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Depressionen - meine persönlichen und intimen Erfahrungen

J
Hallo,

ich bin neu hier. Mir geht es seit längerem schlecht und ich würde gerne darüber berichten, in der Hoffnung jemand kann mir helfen oder Tipps geben.
Es ist schwer das alles auf einen Punkt zu bringen. Bei mir kommen mehrere Sachen zusammen.
Ich nehme seit ca. 1,5 Jahren Antidepressiva und gehe seit November letzten Jahres zur Psychotherapie. Es gibt ziemlich viele Dinge in meinem Leben, die mich frustrieren.

Ich bin Student (23) und studiere ein recht anspruchsvolles Fach. Im ersten Jahr hatte ich dabei recht wenig Probleme. Habe alles bestanden, alles verstanden und war halbwegs zufrieden. Irgendwann fing ich an die Lust zu verlieren, an allem. All das ist sehr schleichend passiert. Es gab keinen Auslöser und es hat recht lange gedauert, bis ich es realisiert habe.
Ich bin seit jeher ein vielseitig interessierter Mensch gewesen, der sich mit vielen Themen auseinandersetz und immer wissbegierig ist und immer bereit ist neues auszuprobieren.
Mittlerweile sieht mein Tagesablauf so aus, dass ich nicht mehr zur Uni gehe. Möchte mein Studium abbrechen, weiß aber nicht was ich sonst machen könnte. Ich habe einen Halbtagsjob. Meine Pflichten dort zu erfüllen gelingt mir mehr schlecht als recht. Wenn ich nach Hause komme lege ich mich nur noch ins Bett. Dann mache ich nichts mehr. Es fehlt einfach die Energie.
Ich nehme mir oft Dinge vor. Ich zwinge mich teilweise Dinge zu tun. Sowohl Pflichten zu erfüllen, als auch Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben. Helfen tut das meistens gar nicht oder nur kurzfristig für diesen Augenblick. Danach falle ich wieder in ein Loch.
Ich kriege nichts mehr auf die Kette.

Alte Freundschaften sind es mir nicht mehr Wert sie zu pflegen, nicht nur wegen meiner Depression, auch weil mich einige Dinge stören. Habe oft das Gefühl, derjenige zu sein der gibt und zwar alles gibt.
Ich bin ein sensibler Mensch, auch wenn ich nach außen nicht zeige. Freundschaften sind mir fast das wichtigste vor allem anderen.
Für Freunde tue ich alles. Ich bin immer da, wenn man mich braucht. Egal ob körperlich, oder als jemand zum reden. Ich bin bei Treffen immer pünklich (dass ich das schreibe hat nene Grund). Ich nehme mich selber zurück. Komme auch, wenn ich lernen müsste oder ich Zeit für mich bräuchte, aber der andere nicht anders kann.
Ich habe eine diagnostizierte Anpassungsstörung. Ob das so stimmt weiß ich nicht (Verlauf,Schwere, Auslöser etc. passen nicht so ganz dazu). Aber eigentlich beschreibt es das Wort als solches recht gut. Fühle mich sehr oft missverstanden. Mir fällt es extrem schwer neue Menschen kennenzulernen. In gewissen Situationen reagiere ich forsch, agressiv, manchmal auch gar nicht oder ich stimme in Konfliktsituationen meinem gegenüber zu, weil ich keine Lust habe mich zu streiten oder zu diskutieren und bin dann trotzdem unzufrieden weil Dinge nicht geklärt wurden.

Mir fällt es einerseits sehr schwer mich auf andere einzulassen, egal ob das freundschaftlich ist oder etwas anderes. Andererseits urteile ich schnell über Menschen. Sobald mir eine Schwäche von ihnen bewusst wird, sie einen doofen Kommentar ablassen oder ähnliches, hacke ich sie schnell ab.
Ich denke, dass es normal ist als Erwachsener schwieriger Menschen kennenzulernen, aber bei mir ist es echt extrem. Ich kann sehr schwer über Schwächen hinweg sehen. Und bei Leuten, bei denen mir Ihre Schwächen nicht sofort bewusst werden, bin ich sofort eingeschüchtert und so zurückhaltend, dass daraus sowieso keine zwischenmenschliche Beziehung entstehen kann.

Ich bin ein schwieriger Charakter. Ich war schon als Grundschüler ein Problemkind, war laut, habe genervt. Ich wurde in der weiterführenden Schule gemobbt. Meine Eltern sind seit langem geschieden(seit meinem fünften oder sechsten Lebensjahr). Als Jugendlicher hat meine Mutter einen neuen Partner gefunden, mit dem ich mich von Beginn an täglich gestritten habe und Diskussionen ausgesetzt war. Er hat ein S., rassistisches, sehr einfaches Weltbild. Hat keinen Respekt vor Frauen (die Liste ist endlos). Er hat in seinem Leben sehr wenig Lebenserfahrung gesammelt und denkt oft sehr einfach, wie ein Kind. Woanders habe ich mich dann genauso gestritten wie zuhause. Ich wurde rechthaberisch. Das kommt nirgends gut an. Mittlerweile bin ich nicht mehr so.
Ich lebe seitdem ich 18 bin auch nicht mehr dort, sondern bei meinem Vater. Trotzdem prägt einen diese Zeit.

Seit ich 18 bin lebe ich bei meinem Vater. Hier geniesse ich zwar Freiheiten, aber wir sind einfach sehr unterschiedlich. Er ist sehr dominant, kommuniziert sehr schlecht und besteht häufig darauf, dass Dinge auf seine Art ablaufen. Das ist für eine zwischenmenschliche Beziehung, geschweige denn für ein Zusammenleben sehr schwer. Er weiß über meine Depressionen bescheid und ist auf seine Art verständisvoll. Allerdings ist er sehr unbeholfen. Er erzählt mir andauernd das selbe. Seine Ratschläge helfen mir selten weiter. Das macht mir noch weniger Lust mit ihm darüber zu sprechen, da ich schon vorher weiß, was er sagen wird. Sonst wissen recht wenige Meschen in meinem Umfeld über meine Depressionen bescheid. Als ich bei meiner Mutter gelebt habe, habe ich einige Male erlebt, dass mein Vertrauen missbracht wurde und Dinge, die zwischen uns bleiben sollten, weitererzählt wurden. Auch mein Vater hat mit anderen Leuten über meine Depressionen geredet. Ich werfe ihm das nicht vor. Es ist ein belastendes Thema. Trotzdem ist das der Grund, warum ich ihm davon lange nicht erzählt habe.
Ich bin seit jeher jemand der Dinge für sich behält, der Probleme mit sich selber ausmacht oder mit denen, mit denen er die Probleme hat. Selbst genüber Ärzten bin ich misstrauisch und skeptisch eingestellt. Habe da leider auch schlechte Erfahrungen gemacht.

Ich kann mich zwar ganz gut ausdrücken, aber Dinge auf einen Punkt zu bringen, das kann ich sehr schlecht. Fühle mich oft missverstanden, wenn ich etwas sagen möchte.

Ich fühle mich schon seit längerem einsam, suche nach einer festen Partnerin. Bin S. sehr frustriert und fühle mich auch sonst sehr einsam. Seitdem ich 16/17/18 war habe ich unregelmäßig, Mal mehr Mal weniger, versucht über online-dating jemanden kennenzulernen. Oft gab es dabei Enttäuschungen. Ich habe seit jeher noch NIE eine einzige postive Erfahrung gemacht (später ein Beispiel). Nie ist daraus eine Beziehung, geschweige denn sonst irgendetwas geworden.
Ich weiß ich bin nicht der einzige, der in meinem Alter noch keine Beziehung hatte. Trotzdem: Es nervt!
Gerade, wenn man es so oft versucht hat. Wenn man so oft viel von sich preisgegeben hat.
Ich bin nicht athletisch gebaut oder der hübscheste Mann der Welt, aber ich sehe auch nicht total sch. aus, ich bin nicht blöd und auch sonst weiß ich nicht, was an mir nicht normal sein sollte. Ich bin äußerlich einfach recht durchschnittlich. Aber jedes weiteres Mal, bei dem es nichts wird lässt es mich mehr an mir selbst zweifeln.
Erst kürzlich habe ich eine solche Erfahrung gemacht. Ich habe ein Mädchen kennengelernt, mit dem ich mich auf anhieb verstand. Wir waren im delben Alter, hatten viele gemeinsame Interessen, Ansichten und charakterlich waren wir uns auch recht ähnlich. Ich war von Anfang an sehr direkt, aber nicht unhöflich. Ich habe klar gemacht, dass es mir um etwas festes geht. Es lief auch zunächst gut, wir sind uns Nahe gekommen, haben uns vier Mal getroffen. Es lief so gut, dass ich es kaum geglaubt habe. Ich war sehr skeptisch. Nach dem vierten Treffen hat sie einige Tage später völlig unerwartet geschrieben, dass sie doch nichts empfinde und ob ich nicht mit ihr befreundet sein will.
Vielleicht war das nur Pech?! Ich weiß es nicht.
Mir ist jedenfalls vorher nie so jemand begegnet und ich weiß, dass es Jahre dauern wird bis es wieder dazu kommt. Vielleicht werde ich auch niemals mehr so jemanden kennen lernen. Jemanden, mit dem ich mich auf so vielen Ebenen verstehe, den ich S. Attraktiv finde und anders herum. (Es hat sich jedenfalls so angefühlt).
Das hat mir gezeigt,dass meine Skepsis berechtigt war. Das irgendwas nicht gestimmt hat. Das war die positivste Erfahrung, die ich je mit einer Frau gemacht habe. Es mag sein, dass einige sagen sie wären selbst darüber glücklich. Das war ich auch. Aber nur die zwei Wochen, in denen es gut lief.

