Freunde kommen mich nicht besuchen - depressiv

Ich bin seit vielen Jahren depressiv und seit mittlerweile vier Jahren dauerhaft in Behandlung. Die wenigsten Menschen aus meinem Umfeld wissen davon; diejenigen denen ich davon erzähle, sind regelmäßig total überrascht. DU doch nicht!. Ich bin wohl eine sehr gute Schauspielerin. Zwei Freundinnen gibt es, denen ich wirklich alles erzählt habe. Von meinen ganz dunklen Tagen und auch von meinen Suizidgedanken, die ich immer häufiger und konkreter habe. Sie wissen auch, dass ich demnächst in die Klinik gehe... haben mich auch gedrängt/unterstützt, diesen Schritt zu machen. Und - sie haben auch gleich gefragt, ob sie mich dort besuchen können.

Aber sie wissen auch, dass es mir sehr schlecht geht. Sie wissen, dass ich es nicht schaffe, allein aus dem Haus zu gehen und mich in einer größeren Menschenmenge mit ihnen zu treffen. Sie wissen, dass es mich unendlich viel Kraft kostet, ihre Mails zu beantworten.... Warum rufen sie nicht einfach an und fragen wie es mir geht? Warum kommen sie nicht jetzt einfach mal auf einen Kaffee vorbei? Warum muss ich denn erst warten, bis ich in der Klinik bin?

Durch die Depression habe ich mich schon von sehr vielen - den meisten - Kontakten zurückgezogen; zu den beiden hatte ich immer einen sehr guten Kontakt und wir sind schon gemeinsam durch einige Höhen und Tiefen gegangen. Aber im Moment schreit alles in mir danach, auch diese Freundschaft zu beenden.... Du bist ihnen sowieso nicht wichtig.... sie haben keine Zeit für dich.....

Das klingt wahrscheinlich alles jämmerlich und nörgelig. Aber so fühle ich mich im Moment

Du fragst, ob du ungerecht bist?

Ungerecht will ich das nicht nennen, du bist sehr verstrickt in deine Krankheit.

Zitat von Sumsum:

Ich bin wohl eine sehr gute Schauspielerin

Das sind die meisten Betroffenen irgendwie. Und deshalb können wir von den Menschen in unserem Umfeld nicht erwarten, dass sie wissen, wie es uns geht, was wir uns wünschen.

Du schreibst doch sehr positiv von den beiden Freundinnen. Sie haben dich unterstützt, einen Klinikaufenthalt anzustreben, wissen einiges von dir und deinen Beschwerden und Problemen.

Zitat von Sumsum:

Warum rufen sie nicht einfach an und fragen wie es mir geht? Warum kommen sie nicht jetzt einfach mal auf einen Kaffee vorbei? Warum muss ich denn erst warten, bis ich in der Klinik bin?

Warum fragst du sie nicht einfach danach? Da sie nicht wissen können, wie du dich immer gerade fühlst, werden sie wohl versuchen, Rücksicht zu nehmen. Dass du diese Form der Rücksicht nicht möchtest, können sie nicht wissen.

Mache es dir selber nicht so schwer! Grüble deswegen nicht tagelang rum! Frage sie doch einfach.....

Wenn du möchtest, dass sie deine Gedanken ahnen können, deine Gefühle interpretieren können, verlangst du zuviel. Das sind dann auch die Momente, wo den Gesunden der Umgang mit einer/einem Depressiven wahrscheinlich zu anstrengend wird. Und anstrengend ist das manchmal wirklich.

Zitat von Sumsum:

Aber sie wissen auch, dass es mir sehr schlecht geht. Sie wissen, dass ich es nicht schaffe, allein aus dem Haus zu gehen und mich in einer größeren Menschenmenge mit ihnen zu treffen. Sie wissen, dass es mich unendlich viel Kraft kostet, ihre Mails zu beantworten.... Warum rufen sie nicht einfach an und fragen wie es mir geht? Warum kommen sie nicht jetzt einfach mal auf einen Kaffee vorbei? Warum muss ich denn erst warten, bis ich in der Klinik bin?

Hallo Sumsum,
deine Gedanken sind momentan sehr negativ gefärbt. Das ist leider Teil der Depression.
Ich glaube ja eher, dass deine Freunde sich nicht so recht trauen, dich zu besuchen oder anzurufen. Vielleicht haben sie Sorgen, dass es dir zu viel werden könnte oder dass du sie nicht sehen magst.

Wenn es wirklich Freunde sind, dann schreib ihnen vielleicht mal einen kurzen Brief mit genau diesen Wünschen, die du an sie hast. Bitte ruft mich ab und zu mal an, kommt vorbei - ich würde mich freuen! So in der Art...

Wirf die Freundschaft jetzt nicht über Bord - das wäre mit Sicherheit überhaupt nicht gut für dich!