Die Angst nicht krank geschrieben zu werden

D
Hallo zusammen,

Ich versuche mal meine Situation zu schildern, wie alles begann. Vor ca. 25 Jahren hatte ich eine Partnerschaft mit einer Frau über fast 5 Jahren. Das Problem war, daß diese Person an Borderline litt, was ich nicht wußte. Nach 5 Jahren war ich dann ein seelisches und körperliches Wrack, so das ich dann endlich die Reißleine gezogen habe. Aus einer Klink für manuelle Therapie. Weil ständig im Nacken Wirbel blockierten und Schwindel vorhanden war. Da war ich so 26-28 Jahre alt. Also noch recht jung. Durch das viele einrenken und meiner hypermobilen Wirbelsäule passiert das bis heute ständig. Hatte auch schon einiges dagegen unternommen. Leider nicht zufriedenstellend. Ich war zu dem Zeitpunkt auch ein halbes Jahr krankgeschrieben.

Hinzu kam direkt nach der Trennung, daß ich mich von meinem Bruder hab überreden lassen, eine Eigentumswohnung als Kapitalanlage zu kaufen. Er hatte in dem Hochhaus auch schon eine Wohnung. Nach knapp 5 Monaten fing der Verwalter an, die Fassade abzureißen obwohl die Reparaturkosten nicht vorhanden waren. Die sollten durch eine Umlage reingeholt werden. Um euch nicht mit Immobilien Themen zu langweilen mach ich es kurz. Das Haus ging den Bach runter, viele wurden finanziell ruiniert. Ich schaffte es dann endlich nach 16 Jahren aus dieser Situation rauszukommen.

In den ersten 8 Jahren versuchte ich mich selbst zu therapieren. Weil man den Ernst der Lage nicht erkannte und vielleicht der Meinung war: Das schaff ich selber. Es kam so wie es kommen musste. Meine jetzige Partnerin schleppte mich zu einem bekannten Hausarzt.

Ich hatte dann eine Verhaltenstherapie die meiner Vergangenheit plötzlich einen Sinn und eine Erklärung gab. Weil ich mich selbst auch schuldig fühlte. Dann ging es etwas bergauf. Allerdings wurde es vor 4-5 Jahren so schlimm das ich freiwillig in einer Tagesklinik wollte. Ich entschied mich dann doch dagegen, weil ich meine Krankheit bei der Arbeit nicht offen legen möchte. Ich weiß wie die Mitarbeiter bei einem Kollegen der sehr lange Krank geschrieben war, reagierten. Daher versuche ich, mich diesem Druck nicht zusätzlich auszusetzen. Seitdem bin ich in einer ambulanten Psychotherapie.

Hinzu kommt, das durch mein Beruf in den letzten 4-5 Jahren die Finger und Handgelenke schmerzen, so das ich beruflich nur von Tag zu Tag denke. Überstunden sind dann ein ganz großes Problem. Zusätzlich wächst der Druck dermaßen bei der Arbeit, daß meine seelische Verfassung im Keller ist. Hinzukommend habe ich das Gefühl beruflich noch mehr unter Druck gesetzt zu werden als die Kollegen. Ich könnte da genügend Beispiele aufzählen, aber das führt jetzt hier zu weit. Meine jetzige Verfassung hat jetzt dazu beigetragen, daß ich ein Autoauffahrunfall verschuldet habe(kein Selbstmord Versuch). Mein Fahrzeug ist ein wirtschaftlicher Totalschaden. Das einzig Gute an der Sache ist, niemand kam körperlich zu schaden. Ich fühle mich mittlerweile als Gefahr für die Gesellschaft.

Heute bin ich zu meinem Hausarzt gegangen der mich 1 Woche krankgeschrieben hat. Mehr geht nicht, er braucht Beweise. Er hat keine Unterlagen. Ich hatte Angst meinen Neurologen aufzusuchen, weil der mich möglicherweise nicht krank schreibt. Meine Partnerin sagt schon lange, es muss jetzt was passieren. Weil Sie mich ja auch so leiden sieht und kennt. Sie übt kein Druck aus. Wir beide haben zwischenmenschlich ein guten Weg gefunden, damit umzugehen. Trotzdem sagt sie, wenn man mich nicht kennen würde, sieht man mir die Krankheit nicht an. Gut, Fassade aufrecht halten war schon immer meine Stärke. Nur ich habe Angst das der Arzt mich nicht Ernst nimmt, weil ich jetzt nicht so krank aussehe. Das ist auch der Grund warum ich nicht zu meinem Neurologen gegangen bin. Er als Facharzt sieht womöglich Arbeitsfähigkeit. Einerseits habe ich innerlich schon den Entschluss getroffen, diesen Beruf nicht mehr weiterführen zu wollen. Intern für ein Arbeitsplatzwechsel sind aber alle Wege verbaut. Da mein Leben nur noch von Heute auf Morgen vonstatten geht, wäre ich schon froh nicht wieder Angst haben zu müssen, nächste Woche zu arbeiten. Sorry, ich wollte mich eigentlich kürzer fassen, ist aber irgendwie schwierig wenn man dann soweit zurück gehen muss.



