Depressionen in der Partnerschaft - jetzt Trennung

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Hallo Ihr Lieben,

auch ich bin neu hier wie fast alle hier brauche auch ich dringend euren Rat bzw. eure Hilfe.
Ich schreibe mir erst mal alles von der Seele und bin dann für jede Hilfe und Kritik offen.

Ich bin 31 Jahre, berufstätig, leide selber seit langem unter leichten Depressionen, hatte eine Verhaltenstherapie und bin jetzt seit 2 Monaten in einer Gruppentherapie (was mir auch sehr gut tut).
Mein (Ex)Partner, 30, berufstätig, leidet ebenfalls unter Depressionen, die aber erst kürzlich erkannt wurden.

Wir sind bzw. waren 2 1/2 Jahre ein Paar mit einer tollen Anfangszeit und offenem Umgang zum o.g. Problem. Ich spürte damals schon eine tiefe Traurigkeit bei ihm, konnte es aber zunächst nicht zuordnen. Er lebte, bedingt durch seinen Vater, in sehr merkwürdigen Umstände. Gemeinsam mit seinem Bruder bewohnte er eine Eigentumswohnung (vom Vater) und arbeitete auch bei ihm für ziemlich gutes Geld und wirklich sehr flexiblen Arbeitszeiten. Man könnte sagen, er lebte sehr verwöhnt und uneigenständig im Gegensatz zu mir, die bereits früh alles allein erarbeitet hat, alleine wohnte und sehr eigenständig war.

Zwischenzeitlich hatte ich häufig emotionale Ausbrüche, wegen meinen Eltern, wegen mir, wegen ihm - er war damit sichtlich überfordert. Im November 2015 sind wir zusammengezogen mit starken Schwierigkeiten, weil in der Wohnung viel repariert werden musste, meine Arbeit zum Ende des Jahres endete und ich zurück von Brandenburg nach Berlin zog.
In diesem Jahr hat uns das komplette Unglück ereilt.
Sein Bruder beging aufgrund von Depressionen Selbstmord, seine Oma verstarb und beruflich konnte er nicht mehr mithalten. Freunde und Sport hatten schon lange keinen Platz mehr.
Ich selber war aufgrund kurzfristiger Arbeitslosigkeit selber sehr geknickt. Zudem habe ich in diesem Jahr mit meinen Eltern und meiner besten Freundin gebrochen. Meine Eltern leiden selber unter Depressionen, mein Vater ist Alk. und seit ich 15 bin habe ich stets Verantwortung für beide übernommen. Vor 4 Jahren begann meine Abgrenzung, was aber erst im November 2015 endgültig durchgesetzt wurde. Mir ging es schlecht damit.

In unserer Beziehung hatten wir zunehmend Ärger wegen Kleinigkeiten, viele Missverständnisse und schwere Zeiten. Er wurde immer träger und fälschlich dachte ich ihm mit Ablenkung bzw. Motivation helfen zu können, bis der Arzt ihm die mittelschwere Depression diagnostizierte.
Trotzdem gab es auch unsere wunderbar bekannten, herrlichen Momente aus der unbeschwerten Zeit, in der wir beide sehr liebevoll und warmherzig waren.
Meine emotionalen Zusammenbrüche haben das alles natürlich zusätzlich belastet.

Zeitgleich läuft die Wohnungsauflösung seines verstorbenen Bruders, wo er fast gänzlich die Verantwortung trägt. Er arbeitet auch erst seit einem Jahr in einem neuen Job. Arbeitszeit und Pensum belasteten ihn das ganze Jahr.

Am vergangenen Montag vorletzte Woche nun die Trennung von seiner Seite. Er müsse seine Probleme allein in den Griff bekommen, müsse lernen für sich Verantwortung zu übernehmen und er sehe für uns keinen Weg mehr. Er wolle die gemeinsame Wohnung auflösen und die Trennung.
Und das, obwohl sein Verhalten in den letzten Wochen immer noch mir zugewandt war (Zärtlichkeit, liebe Nachrichten, körperliche Nähe).

Im ersten Moment war es ein Schock, der sich aber schnell entlastend anfühlte. Der Druck bei mir war plötzlich weg, auch wenn ich natürlich Liebeskummer habe. Ich habe plötzlich wieder Luft zum Atmen.

Am folgenden Abend war er wie ausgewechselt. Sprudelte förmlich. Nach anfänglicher Skepsis verbrachten wir nebeneinander einen ruhigen, fast schon harmonischen Abend.
Ich sagte ihm, dass ich die Beziehung ebenfalls als beendet sehe, mir das gut tut und sollte es irgendwann eine Annährung geben, dann unter besseren Bedingungen.
Eine räumliche Trennung innerhalb unserer recht großen Wohnung sei für mich in Ordnung, da ich die große Wohnung derzeit nicht aufgeben könne und darauf hoffe, dass wenn das nebeneinander Leben für ihn ebenfalls möglich sei, wir diese Situation vorerst aufrecht erhalten bis seine Therapie etwas läuft und meine ebenfalls.

