Hallo Clare,
sorry, dass ich mich erst jetzt melde. Bin durch den Wind.
Mein Ex und ich haben uns im Sommer 2008 kennen- und liebengelernt. Wir waren beide sofort Feuer und Flamme. Die
ersten Monate verliefen sehr harmonisch. Ich bin dann nach 2 Monaten vorübergehend bei ihm eingezogen, da ich mich zu dem Zeitpunkt
in der Trennungsphase zu meinem Noch-Ehemann befand und keine Bleibe hatte. Ich wohnte bis dahin noch in meiner alten Wohnung trotz der Trennung zu meinem Mann. Nachdem ich dan eingezogen war, bemühte ich mich um eine kleine Wohnung, da der Zeitpunkt um schon zusammenzuziehen in meinen Augen zufrüh war. Als ich ankündigte auszuziehen, war er ensetzt und bat mich zu bleiben. Ich blieb.
Im Winter fielen mir zum ersten Mal seine ersten depressiven Verstimmungen auf, die ich bis dahin noch nicht unter der Krankheit Depression einordnen konnte, er aber auch nicht. Es machte sich darin bemerkbar, dass er immer öfters herumnörgelte, selten zufrieden war und anfing vieles schlecht zu machen und ständig diese Stimmungsschwankungen hatte. Ich bekam natürlich auch meinen Senf ab und konnte seine Kritik nicht auf mich sitzen lassen. Somit eskalierten die Diskussionen und er machte daraufhin immer voreilig Schluß. Ganze 4 Mal in den letzten 16 Monaten. In meinen Augen immer wegen nichts, aber er hat mir damals schon gesagt, dass
er keinerlei Diskussionen mehr ertragen könnte aufgrund seiner Scheidung und die Jahre davor, die immer voller Streit waren.
Diese Scheidung hat er bis heute nicht verkraftet. Seine Ex hat ihn belogen und betrogen so oft es ging und zu guter Letzt hat sie ihn dann verlassen. Er beteuert zwar immer, dass sie ihm nichts bedeuten würde er aber gewisse Rituale und Erinnerungen aus der Zeit vermissen würde. Und im Winter ist es immer am Schlimmsten bei ihm da die Trennung auch im Winter erfolgte. Sie hat ihre Taten nach der Trennung bereut und versucht ihn schon seit 1 1/2 wieder zurückzugewinnen, aber er empfindet nichts mehr für sie. Nichtsdestotrotz hat diese Trennung und der ganze Stress und die Demütigung ihn sehr empfindlich werden lassen. Er kann den kleinsten Stress nicht mehr ab, sei es privat oder beruflich. Ich habe leider die Signale nicht erkannt, sonst hätte ich ihn nicht auch noch so unter Druck gesetzt wenn es um das Beharren von Standpunkten ging.
Ich bin nach der ersten Trennung seinerseits dann zur Untermiete ein paar Strassen weitergezogen zu einer Bekannten. Wir haben uns aber immer spätestens nach einer Woche wieder berappelt und sind dann wieder zusammengekommen. Obwohl die Trennungen immer von ihm ausgingen, bin ich ihm hintergelaufen. Die erste Trennung dauerte nur 4 Tage und er blieb immer so stur bis ich ihn aufforderte meine Sachen zu bringen. Zu dem Zeitpunkt war ich vorübergehend bei einer Freundin untergekommen. Als er kam, war er ganz muksch und als ich ihn zum entgültigen Abschied umarmen wollte, fing er an zu heulen und hat sich ständig entschuldigt und sich selbst grosse Vorwürfe gemacht, dass er immer alles kaputt machen würde. Wir haben dann sehr lange miteinander gesprochen, und er teilte mir mit, dass er durch die Scheidung kaputt gegangen sei und dass er die ganze Sache mit uns sehr langsam angehen wolle.
Nun war nicht ich diejenige, die in den ersten Monaten von Zusammenziehen und miteinander alt werden gesprochen hat, sondern er. Nun ja, nachdem wir uns dann berappelt haben, lief alles wieder sehr harmonisch aber ich muss zugeben, dass ich dann mit dieser Veränderung, alles nur laufen zu lassen ohne Perspektiven für die Zukunft zu haben, nicht klar kam und deshalb gab es dann erneute Diskussionen die dann wieder von seiner Seite wieder zu Trennungen führten. Es lief immer so ähnlich ab wie beim ersten Mal. Nachdem alles dann wieder gut war, kamen dann Aussagen von ihm, dass er ohne mich nicht leben könnte, er mich vermisst hätte usw. Aber er hat auch gesagt, dass er durcheinander sei, da er einerseits nach wie vor den großen Wunsch hätte mit mir alt und mit mir zusammenzuziehen zu wollen aber auf der anderen Seite gäbe es Phasen, in denen er keinen Sinn mehr drin sehen würde. Ich habe diese Aussagen nie verstanden und schwieg immer dazu.
