer geben. Doch die Qualität ist eine andere.

Hallo Sunbeam,
auch bei mir war früher der Wunsch, die Depression los zu werden. Ich war soweit vor ihr zu flüchten und war 8 Jahre lang suizidal.
Als ich dann angefangen hatte die andere Seite der Depression zu sehen, ging es mir etwas besser. Ich bin viel aufmerksamer was die kleinen Freuden angeht. Ich freue mich z.B. über eine Hummel, die von anderen vielleicht einfach übersehen wird. Auch bin ich sehr kreativ. Ebenfalls ein Danke an die Depression. Ich habe gelernt für alles doppelt so hart zu kämpfen was anderen vielleicht leicht fällt. Ich bin sehr einfühlsam.....ich könnte noch viele Sachen nennen. Die Depression hat mich zu dem Menschen gemacht der ich bin und das ist so in Ordnung. Vielleicht solltest du nicht versuchen mit den Gedanken
Zitat:
will Sie einfach nur los werden und nie mehr bekommen
daran zu gehen, sondern immer nur die nächsten Schritte sehen. Was mir geholfen hat sind natürlich Gespräche. Nicht nur mit dem Therapeuten. Ich habe jeden zugesülzt bei dem ich dachte, der könnte vielleicht Verständnis haben. Einfach um so viele fremdeindrücke und Meinungen zu sammeln wie nur möglich.
Es ist ein harter Weg, doch es lohnt sich.

Liebe Grüsse
Fjölnir

09.09.2012 08:37 • #5


L
Hallo sunbeam,

loswerden würde ich die Depressionen auch lieber Heute als Morgen. Es ist nur so, daß ich weiß, daß sie mich ewig begleiten werden und deshalb musste ich für mich einen Weg finden mit ihnen zu leben.

Ich denke jeder muß seinen eigenen Weg finden, ich habe euch von meinem erzählt. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen sich selbst auf seinen Weg zu machen.

09.09.2012 08:41 • #6


C
Hi Laterne,

ich mag deinen Ansatz. Er hilft dir und das solltest du dann auch beibehalten.
Es erinnert mich an den Film A beautiful mind mit Russel Crowe. Kennst den Film? Er akzeptiert seine Shizophrenie und... Schau ihn dir doch mal an.

Nun zurück zu deiner Einstellung, das Problem zu akzeptieren. Ich glaube man sollte wirklich versuchen damit zu leben, wir Menschen sind vll dazu geboren um diese Aufgaben zu meistern. Für dich das allerbeste. Und dass das alles so klappt wie du es dir vorstellst.

--- Grüße ---

09.09.2012 10:30 • #7


Pyxidis
Also meine Therapeutin hat immer und immer wieder zu mir gesagt, wenn ich sie ganz verzweifelt außerhalb der Stunden angerufen habe, können sie ihren Zustand akzeptieren.

Ja das ist es wohl und das ist auch das was mir am meisten geholfen hat, es zu akzeptieren, denn im Akutfall ändern konnte ich es sowieso nicht, also akzeptiere ich jetzt alle meine Stimmungen also auch die depressiven.

Komischerweise lassen mich die ganz depressiven Stimmungen seit einiger Zeit (aufgrund meiner Akzeptanz? - vielleicht) in Ruhe und ich muß nur noch akzeptieren, daß ich manchmal einfach eine Stinklaune habe

Viele Grüße
Pyx

10.09.2012 11:14 • #8

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