Er hat mir die Hand drauf gegeben, dass er mich nicht hintergeht und ich mir keine Sorgen wegen der Wohnung machen müsse.

Nun sind Gefühle leider nicht so rationell wie das Herz und ich spürte, dass ich das nebeneinander nicht kann und das sagte ich ihm. Ich spürte ebenfalls eine Unentschlossenheit seinerseits.
Nachdem mein Freund ja lediglich die Beziehung beendet hat und meinte er wolle ausziehen ist ja über eine Woche nichts weiter passiert.
Er zieht sich in sein kindliches ICH zurück. Alte Muster wie zu Kindertagen - gammeln, bis nachts um 4 am PC sitzen und spielen, trotz Arbeit und keine Neuerungen zum Thema Wohnung.
In vor mir eingeforderten Gesprächen habe ich gemerkt, dass er überhaupt keinen Plan hat, wie es für ihn weitergehen soll. An einem Tag meinte er es gäbe keine Gefühle und ich solle mir keine Hoffnungen machen, am nächsten Tag weiß er gerade nicht was er fühlt, dann reden wir über die schönen Momente unserer Beziehung und er weint, dann war unsere Beziehung von Anfang an problematisch und ihm habe selbst das Zusammenziehen nicht gefallen.
Dafür erinnere ich mich allerdings an viele Momente, in denen er gestrahlt hat und stolz auf unser Heim war. Er war sehr angergiert beim Einzug, freute sich über unser Weihnachtsbäumchen und genoss durchaus unser Leben.

Ich habe ihn schlussendlich nach 1 1/2 quälenden Wochen zum Auszug gedrängt und habe bereits selber Wohnungen besichtigt. Er hat am Mittwoch wirklich alle textilen Dinge, Badartikel und persönliches aus der gemeinsamen Wohnung geschafft und ist nun im alten Jugendzimmer bei seinem Bruder.
Zwei Nachrichten haben das gestern begleitet:
1. Ich sag dir Bescheid, wenn ich fertig bin
2. Bescheid.

Er nimmt von niemandem Hilfe an und hat auch niemanden. Vermutlich muss er erst noch tiefer fallen, bevor er wieder Oberwasser bekommt.

Ich habe geweint, war wütend, habe viel Austausch mit meinen Freunden und dann war ich duschen, hab meine Serie geschaut und bin ins Bett. Ich hab seit Monaten hervorragend geschlafen, sehr schön geträumt und der erste morgen ohne ihn war befreiend.


Mir ist klar, dass ich ihm nicht helfen kann, aber aufgrund meiner Angststörung und Verlustangst weiß ich gerade nicht, ob ich jetzt vorschnell handle, ob ich warten soll, ob er sich zurückbesinnt. Aber darauf möchte ich nicht hoffen.
Ich weiß nur, dass ich mich um mich kümmern muss, egal was er macht. Ich möchte Selbstfürsorge erlernen, auf meine Bedürfnisse hören und vorwärts gehen. Wie schaffe ich das? Wie kann ich mich jetzt um mich kümmern ohne allein in der großen Wohnung durchzudrehen? Wie schließt man mit sich selber Frieden und Freundschaft?

Ich habe auch das Gefühl, dass er tatsächlich erst mal erwachsen werden muss. Er hat häufig bemängelt, dass ihm die Eigenständigkeit fehle.

So...nach viel Text bedanke ich mich fürs Lesen!

Ich vermisse ihn, ich liebe ihn, aber ich muss ihn jetzt wohl loslassen.

Ich danke euch vorab!

30.09.2016 13:59 • #1


T
Liebe SonnenStern85....DAS wüßt ich auch gern, wie man mit sich selber Frieden schließt...genauso gern wüßt ich, wie man vor sich selber wegläuft, klappt bei mir beides nicht....also bleibt nur, dableiben, einen Schritt nach dem andern gehen und das beste draus machen aus der Situation,einen Tag nach dem anderen leben eine andere Möglichkeit kenne ich nicht, von außen kann einem da -so zumindest meine persönliche Erfahrung-keiner groß helfen, diese Arbeit muß man schon selber leisten, es ist ein langer Weg. Mir hilft in allem die Musik, die mir gefällt, man /frau kann tanzen, mitsingen, schreien dabei, weinen, es befreit unheimlich, oder Tiere sind auch ein toller Begleiter, mangels Hund im Tierheim Gassi gehen oder fragen, wegen Katzenstreicheln...nehmen die meist auch gern an und irgendwie isses auch für einen selber schön.

Liebe Grüße, TahneeVanessa

04.10.2016 09:04 • #2

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