Jan55
- 12
- 1
- 11
ich bin neu hier. Mir geht es seit längerem schlecht und ich würde gerne darüber berichten, in der Hoffnung jemand kann mir helfen oder Tipps geben.
Es ist schwer das alles auf einen Punkt zu bringen. Bei mir kommen mehrere Sachen zusammen.
Ich nehme seit ca. 1,5 Jahren Antidepressiva und gehe seit November letzten Jahres zur Psychotherapie. Es gibt ziemlich viele Dinge in meinem Leben, die mich frustrieren.
Ich bin Student (23) und studiere ein recht anspruchsvolles Fach. Im ersten Jahr hatte ich dabei recht wenig Probleme. Habe alles bestanden, alles verstanden und war halbwegs zufrieden. Irgendwann fing ich an die Lust zu verlieren, an allem. All das ist sehr schleichend passiert. Es gab keinen Auslöser und es hat recht lange gedauert, bis ich es realisiert habe.
Ich bin seit jeher ein vielseitig interessierter Mensch gewesen, der sich mit vielen Themen auseinandersetz und immer wissbegierig ist und immer bereit ist neues auszuprobieren.
Mittlerweile sieht mein Tagesablauf so aus, dass ich nicht mehr zur Uni gehe. Möchte mein Studium abbrechen, weiß aber nicht was ich sonst machen könnte. Ich habe einen Halbtagsjob. Meine Pflichten dort zu erfüllen gelingt mir mehr schlecht als recht. Wenn ich nach Hause komme lege ich mich nur noch ins Bett. Dann mache ich nichts mehr. Es fehlt einfach die Energie.
Ich nehme mir oft Dinge vor. Ich zwinge mich teilweise Dinge zu tun. Sowohl Pflichten zu erfüllen, als auch Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben. Helfen tut das meistens gar nicht oder nur kurzfristig für diesen Augenblick. Danach falle ich wieder in ein Loch.
Ich kriege nichts mehr auf die Kette.
Alte Freundschaften sind es mir nicht mehr Wert sie zu pflegen, nicht nur wegen meiner Depression, auch weil mich einige Dinge stören. Habe oft das Gefühl, derjenige zu sein der gibt und zwar alles gibt.
Ich bin ein sensibler Mensch, auch wenn ich nach außen nicht zeige. Freundschaften sind mir fast das wichtigste vor allem anderen.
Für Freunde tue ich alles. Ich bin immer da, wenn man mich braucht. Egal ob körperlich, oder als jemand zum reden. Ich bin bei Treffen immer pünklich (dass ich das schreibe hat nene Grund). Ich nehme mich selber zurück. Komme auch, wenn ich lernen müsste oder ich Zeit für mich bräuchte, aber der andere nicht anders kann.
Ich habe eine diagnostizierte Anpassungsstörung. Ob das so stimmt weiß ich nicht (Verlauf,Schwere, Auslöser etc. passen nicht so ganz dazu). Aber eigentlich beschreibt es das Wort als solches recht gut. Fühle mich sehr oft missverstanden. Mir fällt es extrem schwer neue Menschen kennenzulernen. In gewissen Situationen reagiere ich forsch, agressiv, manchmal auch gar nicht oder ich stimme in Konfliktsituationen meinem gegenüber zu, weil ich keine Lust habe mich zu streiten oder zu diskutieren und bin dann trotzdem unzufrieden weil Dinge nicht geklärt wurden.
Mir fällt es einerseits sehr schwer mich auf andere einzulassen, egal ob das freundschaftlich ist oder etwas anderes. Andererseits urteile ich schnell über Menschen. Sobald mir eine Schwäche von ihnen bewusst wird, sie einen doofen Kommentar ablassen oder ähnliches, hacke ich sie schnell ab.
Ich denke, dass es normal ist als Erwachsener schwieriger Menschen kennenzulernen, aber bei mir ist es echt extrem. Ich kann sehr schwer über Schwächen hinweg sehen. Und bei Leuten, bei denen mir Ihre Schwächen nicht sofort bewusst werden, bin ich sofort eingeschüchtert und so zurückhaltend, dass daraus sowieso keine zwischenmenschliche Beziehung entstehen kann.
Ich bin ein schwieriger Charakter. Ich war schon als Grundschüler ein Problemkind, war laut, habe genervt. Ich wurde in der weiterführenden Schule gemobbt. Meine Eltern sind seit langem geschieden(seit meinem fünften oder sechsten Lebensjahr). Als Jugendlicher hat meine Mutter einen neuen Partner gefunden, mit dem ich mich von Beginn an täglich gestritten habe und Diskussionen ausgesetzt war. Er hat ein S., rassistisches, sehr einfaches Weltbild. Hat keinen Respekt vor Frauen (die Liste ist endlos). Er hat in seinem Leben sehr wenig Lebenserfahrung gesammelt und denkt oft sehr einfach, wie ein Kind. Woanders habe ich mich dann genauso gestritten wie zuhause. Ich wurde rechthaberisch. Das kommt nirgends gut an. Mittlerweile bin ich nicht mehr so.
Ich lebe seitdem ich 18 bin auch nicht mehr dort, sondern bei meinem Vater. Trotzdem prägt einen diese Zeit.
