Vergangenheit lässt mich nicht los - Freunde fehlen

Phoenix1988
Ich weiß nicht, ob der Text hier richtig ist, wenn nicht, bitte verschieben.

Seit einigen Jahren beschäftigen mich düstere Gedanken, vor allem, wenn ich an meine Vergangenheit denke. Ich war in der Schule jahrelang ein Mobbingopfer, war deswegen auch bei diversen Kinderpsychologen.
Von denen hörte ich immer den gleichen Satz, nämlich: „Ignoriere es, dann hört es von alleine auf.“ Nur, das passierte nie. Egal, wie sehr ich es ignorierte und versuchte, darüber zu stehen, es wurde immer schlimmer. Das ging so weit, dass mir auf einem Schulschikurs ständig der Code vom Zahlenschloss meines Koffers verstellt wurde.

Wenn ich mich gegen die Angriffe wehrte, standen die Lehrer prinzipiell auf der Seite der Anderen und ich bekam die Konsequenzen für mein ‚Handeln’ zu spüren. Irgendwann hatte ich den Ruf als Schlägertyp, was sich natürlich auch bis zu meiner Familie herumsprach, weswegen ich immer wieder Standpauken über mich ergehen lassen musste. Ich denke, ich muss nicht unbedingt ausführen, dass meine Noten nicht unbedingt die Besten waren.
Nach der Hauptschule dachte ich, dass es in der Oberstufe besser würde, doch da sollte ich mich noch täuschen. Ich musste sogar 2 Klassen wiederholen, bevor ich im Alter von 19 Jahren die Schule hinwarf. Natürlich gab es zu Hause Ärger, doch mittlerweile war mir das egal, da sowieso immer alle auf mir herumhackten.

Den Zivildienst brachte ich hinter mich und begann eine Ausbildung als Krankenpfleger, während der ich merkte: eigentlich nimmt mich meine Familie absolut nicht ernst. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie, wenn ich mit einem Problem kam, dachten: „Ist doch nur der Jogi…“, dieses Gefühl habe ich heute noch.
Meine Schwester wurde immer bevorzugt, sie hat ja schließlich die Hotelfachschule abgeschlossen und ich bin nur ein kleiner Krankenpfleger, der die Ausbildung auch noch im zweiten Bildungsweg absolvierte. Ich war immer nur zweite Reihe.

Ich denke, wenn ich nicht zu Zeiten der Oberstufe ein Grüppchen echter Freunde um mich gehabt hätte, würde es mich heute gar nicht mehr geben. Mit 20 Jahren kam ich mit meiner Freundin zusammen, mit der ich mittlerweile eine 2-jährige Tochter habe und ich liebe beide abgöttisch, sie geben mir sehr viel Kraft.
Noch mal zurück zu meinen Freunden: es sind die besten Menschen, die ich mir damals wünschen konnte, wir waren immer füreinander da. Leider brachen wir nach der Schule auseinander, da jeder seinen Weg ging, nur mit meinem seit damals besten Freund hatte ich regelmäßig Kontakt, er wurde sogar der Patenonkel von meiner kleinen Tochter. Leider starb dieser wunderbare Mensch heuer im Frühsommer völlig überraschend, was mich endgültig in das Loch katapultierte, aus welchem ich nun versuche, zu entkommen.


Es tut mir Leid, Euch alle jetzt so vollgeschwafelt zu haben, es war mir einfach ein Bedürfnis, alles los zu werden.

02.12.2015 23:23 • #1


Knoten
Hallo Phoenix,

du hast einen Alias gewählt, der viel Kraft in sich birgt. Hast du diesen Alias aus dem Bauch heraus gewählt? Dazu dieses Bild dieser herrlichen großen Miezekatze...

Wenn beides aus deinem Gefühl heraus, aus deinem Bauch kam, hast du, meiner Meinung nach, eine innere Stärke, die, egal was kommt, immer wieder erstarkt.
Die Kraft der Katze gepaart mit dem Phoenix, der immer wieder aus seiner Asche aufersteht, spricht für sich.
Manchmal sind es diese Kleinigkeiten, die wir intuitiv wählen, die uns ausmachen.

