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Ehemann trinkt und ist depressiv - weißt nicht mehr weiter

J
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und benötige als Angehörige ein offenes Ohr und natürlich auch einen Rat. In meiner Familie und meinem Freundeskreis weiß niemand von meinem Problem. Ich traue mich auch nicht, es anzusprechen, da alle meinen Mann kennen und ich nicht möchte, dass sie ein anderes Bild von ihm bekommen
Komme ich zu unserer Geschichte.

Ich bin mit meinem Mann seid 8 Jahren zusammen, wir haben zwei wundervolle Kinder.
Zu Beginn unserer Beziehung hätte ich niemals erahnen können, dass er dort schon in einer depressiven Phase gesteckt hat. Anfangs was noch alles ok. In den letzten zwei Jahren ist es jedoch schlimmer geworden.
Es kommen immer wieder Phasen, wo er einfach down ist und mit seinem Leben nichts anfangen kann. Er weiß selbst nicht, wieso es so ist. Er sagt selbst, dass er weiß, dass er es gut hat und es ihm an nichts fehlt. Wir haben schon oft darüber gesprochen. Auslöser wird sicher seine Kindheit sein, die nicht so verlaufen ist, wie man es sich für ein Kind wünscht. Jedenfalls fing er irgendwann damit an, Abends seinen Kummer mit B. zu betrinken. Nach eigener Aussage von ihm wollte er den Rausch spüren, um in eine andere Welt zu gelangen. Ich jedoch fand es natürlich alles andere als gut und habe meinen Frust oft freien Lauf gelassen. Das liegt aber auch an der Tatsache, dass mein Vater auch ständig betrunken war und ich sowas einfach nicht Zuhause haben wollte.

Am nächsten Tag folgten die Gespräche und oft hat er gesagt, es würde kein B. mehr Zuhause geben. Das hielt allerdings nicht lange an. In ganz schlimmen Phasen hat er auch von Suizid gesprochen. Hat mir allerdings immer versichert, dass die Kinder und ich sein Anker wären und er es uns niemals antun würde. Vor ca. 2 Wochen habe ich dann durch einen doofen Zufall sein bisher größtes Geheimnis herausgefunden. Er wollte es mir schon des öfteren beichten, hat sich aber nie getraut. Es geht darum, dass er sich im Internet eine falsche Identität angeschafft hat um in eine andere Welt zu schlüpfen und dort mit anderen Frauen geschrieben hat. Das was dort aber geschrieben würde, hätte keinerlei Bedeutung. Das glaube ich ihm auch zu 100 %. Es folgten lange Gespräche und ich hatte das Gefühl, dass durch die Tatsache, dass ich es jetzt weiß, eine Art Last von ihm gefallen ist. Zu dem Zeitpunkt stand der Termin beim Therapeuten schon seit ca. 2 Monaten. Diesmal hielt das Versprechen mit dem B. gute 3 Wochen. Er wolle stattdessen auf Alk. umsteigen. Der Termin beim Therapeuten verlief sehr positiv.

Nun kam es vor ein paar Tagen zu einem größeren Streit, von jetzt auf gleich und damit auch der Rückfall. Heute kam er wieder mit einer Kiste B. nach Hause. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Er sagt mir immer, ich soll ihm einen Kompromiss geben. Aber ich habe das Gefühl, egal was ich sage, es ist alles nicht richtig und sobald es nicht nach seiner Pfeife pfeift, wird es eh nicht besser. Ich sitze hier auf dem Sofa und habe eine schon aggressive Grundhaltung und das schon, wenn ich nur dieses B. hier stehen sehe. Ich bin mit meinem Latein wirklich am Ende und da ich niemanden zum Reden habe, habe ich wirklich Angst, dass ich damit zu Grunde gehe

Ich möchte mich ja nicht trennen, denn das wäre der Untergang für ihn und er hätte gar keinen Grund mehr zu leben. Außerdem nehme ich die Worte In guten wie in schlechten Zeiten sehr ernst.

Ist hier jemand, der ähnliches erfahren hat und kann mir Zuversicht und Vorschläge geben, wie ich am besten mit der Situation umgehen kann und was ich tun kann, damit es endlich besser wird?

