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Eine längere Krankschreibung ist mir peinlich!

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Hallo liebe Community,

kurz zu mir und meiner Erkrankung. Ich (w/24) habe eine Kindheitsdepression (weiß gerade den genauen Begriff nicht mehr, auf jeden Fall eine chronische seit mehr als 15 Jahren). Aktuell ist sie mittelgradig (allerdings meiner Meinung nach auf dem besten Wege zu einer schweren).
Ich bin Mutter seit acht Jahren (getrennt, neuer Partner seit über 1 Jahr) und arbeite im Kindergarten mit den kleinsten seit zwei Jahren.

Es ist nun so, dass ich meistens nichtmal den Haushalt ordentlich hinbekomme (hatte schonmal einen anderen Post dazu).
Ich bin bereits in Therapie, jedoch noch am Anfang. Die Therapien in der Kindheit haben nicht lange etwas gebracht. Es kam dann immer etwas dazu (Selbstverletzung, aufhören zu essen, mittlerweile ständig Fieber, volles Programm an Psychosomatik, ambulant sowie in Kliniken).

Mir fällt nun zunehmend auf, dass mich der Beruf fertig macht. Nichtmal bewusst. Wäre ich gesund und belastbar, wäre es kein Problem und würde mir auch Spaß machen. Aktuell ist es aber einfach nur noch ätzend und quälend. Ich arbeite in Vollzeit und brauche das Geld für die Schuldentilgung (Darlehen von der Ausbildungszeit und Autokredit). Wenn ich könnte, würde ich die Stunden auf max 30 reduzieren. Ich kann bei der jetzigen Stelle keine Stunden reduzieren, weil wir Fachkräftemangel haben und die Kolleginnen jetzt schon genervt sind, weil ich alle 2-3 Wochen 3-5 Tage fehle. Meine emotionale Verfassung kippt dann so arg, dass ich einen Mini Nervenzusammenbruch bekomme und spätestens am nächsten Tag Magen-Darm Symptome habe oder leichtes Fieber. Das passiert teilweise schon nach 3 Tagen Arbeit, weil ich ständig mit meinen Gedanken im Hinterkopf (teils auch suizidale während der Arbeitszeit) kämpfe. Leistung bringe ich aktuell kaum noch, trotz Bemühungen. Das soziale Miteinander klappt auch kaum noch. Ich lege mich mit jedem an und bin einfach nur mega gereizt und abweisend, fange in Momenten alleine fast an zu weinen.

Mein Sohn braucht mich zur Zeit auch mehr als vorher. Er nässt nachts noch ein und hat andere emotionale Probleme. Er muss zu vielen Terminen evtl iwann auch in eine Klinik, weil ich die Jahre vieles aufgeschoben habe. Mir fehlt aber absolut die Zeit und ich riskiere Stress auf der Arbeit. Aber wann soll ich bitte sonst zum Arzt gehen, ich bin jeden Tag von 7 oder 8-16 Uhr arbeiten! Das überfordert mich massiv und personell kann ich zwischendrin nicht weg.

Auch das Termine machen ist schwer, wenn ich die ganze Zeit auf der Arbeit bin und für ein kurzes Telefonat keine Pause bekomme. Teilweise sage ich, ich gehe auf die Toilette und rufe dann an oder melde mich krank, weil ich unbedingt genug Zeit brauche, um Termine zu machen oder Papierkram usw. Total schwachsinnig.

Grundsätzlich weiß ich, dass eine Krankschreibung das beste wäre (zumindest Mal für 4-6 Wochen, zum Abschalten und um sich um die Gesundheit von meinem Sohn und mir zu kümmern).

Aber ich schaffe den Schritt einfach nicht, meinem Hausarzt davon zu erzählen. Ich will nicht wahrhaben, dass ich krank bin und mein Umfeld sieht das auch so. Keiner merkt, wie dünn mein Lebensfaden ist, auch wenn ich es äußere! Es wissen alle im Umfeld bescheid, aber keiner nimmt es ernst.
Ich drehe mich die ganze Zeit im Kreis und provoziere sogar schon die Kündigung, indem ich mich unangemessen verhalte. Es fühlt sich einfach wie ein kompletter Kontrollverlust an bzw ein Zwang, meine Fassade irgendwie aufrecht zu erhalten. Mir fällt es auch in der Therapie schwer über meine echten Gefühle zu reden. Ich denk mir die ganze Zeit harmlosere Dinge aus bzw spiel das ganze runter und sag zb, dass ich ja nur Gedanken habe und nicht ernsthaft daran denke, obwohl es so langsam in die ernstzunehmende Richtung geht. Ich hab vor einigen Wochen versucht mir den Arm zu brechen ‍️ Im nachhinein find ich das selbst total dämlich, aber wer diese Gedanken kennt, weiß, dass man da irgendwie kurz nicht man selbst ist. Antidepressiva würde ich eigentlich gerne vermeiden, wenn es anders geht.