Erst bei der vorletzten Trennung gab er mir zu verstehen, dass er sich bei solchen Auseinandersetzungen, bei denen er dann auch sehr wütend und verbal aggressiv wird, nicht wiedererkennen würde. Zudem wäre er völlig durcheinander, denn einerseits würde er mich lieben und hätte grosse Gefühle für mich und will mit mir zusammenziehen, andererseits verwirft er wieder diese Idee und würde sich am liebsten zurückziehen. Er fragte mich nachdem wir nach der vorletzten Trennung wieder zusammengekommen waren, ob es denn möglich sei, wenn wir die Beziehung mit mehr Abstand führen könnten, so dass es auch möglich wäre, dass er sich mal 4 Wochen nicht meldet usw. Ich war völlig verwirrt aber um ihn nicht noch einmal zu verlieren, meinte ich warum nicht. Aber genau daran sind wir bei der letzten Trennung vor 5 Wochen gescheitert. Ich kam nicht damit zurecht, dass er sich plötzlich nur sporadisch gemeldet hat. Nach und nach hat er dann auch Verabredungen sausen lassen. In dieser Zeit hat er mir gebeichtet, dass er innerlich leer sei, keine Freude mehr empfinden würde, keine Lust hätte irgendjmd. zu sehen und sehr darunter leiden würde.
Ich habe ihm einen Therapeuten empfohlen und er hat dankend angenommen. Nun ist er seit 4 Wochen dabei und nimmt auch Antidepressivas. Aber ich hatte bis dahin noch gar keine Ahnung, dass seine Stimmungsschwankungen und nicht zu wissen war er wollte oder auch seine Launen mit der Depression zu tun hatten. Deshalb fragte ich ihn was das sollte, dass er immer die Verabredungen fallen läßt und er fing dann an zu weinen und meinte, ich sollte ihn loslassen, denn er täte mir nicht gut, so wie er mit mir umgeht. Er käme mit dem ganzen Druck nicht mehr klar, will erst einmal gesund werden und sieht erst dann eine Chance für uns. Wir sind dann so verblieben, aber 2 Tage später rief ich dann doch wieder an und er war dann wieder so aggressiv. Immer wenn ich unmittelbar hinterherlaufe, ist er ungenießbar. Ich ließ es dann sein, habe ihm aber signalisiert, dass ich trotzdem für ihn da sein werde, wenn er mich braucht. In dieser Zeit habe ich ihm per E-Mail ein paar Artikel über Depressionen zukommen lassen und wir hatten auch so ganze netten E-Mail Kontakt. Er hat sich sogar bedankt, dass ich zu ihm stehe und dass meine Worte ihm zwar sehr helfen und gut tun würden, er aber Schwierigkeiten hätte sie umzusetzen. Er bewegt sich durch seine traumatischen Erlebnisse nur in der Vergangenheit und empfindet die Gegenwart als dunkel und sinnlos. Er rief immerhin 2 Mal an und wir haben über dies und jenes gesprochen. Er meint er würde sich nur noch einigeln, sich kaum noch verabreden usw.
Ich bin sehr besorgt um ihn, weiß aber auch nicht wie ich mich verhalten soll. Wie oft ich mich mal melden darf, worüber ich reden darf und nicht. Er hat niemanden aus seinem Freundeskreis über seine Depression erzählt und Familie hat er nicht. Er meinte ja selber, als bei ihm die schwere Depression diagnostiziert wurde, dass er das Gefühl hätte, dass seine ganze Kindheit ihn einholen würde. Er wurde sehr emotionslos erzogen von seinen Eltern. Die Mutter war Trinkerin und sein Vater hat ihn ständig geschlagen. Er hat noch 4 Geschwister zu denen er keinen Kontakt und die auch psych. krank sind durch die Erziehung. Er ist dann als Einziger von dem Ort weggezogen und hat sein Leben ganz gut gemeistert, zumindest beruflich. Er hat mit 23 geheiratet aber auch seine erste Frau hatte heimlich eine Affäre, worauf dann die Trennung folgte. Er hat sehr viel durchstehen müssen und das ist jetzt das Ergebnis.
Puh, das war aber ein sehr langer Roman aber ich mußte mir von der Seele schreiben denn ich bin durch diese Geschichte selber depressiv geworden. Ich bin einfach fix und fertig. Auf der einen Seite habe ich Hoffnungen dass es irgendwann wieder wird, auf der anderen Seite habe ich grosse Zweifel und Ängste. Einerseits hänge ich sehr an ihm und liebe ihn, andererseits wünschte ich mir aus Selbschutz von ihm loszukommen, was aber nicht funktioniert.
Ich wünsche Euch allen ein frohes Fest.
LG
nello69
23.12.2009 15:26 •
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