Er stellt mich nicht seinen Freunden vor - warum?

K
Hallo erstmal.

Vielleicht ergeht es einigen von euch ähnlich oder ihr wisst einen Rat.

Ich bin Angehörige. Mein Partner hat mir von vorne rein reinen Wein eingeschenkt. Es viel ihm schwer aber er hat darüber gesprochen.

Wir sind jetzt knapp ein Jahr ein paar. Für mich war dieses Thema totales Neuland und manchmal überfordern mich die Situationen, gerade wenn er in einer depressiven ohne steckt.

Ich hab viel gelesen über die Krankheit.

Mein Problem ist, dass er in diesen Phasen immer an der Beziehung zweifelt. Weiterhin hat er mir bisher keine seiner Freunde vorgestellt. Ich muss dazu sagen, dass ich schon mitbekomme, dass er sich vor anderen extrem verstellt...Er sagte mir auch, dass ich eine der einzigen sei die so viel von ihm weiß. Er hat auch einmal geäußert, dass er Panik hat, dass ich etwas an die große Glocke hänge was bei ihm los ist..

Ich bin total hin und her gerissen. Er bemüht sich schon sehr! Auch in den schlechten Phasen tut er sehr viel für mich obwohl es ihm so schwer fällt.

Ich verstehe einfach nicht warum er mich niemanden vorstellt von den Freunden...Dadurch Zweifel ich wiederum an unserer Beziehung..

23.01.2017 21:16 • #1


wahnfritz
Hallo!

Angehörige haben es wirklich schwer und müssen aufpassen, nicht koabhängig zu werden! Man braucht unglaublich viel Geduld und sieht sich immer wieder mit der eigenen Hilflosigkeit konfrontiert. Manchmal möchte man den anderen auch einfach schütteln, wenn er so gar nicht aus dem depressiven Insichselbstkreisen herauskommt... Es ist auch normal, dass Depressive alles in Frage stellen - auch die Beziehung. Da muss man als Partner sehr stark sein, das immer wieder auszuhalten.

Warum willst du eigentlich seine Freunde kennenlernen? Hast du mit ihm darüber gesprochen?

Mir hat es in der Depression immer geholfen, wenn meine Partnerin ganz klar war in ihrer Ansage, aber keinen Druck ausgeübt und ihr Ding durchgezogen und sich nicht mit hat runterziehen lassen.

24.01.2017 07:04 • #2


A


Hallo Kleine02,

Er stellt mich nicht seinen Freunden vor - warum?

x 3#3


F
Ja, ich gebe Fritz recht, es ist wirklich sehr schwer in einer Partnerschaft und gewisser Weise macht einen das schon Co-Abhängig, da ist eine gewisse Stärke gefragt.
Leben mit Depressionen bedeutet immer ein wenig ein Doppelleben zu führen. Wenn du die Frau bist, der er vertraut und der er seine schwache Seite anvertraut ist das an sich ein schöner Vertrauensbeweis (eine Beziehung zu führen ohne die Hosen runterzulassen ist je nach Grad der Depression kaum möglich).
Dass er sein Leben mit seinen Freunden und seine Beziehung trennt ist eigentlich gar nicht ungewöhnlich. Selbst in Beziehungen ohne Depressive-Beteiligung kommt sowas vor. Ist vielleicht seine Art und wenn er vor seinen Freunden den Kuhlen spielt, vor dir aber sein anderes Ich zeigt, dann tut er niemandem einen Gefallen die beiden Welten zu kombinieren.

24.01.2017 10:33 • #3


K
Hallo ihr beiden !

Danke für eure beiden Meinungen ! Ich weiß, dass es als Angehörige immer ein Tanz zwischen den Welten ist und sein wird...dessen bin ich mir (mittlerweile) bewusst... ich selbst bin ein kleiner Freigeist bin und brauch Zeit für mich, um Dinge für mich zu machen. Im Moment führe ich es so, dass es die eine Welt mit ihm gibt und meine eigene (wenn es ihm schlecht geht).

