Freut zieht sich zurück / Distanz wegen Depressionen?

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Hallo, nach einiger Zeit des Einlesens hier im Forum habe ich mich dazu entschlossen, meine Situation hier nieder zu schreiben in der Hoffnung ein paar nützliche Tipps zu bekommen, wie ich weiter damit umgehen soll. Es geht um meinen Freund mit dem ich seit einem halben Jahr zusammen bin. Es war bisher eine wunderschöne Zeit mit vielen gemeinsamen Interessen und schönen gemeinsamen Erlebnissen. Wir verstehen uns wahnsinnig gut, sind absolut auf einer Wellenlänge, haben gleiche Werte und Ziele. Kurzum: er macht mich sehr glücklich und ich denke, dass es ihm auch so geht. Er sagte mir von Anfang an, dass er manchmal Phasen hat in denen er alleine sein möchte um alleine für sich nachdenken zu können. Das finde ich vollkommen legitim und in Ordnung. Warum er diese Phasen hat wisse er nicht aber es war schon immer so. Diese Phasen gab es bisher zwei mal. Es sah dann immer so aus, dass er von einem auf den anderen Tag „verschwand“, sich nicht mehr meldete und nur sehr spärlich oder gar nicht auf Nachrichten antwortete. Meist gab es zu der Zeit etwas was ihn beschäftigte oder er war sehr gestresst. Wenn er wusste, woran es lag, sagte er mir das auch. Das letzte mal hatte er so eine Phase im Sommer. Mit Unterbrechungen dauerte diese Phase ca 2,5 Wochen. Als die Phase für ihn vorbei war, tauchte er genauso von einem auf den anderen Tag wieder auf und es war wieder alles in Ordnung. Er sagte mir auch, dass ich nicht denken sollte, dass er sich in dieser Phase nur von mir zurückzieht. Er würde sich dann bei niemanden mehr melden. Auch nicht bei seinem besten Freund, mit dem er sonst auch fast in täglichem Kontakt steht. Von diesem besten Freund weiß ich auch, dass es in den letzten Jahren diese Phasen immer mal wieder gab. Er scheint da recht gelassen mit umzugehen. Moment ist mein Freund wieder in so einer Phase. Diesmal aber seit vier Wochen. Er meldete sich von einem auf den anderen Tag nicht mehr und antwortet kaum noch. Aus seinen wenigen Reaktionen auf meine nachfragen weiß ich, dass er nicht weiß was mit ihm gerade los ist. Er fühle sich erdrückt und hat das Gefühl nichts hinkriegen zu können. Er wäre momentan dabei Ordnung zu schaffen und alten Ballast loszuwerden. Er fühle sich nicht wohl, wisse nicht warum und was er dagegen tun könnte. Soviel als kleine Zusammenfassung von dem was er mir sagte. Mehr weiß ich leider auch nicht. Seine Beschreibung ließ mich an das Thema Depression denken. Gerade weil er nicht weiß warum er sich so fühlt. Sonst konnte er immer einen konkreten Grund für seinen Rückzug benennen bzw. mir sagen was ihn gerade belastet.
Ganz zu Anfang unserer Beziehung erzählte er mir die Geschichte seiner Mutter. Sie litt während seiner Kindheit unter schweren Depressionen die die Familie stark belasteten und schließlich zur Trennung der Eltern führten. Er litt als Kind sehr unter der Situation (diverse Umzüge, Familientherapie etc.). Seine Mutter war schließlich in stationärer Behandlung. Als 10jähriger brach er selbstständig den Kontakt zur Mutter ab da er auf jeden Besuchskontakt mit starken Migräneanfällen reagierte. Seitdem wurde er in einer patchworkfamilie groß. Seine Stiefmutter bezeichnet er als seine Mutter und hat einen engen Kontakt zu seinem Vater. Familie ist ihm sehr wichtig.
Aufgrund seiner Geschichte, der Beschreibung seiner momentanen Gefühle und einer möglichen erblichen Vorbelastung durch seine Mutter, begann ich mir Sorgen zu machen, dass er unter einer leichten Depression leiden könnte. Ich leide zunehmend darunter seit vier Wochen nichts von ihm zu hören und fühle mich vergessen und allein gelassen. Ich weiß, dass ihn gerade etwas belastet und er zeit und Raum braucht um sich damit auseinanderzusetzen. Das gebe ich ihm auch. Ich weiß, dass das was ich hier beschrieben habe nicht halb so schlimm ist, wie das was andere Betroffene hier berichten. Ich selbst habe mal eine Beziehung mit einem schwer depressiven Mann geführt und weiß, was das heißt. Auch der Vergleich sagt mir, dass ich mir nicht so viele Sorgen machen sollte. Aber wenn man jemanden liebt, sorgt man sich eben. Ich weiß, dass ich seinen Rückzug nicht persönlich nehmen sollte oder auf unsere Beziehung projizieren sollte. Zumal er auch bis zu seinem plötzlichen Rückzug keine Probleme hatte mir seine Zuneigung zu zeigen und er nie ein Wort der Unzufriedenheit mir gegenüber äußerte. Auch ließ er nie irgendwelche Minderwertigkeitsgefühle oder sonstige Unsicherheiten durchblicken. Ich halte ihn für sehr reflektiert und gefestigt.
Irgendwas scheint dennoch bei ihm zu tage getreten zu sein und er setzt sich alleine und für sich damit auseinander. Ich weiß, dass ich geduldig sein muss und keinen Druck erzeugen darf. Trotzdem geht es mir zunehmend schlechter mit der Situation, da ich total in der Luft hänge und von ihm kaum ein Lebenszeichen bekomme. ich habe Momente in denen ich sehr traurig und verzweifelt bin und nicht mehr weiß, was ich tun soll. Ich weiß, dass ich ihm gerade nicht helfen kann aber wie kann ich die Situation für mich erträglicher machen?? Und was soll ich tun, wenn er auch auf eine vorsichtige Nachfrage wie es ihm geht weiterhin nicht reagiert? Ich vermisse ihn sehr.

ich freue mich auf ein paar wertvolle Ratschläge von euch und bedanke mich herzlich für das Lesen meiner Geschichte.

Ich wünsche euch einen schönen Abend!

10.11.2017 20:19 • #1


M
Falls du ihn wirklich liebst sollst du ihn auch so akzeptieren. Ihn wissen zu lassen das du ihn dennoch angesichts seiner phasen mags hilft sehr und stärkt sein Selbstgefühl. Es gibt halt melancholische Menschen die jedoch ein stabilen Charakter haben. Es ist wie angewurzelt und es gibt meist keinen handfesten Grund. Jedoch zuviel 'Werbung' um dieses Thema bei Verwandten oder Freunden zu tun ist kontraproduktiv, da man der Sache zu viel bestätigung gibt, und somit den eigenen Freund seine intimmste un persönnlichste Seite anderen offenbacht. Das Vertrauen kann somit gebrochen werden. Normalerweise wird dies nie vergehen da eis ein charakterzug ist und teil der Persönlichkeit. Solche Menschen sind meist jedoch selbst sehr loyal und Moral Bedürftig, hilfsbereit und analysierend,träumerisch... Eine frage, wie steht es mit der Realitätsverzerrung? Trinkt er? Dro.? Liest er viel? Fernsehen? Was macht er während seiner Abwesenheit?

14.11.2017 01:53 • #2

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