Wenn ich zb 1 Woche krankgeschrieben Zuhause bin, habe ich immerhin nicht ganz so extreme Breakdowns.

Habt ihr eine längere Krankschreibung gebraucht, wegen eurer Depression? Wie habt ihr gehandelt bzw wie seit ihr auf den Hausarzt/Therapeuten zugegangen? Wie habt ihr euer Umfeld überzeugt, dass es euch wirklich nicht gut geht und ihr nicht nur so tut, um Aufmerksamkeit zu bekommen?

Danke für alle Antworten!

21.02.2023 13:22 • x 1 #1


Stefan1985
Zitat von xJasmynx:
Aber ich schaffe den Schritt einfach nicht, meinem Hausarzt davon zu erzählen. Ich will nicht wahrhaben, dass ich krank bin

Hey ,

Allein dieses Zitat, zeigt mir deutlich das du weißt und erkannt hast krank zu sein. Du hast nur Respekt davor zum HA zugehen ,Angst würde ich nicht sagen .

Zitat von xJasmynx:
Habt ihr eine längere Krankschreibung gebraucht, wegen eurer Depression? Wie habt ihr gehandelt bzw wie seit ihr auf den Hausarzt/Therapeuten zugegangen? Wie habt ihr euer Umfeld überzeugt, dass es euch wirklich nicht gut geht und ihr nicht nur so tut, um Aufmerksamkeit zu bekommen?

Ich selbst bin das dritte Mal seit 2018 in einer langen Krankschreibung ,so auch Aktuell .

2018 als ich das erste mal, ich glaube es waren 3 Monate ,ausgefallen bin ,war der Gang zu HA auch für mich eine Überwindung alleine weil ich nicht wusste was mit mir war .

Ich führ zum HA und kam auch schnell dran ,zum Glück sonst wäre ich wieder gegangen .

Ich kann dir mitteilen, das wenn du einen guten HA hast musst du nicht mal viel sagen ,es reicht wenn deine Maske(Fassade) einfach nicht aktiv ist und du dich dem HA zeigst wie du bist .

Das reden kommt von ganz alleine.
Auch mitteilen kann ich dir das es kurz nach dem Besuch nicht gleich die Erlösung ist doch diese Erleichterung setz dann ein wenn dein Arbeitgeber von deiner Krankmeldung weiß.
Nach der ersten Bescheinigung, würde ich die folgenden einfach nur per Mail schicken (sofern möglich) so um gehe ich jetzt den drück der von meinen Chef ausgeht wenn ich Anrufe.
Das original kannst du ja denn schicken per Post oder steckst es in den Briefkasten.

Aus meiner Erfahrung, kommt dann die Erleichterung wenn man diesen Schritt gegangen ist .


Tatsache hatte ich bereits mal eine Psychologin bei der mir genau das selbe passiert ist wie bei dir .
Ich sprach sie darauf an ,daß ich bei ihr mit Maske (Fassade) sitze und ihr nur sagen erzählen würde die sie gerne hören möchte .
Sie nahm das zwar an doch änderte nichts .
So brach ich bei ihr ab.

Jetzt bin ich wieder seit dem 1.1.23 krankgeschrieben und habe komplett neue Therapeuten/in . Die tun mir gut . Gerade mit dem Therapeuten komme ich so tief zurück wie nie zuvor .

Ich kann dir das nur so schreiben und bitte dich GEH DEN SCHRITT ZUM HA ,ES IST WICHTIG FÜR DICH! .
Erst wenn du diesen Schritt gehst wirst du dich selbst in Richtung zu dir selbst befinden .

