Moin auch!
Das ist eine knifflige Situation; wenn jemand keine Hilfe annehmen will, dann gestalten sich alle Versuche sehr schwierig. Der Betroffene muss selbst einsehen, dass er es allein nicht schafft und dass es so nicht auf Dauer weitergehen kann.
Du hast geschrieben, dass mit dem Abschluss deines Sohnes dieser Stillstand kam. Kennst du die Gründe dafür? Hat sich außer dem Ende der Ausbildung noch eine andere Veränderung in seinem Leben ergeben? Hat er vielleicht Angst vor der Zukunft? Hat dein Sohn noch während der Ausbildung irgendwelche Bemühungen in beruflicher Hinsicht unternommen? Weißt du so ungefähr, wie das Selbstbild deines Sohnes aussieht? Hat dein Sohn denn überhaupt soziale Kontakte außerhalb der Familie?
Ein wichtiger Schritt hin zu einer positiven Veränderung ist wie gesagt die Einsicht bei deinem Sohn. Das allein kann schon schmerzhaft sein, weil es einem Eingeständnis gleichkommt: Ich bin krank. Im Laufe einer Therapie können dann noch weitere unangenehme Einsichten folgen und schon die Angst vor schmerzhaften Antworten auf wichtige Fragen kann lähmend wirken. Habe ich gar kein Interesse mehr an der eingeschlagenen Laufbahn? Ist die ganze Ausbildung dann für die Katz'? Fehlt mir die Orientierung?
Irgendwas muss ja da sein, was deinen Sohn am Voranschreiten hindert.
Wie meint er denn, von zu Hause aus arbeiten zu wollen? Gerade mit seiner Ausbildung gibt es da natürlich Möglichkeiten, aber ist er in der Hinsicht überhaupt einmal konkret geworden?
Weiß dein Sohn, wie du die Situation erlebst, welche Sorgen und Schwierigkeiten sich daraus für dich ergeben? Das wäre meiner Ansicht nach wichtig und vielleicht ein sinnvoller Stupser nach vorn. Manche Menschen benötigen einen gewissen Druck - oder besser gesagt: Verbindlichkeiten. Das können zum Beispiel Vereinbarungen sein. Dabei ist auch die Art wichtig, in welcher du deine Sicht kommunizierst. Besonders Vorwürfe sollten dann vermieden werden.
Mal extra plakativ als Beispiel:
Statt
du versaust dir dein Leben, lieber
ich mache mir Sorgen um dich und deine Zukunft.
Statt
du hast diese teure Ausbildung bekommen und willst jetzt nicht mehr?, lieber Interesse an und Verständnis für eine etwaige Neuorientierung zeigen.
Gerade bei einer Depression können sich sehr leicht Schuldgefühle einstellen, die sich dann wiederum negativ auf Stimmung und Antrieb auswirken.
Das mit den Tätigkeiten und der Anerkennung siehst du meiner Meinung nach ganz richtig. Das ließe sich für den Anfang auch in die gerade angesprochenen Vereinbarungen einbauen.