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Depressive Schübe - fühle mich häßlich und alt

S
Hallo zusammen!
Ich bin A. , bin 47 und lebe in Berlin. Ich habe keine ausgemachte Depression aber immer wieder depressive Schübe, so wie im Augenblick. Vielleicht ist wieder zuviel zusammen gekommen. Meine Mutter ist im Juni gestorben, was mich weniger belastet, aber laut Testament bin ich enterbt, der Kampf um den Pflichtanteil ist aussichtlos und meine Herkunftsfamilie versteht nicht, dass ich sie jetzt noch weniger mag. Dazu drei Enttäuschungen in der Liebe in diesen Jahr und das Gefühl das ich alt,dick und häßlich bin und so nie einen Mann finde. Den Rest hat mir scheinbar gegeben das ein guter Freund von mir nun eine Freundin hat und ich mich nicht für ihn freuen kann.
Mein Zustand aktuell : Wenn ich meine Tochter nicht hätte würde ich wohl im Bett oder auf den Sofa liegen und die Decke anstarren. Ich fühle mich überfordert, alles strengt mich wahnsinnig an. Ich kämpfe meinen Alltag zu schaffen, beschäftige mich mit nähen und Wohnung ausmisten. Setze mir für jeden Tag Punkte, die ich schaffen will und meist auch schaffe. Dennoch fühle ich mich wie eine totale Versagerin. Irgendwie scheinen alle perfekt und glücklich nur ich fühle mich wie ein Wesen voller Fehler und Schwächen.
Soviel erstmal Gruß Scamander

07.11.2019 09:41 • x 1 #1


T
Hallo liebe Scamander.
Auch ich habe gerade eben erst meinen ersten Beitrag hier geschrieben. Ich erkenne mich in so vielen Punkten von dir wieder. Ich finde es ist schon Mal ganz große Klasse, dass du dir Tagesziele setzt, und diese erreichst. Da bist du mir um einiges voraus. Denn mir fehlt leider dafür absolut der Antrieb. Auch ich habe Kinder, und diese zu Versorgen und zu Umsorgen ist alles was ich schaffe. Ich habe auch keine diagnostizierte Depression. Ich schäme mich dafür so. Jedes Mal , wenn ich mich diesbezüglich jemandem anvertraue, dann werde ich nur belächelt. Auch ein Grund, warum ich mich sozial immer mehr zurückgezogen habe. ich wünsche dir alles Liebe!

07.11.2019 10:55 • #2


A


Hallo Scamander,

Depressive Schübe - fühle mich häßlich und alt

x 3#3


mutmacher
Ihr zwei lieben traurigen Mamas- was mir gerade auch einfällt: Bei mir, wie auch bei meiner Tochter wurde eine schwere Schilddrüsenerkrankung festgestellt (bei mir Morbus Basedow, die zur Entfernung der SD führte, bei meiner Tochter eine Hashimoto-Thyreoiditis), was beides zur täglichen Pillen-Einnahme führte.
Vlt. lasst Ihr beide da mal nachschaun.

07.11.2019 11:22 • #3


Mandinka
Hallo, kann ich alles gut nachfühlen. Mich hat als Verlassene und dann Alleinerziehende auch immer wieder das Pflichtgefühl meinem Kind gegenüber über Wasser gehalten. Ich kann nur raten, sich professionelle Hilfe zu suchen. Dafür braucht man etwas Geduld, aber gerade wenn es einem ganz akut wirklich nicht gut geht und man trotzdem glaubt, funktionieren zu müssen (z.B. auch im Job) kann es helfen, wenn einem ein Psychiater mal eine Auszeit verordnet, man evtl. medikamentöse Hilfe besprechen kann und evtl. auch eine Therapie ins Auge gefasst wird.
Ich habe schwere Zeiten bewältigen müssen, bin seit längerem stabil, aber ich spüre die Depression irgendwie immer lauern bzw. kann ich dem Frieden in mir nicht so richtig vertrauen. Besonders wenn es Probleme in bezug auf meinen Sohn gibt - mit seiner Ausbildung etc. - merke ich öfter Panik in mir aufsteigen und das Gefühl der Mutlosigkeit aufkommen. Zum Glück bin ich aber tatsächlich seit längerem in der Lage, mich immer wieder selbst zu stabilisieren.

Ich komme auch aus Berlin. Ich empfinde Berlin als kalte Stadt. Alle tun hier furchtbar locker, cool und tierisch individuell usw. , aber die meisten tun eben nur so. Es ist mir in den vielen Jahren, die ich in dieser Stadt leben muß, auch nur sehr sporadisch gelungen, Kontakte zu finden. Und diese sind allerdings letztlich immer relativ oberflächlich geblieben. Wenn man hier, wie ich, keine Familie hat - gerade als Eltern bzw. Alleinerziehende -, ist es wirklich nicht leicht und es kann sich emotional schnell frostig hier anfühlen. LG