Ich verstehe gut das dir eine Krankschreibung unangenehm ist ,das ist bei vielen so . Warum , ich denke das liegt daran das man nichts sieht und das erzeugt in den menschen leider immer noch den Verdacht das man nichts hat .

Doch das was du hier niedergeschrieben hast zeigt das dein inneres Kind (was du selbst bist) ,schreit und weint .
Es schreit um sich bemerkbar zu machen , und um so gesehen zu werden um Heilung zu finden .


Ja wir sind krank, ja wir sind Depressiv, ja man sieht es äußerlich nicht doch sind wir krank und wir können Heilung finden und der erst Schritt um diese zu finden ,ist der Schritt zum HA .

21.02.2023 14:06 • x 1 #2


A


Hallo xJasmynx,

Eine längere Krankschreibung ist mir peinlich!

x 3#3


Ziva
Hast du nicht einen ähnlichen Text vor Kurzem schon mal geschrieben in einem anderen Beitrag?
Zumindest habe ich dort geantwortet, .. sehe ich gerade.

Ich finde irgendwie so furchtbar an diesem Beitrag (und an dem anderen auch), dass du die Arbeit vor dich und vor deinen Sohn stellst. In dem anderen Beitrag hattest du geschrieben, dass du kaum Zeit für ihn hast, nicht für ihn da bist, euer Verhältnis nicht das Beste ist, weil du kaputt von der Arbeit bist, wenn du heim kommst und so manchmal auch den Haushalt nicht mehr schaffst.

Dein Körper zeigt dir ganz offensichtlich - mit Magenbeschwerden und Fieber - dass er nicht mehr kann und du machst trotzdem weiter. Mach einen Termin bei deinem Hausarzt - das haben dir hier schon viele geschrieben - und sag ganz ehrlich, was los ist. Du musst das nicht mal der Sprechstundenhilfe sagen, sondern einfach nur dem Doc.

Wenn du dabei weinst oder wütend bist, dann ist das nicht schlimm. Es zeigt eben, wie sehr das alles an dir nagt. Nur weil dein Umfeld dir nicht glaubt, heisst das nicht, dass dir der Arzt auch nicht glaubt. Es ist eben nur wichtig, dass du diesen Schritt gehst. Sonst bleibt vermutlich alles so wie es ist.

Dein Umfeld kann doch denken, was es will. Es geht um dich und nur wenn du gut für dich sorgst, dann kannst du auch für deinen Sohn da sein. Der deine Aufmerksamkeit ganz einfach braucht.

21.02.2023 14:34 • x 2 #3


E
Hallo du,

ich kann deine Sorge um eine längere Krankschreibung gut nachvollziehen. Man will ja auch seinen Arbeitsplatz nicht gefährden. Aber das ist ein Trugschluss. Wenn man nur noch in die Arbeit geht, um die Fassade zu wahren und auf Teufel komm raus durchzuhalten, ist keinem geholfen, weder dir noch deinen Kollegen, den Kindern und deinem AG.

Auch ich stehe am Anfang meines Weges mich mit meiner Depression zu beschäftigen und mal wieder Wege aus der Krise zu finden. Mich hat es auch große Überwindung gekostet mich von meinem Hausarzt krank schreiben zu lassen. Doch das ist der erste Schritt und es lohnt sich diesen zu gehen. Ich bin jetzt in der dritten Woche im Krankheitsstand. Arbeite wie du in Kindergarten und Schule. Ich muss mich immer wieder darin bestärken, dass es völlig in Ordnung ist, auf sich zu schauen und eine längere Gesesungszeit in Anspruch zu nehmen. Sobald du dies per Krankmeldung deinem AG mitteilst, geht es dir besser. In Sachen Selbstfürsorge fange ich gerade an, kleine Schritte zu gehen mit gutem Gefühl und ich möchte diesen Weg weitergehen und mir in einer Tagesklinik helfen lassen.
Mein Leben ist auch durchzogen von Therapien und Klinikaufenthalten, von vielen Orts- und Arbeitsplatzwechseln. Wichtig ist, den Mut nicht zu verlieren, nicht aufzugeben und trotz Rückschlägen zuversichtlich zu bleiben.

Und noch ein Gedanke: Da wo sich Türen schließen, gehen wieder Neue auf! Daran glaube ich ganz fest
Liebe Grüße und positive Energie an dich!
Connie

06.07.2023 13:54 • x 1 #4

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