Wenn ich einen neuen Menschen kennenlerne, schaffe ich es kaum noch locker zu sein und mich drauf einzulassen. Ich schaffe es gar nicht mehr mich auf mein Gegenüber zu konzentrieren. Bei jedem Wort, bei jeder Bewegung denke ich darüber nach, ob ich das richtige gesagt habe oder ich es schon wieder verkackt habe und ich vielleicht direkt nach Hause gehen sollte, anstatt es unnötig in die länge zu ziehen.

Meine Psychotherapie frustriert mich ebenfalls. Ich war bisher drei Mal dort. Ich habe mit soetws Null Komma Null Erfahrungen. Ich bin dort ein Mal im Monat. Das kommt mir recht selten vor. Bei dem letzten Termin wusste ich gar nicht mehr, was ich sagen soll. Mir wurden ein paar Fragen gestellt, wie sich Dinge in meinem Leben verändert haben seit dem letzten Mal. Das Problem ist, dass sich alles im Kreis dreht. Es verändert sich nichts. Es wird eher immer schlimmer. Bei unserem ersten Treffen hatte ich einen recht gut Eindruck von der Therapeutin. Aber, dass zumindest gefühlt keine Entwicklung stattfindet frustriert.

Pu, jetzt habe ich sehr viel geschrieben. Ich hoffe, dass es einige bis hier geschafft haben und hoffe auf Antworten/Anregungen/Ideen/Tipps.
Vielen Dank schonmal im Vorraus

Jan (ist nicht mein echter Name)

23.02.2020 23:39 • x 1 #1


Dani82a
Hallo Jan (der du nicht so heißt),

finde deinen Beitrag extrem authentisch/ehrlich.
Danke für diese Offenheit.

Folgende Fragen hätte ich:

1.) Was für ein Antidepressivum nimmst du und welche Dosierung?
2.) Ich nehme an, dass du mindestens eine mittelschwere Depression diagnostiziert bekommen hast?
3.) Was für eine Art Therapie machst du denn? Kognitiv, Tiefenpsychologisch?
4.) Habt ihr Therapieziele definiert?
5.) Warum nur 1x pro Monat eine Therapiestunde? Gibt es dafür einen bestimmten Grund?

Wäre super, wenn du mir diese Fragen beantworten würdest.
Dann kann ich besser auf deinen Eingangspost eingehen.

Viele Grüße!

23.03.2020 20:15 • x 1 #2


A


Hallo Jan55,

Depressionen - meine persönlichen und intimen Erfahrungen

x 3#3


J
Hallo Dani,

vielen Dank für deine Antwort und deine warmen Worte. Ich war lange nicht mehr auf dem Forum, hatte auch nicht mehr mit einer Antwort gerechnet.
Naja, ich hatte ja auch irgendwie keine Frage gestellt. Fühle mich aber trotzdem irgendwie hilflos und wollte es loswerden.

Zu deinen Fragen.

1) Mir wurden zu Anfang von meinem Hausarzt Escitalopram (erst 5mg dann 10mg ), sowie Mirtazapin (7,5mg) verschrieben.
Das Escitalopram habe ich irgendwann nicht mehr genommen (nach ca. 6 Monaten), ich hatte keinen Effekt gespürt. Das Mirtazapin wirkt gut. Es macht ganz einfach müde. Am Abend sehr stark, aber auch den ganzen Tag über. Habe in 2-3 Wochen einen Termin beim Nervenarzt, dort soll ich wohl andere Medikamente verschrieben bekommen.

2) Zunächst habe ich von meinem Hausarzt eine Depressive Episode, als Überweisung an eine Psychologin diagnoostiziert bekommen. Bei ihr dann eine Anpassungsstörung. Ich habe dann aus Interesse mal gegoogled was das genau heiß. Es mag sein, dass ich soetwas habe. Allerdings passen schwere, Ursache, Dauer nicht so ganz auf meinen Fall. Ich bin allerdings kein Psychologe oder Mediziner und kann das nicht beurteilen.

3) Ich weiß nicht wie man meine Therapieart nennt. Keine Ahnung. Ich hatte 2/3 Einzelgespräche. Anscshließend war ich in einer Gruppentherapie. Auch 2/3 Mal. Die Termine waren dann aber wöchentlich. Dann kam Corona. Jetzt habe ich wieder Einzeltermine, aber in Monatsabständen.

4) Ja mehr oder weniger. Ich wurde nach Zielen gefragt. Allerdings weiß ich selber nicht so genau, was meine Ziele sind. Mir geht es sehr schlecht und ich will, dass es mir besser geht.
Ich war nach der ersten Stunde eigentlich zufrieden mit der Therapeutin. Sie wirkte professionell, einfühlsam. Einfach gut.
Nach dem zweiten/dritten Mal war ich dann mehr und mehr enttäuscht. Ich hatte wohl einfach falsche Erwartungen. Ich dachte ich gehe hin und dann gehts mir besser. Aber dem ist schlicht und einfach nicht so. Man muss selber etwas dafür tun.
Aber mir selber fällt es schwer meine Probleme zu artikulieren bzw. ich bin einfach jemand der Probleme mit sich selbst ausmacht.
Was mich auch enttäuscht hat war, dass von ihr kluge Sprüche kamen, die mich irgendwie überaupt nicht weitergebracht haben. Nachdem ich wiederholt geschildert hatte, dass ich Motivationsprobleme im Studium habe, nicht mehr hingehe, das Interesse verloren habe, sagte sie dass sich das nicht ändern würde, dass ein Studium nunmal keinen Spaß macht. Dafür muss ich nicht zum Therapeuten gehen. Das weiß ich selbst. Mir ist dann im Nachfeld bewusst geworden, dass es nicht nur an der Lust an sich liegt. Ich habe massive Konzentrationsprobleme. Dass mir das erst langsam bewusst geworden ist, liegt wohl daran, dass die Entwicklung bis dahin sehr sehr langsam und über einen langen Zeitraum verlief, sodass es für mich schon normal geworden ist. Ich dachte immer es läge an mir persönlich. Faulheit oder so. So war ich auch schon immer. Ich denke, dass das gerade das schwere ist. Dass man zwischen Persönlichkeit und Krankheit so schwer trennen kann.

Die Gruppentherapie hatte ihre Vor- und Nachteile. Zum einen habe ich ein paar gute Dinge gelernt. Aber es hat eine Weile gedauert bis ich mich getraut habe etwas zu sagen. Ich bin einfach so. Sehr zurückhaltend eben. Zum anderen war es auch sehr esoterisch angehaucht. Die Leute reden über ihre Gefühle und tauschen sich etwas aus, die Therapeutin sitzt dabei und redet positiv zu und ordnet ein.

5) Nein, es gibt keinen bestimmten Grund. Ich bekomme einfach nicht mehr Termine.

Vielen vielen Dank schonmal im Vorraus für deine Antwort.

Gruß Jan55

06.04.2020 07:57 • x 1 #3


Dani82a
Hallo Jan,

danke für deine Antwort und du siehst: wenn man keine Frage hat, dann kann es sein, dass andere Fragen stellen.
Somit alles gut!