Ich persönlich liebe den Phoenix auch, er ist auf meiner Haut verewigt.

Nicht ernst genommen zu werden, ist etwas furchtbares, gemobbt durch die Schule zu gehen ist es ebenso. Es ist nicht einfach eine solche Zeit hinter sich zu lassen, doch dein Leben hat auch eine schöne Wendung genommen. Deine Frau (egal ob mit oder ohne Trauschein) und deine Tochter. Du bist selbst stolzer Vater!
Was sagt deine Familie zu deiner kleinen Familie?

Deinen besten Freund zu verlieren hinterlässt natürlich eine große Lücke in deinem Leben. Diese zu Füllen wird nie möglich sein, doch versuch dankbar für die Zeit zu sein, die du mit ihm verbringen durftest. Ich finde es wichtig Trauer auszuleben, die Gefühle nicht zu verstecken, sondern klar dazu zu stehen.

Wenn du dein Herz ausschütten möchtest, dann tu das nur. Hier kannst du das ohne Hindernisse tun.

03.12.2015 22:51 • #2


A


Hallo Phoenix1988,

Vergangenheit lässt mich nicht los - Freunde fehlen

x 3#3


Phoenix1988
Hallo Knoten!

Den Namen Phoenix verwende ich online schon seit Jahren und Katzen sind meine absoluten Lieblingstiere. Von einer inneren Stärke merke ich leider nicht sehr viel, momentan fühle ich mich eher sehr kraftlos.

Mit meiner Freundin war ich sogar kurzzeitig verlobt, aber leider verhielt ich mich wie ein A….loch, so dass sie der Verbindung löste… zum Glück blieben wir aber zusammen. Meine Familie liebt meine Tochter, teilweise habe ich aber das Gefühl, dass sie sich nur mehr wegen ihr bei mir melden.

06.12.2015 18:29 • #3


Knoten
Hallo Phoenix,

ich war ein paar Tage nicht online.

Vielleicht ist es aber gerade über und mit deiner Tochter möglich ein schönes und entspanntes Verhältnis zu deinen Eltern zu bekommen.
Wäre doch schön für euch, oder?

10.12.2015 19:37 • #4


Phoenix1988
Momentan bin ich mir nicht mal sicher, ob ich das wirklich möchte… mir kommt es vor, als ob mich meine Familie sowieso nicht braucht. Meine Mutter hat schließlich ihren Mann und meine Schwester, um Sachen zu unternehmen. Meinen Vater kenne ich nicht.

Manchmal möchte ich einfach nur einen Koffer packen, mich ins Auto setzen und weg. Ich, allein, nur für mich selbst. An irgendwelche Orte, mit denen ich positive Erinnerungen verbinde, doch dann fällt mir ein, dass ich meine Freundin und meine Tochter nicht im Stich lassen kann, mein kleines Mädchen wird nicht ohne Papa aufwachsen, sie soll nicht das Selbe erleiden wie ich und meine Freundin liebe ich viel zu sehr.

Wenn ich oft spätabends von der Arbeit nach Hause komme (ich arbeite in der Gastronomie, da wird es fast immer sehr spät), sitze ich manchmal alleine im Wohnzimmer und heule einfach nur… obwohl ich ein Mann bin (Männer sollten ihre Gefühle ja unter Kontrolle haben). Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll… zum Glück wurde mir eine psychiatrische Reha genehmigt (den Termin bekomme ich erst), doch bis dahin fühle ich mich so hilflos. Ich kann mich nicht einmal mehr an den Menschen, der mich am Besten kennt, wenden, da dieser Mensch leider verstarb…

20.12.2015 22:21 • #5


Lotta83
Lieber Phoenix,
ich kenne das Gefühl nur zu gut. Bei mir ist es der innere Wunsch mit meinem Partner über meine Gefühle zu reden, einmal die Maske ablegen.