07.11.2019 12:59 • x 1 #4


Y
Hallo Scamander,
was hälst du denn davon, deinen Hausarzt aufzusuchen. Der wird erkennen, was bei dir angesagt ist. Mein Hausarzt hatte mir etwas Pflanzliches verschrieben um mir dann relativ schnell klar zu machen, dass dort alles ausgereizt ist. Mir wurde dringend angeraten einen Psychiater aufzusuchen und eine Therapie erschien auch notwendig. War dann so, Medikament vom Psychiater und Verhaltenstherapie beim Psychologen.
VG

07.11.2019 14:43 • #5


Y
Hallo TraurigeMama,
es gibt überhaupt keinen Grund sich zu schämen. Auch dir möchte ich empfehlen , das mit deinem Hausarzt zu besprechen. Grade wenn dir der Antrieb fehlt ist Unterstützung notwendig, sei es durch ein Medikament oder durch eine Therapie.
Ich kenne die Leute nicht, die dich belächelt haben, aber für mich sind das dumme Menschen.
Dieser soziale Rückzug ist nur zu verständlich, genau das habe ich auch getan. Nur heute frage ich mich, ob das der richtige Weg war.
VG

07.11.2019 14:58 • #6


Y
Hallo Mandinka,
mich selbst zu stabilisieren, daran arbeite ich noch. Toll, dass du das schaffst.

Zitat von Mandinka:
Ich komme auch aus Berlin. Ich empfinde Berlin als kalte Stadt. Alle tun hier furchtbar locker, cool und tierisch individuell usw. , aber die meisten tun eben nur so. Es ist mir in den vielen Jahren, die ich in dieser Stadt leben muß, auch nur sehr sporadisch gelungen, Kontakte zu finden. Und diese sind allerdings letztlich immer relativ oberflächlich geblieben. Wenn man hier, wie ich, keine Familie hat - gerade als Eltern bzw. Alleinerziehende -, ist es wirklich nicht leicht und es kann sich emotional schnell frostig hier anfühlen. LG


Ich lebe jetzt seit 55 Jahren in dieser Stadt, nicht gern, aber begründet. In dem dussligen Glauben, Freunde zu haben, bin ich immer wieder enttäuscht worden. So wie du das beschreibst, empfinde ich das auch.
Dennoch glaube ich, daß echte, wirkliche Freundschaft eine unheimliche Bereicherung ist und ich mag die Hoffnung darauf nicht aufgeben, noch nicht.
VG

07.11.2019 15:08 • x 1 #7


S
Hallo an euch alle!
Danke für die lieben Antworten. Also ich bin aktuell nicht in Therapie, aber habe schon drei gemacht. Ich habe alle drei Monate Termine bei meiner Psychiaterin und nehme Antidepressiva, die eben einiges abdämpfen aber nicht komplett den Regenbogen in meine Gedanken zaubern. Ferner habe ich Hashimoto und nehme Schilddrüsenhormone. Nutze halt mein Wissen aus der Therapie und versuche wieder hoch zu kommen.
Berlin ist halt ziemlich schnell lebig und irgendwie machen alle einen auf cool. ich sehe wie viele daran fast zerbrechen. Meine Tochter hat den Plan in drei Jahren nach Kiel auf eine Fotoschule zu gehen und ich hätte kein Problem mit umzuziehen, denn viel hält mich hier nicht.
Ich versuche halt zumachen was mir gut tut. Habe seit gestern eine neue Nähmaschine und nähe gerade eine Hülle. Hoffe mich zu überwinden und nächste Woche wieder schwimmen zu gehen, da mir die Bewegung im Wasser gut tut.
Traurige Mama, ich schreibe dir nochmal extra was.Meine Erfahrung ist leider auch, dass viele nicht verstehen das ich so einiges mit mir rum schleppe und deshalb z.B. schon Rente kriege. Sie sehen eine grosse, taffe Frau, die sich mitteilen kann, aber innerlich bin ich ziemlich zerbrechlich.

07.11.2019 16:38 • x 3 #8


Mandinka
Das mit dem Nähen finde ich richtig gut. So etwas erfordert Konzentration und hilft, abzuschalten und das Gedankenkarussell mal zu stoppen bzw. daraus auszusteigen. Auch, daß du schwimmen gehst, ist toll. Dazu können sich so viele gar nicht erst aufraffen.
Und deine Tochter scheint ein taffes Mädchen zu sein, das weiß, was es will. Das ist doch großartig und zeigt, daß du sie gut auf den Weg in ein selbständiges Leben bringst. Ich finde, du hast also allen Grund, dir auch mal selbst auf die Schulter zu klopfen. Das mit der Partnersuche in unserem Alter ist nicht einfach, oft frustrierend, aber bietet auch sehr oft viel Grund zum Lachen. Über meine Dating-Erfahrungen könnte ich schon ein kleines amüsantes Buch schreiben . Ich habe immer versucht, das extrem Komische an diesen Erfahrungen zu sehen und das manchmal Negative dabei nicht zu sehr an mich heranzulassen.