Zu

1.) Ich bekomme immer leicht Gänsehaut, wenn ich lese, dass ein Hausarzt eine psychische Erkrankung therapiert oder die Therapie in Angriff nimmt. Hast Du denn einen Psychiater, denn du ausserhalb eines Klinikaufenthalts ins Boot nehmen kannst? Mein Psychiater ist zb. Neurologe und Psychiater gleichzeitig. Der ist dann vom Fach und kann gezielter Diagnosen stellen usw.

2.) Du, mit Diagnosen haben ich mich eine ganz zeitlang herumgeschlagen. Eine sehr gute Freundin hat einen Master in Psychologie und hat mir einen schönen Satz gesagt: Du bist nicht die Diagnose.- Und meine Therapeutin hat mir was ähnliches gesagt. Ich habe so oft die verschiedenen Diagnosen gelesen, dass ich mich mehr und mehr verkrampfte. Ich fing an, verstärkt darauf zu achten, was dieses und jenes jetzt gerade bedeutet und zu welcher Diagnose das gehört. Aber es geht nicht darum, dass wir uns die Diagnosen tief in unser Innerstes einprägen. Sie dienen dazu, dass wir die entsprechende Unterstützung erhalten können. Definiere dich bitte niemals anhand deiner Diagnosen - das wollte ich damit eigentlich sagen. Denn Du hast viel mehr zu bieten, als das eine Diagnose deiner Persönlichkeit gerecht werden könnte.

3.) Wichtig ist, dass du die Möglichkeit weiterhin hast, dich mitzuteilen.

4.) Ziele können zb sein: herausfinden, was man wirklich will. Ist das Studium das, was dich glücklich machen würde in der Zukunft? Machst du es, weil du damit später gut Geld verdienen kannst oder weil dich der Beruf von der Materie her interessiert?
Oder: Wie kann ich an meiner Konzentration arbeiten? Was für Hilfen gibt es? Vielleicht sich weniger Stoff auf einmal vornehmen und das Stück für Stück bearbeiten?
Oder: wie kann ich lernen mich besser abzugrenzen? Auch in Bezug auf Freundschaften. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich mehr investiere, als mein Gegenüber? Wie kann ich solche Problematiken am besten artikulieren, jemandem Gegenüber?
Oder: wie kann ich am Selbstvertrauen arbeiten? Im Zuge dessen: wie kann ich lernen weniger misstrauisch zu sein?
Sowas in der Art.

Kluge Sprüche, die helfen in der Tat nicht immer. Kommt drauf an, wie das aktuelle Befinden ist. Vielleicht kannst du ihr ja beim nächsten Mal sagen, was diese Sätze ihrerseits für dich bedeuten, was sie mit dir machen?
Überhaupt nicht klug finde ich die Aussage, dass ein Studium grundsätzlich keinen Spaß macht: das ist so nicht richtig. Es gibt Menschen, die saugen das Wissen geradezu in sich auf. Individuell. Ein Zuckerschlecken ist ein Studium nicht, aber zu sagen, dass es nie Spaß macht - finde ich nicht okay.

Konzentrationsprobleme gehen oft Hand in Hand mit der Depression.
In schlimmen Zeiten weiß ich nach einem Absatz nicht mehr, was ich gelesen habe.
Da hilft nur direkt eine kurze Zusammenfassung vom Text (Skript) zu machen oder so.
Dann hättest du es kompakter und in deinen Worten vor dir liegen.

Aber: verstehe ich richtig, dass du schon immer Konzentrationsprobleme hattest?
Hm. Hier hinter könnte sich noch was anderes verstecken. Also zzgl zu Depression. Wenn es schon von der Kindheit her rührt.Bin aber keine Fachfrau, natürlich. Spreche das doch bitte gesondert nochmals bei deinem Arzt an.

Ja.Mit der Gruppentherapie hatte ich genau dieselben Anlaufschwierigkeiten wie du. Aber, wenn man sich drauf einlässt, kann man da was für sich draus mitnehmen.

Hm.Wenn es dir echt mies geht, ist 1x pro Monat vom Intervall her evtl. nicht so gut.Gibt es denn gar keine Möglichkeit 1x pro Woche oder zumindest alle 2 Wochen dahin zu gehen? Hast du denn eine Langzeittherapie oder Kurzzeittherapie bewilligt bekommen?

Viele Grüße!

06.04.2020 09:02 • x 2 #4


J
Hey Dani,

zunächst einmal vielen Dank für deine Antwort. Ich bin sehr dankbar dafür, dass du dich so sehr damit auseinander setzt.

Einige deiner Anregungen haben mich zum nachdenken gebracht. Ich werde etwas drüber nachdenken und genauer drauf eingehen. Am Mittwoch habe ich den nächsten Termin meiner Psychotherapie. Kurz davor oder danach melde ich mich nochmal.

Bis dahin

Jan

11.04.2020 03:03 • x 2 #5


B
Hallo, Jan,
ich beschwöre Dich, lass nicht nach in Deinen Bemühungen, Hilfe zu finden. Suche so lange, bis Du den/die richtigen Therapeuten gefunden hast. Dabei wirst Du viele Flops treffen. Bei Ärzten ist besondere Vorsicht geboten. Schöpfe alle Angebote und Möglichkeiten aus, die es gibt. Wenn Antidepressiva's nach höchstens 4 Wochen nicht wirken, schmeiß sie an die Wand. Du verlierst nur wertvolle Zeit damit. Achte auf Deinen Schlaf. PT einmal im Monat kannst Du glatt vergessen.- Das alles muss jetzt starten Das gelingt nur, solange Du noch einen Rest Antrieb hast. Die Diagnose mittelschwer ist ein Signal dafür und die Zeit reif. Zögerst Du zu lange, kommt die Abwärtsspirale weiter in Gang bis zum Absturz oder kann es chronisch werden, dann bist Du so gut wie verloren. Dafür bist Du noch zu jung. Das kann alles ganz schnell gehen. .
Ich finde mich wieder in dem, was aus Deinem Bericht als Depression sichtbar wird,. Bei mir hat es genau so angefangen.Ich habe mal ein ganzes Sommersemester auf der Parkbank verbracht. Lass es nicht so weit kommen.
Ich weiß Kopf hoch zu sagen ist lächerlich, (ein Hohn?) ich sag`s aber trotzdem
bake37

12.04.2020 13:29 • x 1 #6


J
Hallo ihr beiden,

erstmal vielen Dank für eure Beiträge.

1) Ich habe mich evtl missverständlich ausgetdrückt. Ja, mein Hausarzt hat mir meine Medikamente verschrieben. Er hat mir allerdings schon klargemacht, dass ich mich an einen Psychiater/ Psychologen wenden sollte. Die wiederum hat mir darauf einen Nervenarzt/ Neurologen empfohlen. Dort war ich bis jetzt noch nicht.

2) Danke, ich versuche mir das zu Herzen zu nehmen. Mir ist schon einige Male bewusst geworden, dass SEHR viele Menschen gut damit umgehen und ich bin jetzt vorsichtiger zu welchem Zeitpunkt ich das sage, wenn ein neuer Mensch in mein Leben kommt. Denn, dass ich nicht meine Diagnose bin, ist mir bewusst. Allerdings machen mich andere Menschen zu meiner Diagnose.

4) Mittlerweile kristallisiert sich für mich mehr und mehr raus, dass ich mein Studium abbrechen werde und zwar nicht nunr wegen meiner Depression, sondern vor allem wegen der eventuellen Auslöser der Depression.

Das von anderen Abgrenzen ist etwas, das mir sehr sehr sehr schwer fällt. Das liegt nicht daran, dass ich ein Mittläufer bin im Gegenteil. Es liegt viel mehr daran, dass ich von Grund auf nie gelernt habe die zu tun. Ich gränze mich bewusst und sehr radikal ab, was ich versuche zu ändern. Denn das führt eher dazu, dass ich mich sehr extrem isoliere. Ich muss dabei auch lernen zu artikulieren, wo Grenzen für mich bestehen. Das kann ich (noch) nicht.

Ja, meine Probleme mit der Psychothereapeutin/ der Gruppentherapie liegen auch an mir. Mir fällt es extrem schwer zunächst meine Probleme zu erkennen, aber dann auch mich selber zu öffnen und anderen meine größte Schwächen zu offenbaren. Da ist es eigentlich egal zu welchem Therapeuten ich gehe. Erstmal muss ich aus mir rauskommen.