Lieben Dank schon einmal!

03.07.2019 21:25 • #1


Hoffnung21
Hallo Juna,

Willkommen im Forum hier. Ich bin selbst Betroffene, habe also nichts ähnliches durchgemacht.
Aber das was dein Mann aus meiner Sicht machen muss ist eine Therapie, vermutlich nicht nur in Form von Psychotherapie sondern auch medikamentös. Oder ist er schon in Behandlung außer diesem einen Termin beim Therapeuten?

Du hast geschildert, dass er an Suizid gedacht hat. Das hat mich sehr verwundert. Ich hatte in meiner schlimmsten Phase auch Suizidgedanken und ich habe ein sehr ehrliches offenes Verhältnis zu meinem Mann, aber davon habe ich ihm bis heute nichts erzählen können. Gut, jeder geht anders damit um, aber es irritiert mich. Ist er in der Beziehung denn überhaupt glücklich, wenn er sich am PC in eine andere Welt verzieht? Setzt er dich mit seinen Suizidgedanken nicht unter Druck, dass du bei ihm bleibst? Vielleicht solltet ihr mal ein offenes Gespräch über eure Beziehung führen und was jeder vom anderen erwartet. Der Alk. kann ein Teil seiner Depression sein, aber er kann ja mit Hilfe daran arbeiten.

LG Eis

04.07.2019 12:20 • x 2 #2


A


Hallo Juna1827,

Ehemann trinkt und ist depressiv - weißt nicht mehr weiter

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Lilly-18
Hallo Juna,
ich kann deine Verzweiflung sehr gut verstehen denn ich habe ähnliches erlebt. Mein Vater war manisch depressiv und Alk. und es war für mich als Kind ein Alptraum, meinen betrunkenen Vater auf der Couch liegen zu sehen.
Natürlich möchte man das nicht ein zweites Mal erleben. Ich bin da auch hochsensibel, kontrolliere mich selbst um auf keinen Fall zu viel Alk. zu trinken.
Mein Partner trinkt auch gerne B. Es fällt mir sehr schwer das zu akzeptieren. Gott-sei-Dank ist er nicht depressiv und mir ansonsten ein liebevoller Partner, aber auch ich werde aggressiv, wenn ich B.-Flaschen stehen sehe.
Nun zu deinem Partner. Er braucht auf alle Fälle umgehend Hilfe, denn ich sehe da mehrere Baustellen. Einerseits natürlich die Depression, die schon mal behandlungsbedürftig ist. Andererseits besteht auch die Gefahr, dass er vom Alk. abhängig wird, wenn er versucht, seine Depression mit B. zu betäuben. Ein fataler Weg!
Auch seine Flucht aus der Realität ist ein Zeichen, dass er mit seinem realen Leben nicht zurecht kommt.
Bleib auf alle Fälle im Gespräch mit ihm, gib ihm das Gefühl, dass du zu ihm stehst, aber mach ihm klar, dass ER etwas ändern muss und du ihm dabei helfen wirst.
Und vor allem, denk auch an DICH. Du wirst deine Kräft noch brauchen, also haushalte damit. Tu dir und den Kindern was Gutes. Triff dich mit Freundinnen um mal auf andere Gedanken zu kommen.
Natürlich willst du deinen Mann nicht bloß stellen und verschweigst euer Problem im Bekanntenkreis. Aber es wäre für dich gut, wenn du eine sehr gute Freundin ins Vertrauen ziehen könntest um mal zu reden. DU brauchst auch Unterstützung!
Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft.

05.07.2019 07:06 • x 2 #3


J
Vielen lieben Dank für die Nachrichten. Mein Mann ist dabei medikamentös eingestellt zu werden. Gestern war es nochmal ganz ganz schlimm. So habe ich ihn noch nie erlebt. Er hatte fast minütlich die extremsten Stimmungsschwankungen. Von Aggressivität bis hin zu Verlustängsten. Er ist heute zu seinen Hausarzt gefahren. Er hat immer ein offenes Ohr für ihn.