Viele Grüße

Donnie

15.10.2018 14:47 • #1


R
Hallo Donnie,
Du hast eine Menge erlebt in den letzten Jahren und anscheinend auch Schicksalsschläge nicht ausgelassen.
Wenn du dich nicht arbeitsfähig fühlst,musst du noch einmal zu deinem Arzt gehen.
Möglicherweise kannst du ihn auch bitten, nochmals eine Therapie aufzuschreiben. Etwas anderes wird dir nicht übrig bleiben.
Sollte deine Panik vor der Arbeit die Kontrolle übernehmen, könntest du dich auch selbst in die Klinik einweisen.
Meines Wissens gibt es dort Sozialarbeiter, die solche Probleme mit den Patienten angehen.
Mittelfristig wirst du deine Arbeitssituation klären müssen,um ein normales Leben wieder aufnehmen zu können.
Du hast eine Partnerin an deiner Seite, mit der gemeinsam eine weitere Notfallstrategie besprochen werden kann.
Manchmal schafft man es nicht aus eigener Kraft und sollte sich Hilfe holen,um die nächsten Schritte zu planen.
Sicher gibt es auch hier im Forum viele erfahrene Mitglieder, die dich unterstützen können.
Ich wünsche dir viel Kraft Riu

15.10.2018 15:58 • #2


A


Hallo Donnie,

Die Angst nicht krank geschrieben zu werden

x 3#3


D
@riu

Zu allerest möchte ich dir für deine Vorschläge und aufmunternden Worte danken.

Da meine Partnerin vor 9 Monaten nochmals ein weiteres Staatsexamen begonnen hat, was bei ihr den Stress und Druck so was von extrem erhöht hat, daß sie allein deswegen schon ihre Grenzen überschritten hat. Da kann ich sie nicht auch noch zusätzlich belasten. Ich wäre auch bereit auf stationärer Basis etwas zu unternehmen. Da hätte meine Partnerin wenigstens den Kopf freier. Nur kann ich einfach nicht damit umgehen, wenn ich wieder arbeitsfähig wäre und müsste die Situation bei der Arbeit ertragen. Datenschutz und Geheimhaltung klingt theoretisch immer ganz toll. In der Praxis ist es leider oft anders.


Viele Grüße
Donnie

15.10.2018 18:02 • #3


R
Hallo Donnie,
welche Alternativen hast du?
Liebe Grüße Riu

15.10.2018 19:00 • #4


D
Zitat:
Hallo Donnie,
welche Alternativen hast du?
Liebe Grüße Riu


Morgen ist mein turnusmäßiger Termin ambulante Therapie. Allerdings fällt meinem Therapeuten außer autogenes Training nicht viel ein. Oder Zuhören, die wenigen Vorschläge oder Tips die ich dann auf die Situation bezogen bekomme, sind mir dann auch meistens selbst bewust. Da ich auch ein Mensch bin, der selbst versucht in sich reinzuhören.

Ansonsten werde ich am Montag wieder zu meinem Neurologen gehen. Alles so schildern, wie es zur Zeit ist und hoffen auch wirklich ernst genommen zu werden. Da er selbst in einer Klinik tätig war, gehe ich mal davon aus, daß er da Vorschläge seitens Tagesklinik, stationären Aufenthalt oder halt unter seiner Betreuung mir Hilfestellung anbieten kann. Hatte damals Citalopram und Venlafaxin genommen. Erstes hatte gar keine Wirkung, Venlafaxin wirkte anfangs ganz gut. Nur mit der Zeit fühlte ich mich so was von fremdgesteuert, als wenn ich als Aussenstehender zuschaue was der Körper und die Emotionen da gerade machen. Zur Ruhe kam ich auch nicht, so das ich nach Absprache mit dem Arzt die wieder abgesetzt habe. Die Dosierungen wurden natürlich auch verändert.

Beruflich gesehen sehe ich wohl nur die Möglichkeit selbst zu kündigen. Was ja auch keine Ideallösung ist. Intern ist die letzte Möglichkeit leider auch nicht mehr gegeben. Auf diese Bewerbung wurde eine andere Lösung gewählt. Da ein Berufsfeld weggefallen ist musste eine Abteilung auf die restlichen Abteilungen verteilt werden, was den internen Wechsel unmöglich macht. Sonst hätte es Kündigungen geben müssen.



Viele Grüße
Donnie

16.10.2018 10:12 • #5

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