Nein, mehr als 1x pro Monat ist aktuell nicht mehr drin. Ich habe um die 20 Stunden bewilligt bekommen.

Ich hatte am Mittwoch die Therapiestunde und ich muss sagen, dass es diesmal recht gut war. Ich habe es geschafft recht viel zu sagen. Allerdings grübelt man in einem Monat sehr viel mehr, als dass man es in einer Stunde zusammenfassen könnte.


Ich habe deine Fragen jetzt mehr oder weniger beantwortet. Jetzt gehe ich noch etwas Näher auf das alles ein und schreibe, welchen Erkenntnisgewinn ich durch einiges an Nachdenken und Hinterfragen hatte. Mir ist sehr sehr langsam bewusst geworden, dass ich Eltern habe, die beide in ihrem Leben eine wesentlich Sache beschäftigt hat. Diese Sache ist sie selbst. Mit meiner Mutter habe ich jetzt sehr wenig Kontakt und dies ist zwar eine Baustelle, aber die kann ich irgendwann in der Zukunft bearbeiten. Als ich mit 18 zu meinem Vater zog dachte ich: 'Endlich ist der Stress mit dem Partner meiner Mutter vorbei. Endlich kann ich in Ruhe leben'.
Jetzt wird mir -zwar nicht im großen und ganzen- aber in unzähligen Kleinigkeiten und Situationen, die Tag für Tag passieren bewusst, dass mein Vater ein massives Problem damit hat, dass ich andere Ideale, Meinungen, Einstellungen, Herangehensweisen als er habe. Ich habe seit frühem Kindesalter meinen Vater respektiert, akzeptiert, gewürdigt und alles ohne zu hinterfragen akzeptiert und getan. Als im Zusammenleben Konflikte auftraten, denen ich nicht mehr ausweichen konnte, ist mir bewusst geworden, was für eine extrem schwache Persönlichkeit er hat. Egal welche Entscheidungen ich treffe, ich bekomme IMMER einen Spruch gedrückt. Ich bin gut darin, das an mir abprallen zu lassen, aber irgendwann ist die Energie aufgebraucht. Wenn man nie genug ist. Wenn man immer alles ungenügend macht, man Ständig kritisiert wird, dann führt das zwangsläufig dazu, dass man wenig tut. Denn wenn man weniger tut, dann macht man auch weniger falsch. Das Problem ist nur, dass ich nun auch objektiv gesehen derjenige bin, der zu kritisieren ist.
Gerade bricht für mich ein weiteres Kartenhaus zusammen, was ich bis zum jetzigen Zeitpunkt für mein Leben erachtet habe. Das tut weh.
Ich bereue es, meinem Vater erzählt zu haben, dass ich Depressionen habe. Denn alles was ich davon hab sind Vorträge, was ich seiner Meinung nach ändern sollte. Alle noch so neutral und sachliche Kritik, genauso wie blinde Akzeptanz, aber auch lauter Widerspruch ihm gegenüber führen zu keiner einzigen Selbstkritik oder Selbstreflektion.

Dies ist ein Grund für die Entscheidung mein Studium abzubrechen. Wenn man Menschen begegnet, welche ALLES an Leistungen abmessen, dann wird man eines nie bekommen: Respekt, Liebe und wahre Anerkennung für das, was man schon geleistet hat. Denn ein Größeres Ziel gibt es immer. Nun studiere ich ja nicht für meinen Vater, sondern weil mich das Fach wirklich interessiert. Aber ich habe erkannt und eingesehen, dass zu einem Studium mehr gehört als Intelligenz. Dazu gehört auch Rückhalt von zuhause, bzw. die Möglichkeit seine Ruhe zu haben, um fleißig zu sein. Es gibt Menschen, die schaffen das trotzdem. Ich gehöre nicht dazu. Dieses Problem existiert schon ohne meine Depression. Und die kommt gerade oben drauf.
Es in kleinen Schritten zu absolvieren kann ich mir aufgrund dessen nicht mehr vorstellen. Ich kann schlicht und ergreifend nicht mehr. Ich bin für solche Menschen der Versager so oder so. Wenn ich es schaffe, dann bin ich der, der sein Studium 'nur' in 'x' Semestern über Regelstudienzeit erreicht hat. Wenn ich es abbreche, bin ich der, der es nicht geschafft hat.
Bis zum jeweiligen Zeitpunkten bleibe ich mindestens finanziell abhängig. Zudem auch noch emotional Abhängig.

Wenn du es bis hierhin geschafft hast, bedanke ich mich bei dir. Es ist in unserer Gesellschaft alles andere als selbstverständlich, dass man einander zuhört, sich ausreden lässt und anderen ihre Meinung zugesteht, leider.

Jan

18.04.2020 23:32 • #7


J
Hallo bake,

vielen Dank für deine Tipps. Ich gehe jetzt nur noch ein wenig auf das von dir geschriebene ein, da ich zu Danis Anmerkungen schon einiges losgeworden bin.
Ja, das mit dem Restantrieb ist sehr schwer. Davon habe ich nurnoch sehr wenig. Und vieles von dem wird mir für Unnützes genommen.

was deine Sorge zum Therapeuten angeht, weiß ich nicht ob das jetzt noch rückgängig gemacht werden kann. Ich habe ja ein Pamphlet für die Psychotherapie unterschrieben. Ich weiß nicht, ob ich sie so leicht abbrechen kann. Zudem denke ich, dass die Therapeutin gar nicht mal so schelcht ist. Sie hat mich gezwungen über manches nachzudenken. Ich denke es lag mit an meiner Bereitschaft mich zu öffnen. Mit den Antidepressiva bin ich auch bisher so gefahren, mit dem Unterschied, dass ich sie erst nach 6 Monaten abgesetzt habe.

Danke für deinen positiven Zuspruch. Ich als Mensch -und das sage ich mit Selbstbewusstsein und ohne Arroganz-, der eine sehr große Willenskraft hat und bis jetzt schon sehr viel erreicht hat. Ich werde versuchen das fortzusetzen, auch wenn es jetzt gerade sehr sehr schwer ist und ich dazu über meinen eigenen Schatten springen muss.

18.04.2020 23:45 • x 1 #8


Dani82a
Hallo Jan,

danke für die ausführliche Antwort.

zu

1.) Finde es super, dass dein Hausarzt dich darauf hingewiesen hat. Nun ist es durch das blöde Corona derzeit etwas
schwierig Termine bei Ärzten wahrzunehmen. Hast du denn schon einen Psychiater im Auge? Oder mal geschaut,
ob es einen oder mehrere in deiner Nähe gibt?

2.)
Zitat von Jan55:
Allerdings machen mich andere Menschen zu meiner Diagnose.


Damit hast du Recht, ja. Das kann in der Tat auch passieren.

4.) Die Grenzen aufzeigen, ohne es hinreichend gelernt zu haben ist schwer. Mit diesem Problem plage ich mich
auch herum. Das ist ein super Thema für die Therapie.

Freut mich zu lesen, dass die letzte Therapiestunde für dich - gefühlt - gut lief! Das ist eine kleine, aber doch große
Entwicklung.

Zitat von Jan55:
Allerdings grübelt man in einem Monat sehr viel mehr, als dass man es in einer Stunde zusammenfassen könnte.


Das Problem habe ich schon nach einer einzigen Woche.
Manchmal hilft ein kleiner Zettel, auf dem man die wichtigsten Gedanken festhält.
Dann kann man in der wenigen Zeit strukturierter erzählen, bzw. man vergisst Wichtiges nicht.
Vielleicht wäre das ja was für dich?

Bzgl deiner Eltern:
Daraus schließe ich, dass sich deine Eltern zu einem gewissen Zeitpunkt in deinem Leben getrennt haben/ scheiden
lassen haben?
Und du bist dann mit 18 Jahren zu deinem Dad gezogen.
Hattest du denn viel Kontakt zu deinem Vater in den ersten 18 Jahren?

Ich frage das, weil dein Dad evtl sehr unsicher ist, im Umgang mit dir.

Zitat von Jan55:
Dies ist ein Grund für die Entscheidung mein Studium abzubrechen. Wenn man Menschen begegnet, welche ALLES an Leistungen abmessen, dann wird man eines nie bekommen: Respekt, Liebe und wahre Anerkennung für das, was man schon geleistet hat. Denn ein Größeres Ziel gibt es immer


Hm...Es liest sich so, als wenn du studieren würdest, um es anderen Leuten zu zeigen oder recht zu machen. Weiß nicht, wie ich das gerade anders ausdrücken soll. Obwohl du nach dieser Aussage schreibst, dass du natürlich nur für dich studierst. Sorry, wenn das schroff ankommt - ist nicht so gemeint.