Ja selbstverständlich habe ich mit ihm darüber gesprochen...er meint halt immer,dass sich kein gemeinsamer Termin finden lässt...Er braucht unglaublich Bestätigung von anderen( er hat ein verzerrtes Selbstbild)..Dafür hab ich wirklich Verständnis...Meine Vermutung ist eher, dass er sich drückt weil er ja dann die Hose runter lassen müsste und vielleicht von manchen (weiblichen) Freunden nicht mehr so die Bestätigung bekommt die er aber so dringend braucht...

Natürlich ist es ein riesen vertrauensbeweis den er mir zeigt mit dem was ich weiß, er erzählt mir auch immer mehr, sagt jetzt öfter wenn er etwas nicht umsetzen kann und versucht auch auf mich einzugehen;klappt aber nicht immer, aber da sage ich mir auch,komm ist okay, er tut schon so viel trotz das es ihm schlecht geht.
Mir ist es einfach wichtig, auch vllt weil ich in dem Punkt ziemlich schlechte Erfahrung gemacht habe. Mir geht es auch gar nicht darum ständig mit denen zusammen zu sein...Aber so hab ich halt immer den Eindruck es weiß keiner von mir...Im Grunde existiere ich in seinem Freundeskreis gar nicht. Und das ist mein Problem.

Das Thema beherrscht uns und ich merke, dass es daran echt scheitern könnte...

Klar spielt er vor anderen den tollen...Das hab ich mehr als einmal mitbekommen...

24.01.2017 19:53 • #4


wahnfritz
Wenigstens scheint ihr anständig und offen miteinander umzugehen. Klar mag man den andern nicht so gerne in die eigenen Abgründe schauen lassen. Aber wichtig: Partner sind keine Therapeuten und für die Problemlösungen des anderen weder zuständig, noch verantwortlich. In einer belasteten Partnerschaft wie deiner kommt es drauf an, einen modus vivendi zu finden, mit dem beide leben können und der nicht verletzt. Da kann professionelle Hilfe nützen. Er scheint sowas ja zumindest nicht kategorisch abzulehnen. Das ist ja schon mal gut.

Übrigens: verzerrtes Selbstbild, also eine narzisstische Störung, beschreibt es ganz gut und ist oft eine Begleiterscheinung der Depression.

24.01.2017 21:32 • #5


K
Also Vorweg uns beiden ist ein respektvoller Umfang immer wichtig...Wir wissen,dass man eine Beziehung nur mit Respekt und Achtung führen kann. Und ja wir sprechen sehr offen über alles...Und wir versuchen immer eine Lösung für das Problem zu finden... Manchmal reden wir auch einfach zu viel.

Er ist auch in Therapie und er und ich wissen das ich nicht seine Insel werden darf/sollte. Eben weil ich nur die Partnerin bin und nicht seine Therapeutin. Das Grenzen wir schon sehr gut aus. Ich sehe auch die großen Fortschritte die er in dem Jahr jetzt gemacht hat..Ich hab viel über die Krankheit gelesen und kann mir vermutlich nicht ansatzweise vorstellen, wie viel Kraft ihm das alles kostet.

Unter die Kategorie Narzissmus sehe ich ihn ganz klar nicht. Seine Diagnosen von den Ärzten sind auch andere. Mit Narzissmus hab ich meine Erfahrung und ich würde eine solche Beziehung auch sofort beenden.

Das mit dem gestörten Selbstbild habe ich vllt ein bisschen doof rüber gebracht. Er sieht sich nicht als schöner hübscher kluger Mann (der er nun mal ist). Naja wie soll ich sagen, ihm fehlt ein bisschen das selbstbewusstsein. Er glaubt oft nicht an sich. Er nimmt sich bei allem zurück, weil er nie gelernt hat,dass er es wert ist..

Es geht mir ja auch nur darum zu verstehen, warum man seine Freundin im Freundeskreis so ausgrenzt...Hat es mit der Krankheit zu tun? Oder ist es einfach gesagt so, dass er mich nicht als das sieht was ich denke für ihn bin (nämlich seine freundin) (das verneint er im übrigen immer, also er sieht mich als Partnerin) ...Das Thema versteh ich nicht...Nur ich merke das ich in dem Punkt an meine Grenze komme...

24.01.2017 21:53 • #6

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