Fehlende Anerkennung - oder erwarte ich zu viel?

Seit meiner Kündigung war ich nicht mehr bei meinem 2.-Job. Erst hatte mein Chef 3 Wochen Urlaub, nach seinem Urlaub hat schon die Neue bei ihm angefangen. Er hat mir jede Woche abgesagt und meinte, ich brauche nicht kommen. Er würde mir die nicht gearbeiteten Stunden aber zahlen. Das geht jetzt schon den ganzen Januar so und gestern meinte er, es würde reichen, wenn ich mir nächste Woche mal meine Sachen abholen würde.
Den Schlüssel zum Büro hat er mir schon direkt bei der Kündigung abgenommen. Vielleicht wusste er da schon, dass ich nicht mehr kommen würde?
Er ist immer sehr freundlich am Telefon, es klingt auch nicht so, als wäre er auf mich sauer. Vielleicht möchte er nur verhindern, dass ich auf die Neue treffe und aus dem Nähkästchen plaudere. Oder von ihr etwas erfahre, was ich besser nicht mitbekommen soll.
Ich weiß es nicht. Es verunsichert mich etwas, weil ich auf keinem Fall im Unfrieden dort gehen möchte.
Vielleicht schmerzt es mich auch einfach nur, dass ich so leicht zu ersetzen bin. Dass man mich nicht mehr braucht. Dass ich überflüssig bin.
Eigentlich sollte es mir egal sein und ich sollte mich nur freuen, dass ich auch noch Geld dafür bekomme, dass ich NICHT arbeite. Trotzdem beschäftigt es mich. Es verfolgt mich im Traum. Ich hätte gerne das Gefühl gehabt, unentbehrlich zu sein. Noch ein paar nette Worte. Irgend etwas das mich freut.
Er hatte mich ja mal gefragt, ob ich noch einspringen würde, wenn die Neue im Urlaub ist. Das würde ich aber sowieso nicht machen, hatte mir das aber offen gelassen. Wahrscheinlich fragt er mich aber auch gar nicht mehr.
Ich möchte mich vollständig lösen. Ich möchte bei meinem neuen Job nicht mehr abgelenkt werden Und wenn ich Urlaub habe, habe ich Urlaub und gehe nicht in ein anderes Büro.
Das habe ich jetzt so für mich entschieden. Das ist Selbstfürsorge, denn der Job täte mir langfristig nicht gut.

Gestern habe ich meine Sachen in meiner alten Arbeit abgeholt. Mein Ex-Chef hatte schon alles hergerichtet und mir in einer Pappschachtel überreicht. In mein früheres Büro hat er mich gar nicht mehr rein gelassen. An meinem Schreibtisch saß die Neue.
Für Januar hat er mir noch 300 Euro Gehalt gezahlt, dafür dass ich nicht mehr dort gearbeitet habe.
Das hat mich schon gefreut.
Ich spüre nur noch eine große Erleichterung. Es ist vorbei und es ist gut so.
Ich bin auch im Guten gegangen, wir haben noch ein paar Belanglosigkeiten ausgetauscht, dann bin ich gegangen.
Ich hadere auch nicht mehr mit der fehlenden Anerkennung. Die Neue tut mir leid. Ich weiß, was ihr bevor steht.

So ist es, liebe @KiNjAl87 , danke für deine guten Wünsche.
Ich möchte dir Mut machen, es auch zu versuchen. Ich bin nicht mehr ganz jung und bin trotzdem nochmal ganz neu durchgestartet. Nur so kommt man dem Ziel, glücklich zu sein, näher.
Ausgetretene Pfade verhindern das oft.

Liebe Grüße
Lilly

Ich bin jetzt seit über einem Jahr raus aus diesem Job. Ich habe kaum noch einen Gedanken daran verschwendet, weil ich in meiner neuen Arbeit vollkommen angekommen und mega-glücklich bin.
Natürlich hat sich mein Ex-Chef auch nicht mehr gemeldet, ob ich Urlaubsvertretung machen möchte. Ganz ehrlich, ich werde das Gefühl nicht los, dass er verhindern möchte, dass ich noch irgendetwas mitbekomme aus seinem Büro. Das ist mir allerdings schnurzpiepegal.
Witzige Geschichte, ich war im Fasching mit einer Freundin auf einem Ball, hüpfe gerade so auf der Tanzfläche rum und wer tanzt neben mir? Mein Ex-Chef mit seiner Frau! Erstmal war ich mega geschockt. Dann habe ich mich gefangen und bin ihm einfach aus dem Weg gegangen. Habe so getan, als würde ich ihn nicht sehen. Er tat das auch, bin mir aber ziemlich sicher, dass er mich erkannt hat. Ich war zwar mehr verkleidet als er, auch mein Gesicht war bemalt, aber ich war schon zu erkennen denke ich mal.
Ich dachte mir, wie komme ich dazu, ihn anzusprechen? So wie er mich letztes Jahr aus dem Büro rauskomplimentiert hat hatte ich nicht das Gefühl, dass er Wert darauf legt. nochmal auf mich zu treffen. Außerdem hätte er ja auch mich ansprechen können. Seine Frau hat sich seinerzeit gar nicht von mir verabschiedet. Die ist mir gleich nach meiner Kündigung aus dem Weg gegangen. Die war stinkbeleidigt.
Mein Gott, bin ich froh, mit denen nichts mehr zu tun zu haben! Welch ein Glück!