Das Ding ist, dass es im Endeffekt darauf hinausläuft, dass du wegen anderen Menschen deinen persönlichen Werdegang veränderst.
Es geht nicht darum, ob man und in der Regelstudienzeit besteht. Es geht darum, dass man es macht und schafft.
Was andere davon halten ist nicht wichtig - meiner Meinung nach.
Klar: man wünscht sich Anerkennung von den Eltern, Unterstützung , Rückhalt - alles ach so normale Dinge; die man aber selbst eben vielleicht nicht (genügend) erhält.
Schwierig.

Du nennst die finanzielle Abhängigkeit auch als einen Grund, warum du das Studium beenden möchtest. Wäre es eine Idee, mal die Möglichkeiten auszuloten und zu schauen, ob du in einem Studentenwohnheim unterkommen könntest oder in eine kleine Wohnung? Evtl kann das Arbeitsamt hier helfen oder das Studentenwerk? Ich kenne mich mit diesen Bereichen und den finanziellen Mitteln leider nicht aus.
Aber ich bin mir sicher, dass es eine Option für dich geben könnte.
So hättest du den räumlichen Abstand und die Ruhe, die du für ein Studium benötigst.
Evtl. könntest du dich auch für ein Semester beurlauben lassen, um dich zu sortieren?
Nur eine Idee.

Inwiefern bleibst du emotional abhängig?
Ist das in Bezug auf die Kommentare deines Dads gemeint?

Zitat von Jan55:
Wenn du es bis hierhin geschafft hast, bedanke ich mich bei dir. Es ist in unserer Gesellschaft alles andere als selbstverständlich, dass man einander zuhört, sich ausreden lässt und anderen ihre Meinung zugesteht, leider.


Tadaaaaaa! Geschafft! *zwinker*
Nein, ehrlich: ich bin eine Leseratte und ich freue mich, wenn ich anderen Menschen zumindest einen ganz kleinen Impuls geben kann.

19.04.2020 10:03 • x 1 #9


J
Hey Dani,

danke, dass du mir so wahnsinnig schnell geantwortet hast.

Zitat:
Hast du denn schon eine
n Psychiater im Auge?

Ja, ich habe sogar schon morgen einen Termin. Habe den vor 6/7 Wochen vereinbart. Hoffe der findet regulär statt. Hab zumindest keine telefonische Absage erhalten.



Zitat:
Manchmal hilft ein kleiner Zettel, auf dem man die wichtigsten Gedanken festhält.

Ja, das klingt nach einem guten Tipp.

Zitat:
Die Grenzen aufzeigen, ohne es hinreichend gelernt zu haben ist schwer. Mit diesem Problem plage ich mich
auch herum. Das ist ein super Thema für die Therapie.

Ja, ist es. Eigentlich ist es sogar die Therapeutin, die sagt 'Herr... Sie schützen sich zu wenig'. Worauf ich nie weiß, was ich antworten soll. Ich werde nächstes Mal mit ihr drüber reden.

Zitat:
Daraus schließe ich, dass sich deine Eltern zu einem gewissen Zeitpunkt in deinem Leben getrennt haben/ scheiden
lassen haben?
Und du bist dann mit 18 Jahren zu deinem Dad gezogen.
Hattest du denn viel Kontakt zu deinem Vater in den ersten 18 Jahren?

Ja alles soweit richtig. Die Scheidung war, als ich 6/7 Jahre alt war. Ich war relativ viel bei meinem Vater, sogar um einiges mehr als meine etwas jüngere Schwester. Komischerweise fällt es ihm ihr gegenüber viel einfacher Zuneigung zu zeigen, zu akzeptieren, wer sie ist und dass sie ihren eigenen Weg geht. Als ich zu beginn des Studiums gesagt habe, ich wolle ausziehen wurde ich belächelt, sogar ausgelacht. Ich könne mir das nicht leisten, ich habe ja kein Geld. Er könne das nicht finanzieren. Das habe ich bedingunglos, ohne zu hinterfragen akzeptiert. Einige Jahre später entschloss sich meine Schwester eine Lehre zu beginnen, die sehr schlecht bezahlt ist. Sie durfte ausziehen. Mehr noch: Ich habe von beiden Elternteilen das Taschengeld gestrichen bekommen. Auch das habe ich verständnisvoll Akzeptiert. Ich weiß nicht genau, warum mein Vater so einen großen Unterschied zwischen uns macht.
Ich denke, dass er ein schwacher Mensch ist. Er hat sich glaube ich nie Gedanken über Erziehung im allgemeinen, aber auch welche Werte er vermittlen möchte und wie er auf uns wirken möchte gemacht. Er wirkt ziemlich ich bezogen und seine Überlegungen sind durchtränkt von: 'Ich denke', 'Meiner Meinung nach', 'Aus Meiner Erfahrung' usw. Ich habe nie etwas gehört wie ' Was würde dir helfen', 'worüber denkst du nach', 'Was kann ich für dich tun*


Zitat:
Hm...Es liest sich so, als wenn du studieren würdest, um es anderen Leuten zu zeigen oder recht zu machen.

Genau das wollte ich verneinen. Habe mich evtl. schlecht ausgedrückt. Ich versuche es nochmal. Also ich mache mein Studium für mich. Zurzeit bin ich aber einfach so unkonzentriert, abwesend, schläfrig usw., dass ich mich ganz einfach nicht mehr vorstellen kann es irgendwie zu schaffen. Deshalb möchte ich es abbrechen.
Deine Anregungen zur finanzierung weiß ich zu schätzzen. Für Bafög ist es allerdings schon lange zu spät. Ob es andere gibt weiß ich nicht. Es würde allerdings auch bedeuten, dass ich mich abhängig mache. Das ganze hinterfragen hat mic hso nachdenklich gemacht, dass es mir schwer fällt mutig den ersten Schritt zu tun. Ich hab das ganze jetzt seit mind. 1,5 Jahren. Seitdem hat es sich kontenuierlich, aber langsam immer weiter verschlechtert. Niemand, kann mir garantieren, wann es wieder bergauf geht.

Zitat:
Inwiefern bleibst du emotional abhängig?
Ist das in Bezug auf die Kommentare deines Dads gemeint?

Genau, ich liebe ihn. Sein Wort hat für mich große Bedeutung und ich kann mich nicht einfach so gegen ihn wehren. Nicht, weil ich nicht widersprechen kann. Im Gegenteil, ich kann sehr gut nein sagen, ablehnen. Allerdings kann er ein Nein sehr sehr schwer akzeptieren. Eigentlich gar nicht. Seine Meinung ist Gesetz. Wenn ich was kritisiere wird er laut, agrresiv, belächelt es, nimmt es nicht ernst.
Wenn ich ständig den Willen eines anderen aufgezwungen bekomme, hab ich kaum eine Wahl mich dem entgegenzustellen, wenn ein Nein nicht geduldet ist.

Zitat:
Tadaaaaaa! Geschafft! *zwinker*
Nein, ehrlich: ich bin eine Leseratte und ich freue mich, wenn ich anderen Menschen zumindest einen ganz kleinen Impuls geben kann.

Das freut mich. Deine Tipps helfen mir. Sie regen mich zum nachdenken an.

19.04.2020 20:30 • x 1 #10


Dani82a
Hallo Jan,

freut mich wirklich sehr, das ich dir in irgendeiner Weise helfen kann. Wirklich!

Zitat von Jan55:
Ja, ich habe sogar schon morgen einen Termin. Habe den vor 6/7 Wochen vereinbart. Hoffe der findet regulär statt. Hab zumindest keine telefonische Absage erhalten.


Ich drücke dir ganz ganz fest die Daumen, dass der Termin heute stattfinden kann!
Vielleicht magst du berichten, wie es gelaufen ist?

Zitat von Jan55:
Eigentlich ist es sogar die Therapeutin, die sagt 'Herr... Sie schützen sich zu wenig'. Worauf ich nie weiß, was ich antworten soll. Ich werde nächstes Mal mit ihr drüber reden.


Sie hat es in jedem Fall bereits erkannt.
Vielleicht wollte sie dich mit ihrem Kommentar dazu anregen: darüber zu reden.

