Heideblümchen
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zuerst mal Hut ab, dass du dich so kümmerst! Das ist nicht selbstverständlich.
Aber....ich kann einfach nicht verstehen, dass du den Mann deiner Bekannten immer noch als der Gute titulierst.
Dieser Mann sieht jeden Tag, dass seine Frau, und Mutter seines Kindes, kontinuierlich abbaut. Statt das Zepter in die Hand zu nehmen und sich zu kümmern, dass seine Frau Entlastung bekommt, erhöht er ständig den Druck. Dabei müsste ihm klar sein, dass deine Bekannte im Moment alles gebrauchen kann außer noch mehr Druck. Sie braucht Hilfe und zwar sofort.
Es liest sich so, als würden immer noch eher solche Fragen wie komme ich dann in die Klinik, in die ich will?, was passiert mit dem Kind, dem Haushalt etc., wenn ich weg bin? im Vordergrund stehen, für beide. Das zeugt nur davon, wie unsicher deine Bekannte ist und wie hilflos. Von da ist es nicht mehr weit bis zu dem Moment, wo sowieso alles egal ist. Jede/r , der/die eine Depri schon mal hatte, weiß, wie dünn der Grat ist, wo das kippen kann.
Es kann auch dem Mann deiner Bekannten nicht daran gelegen sein, einfach abzuwarten, Medizin und Klinikaufenthalt in Frage zu stellen. Nein, seine Aufgabe wäre jetzt, sich als der Gute, wie du ihn beschreibst, zu bewähren und seine Frau zu unterstützen, damit sie sofort in eine Klinik kommt, medizinische und therapeutische Unterstützung bekommt und dann, gut eingestellt und auf dem Weg zur Gesundung, wieder zurück kommt.
Klar ist es erst mal ein Berg Probleme, das alles zu organisieren. Aber wie hier schon von mehreren Seiten und auch von dir richtigerweise geschrieben wurde, gibt es von vielen Seiten Hilfe. Man muss sie aber zeitnah beantragen und auch über seinen Schatten springen und Hilfe annehmen können. Da muss der Egoismus einfach mal hinten anstehen!
Und man möchte sich nicht ausmalen, was passiert, wenn man die arme Frau, die offensichtlich schnelle und professionelle Hilfe braucht, noch viel länger mit dem Kind, das auch Fürsorge und Liebe und eine gesunde und glückliche Mutter braucht, allein lässt. Was dann passieren könnte liest man täglich in der Zeitung und dann ist das Geschrei von wegen hätte ich doch groß.
Ich kann mir außerdem nicht vorstellen, dass du glücklicher damit bist, die Anrufe deiner Bekannten zu ignorieren. Du wirst dir trotzdem große Sorgen machen. Klar nervt das. Aber tut es dir gut, einfach zu ignorieren? Aufzugeben? Dafür schreibst du zu oft, dass du es immer wieder versuchst und das finde ich sehr lobenswert von dir. Du kannst dich aufgrund deiner eigenen Vorgeschichte ja offensichtlich gut in die Gemütslage deiner Freundin versetzen. Aber ich denke nicht, dass es dich glücklicher macht, nicht mehr darauf zu reagieren.
Der Ansatz, sich an die Ärztin deiner Freundin zu wenden, war schon mal da und auch wenn es anfangs nicht gefruchtet hat: ich würde trotzdem mit ihr nochmals Kontakt aufnehmen und ihr sagen, dass du deine Freundin in einem inzwischen körperlich absoluten Verfall gesehen hast. Ich würde ihr ggfs. auch die Nachrichten, die deine Bekannte an dich schickt, diese Hilferufe.... die würde ich an die Ärztin weiter leiten und ihr eindringlich mitteilen, dass die Hilferufe deiner Bekannten immer panischer werden.
Und auch der Mann muss einsehen, dass er zu seiner Frau stehen muss und dafür sorgt, ihr die Probleme und den Druck abzunehmen. Es ist SEINE Aufgabe als Partner und DAS zeugt davon, ein Guter zu sein, statt noch mehr Druck aufzubauen und sie lediglich dazu aufzufordern, sich nicht gehen zu lassen und endlich zu funktionieren.
Es kann nicht angehen, dass er alles als Mist abtut, nur weil er nicht dran glaubt. Dass das, was sie bisher an alternativen Medis und Fürsorge bekommen hat, nicht ausreicht, sieht er ja wohl jetzt jeden Tag und wenn er nicht reagiert, muss er sich das hinterher auf die Fahne schreiben, wenn er es weiterhin unterlässt, seiner Frau UND dem Kind zu helfen und alles kein gutes Ende nimmt!
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft, trotz eigener Probleme ggfs. hartnäckig an dem Thema dran zu bleiben!