Moin, moin, liebe Saskia,
ich kann Dir ganz viel Hoffnung machen, was die Genesung Deiner Freundin betrifft.
Habe nur ein paar rechtliche Fragen.
1. Hat Antje eine Patientenverfügung gemacht?
2. Seid ihr eine eingetragene Lebensgemeinschaft?
zu dieserAkutKlinik, wo sie sich momentan befindet?
1. Ist sie da freiwillig hingegangen?
2. Von wem wurde sie da eingeliefert?
Zur momentanen Situation von Deiner Partnerin?
1.Wird sie über Sonde ernährt?
2. Hat sie dieser Art der Behandlung zugestimmt?
Also, liebe Saskia, das sind wichtige Fragen, um zu entscheiden, wie es mit Antje, in Ihrem Sinne weiter gehen kann.
Die Eltern haben dann wohl das Recht zu bestimmen, sollte es keine Patientenverfügung geben, die Antje hinterlegt hat. Seid ihr jedoch eine eingetragene Lebensgemeinschaft, ist rechtlich wie Heirat, dann kannst Du alleine entscheiden.
Jedoch sehe ich es so, dass sie , Antje entscheidet.
1.Wie lange ist der Überfall her?
2. Was gab es vor Ort an Unterstützung?
In Brasilien wohl kaum davon auszugehen. Da ist so etwas an der Tagesordnung. Überfälle, Morde, Kinderprostitution, Bandenkriege.
ja, ja , die schöne Capo Capanna glänzt gerne auf den Hochglanzprospekten der europäischen Reisekataloge.
Jedoch sind dort gleichgeschlechtliche Partnerschaften doch die Tagesordnung, im Leben der normalen Bevölkerung. Also, Dich trifft da überhaupt keine Schuld mit der Wahl des Reiselandes.
*beep* happens, everywhere.
Bei meinem letzten Aufenthalt in einer Asklepsios KLinik in Brandenburg, ja, nicht lachen, Braandenbuurg,
freiwillig gewählt, wegen Umfeld, viel unberührte Natur und Ruhe,
Personal jedoch so in der Art, wie Du es beschrieben hast,
aber bei mir hatten die schlechte Karten, obwohl in schwerste Depression verfallen, durch nicht diagnostizierte PTBS, habe ich die schon in ihre Schranken gewiesen.
Ich dachte, das sei die sozialistische Sozialisation, die ja doch in vielen DDR Bürgern noch so ein unterwürfiges, ja ängstliches Verhalten gepflanzt hat. Aber es scheint halt einfach auch der Kleinstadtmuff zu sein
Nun ja, auf meiner Station, die eigentlich Akut für Depressionen sein sollte, trudelte halt auch so alles ein, wegen des Pflegenotstands und der Unfähigkeit des Managements, die gerne mit neuestem BMW vor der Tür parkten und sich 1mal im Monat dazu herabließen , wenn sie nicht gerade auf den Malediven weilten, Ihren Patienten ein nettes Wort zu schenken. Unter Armani ging da natürlich gar nichts. JUHU, der Kapitalismus wird gefeiert.
Eines Tages kam eine ziemlich junge Frau,ca. 35 . Sie wurde zwangsernährt, so dass ich sie selten zu Gesicht bekam, die Tür , der Station wurde dann , bei NOTFÄLLEN verschlossen gehalten und man frau musste jedes Mal klingeln , um in Freiheit zu gelangen.
Meine ehemalige Mitbewohnerin, ich hatte 7 in 11 Wochen, 2er Zimmer, die eine borderlinerin war und sich selbst gerne verletzte , wurde verlegt, da sie sich nicht kooperativ zeigte, und kam mit dieser jungen Patientin in ein Zimmer. Sie verstanden sich sehr gut, auch ohne Worte.
Es dauerte etwa 6 Wochen, dass sie soweit wieder hergestellt war.
Sie sprach zwar mit niemanden, auch nicht mit den Ärzten, sie war zu kraftlos dafür, bis sie entschlossen ( wer auch immer? Verwandte, Betreuer?) die Zwangsernährung einzustellen.
Von Tag zu Tag ging es ihr besser, Sie bekam einen Tropf für die Flüssigkeitszufuhr , es wurde ihr Essen auf das Zimmer gebracht, welches sie jedoch nicht anrührte, aber der Körper und die Seele regeln das eigentlich ganz gut alleine, wenn jemand nicht essen will, sollte man frau nicht dazu gezwungen werden. Nur Flüssigkeitszufuhr ist essentiell für das Überleben.
Immer öfter traf ich sie auf dem Flur. Ich erkundigte mich stets nach Ihem Befinden. Wir kommunizierten ohne Worte und sie lernte wieder zu gehen, mit so einem Rentnerrolli. Flur rauf, Flur runter. Die Tür zu Ihrem 2er Zimmer war immer offen. Es gab eine speziell abgestellte Nachtwache für die Beiden. Ehemalige Mitpatientin von mir, Borderlinelilly und Heike, richtig Heike, war Ihr Name.
Als ich die Klinik verließ, weil brachte einfach nischt mehr, wartete sie seit ca. 1er Woche auf einen Platz in einer speziellen Klinik in Hellersdorf, bei Berlin.
Warum erzähle ich Dir diese ganze Geschichte?
Um Dir aufzuzeigen, an reelen Erfahrungen, dass es immer und für jeden einen Weg gibt.
Ich bin überzeugt, bin seit meinem 24. Lebensjahr in Therapie, dass die Selbstbestimmung und der Austausch auf Augenhöhe mit Menschen, und ich meine Menschen, die ein humanistisches und freiheitlich demokratisches Weltbild vertreten, die sich Ihrer Aufgabe, also heute nennt man/ frau das ja JOB, voll bewusst sind und einen Eid abgelegt haben.
Egal ob Pfleger, Krankenschwester , Reinigungskräfte oder Götter in weiss der einzige Weg für eine Genesung ist die Freiheit. Freiheit ist nicht gleich Arbeitsfähigkeit , das hat unsere deutsche Geschichte wohl in grauenhaftester und barbarischster Weise gelehrt.
Wird aber immer öfters einfach übersehen, vergessen oder als erledigt abgetan.
Aber gar nichts, rein gar nichts ist vergessen oder erledigt. Nichts darf übersehen werden.
Kontaktiere mal den weissen Ring.Die haben viele Ehrenamtliche und lechzen nicht nur nach Anerkennung und Geld. Habe da ganz mittelmässig gute erfahrungen gesammelt.
Ja, es ist wie die Suche einer Nadel im Heuhaufen, Geduld, Geduld und Selbstregulation Deiner Gefühle, sonst kriegste ne Meise.
Schöne Festtage und viel Entspannung mit Deinen Freunden und Angehörigen.
28.12.2019 07:51 •
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