Zitat von Jan55:
Er wirkt ziemlich ich bezogen und seine Überlegungen sind durchtränkt von: 'Ich denke', 'Meiner Meinung nach', 'Aus Meiner Erfahrung' usw. Ich habe nie etwas gehört wie ' Was würde dir helfen', 'worüber denkst du nach', 'Was kann ich für dich tun*


Mein Dad war auch immer was streng und es wurde kein NEIN geduldet, bis wir Kinder jeweils ausgezogen waren. Auch heute noch kommt seine teils verstaubte Einstellung zu Tage. Er hat jedoch - im Bezug auf mich - etwas mehr Verständnis entwickelt, seitdem er und meine Mutter damals beim Elterngespräch in der Tagesklinik dabei war. Einen alten Esel ändert man nicht mehr. An diesem Spruch ist einfach was Wahres dran. Mir fällt es auch heute mit 37Jahren noch schwer, meine Meinung durchzusetzen, weil es sich einfach in einem festgesetzt hat. Bin viel zu sehr auf Friede, Freude und Eierkuchen aus, als das ich Streit aushalten könnte. Aber manchmal platzt mir auch der Kragen - ein schlechtes Gewissen habe ich danach trotzdem (auch wenn ich im Recht war/bin). Alles in allem bemüht sich mein Vater seinen Enkeln gegenüber ganz anders zu sein, als er es bei seinen Kindern war. Schätze, dass da viel Wieder-gut-machen-wollen hinter steckt. Schlußendlich hat seine eigene Kindheit einen großen Einfluss auf sein heutiges ICH gehabt. Das muss ich mir immer wieder vor Augen führen.

Evtl. hat dein Vater ja auch in seiner Kindheit/Jugend Probleme mit seinen Eltern gehabt?
Schlechte Erfahrungen gemacht?
Das sind Dinge, die man sich auch vor Augen führen kann/sollte, um ein Großes Ganzes Bild zu bekommen von seiner Familie.
Das sind keine Entschuldigungen dann, die man für die Eltern macht. Nein.
Aber man versteht Dinge besser und kann evtl. eher etwas ändern in seiner eigenen Einstellung/Wahrnehmung.
Hoffe, dass war jetzt zu kompliziert ausgedrückt.

Zitat von Jan55:
Für Bafög ist es allerdings schon lange zu spät. Ob es andere gibt weiß ich nicht. Es würde allerdings auch bedeuten, dass ich mich abhängig mache. Das ganze hinterfragen hat mic hso nachdenklich gemacht, dass es mir schwer fällt mutig den ersten Schritt zu tun.


Wenn dir das Studium derzeit wirklich so schwer fällt und es dir nicht gut geht damit, dann wäre da noch die Idee mit dem Urlaubssemester - oder halt die Exmatrikulation.
Veränderungen haben immer die Schwester Angst an ihrer Seite. Angst versucht uns daran zu hindern, etwas Neues zu beginnen und etwas Altes zu beenden.

Zitat von Jan55:
Wenn ich ständig den Willen eines anderen aufgezwungen bekomme, hab ich kaum eine Wahl mich dem entgegenzustellen, wenn ein Nein nicht geduldet ist.


Wie oben bereits erzählt, kenne ich diese Gedanken ebenfalls sehr gut.
Auch das wäre ein gutes Thema für die Therapie: wie kannst du versuchen dich von der Meinung deines Vaters unabhängiger zu machen? So in etwa.

Liebe Grüße!
Dani

20.04.2020 09:48 • x 1 #11


J
Hi Dani,

Danke für deine Tipps. Tatsächlich sehe ich viele Dinge nicht nur so ähnlich sondern exakt, wie bei dir.

Ich bin zwar ein Mensch der Empathisch ist. Allerdings bin ich weder schlagfertig, noch sonst irgendwie gut in meiner Kommunikation und darin Strategien in irgendwas zu entwickeln. Dass dieselbe Sturheit,genauso wenig nützt, wie bedingungslose Akzeptanz, habe ich inzwischen gelernt. Ich denke es ist sehr schwer da eine Strategie zu entwickeln und das auch durchzuhalten.

Ich hatte inzwischen ein klärendes Gespräch mit ihm. Ich konnte einiges zum Ausdruck bringen und davon ist auch der Grundsatz bei ihm angekommen denke ich. Trotzdem kann ich nicht erwarten, dass er sein Verhalten von jetzt auf gleich ändert. Zu Anfang hat mein Vater sich zwei, drei, vier, fünfmal wiederholt und mir gesagt, was ich schon sooft gehört habe nämlich was SEINER Meinung nach für mich am sinnvollsten ist. Eine differentierte Antwort, die klar macht: 'Du kannst mir Tipps geben und zur Seite stehen und mir Helfen in jeder Situation, aber nicht FÜR mich entscheiden' konnte er überhaupt nicht aufnehmen. Zugegeben: in einem Konflikt mit der selben Strategie nämlich einfach die eigene Postion deutlich zu machen, ohne sich zu bewegen, löst beim Gegenüber wenig Verständis aus. Aber was soll ich tun, wenn er die differentierte Antwort und eben nicht das bedingslose 'Ja, du hast recht und ich mache alles, was du sagst.' nicht akzeptiert. Ich weiß es einfach nicht. Ich denke ich muss mich in Geduld üben.

Es gab auch schon Fortschritte im Umgang mit ihm:
Ich habe einen sehr schlechten Schlafrhythmus. Ich schlafe extrem schlecht ein. Wenn ich dann morgens lange schlafe und es meinem Vater nicht passt -entweder weil er mich für irgendetwas braucht oder weil er sich mal wieder Gedanken macht was SEINER Meinung nach am besten ist-, dann kam er ins Zimmer (selbstverständlich ohne ankopfen), reißt die Fenster auf (ich wohne an der Straße, von außen kann das jeder sehen), ist laut, reißt mir die Decke weg, kommt zur Not mit einem Glas Wasser und kippt es mir über den Körper/ Kopf.
Auf den Gedanken, dass ich selber weiß, dass dieser Rhythmus mir nicht gut tut und ich mich schon zwinge den ganzen Tag wach zu bleiben, aber es dann nicht schaffe und einschlafe, bzw. für mich den Kompromiss eingehe, dass ich dann lieber 2/3 Stunden vom Tag habe, als ihn komplett zu verschenken, kommt ihm gar nicht erst in den Sinn.

Mittlerweile jedoch, hat sich da ein wenig geändert. Er versucht anzuklopfen, er er versucht empathsich zu sein, er versucht mir meine eigenen Entscheidungen zuzugestehen.

Ja, ich habe einen älteren Freund, der mir in dieser und vielen anderen Situationen hilfreich zur Seite steht. Ich denke das akzeptieren, dass er so ist und es Gründe gibt warum er so ist eine Lebensaufgabe. Das Drüberstehen.

Ich in selber jemand, der sehr in seiner eigenen Welt ist. Ich denke viel nach und mach mir meine eigenen Gedanken.Ich bin auch Ich-Bezogen. Allerdings erhebe ich nicht den anspruch an irgendjemanden genauso zu denken und zu handeln so wie ich. Das war nicht immer so. Früher war ich sehr streitlustig, jetzt ist das zum Gück anders.

Der Punkt, dass das was mein Vater aus seiner Erfahrung meint auf mich anwenden zu können und mir meint aufzuzwingen. Das will ich als nächstes klarstellen. Ich habs ihm sinngemäß gesagt. Allerdings glaube ich, dass es bei ihm erst ein wenig rattern muss. So etwas verdaut man nicht so leicht und bis zu der Einsicht zu kommen, dass es auch so ist, dauert es.

Tut mir leid, wenn meine Gedanken etwas unsortiert sind. Es hängt ja alles mit allem zusammen.

Wie hast du denn gelernt damit umzugehen Dani? Irgendwas hast du doch in deinem Vater ausgelöst, dass er zumindest bei deinen Kindern anders handelt, wenn auch nicht bei dir? Ich weiß nicht, wie ich das lernen kann. Ich bin wie du ein Mensch der mittlerweile (aus guten Gründen) Konflikten aus dem Weg geht. Wenn ich mich mit einem Ego auseinandersetze und nicht mit der Person, die dieses vor sich aufbaut, wie kann das dann funktionieren?

24.04.2020 05:27 • x 1 #12


Dani82a
Hallo Jan,

bzgl der Strategien, kann ich dir nur zustimmen.