Mir hilft es, mir selbst immer wieder klar zu machen, daß es bei anderen ganz oft und allermeistens auch nicht perfekt und toll läuft. Viele machen ihrer Umgebung unglaublich viel vor. Gerade heutzutage in den Zeiten von Facebook, Instagram etc. Deshalb nutze ich diese Plattformen für Selbstdarsteller nur sehr begrenzt bzw. gar nicht, weil mir das nicht gut tut. Ich kenne aber auch im realen Leben z.B. Frauen, die beneidenswert toll aussehen, immer ein Lächeln fotogen anknipsen, einen tollen Job haben und denen es finanziell außerdem extrem gut geht - und trotzdem sind sie unglücklich, ohne Partner bzw. immer wieder getrennt und hadern mit vielem. Sie zeigen es nur kaum bzw. lassen nur sehr selten hinter die nach außen so beeindruckende Fassade schauen.
Wenn mich manchmal auch wieder die Depressionsspirale und der Pessimismus nach unten ziehen will, mache ich mir diese Beobachtungen und Erfahrungen immer mal wieder bewußt. Hilft nur begrenzt, aber ein bisschen doch.

07.11.2019 17:54 • x 2 #9


S
Hallo Mandinka!
Ja, das nähen tut mir gut. Anfang der Woche hat meine Maschine leider ihren Geist aufgegeben, aber ich konnte mich motivieren eine neue gebrauchte am Mittwoch zu holen und weiter zu machen. Nähe für ein Projekt Taschen und Beutel bzw. auch etwas wo ich aktuell wegen meiner Einbrüche nach hänge, aber es wird.
Schwimmen war auch erstmal schwierig, weil ich vor einen Jahr als ich anfing noch 130 kg wog und nun sind es 110 kg. Aber ich habe schnell gemerkt, dass zu den Zeiten wo ich gehe meist die Omas und Bundeswehrsoldaten im Schwimmbad sind und beide Gruppen sind mehr auf sich fokusiert bzw weniger die, die schauen wie du im Badeanzug aussiehst.
Meine Tochter wurde an der letzten Schule gemobbt, aber hat sich nach einen Schulwechsel erholt und so kann ich nicht klagen. Sie ist gut in der Schule, ist kreativ und hat viele Ideen was sie mit ihren Leben anstellen will. Kurz ich habe da mehr geschafft als damals meine Eltern bei mir. Ich habe noch einen 19 jährigen Sohn, zu dem ich keinen Kontakt habe, aber wo mir die Mitarbeiterin beim Jugendamt auch damals ein Lob aussprach, dass ich den gut hingekriegt habe. Kein Nullbock Jugendlicher sondern einer mit Zielen im Leben der sich gut ausdrücken kann. Teilweise Vorbild Jugendlicher der nicht raucht, nicht trinkt, keine Dro. nimmt auf seine Ernährung achtet und viel Sport treibt.
Wenn ich die dunkle Wolke zur Seite schiebe denke ich auch immer wieder das ich eigentlich ein gutes Leben haben. Zwar mit wenig Geld, aber meine Wohnung liegt direkt am Wasser ist so das ich mich darin wohlfühle, meine Tochter wächst sicher und behütet auf, ich bin kreativ, habe meine Katzen die ich über alles liebe usw.
Nur von Facebook bin ich weg, weil es mich nur noch unglücklich und aggressiv gemacht hat. Mein bester Freund und eigentlich hängt da bei beiden noch etwas mehr dran, ist nun auch mit so einen gebrezelten Instragrampüppchen zusammen, die auch gerne ihr perfektes Leben teilt und ich bin die einzige, die an dieser Verbindung zweifelt und er redet deshalb nicht mehr mit mir.
Ähnlich ist es in den Singlegruppen, irgendwie die top gestylten Püppchen kriegen 100 likes und meine ungefilterten Bilder scheinen nur ein Magnet für Männer mit Halbglatze und Schnurrbart zu sein, die im Grunde eine Putze und Köchin für ihr Eigenheim suchen. Also ich kann da auch langsam Bücher schreiben und so kommt leider auch immer wieder der Gedanke Sehe ich wirklich so sch. aus. Liegt es an meiner Figur und an meinen Alter ? Daran das meine Kinder 19 und 14 sind und ich nicht mehr Mutter werden kann und will ?
Meine Tochter bufft mich oft und sagt Keiner ist perfekt.Streich das Wort einfach aus deinen Wortschatz aber es wirkt oft so.
Passend die Textzeile von Zugezogen Maskulin Ich muss leben zwischen Instragram und Twitterstars. Retuschierte Plastikmenschen, Diktatur der Follower.
So heute wieder Programm. Ich bastel an einen Krisenkoffer und hole heute für mein inneres Kind eine Froschkönigbettwäsche
Gruß Scamander

08.11.2019 06:23 • x 1 #10


L
Hallo Scamander,

du bist mir sehr sympathisch, denn deine Gedankengänge sind meinen sehr ähnlich. Hier scheinen ja einige Berliner unterwegs zu sein. Freue mich für euch. Aber Berlin ist ja groß.

Viele Grüße
laluna

15.11.2019 10:51 • x 1 #11


A


Hallo Scamander,

x 4#12


S
Hallo Laluna!
Ich schreibe auch Briefe und lange Mails wenn du dich persönlich austauschen magst
Gruss Scamander

15.11.2019 15:03 • x 1 #12

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