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Ehemann nie zu Hause / allein mit Kinder - fühle mich gefangen

T
Guten Morgen,
Ganz kurz zu mir. Ich bin dieses Jahr 30 geworden und komme aus der Nähe vom Bodensee. Ich habe 3 kleine Kinder (ältestes Kind 7) bin verheiratet. Das jüngste der Kinder war nicht geplant, somit eine große Überraschung, denn zu dem Zeitpunkt der Geburt 2016 war mein mittleres Kind erst 1,5 Jahre alt. Mein Mann ist beruflich viel unterwegs. Meistens auch für mehrere Tage weg. Ich funktioniere aktuell einfach nur noch für die Kinder. Ich habe mich aus meinem sozialen Umfeld total zurückgezogen. Sogar ertappe ich mich dabei, wie ich den Nachbarn aus dem Weg gehen um eine Konversation zu vermeiden. Die einzigen Kontakte die ich pflege sind zu den Eltern der Kinder, mit denen meine Kinder sich nachmittags verabreden möchten. Dies aber auch nur oberflächlich. Mir fehlt leider die Kraft und der Antrieb richtig am Leben teilzunehmen, aber leider versteht das niemand.
Als Beispiel eine meiner Schulfreundinnen von früher, mit welcher ich auch nach der Schule regelmäßig Treffen hatte, trifft mich neulich und fragt mich wie es mir geht. Ich meinte nur ganz ehrlich, gar nicht gut . Sie war direkt besorgt und fragte ohje was ist denn passiert . Als ich darauf antwortete, dass ich psychische Probleme hatte kam ein achsoo. Sie wollte sich dann mit mir verabreden am Wochenende darauf. Hat sich aber nie mehr gemeldet seither. Seither geht es mir noch schlechter leider. Ich habe das Gefühl als sei es nur eine Schwäche, die ich persönlich beeinflussen kann. Nach dem Motto du musst einfach mal raus. Aber niemand scheint zu verstehen, dass diese bleierne Müdigkeit und Arbeitslosigkeit mich so lähmt, dass mir nichts anderes in den Sinn kommt, als mich zurückzuziehen. Ich habe das Gefühl ich lebe nur noch für die Kinder und den Haushalt. Manche Eltern haben sich scheinbar auch schon ihre Meinung über mich gebildet. Nach außen hin mag ich vielleicht einfach faul und zurückgezogen wirken, aber dass ich unglaublich gerne wieder am richtigen Leben teilnehmen würde, das weiß keiner. Ich rede mit niemandem über meine Gefühle und Gedanken außer meinem Mann. Aber auch er scheint zu denken, wenn ich lache, scheint es mir ja nicht so schlecht zu gehen. Ich zerbreche jeden Tag immer ein Stückchen mehr. Was mich zusätzlich runterzieht ist der Gedanke versagt zu haben. Ich habe zwar Abitur gemacht, eine Lehre begonnen, die ich aber wieder abgebrochen habe. Nachdem jeder meinte dass das genau mein Ding sein muss, habe ich festgestellt, dass es das ganz sicher nicht ist. Ich habe mich dann für verschiedene Studiengänge beworben und wurde in der Zeit aber schwanger mit dem ersten Kind. Dann dachte ich bin gut, dann eben erst das Kind und dann der Beruf. Das hat ja auch seine Vorteile. Aber dadurch, dass ich noch ein ungeplantes bekommen habe, mein Mann quasi nie da ist , stehe ich mit 3 Kindern und null beruflicher Perspektive da. Ich fühle mich total leer. Ich gehe bewusst Bekannten aus dem Weg, um der Frage 'und, was machst du so beruflich?' aus dem Weg zu gehen. Ich fühle mich einfach nur gefangen daheim. Im Alltagstrott einer so Kommt es mir vor alleinerziehenden Mutter.
Ich entschuldige mich vorerst mal direkt für diesen unstrukturierten Text ,und hoffe, dass sich vielleicht der ein oder andere doch die Mühe macht, ihn zu lesen.
Dafür Danke ich im Voraus.
Eine traurige Mama

07.11.2019 10:41 • #1


mutmacher
Oh, wie vielen Frauen geht es ähnlich. Ich saß damals auch mit 3 kleinen Kindern verheiratet (und doch allein erziehend) in einem Dorf, wo ich niemanden kannte. Heute geht es meiner Tochter auch so. Wir wären durch die ständige Einsamkeit fast in die Alk.-Sucht gerutscht. Ich kann Dich so gut verstehen Aber berufstätig mit so kleinen Kindern würde ich erst mal abhaken, wenn es finanziell irgendwie geht. Sicher bekommst noch einige Tipps hier.
Trotz allem wünsche ich Dir heute einen schönen Tag- und denk immer dran: Du bist nicht alleine.

07.11.2019 11:12 • #2


A


Hallo TraurigeMama,

Ehemann nie zu Hause / allein mit Kinder - fühle mich gefangen

x 3#3


Hoffnung21
Hallo TraurigeMama,

Willkommen im Forum hier bei uns. Ich würde dir dringend raten zum Arzt zu gehen, damit du erst mal eine Diagnose bekommst und weißt, was mit dir los ist. Es kann genauso ein Problem mit der Schilddrüse, ein Eisen oder B12-Mangel sein, Vitamin D nicht zu vergessen. Also bitte erstmal die Werte Schilddrüse, Ferritin, B12 und Vit. D abklären lassen.