Habe letztens einen interessanten Artikel zum Thema Veränderung/Mut gelesen.
Darin wird beschrieben, wie unser Gehirn immer wieder versucht dieselben Mechanismen anzuwenden, die wir irgendwann als Kind/Jugendlicher gelernt haben. Diese Handlungen haben uns vielleicht früher in gewissen Momenten geholfen, aber sie entsprechen nicht dem, was wir heute an Möglichkeiten hätten, um zu Handeln.
Wenn wir aber uns bewusst einen neuen Weg bahnen möchten, bekommen wir Angst - und das Hirn will wieder zur gewohnten Lösung hin.

Wir können versuchen unsere Glaubenssätze/Wünsche/Ängste zu formulieren, auf einem Blatt Papier zum Beispiel.
Diese Punkte sehen wir uns dann an, jeden für sich. Mit jedem dieser Punkte sind zumeist Erlebnisse verbunden. Es gilt diesen Erlebnissen auf den Grund zu gehen - sich die Handlungen anzuschauen. Was ging da schief? Was war gut? Was möchte ich an meiner Handlungsweise in der und der Situation ändern?
Das gilt es zu formulieren.
Und danach geht man hin und notiert sich, was einer Selbst machen möchte, damit sich das ändert.

z.b.: Diskussion mit dem Vater. Beide stur. Artet in Streit aus. Ausser dicker Luft, keine Lösung in Sicht.
Was hätte ich anders machen können? : mich nicht zu sehr auf meine Meinung versteifen / ihn ausreden lassen / Emotionen besser im Griff haben/ sachlicher sein
Was war gut? : ich habe es geschafft meine Problematik zu schildern
Was möchte ich an meiner Handlungsweise ändern? : annehmen, dass ich meinen Vater nicht umstimmen kann, wenn er nicht derselben Ansicht ist/ seine Meinung anhören und so stehen lassen / meine Emotionen möchte ich besser in den Griff bekommen

So in der Art. Ist was Arbeit, aber das kannst du auf wichtige Situationen, die sich für dich wiederholten anwenden.
Dann hast du schriftlich etwas, was du dir immer wieder vor Augen kannst.

Was die Emotionen anbelangt, so kann das der Therapeut sich einhaken - wie kannst ich lernen mit den vielen Emotionen umzugehen, die mich überrollen? Kann ich sie einfach stehen lassen, ohne sie ausleben zu müssen, wenn sie in einem Moment vielleicht nicht so angebracht sind?

Die Veränderung von gewohnten Mechanismen ist richtig schwer - und es ist kein Meister vom Himmel gefallen, bisher. Bei manchen dauert das Monate, bei anderen Jahre.
Und wir müssen uns auch der Tatsache bewusst sein, dass wir hier und da scheitern werden - das aber darf uns nicht davon abhalten, den Weg der Veränderung zu verlassen.
Ein schweres Unterfangen, ja.
Aber wenn wir uns bemühen, können wir hier und da Erfolge erzielen - und Erfolge spornen an.

Finde es gut, dass du ein Gespräch mit ihm hattest.
Das ist ein erster Schritt.
Und nein, Eltern verstehen generell selten, dass man irgendwann eigene Entscheidungen fällen und andere Wege gehen möchten, als sie selbst.

Zitat von Jan55:
Zu Anfang hat mein Vater sich zwei, drei, vier, fünfmal wiederholt und mir gesagt, was ich schon sooft gehört habe nämlich was SEINER Meinung nach für mich am sinnvollsten ist. Eine differentierte Antwort, die klar macht: 'Du kannst mir Tipps geben und zur Seite stehen und mir Helfen in jeder Situation, aber nicht FÜR mich entscheiden' konnte er überhaupt nicht aufnehmen


Wenn dein Vater das äußert, was SEINER Meinung nach gut für dich wäre, was löst das in dir aus?
Wut?
Vielleicht hat dein Dad nicht anders gelernt, sich auszudrücken?
Vielleicht meint er das ja gar nicht so egoistisch, wie du das auffasst?
Wie ist er denn, wenn er so vor dir steht /sitzt und das sagt?
Laut? Leise? Besonnen? Belehrend?

Mein Dad kann sich schlecht ausdrücken, was seine Gefühlswelt angeht.
Nicht, weil er emotionslos ist, sondern weil er nie gelernt hat, wie das geht.
Wenn er manchmal seine Meinung äußert, dann kann das rüberkommen wie Ich weiß es besser als du..
Dabei muss er das nicht auch so meinen - ICH fasse das so auf.
Weil ich von Kleinauf eine innere Abwehrhaltung gegenüber seinen Tipps angenommen habe.
Bedeutet: ich sehe die Situationen hier und da verschoben. Also nicht so, wie sie eigentlich ist. Es ist die Sicht der kleinen Dani, die dann die Emotionen hochkochen lassen kann. Was nicht der richtige Weg ist.
Dann heißt es tief durchatmen, notfalls kurz mit ruhiger Ansage aus dem Raum gehen - und dann wieder rein kommen und weiter reden.
So hole ich mich aus der Situation direkt raus, wenn ich merke, dass etwas gleich in mir explodiert - und kann bei meiner Rückkehr (2-3Minuten meistens) mit meinem Vater reden, ohne das wir beide zum Pulverfass mutieren.

Es ist super, dass dein Vater sich nun bemüht, mehr Rücksicht zu nehmen.
Das ist nicht einfach als Angehöriger.
Wichtig ist es, dass du ihm zeigst, dass du das zu schätzen weißt.
So eine Art Auf die Schulter klopfen und ihn ermuntern, weiter in diese Richtung zu gehen.

Zitat von Jan55:
Das Drüberstehen


Genau DAS ist das Ziel.
Nicht alles an sich heranlassen.

Zitat von Jan55:
Ich in selber jemand, der sehr in seiner eigenen Welt ist. Ich denke viel nach und mach mir meine eigenen Gedanken.Ich bin auch Ich-Bezogen. Allerdings erhebe ich nicht den anspruch an irgendjemanden genauso zu denken und zu handeln so wie ich.


Diese Sätze hätten von mir stammen können.

Vielleicht wäre es möglich, dass ihr beiden lernt euch auch als Freunde zu sehen, nicht nur als Vater und Sohn?
Das wäre ein kleiner Ansatz, dass er dir evtl mehr auf gleicher Ebene begegnet, denn von Oben herab (also bestimmend über dich).

Versuche bei einem weiteren Gespräch ihm zu zeigen, dass du ihn als Mensch annehmen möchtest, wie er ist. Und das du dir das auch von ihm wünschst. Das es nicht darum geht, dass er alle deine Probleme löst, sondern das er dir HILFT sie zu lösen.

Zitat von Jan55:
Irgendwas hast du doch in deinem Vater ausgelöst, dass er zumindest bei deinen Kindern anders handelt, wenn auch nicht bei dir?


Das sind nicht meine Kinder - das sind die Kids meiner Geschwister.
Bei mir wird das in diesem Leben evtl nichts mehr werden.

Wir haben nichts ausgelöst bei unserem Dad. In Bezug auf seine Enkel ist er einfach losgelöster, lustiger, gefühlvoller. Kann nur mutmaßen, dass es wirklich daran liegt, dass er nun Dinge von früher besser/anders mache möchte. Und vor allem hat er nun auch nicht mehr die Verantwortung, die er damals hatte. Die Anspannung, die er früher immer so in sich hatte, ist weg.

Zitat von Jan55:
Wenn ich mich mit einem Ego auseinandersetze und nicht mit der Person, die dieses vor sich aufbaut, wie kann das dann funktionieren?


Das Ego ist die Person.
Wenn man Menschen mit Empathie begegnet und nichts von ihnen fordert, was man selbst nicht tut/tun möchte, dann kann der Umgang besser werden.
Es gibt einen Kern in uns, der immer drauf wartet, dass man angenommen wird, wie man ist.
Vielleicht ist das bei deinem Dad ja auch so.

24.04.2020 08:43 • x 1 #13


J
Hallo Dani,

tut mir leid, dass ich mich sehr lange nicht mehr bei dir gemeldet habe. Ich war sehr beschäftigt. Leider nicht positiv, sondern ich habe mir viele Gedanken gemacht. Habe viele Nächte wachgelegen. Ich habe auch schlicht und einfach vergessen wieder zu antworten. Ich werde mir die Tage nochmal Zeit nehmen, um nachzulesen was du geschrieben hast.