Leider ist es wohl so, dass er denkt das Thema könnte man aussitzen. Er spricht mich auf meinen Zustand nie an und wenn ich vorsichtig versuche die Dinge zu schildern, gibt es genau eine Antwort, welche ist egal, aber halt kein Gespräch. Da bekommt man schon das Gefühl, dass kein Interesse besteht, man fühlt sich dann noch mieser.

Das mit dem Koffer packen, denke ich auch oft, gerade nach solchen Situationen, aber eigentlich will ich garnicht weg, sondern einfach nur mal reden, Trost und Einfühlungsvermögen erfahren. Ich muss dazu sagen, dass ich meine Krankheit bewusst unterdrücke, bzw. nicht jeden Tag darüber spreche oder im Bett liege etc., ich versuche einen gesunden Eindruck zu machen.

Also kann es nicht daran liegen, dass er genervt wäre, weil er jeden Tag damit konfrontiert werden würde.
Schwierig!

29.12.2015 07:50 • #6


Phoenix1988
Nachdem es mir seit Weihnachten einigermaßen gut ging und ich sogar die Feier zu meinem Geburtstag überstand (ich wollte nicht, Familie bestand darauf), habe ich wieder einen Einbruch… es fiel nichts vor, einfach so, von einer Minute auf die andere. Ich lasse mir nichts anmerken, da ich für meine Lebensgefährtin und meine Tochter stark sein will, aber es ist nicht leicht.

Zum Glück wurde mir eine psychiatrische Reha bewilligt, die ich voraussichtlich im Sommer antreten kann, den genauen Termin bekomme ich erst. Das Ganze wird 6 Wochen dauern und hoffentlich viel bringen.

Meine Familie ist momentan das Einzige, was mir die Kraft gibt, weiter zu machen und nicht alles hin zu schmeißen. Ich kann oft einfach nicht mehr, dennoch zwinge ich mich, da ich nicht versagen möchte. Meine Tochter braucht mich, genauso wie meine Lebensgefährtin.

Ich weiß, ich jammere wieder viel… es tut mir Leid!

15.01.2016 15:35 • #7


Steffi
Zitat von Phoenix1988:
Ich kann oft einfach nicht mehr, dennoch zwinge ich mich, da ich nicht versagen möchte. Meine Tochter braucht mich, genauso wie meine Lebensgefährtin.

Zitat:
Ich weiß, ich jammere wieder viel… es tut mir Leid!

Jammern ist hier durchaus erlaubt Ich empfinde das, was Du schreibst auch nicht als jammern. Du teilst Dich hier mit und das ist in Ordnung. Schließlich ist dieses Forum dazu da.
Den Zustand, einfach nicht mehr zu können, kennt hier sicher jeder - mich eingeschlossen. Aber das mit Versagen zu beschreiben ? Worin sollte Dein Versagen denn bestehen ?

Ich wünsche Dir alles Gute und vielleicht einen früheren Reha-Termin. Du kannst ihn sicher jetzt brauchen, nicht erst im Sommer.

15.01.2016 15:50 • #8


Phoenix1988
Leider gibt es keinen früheren Reha-Termin, Sommer ist das nächstmögliche.

Schwäche wird von vielen Menschen als „Versagen“ gedeutet, vor allem, wenn man ein Mann ist. Männer müssen immer stark sein, dürfen nie Schwach werden.


Ich bekam heute einen Anruf von der Reha-Klinik, dass ich schon am Donnerstag kommen soll, ihnen ist jemand ausgefallen! Ich bin so froh, dass ich nicht so lange warten muss!

15.01.2016 16:19 • #9


A


Hallo Phoenix1988,

x 4#10


Phoenix1988
So, eineinhalb Wochen Reha hinter mir.

Ich merke, dass es mir von Tag zu Tag besser geht, worüber ich natürlich sehr froh bin. Die verschiedenen Therapien sprechen gut an, ich kann auch etwas gegen meinen Speck tun.

01.02.2016 09:03 • #10

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