Seit ich 18 bin lebe ich bei meinem Vater. Hier geniesse ich zwar Freiheiten, aber wir sind einfach sehr unterschiedlich. Er ist sehr dominant, kommuniziert sehr schlecht und besteht häufig darauf, dass Dinge auf seine Art ablaufen. Das ist für eine zwischenmenschliche Beziehung, geschweige denn für ein Zusammenleben sehr schwer. Er weiß über meine Depressionen bescheid und ist auf seine Art verständisvoll. Allerdings ist er sehr unbeholfen. Er erzählt mir andauernd das selbe. Seine Ratschläge helfen mir selten weiter. Das macht mir noch weniger Lust mit ihm darüber zu sprechen, da ich schon vorher weiß, was er sagen wird. Sonst wissen recht wenige Meschen in meinem Umfeld über meine Depressionen bescheid. Als ich bei meiner Mutter gelebt habe, habe ich einige Male erlebt, dass mein Vertrauen missbracht wurde und Dinge, die zwischen uns bleiben sollten, weitererzählt wurden. Auch mein Vater hat mit anderen Leuten über meine Depressionen geredet. Ich werfe ihm das nicht vor. Es ist ein belastendes Thema. Trotzdem ist das der Grund, warum ich ihm davon lange nicht erzählt habe.
Ich bin seit jeher jemand der Dinge für sich behält, der Probleme mit sich selber ausmacht oder mit denen, mit denen er die Probleme hat. Selbst genüber Ärzten bin ich misstrauisch und skeptisch eingestellt. Habe da leider auch schlechte Erfahrungen gemacht.
Ich kann mich zwar ganz gut ausdrücken, aber Dinge auf einen Punkt zu bringen, das kann ich sehr schlecht. Fühle mich oft missverstanden, wenn ich etwas sagen möchte.
Ich fühle mich schon seit längerem einsam, suche nach einer festen Partnerin. Bin S. sehr frustriert und fühle mich auch sonst sehr einsam. Seitdem ich 16/17/18 war habe ich unregelmäßig, Mal mehr Mal weniger, versucht über online-dating jemanden kennenzulernen. Oft gab es dabei Enttäuschungen. Ich habe seit jeher noch NIE eine einzige postive Erfahrung gemacht (später ein Beispiel). Nie ist daraus eine Beziehung, geschweige denn sonst irgendetwas geworden.
Ich weiß ich bin nicht der einzige, der in meinem Alter noch keine Beziehung hatte. Trotzdem: Es nervt!
Gerade, wenn man es so oft versucht hat. Wenn man so oft viel von sich preisgegeben hat.
Ich bin nicht athletisch gebaut oder der hübscheste Mann der Welt, aber ich sehe auch nicht total sch. aus, ich bin nicht blöd und auch sonst weiß ich nicht, was an mir nicht normal sein sollte. Ich bin äußerlich einfach recht durchschnittlich. Aber jedes weiteres Mal, bei dem es nichts wird lässt es mich mehr an mir selbst zweifeln.
Erst kürzlich habe ich eine solche Erfahrung gemacht. Ich habe ein Mädchen kennengelernt, mit dem ich mich auf anhieb verstand. Wir waren im delben Alter, hatten viele gemeinsame Interessen, Ansichten und charakterlich waren wir uns auch recht ähnlich. Ich war von Anfang an sehr direkt, aber nicht unhöflich. Ich habe klar gemacht, dass es mir um etwas festes geht. Es lief auch zunächst gut, wir sind uns Nahe gekommen, haben uns vier Mal getroffen. Es lief so gut, dass ich es kaum geglaubt habe. Ich war sehr skeptisch. Nach dem vierten Treffen hat sie einige Tage später völlig unerwartet geschrieben, dass sie doch nichts empfinde und ob ich nicht mit ihr befreundet sein will.
Vielleicht war das nur Pech?! Ich weiß es nicht.
Mir ist jedenfalls vorher nie so jemand begegnet und ich weiß, dass es Jahre dauern wird bis es wieder dazu kommt. Vielleicht werde ich auch niemals mehr so jemanden kennen lernen. Jemanden, mit dem ich mich auf so vielen Ebenen verstehe, den ich S. Attraktiv finde und anders herum. (Es hat sich jedenfalls so angefühlt).
Das hat mir gezeigt,dass meine Skepsis berechtigt war. Das irgendwas nicht gestimmt hat. Das war die positivste Erfahrung, die ich je mit einer Frau gemacht habe. Es mag sein, dass einige sagen sie wären selbst darüber glücklich. Das war ich auch. Aber nur die zwei Wochen, in denen es gut lief.
Wenn ich einen neuen Menschen kennenlerne, schaffe ich es kaum noch locker zu sein und mich drauf einzulassen. Ich schaffe es gar nicht mehr mich auf mein Gegenüber zu konzentrieren. Bei jedem Wort, bei jeder Bewegung denke ich darüber nach, ob ich das richtige gesagt habe oder ich es schon wieder verkackt habe und ich vielleicht direkt nach Hause gehen sollte, anstatt es unnötig in die länge zu ziehen.
Meine Psychotherapie frustriert mich ebenfalls. Ich war bisher drei Mal dort. Ich habe mit soetws Null Komma Null Erfahrungen. Ich bin dort ein Mal im Monat. Das kommt mir recht selten vor. Bei dem letzten Termin wusste ich gar nicht mehr, was ich sagen soll. Mir wurden ein paar Fragen gestellt, wie sich Dinge in meinem Leben verändert haben seit dem letzten Mal. Das Problem ist, dass sich alles im Kreis dreht. Es verändert sich nichts. Es wird eher immer schlimmer. Bei unserem ersten Treffen hatte ich einen recht gut Eindruck von der Therapeutin. Aber, dass zumindest gefühlt keine Entwicklung stattfindet frustriert.
Pu, jetzt habe ich sehr viel geschrieben. Ich hoffe, dass es einige bis hier geschafft haben und hoffe auf Antworten/Anregungen/Ideen/Tipps.
Vielen Dank schonmal im Vorraus
Jan (ist nicht mein echter Name)