Wenn das alles passt, und es sollte NICHT grenzwertig, sondern im hochnormalen Bereich sein, dann kann man erst von der Psyche sprechen. Da gibt es mehrere Symptome, und wenn man hin und wieder lacht heißt das nicht, dass man keine Depression haben kann. Ich laufe auch nicht NUR heulend und traurig rum. Leider ist die Diagnostik bei vielen Hausärzten eher schlecht. Meiner hat mich z.B. nur gefragt, ob ich mich eigentlich noch freuen kann. Natürlich, hab ich geantwortet. Im Nachhinein und der Summe mit anderen Symptomen hab ich dann gemerkt, ok, ich lache zwar immer wieder, aber oft war es kein herzhaftes Lachen von innen sondern eher ein müdes Lächeln. Bei jedem depressiven Menschen sind andere Symptome vorherrschend. Beim Einen ist es die Traurigkeit, beim Anderen die Gefühllosigkeit, beim nächsten die Schlaflosigkeit oder der fehlende Antrieb usw. Sprich, jede Depression äußert sich anders.

Also wenn alles organisch abgeklärt ist, dann wäre die Anlaufstelle der Psychiater und der Psychotherapeut. Der Psychiater diagnostiziert dich vernünftig und wird gegebenenfalls medikamentös einstellen (erst ab der mittelschweren Depression), der Psychotherapeut unterstützt dich bei der Veränderung von schädigenden Verhaltensweisen, dass du mehr Zeit für DICH findest. Er übt auch mit dir ein, was man auf manche Fragen, die einen belasten antworten kann. Z.B. auf die Frage, was du beruflich machst, könnte man sagen, ich bin vollauf damit beschäftigt, meine 3 Kinder groß zu ziehen. Außerdem ist er jemand, dem du deine Sorgen anvertrauen kannst, einfach jemand, mit dem man über dieses Thema sprechen kann. Bei Menschen, die noch nichts von einer Depression wissen, ist das schwer, das dauert eine Zeit. Du kannst einfach bei verschiedenen Psychotherapeuten anrufen und um einen Termin für ein Erstgespräch bitten. Dort wird dann auch geklärt, ob dir eine Therapie etwas bringt.

Zu guter Letzt möchte ich dir sagen, dass du stolz sein kannst, 3 Kinder groß zu ziehen, dass es eine tagesfüllende Aufgabe ist und du ganz sicher kein schlechtes Gewissen haben brauchst, weil du nicht arbeitest. Du kennst bestimmt die Werbung mit der Hausfrau:Ich führe ein kleines erfolgreiches Familienunternehmen. Geniess diese Zeit und gönne sie dir. Die Kinder werden so schnell erwachsen. Du kannst dir ja mal überlegen, ob du irgendwann, wenn die Kleine in den Kindergarten kommt, eine Ausbildung oder ein Studium anfangen möchtest. Bei uns hier gibt es z.B. auf dem Landratsamt die Möglichkeit, eine Ausbildung halbtags zu machen, speziell für Frauen mit Kindern. Vielleicht wäre sowas in der Richtung was für dich?

LG Eis

07.11.2019 13:16 • x 3 #3


S
Hallo traurige Mama!
Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich hatte nach der Geburt meiner Tochter eine Wochenbettdepression und vieles was du schreibst kommt mir sehr vertraut vor. Die meisten erwarten eine strahlende Mutter und verstehen nicht, das manchmal Frauen nach der Geburt einfach krank werden und deshalb keine schlechten Mütter sind.
Es ist schwierig nix auf die Meinung anderer geben, gerade wenn man sensibel ist. Ich habe ja als Diagnose eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung und ich habe so einige SV-N*rb** am linken Arm. Ich laufe offen damit rum, aber werde deshalb auch von vielen Eltern ausgegrenzt. Ich denke immer Dann fragt doch einfach aber es scheint leichter zu sein hinter dem Rücken zu reden wie seltsam jemand ist als mit ihm.
Ich hatte damals Glück, das eine Mutter von einen Mädchen aus der Theatergruppe des Kindsvaters selbst eine Depression nach der Geburt hatte und als sie mich im Einkaufszentrum sah sofort wusste was los ist. Sie hat mit den Vater meiner Tochter geredet und er sah endlich das ich nicht einfach zickig bin sondern das die Lage ernst ist. Er meinte als wir noch zusammen waren Falls du nochmal schwanger wirst und ich nur ein Anzeichen von Rückzug merke, schleppe ich dich diesmal sofort zum Arzt Du schreibst dein Mann ist viel weg. Kannst du dennoch mit ihm reden oder gibt es irgendeine Person wo du das Gefühl hast du kannst ihr vertrauen.
Du bist noch jung und in einen entsprechenden Alter kannst du immer noch beruflich weiter schauen. Meine Schwester hat damals auch ihre Lehre abgebrochen und arbeitet nun nach verschiedenen Jobs in der Diagnostik einer HNO Klinik. Ferner ist es auch eine große Leistung Mama von drei Kindern zu sein und den Alltag zurocken, gerade wenn man schwächelt (nicht böse gemeint). Nur leider wird nicht anerkannt wenn alles läuft sondern nur gemosert wenn es nicht läuft.
Ich drück dich einfach mal unbekannter Weise.
Gruß Scamander

07.11.2019 16:52 • #4

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