Bis dahin Jan

10.05.2020 20:17 • #14


A


Hallo Jan55,

x 4#15


J
Hallo Dani,

Zitat:
Habe letztens einen interessanten Artikel zum Thema Veränderung/Mut gelesen.
Darin wird beschrieben, wie unser Gehirn immer wieder versucht dieselben Mechanismen anzuwenden, die wir irgendwann als Kind/Jugendlicher gelernt haben. Diese Handlungen haben uns vielleicht früher in gewissen Momenten geholfen, aber sie entsprechen nicht dem, was wir heute an Möglichkeiten hätten, um zu Handeln.
Wenn wir aber uns bewusst einen neuen Weg bahnen möchten, bekommen wir Angst - und das Hirn will wieder zur gewohnten Lösung hin.


Ja, du hast schon recht. Obwohl ich mich selber für reflektiert halte, nehme ich diese 'Denk- und Verhaltensmuster' immer öfter wahr. Ich merke vor allem, dass ich in Ihnen gefangen zu sein scheine. Aber vor allem dann, wenn ich im 'alten' oder gewohnten Umfeld bin. Lerne ich neue Menschen kennen kann ich mich leichter (wenn auch nicht immer!)
davon lösen.

Zitat:
So in der Art. Ist was Arbeit, aber das kannst du auf wichtige Situationen, die sich für dich wiederholten anwenden.
Dann hast du schriftlich etwas, was du dir immer wieder vor Augen kannst.


Ich verstehe diesen Ansatz grundsätzlich. Ich denke, dass ich ein bewusster Mensch bin. Trotzdem 'lass ich mich in Gesprächen einfach berieseln'. Was meine ich damit: Statt selbst initiativ zu werden akzeptiere ich die Gesprächsebene des anderen. Das will ich unbedingt ändern, aber es fällt mir wahnsinnig schwer! Bewusst zu leben in Bezug auf Kommunikation ist gar nicht so leicht. Ich habe mir bisher oft vorgemacht ich müsse mich nur differenziert genug ausdrücken, dann verstehe mich mein Gegenüber irgendwann. Das ist ein Denkfehler!
Manche Menschen WOLLEN nicht reden. Sie wollen lediglich Monologe führen und nur das hören was sie selbst bestätigt. Alles andere führt zum Konflikt. Beide werden laut/aggresiv/dominant und man verlässt die sachliche Ebene, weil man die Gesprächsführung dem andern überlassen hat.

Also in Gesprächen das ruder zu übernehmen ist das eine. Das ist schon schwer genug. Aber dann eine Grenze zu ziehen, wenn man merkt, dass gegenüber verharrt sturr und starr auf seiner Position. Dann zu kommunizieren: Wir denken anders Vor allem dann nicht, wenn das wir denken anders nicht akzeptiert wird. Und immer weiter auf einen Punkt herumgeritten wird.

Zitat:
Wenn dein Vater das äußert, was SEINER Meinung nach gut für dich wäre, was löst das in dir aus?
Wut?
Vielleicht hat dein Dad nicht anders gelernt, sich auszudrücken?
Vielleicht meint er das ja gar nicht so egoistisch, wie du das auffasst?
Wie ist er denn, wenn er so vor dir steht /sitzt und das sagt?
Laut? Leise? Besonnen? Belehrend?


Puh... das sind viele Fragezeichen...
Das löst Unverständnis, Wut, Verzweiflung, kurz: Alles in mir aus. Weil er mir auf Beziehnungebene/SElbstoffenbarungsebene vermittlet: MEINE MEINUNG ZÄHLT: DEINE NICHT. PUNKT
Ich merke das an unzähligen Kleinigkeiten. Ich muss mich teilweise wiederholen und ich merke schon während meiner ersten Ausführung: Er ist gedanklich gerade ganz woanders. Wenn ich ihn unterbreche, weil ich seinen Punkt verstanden habe, dann
fühlt er sich massiv angegriffen. Und fängt an von Lebenserfahrung zu faseln (Was mir nur vermittelt: Ich Groß du Klein!) Und zuletzt merke ich es daran, dass wenn sich herauskristalisiert, dass wir es anders sehen (meistens aus Gründen und nicht aus einer schlechten Laune), dann bricht sein Gedankenfaden einfach ab. Statt darauf irgendwie einzugehen. Kommt wiederholung um wiederholung. Und es fühlt sich für mich so an als wär ich der Idiot.

Zitat:
Vielleicht hat dein Dad nicht anders gelernt, sich auszudrücken?


Das ist glaube ich der Knackpunkt an der Geschichte. Das mag ja sein. Aber was bringt mir das? Muss ich das akzeptieren?
Das ist ja mein Problem. Wenn jemand sich permanent selbst bestätigt, dann brauche ich gar nicht in den Dialog zu treten. Denn alles was keine zustimmung ist, wird trotzdem als Zustimmung interpretiert oder als Widerspruch aus trotz. Weil die Argumente nicht verstanden werden WOLLEN.
Wenn ich es akzeptieren muss, dann fällt mir das wahnsinnig schwer!

Zitat:
Vielleicht wäre es möglich, dass ihr beiden lernt euch auch als Freunde zu sehen, nicht nur als Vater und Sohn?
Das wäre ein kleiner Ansatz, dass er dir evtl mehr auf gleicher Ebene begegnet, denn von Oben herab (also bestimmend über dich).


Dasnist mir klar und GENAU das, was ich will oder erwarte. In einem ruhigen Geräch hat er mir aber klar gemacht: 'Ich bestimme, du nicht' Und er meinte as vollkomen ernst. Er hat nicht gelacht oder sonstirgendwie die Miene verzogen. Da war ich perplex

Zitat:
Versuche bei einem weiteren Gespräch ihm zu zeigen, dass du ihn als Mensch annehmen möchtest, wie er ist. Und das du dir das auch von ihm wünschst. Das es nicht darum geht, dass er alle deine Probleme löst, sondern das er dir HILFT sie zu lösen.


Genau DAS, habe ich in den letzten Wochen gefühlt tausendfach in jeder erdenklichen Art der Formulierung versucht. rüberzubringen. Ich bin inzwischen so verzweifelt, dass ich den Eindruck gewinne er WILL mich nicht verstehen. Ständig erklärt er mir wie ER früher irgendwas mgeacht hat, was ER machen wuürde blablabla
Das schlimme ist, dass ich seit sehr lange Zeit einfach gar nichts sage. Ich sage nichts und das nimmt er als Bestätigung.

Zitat:
Das sind nicht meine Kinder - das sind die Kids meiner Geschwister.
Bei mir wird das in diesem Leben evtl nichts mehr werden.


Verstehe. Gehe da nicht weiter drauf ein.

Zitat:
Das Ego ist die Person.
Wenn man Menschen mit Empathie begegnet und nichts von ihnen fordert, was man selbst nicht tut/tun möchte, dann kann der Umgang besser werden.
Es gibt einen Kern in uns, der immer drauf wartet, dass man angenommen wird, wie man ist.
Vielleicht ist das bei deinem Dad ja auch so.


Diesen Abschnitt verstehe ich nicht ganz. Meint der zweite Satz etwas wie 'Liebe deinen nächsten, wie dich selbst'
Ja, wenn das so ist, dann macht er es mir aber wahnsinnig schwer.

So, jetzt bin ich erstmal durch die gazen Gedanken wieder durch. Nochmals, es tut mir leid, dass ich mich sehr lang nicht mehr gemeldet habe.Mir geht es gefühlt leider kontinuirlich schlechter.Ich kann mich immer schlechte konzentrieren, hab immer negativere Gedanken. Mache nichts mehr.Habe auf nichts Lust. Es ist sehr hart. Gerade deswegen bin ich dir Dani, für deine sehr wertvollen Tipps dankbar. Ich denke du hast mich gerade mit den Denk- und Verhaltensmuster auf etwas sehr wichtiges gebracht.

Wir Menschen glauben frei zu sein, dabei sind wir es nicht. Ich finde es gerade wichtig die Grenzen seiner Freiheit zu kennen. Denn nur durch das Wissen über die Grenzen weiß man, wie gefangen/frei man wirklich ist. Bezogen auf die DEnk/ Verhaltensmuster: Nur durch die erkenntnis darüber wird man besser und 'gewinnt' an Freiheiten. Niemals anders

11.05.2020 01:59 • #15

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