Ich überlege schon seit langem, wem ich mich damit anvertraue. Bei Freunden habe ich trotzdem irgendwie die Angst, dass doch getratscht werden könnte ich denke am besten wäre eine neutrale Person, die meinen Mann nicht kennt. Ich habe da an meine Chefin gedacht, wo ich kürzlich ein Praktikum absolviert habe. In ihr habe ich vertrauen, da sie in dem Bereich beruflich nun mal Erfahrung hat. Ich merke nun mal, dass es einem doch sehr nahe geht. Wäre ja auch schlimm, wenn es nicht so wäre, da man den Menschen doch liebt. Und zum Thema Trennung: das käme für mich aus dem einfachen Grund nicht in Frage, weil ich ihn wirklich liebe und ihm in dieser schweren Zeit eine Stütze sein möchte. Und er manipuliert oder erpresst mich wirklich nicht. Im Gegenteil, er fragt sich oft, wieso ich überhaupt noch bei ihm bin.

Ich hoffe einfach so sehr, dass es besser wird. Lieben Dank nochmal!

05.07.2019 07:34 • #4


Hoffnung21
Hallo Juna,

Du hast dir die Frage nach Manipulation/Erpressung deutlich beantwortet. Dann ist auch klar, dass du ihn unterstützen wirst, und das ist gut. Die medikamentöse Einstellung ist oft schwer und dauert lang, er sollte zusätzlich zum Hausarzt einen Facharzt zu Rate ziehen. Die Wartezeiten sind hier lang, macht besser mal vorsorglich einen Termin aus.
Du musst deinem Mann aber auch klarmachen, dass du ihn zwar unterstützt, dass das aber kein Freibrief für Aggressivität und Alk ist. Er muss einen Plan haben, was er macht, wenn es ihm schlecht geht. Vielleicht mit Sport auspowern?
Reden ist für dich auch gut und wichtig. Man muss den Mann ja nicht bloßstellen und alle Details erzählen. Arbeitet er eigentlich oder ist er krankgeschrieben? Denkt auch mal über eine Reha nach.

LG Eis

05.07.2019 09:34 • x 1 #5


J
Es ist so, dass , außer mir, niemand von seinem Problem Bescheid weiß. Die Psychiaterin war selber schockiert, wie detailliert und reflektiert er über seine Erkrankung spricht und das das gesamte Bild eigentlich gar nicht zusammenpasst. Nach außen hin ist er der selbstbewusste, starke Mann. Ich wette, alle wären schockiert, wenn sie wüssten was los wäre. Und wenn es alle wüssten, weiß ich, dass er sich alles verbauen würde. Er selbst ist Student und ehrenamtlich tätig und baut sich dort jetzt etwas auf. Der Hausarzt hat ihm heute gesagt, dass er keinen Alk. mehr trinken darf und über eine stationäre Therapie nachdenken soll. Aber wie gesagt, dass kommt für ihn eigentlich nicht in Frage als ich ihn gefragt habe, was ich tun soll, wenn er dann doch wieder zum Alk. greifen will, meinte er, ich soll ihn lassen, da es sonst nur wieder im Streit ausarten würde und er ja weiß, dass es nicht der richtige Weg ist.
Eigentlich sollte er heute morgen zwischen 8 und 8.30 bei der Psychologin anrufen, aber da war er leider beim Hausarzt. Jetzt müssen wir bis Montag warten

05.07.2019 09:53 • x 1 #6


Hoffnung21
Hallo Juna,

Das ist was normales in der Depression, dass man eine Maske trägt, die nach außen genau den selbstbewussten, starken Menschen zeigt, von dem man NIE vermuten würde, dass er eine Depression hat. Das war bei mir nicht anders. Ob das jemand offen seinen Freunden sagt, oder lieber für sich behält, das muss Feder selbst entscheiden. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Ich selbst gehe sehr offen damit um, verstehe aber auch die Entscheidung von anderen Betroffenen, es nicht zu tun. Reha wäre so ein bisschen ein Zwischenschritt zwischen stationärer Therapie und nichts tun. Mir hat die Reha sehr geholfen.

LG Eis

05.07.2019 11:16 • x 2 #7


J
Vielen Dank! Ich werde mit meinem Mann heute noch in Ruhe darüber reden.

LG Juna

05.07.2019 11:19 • #8

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