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Fühle mich, als müsste ich von vorn anfangen

A
Ich habe vor drei Jahren eine Therapie wegen Depressionen gemacht. Unter anderem waren die Auslöser meine Wohnsituation (wohne im gleichen Haus wie meine Eltern, nur in einer anderen Wohnung) und meine Arbeit, und noch eine Menge anderer Sachen.

In der Psychotherapie habe ich viel gelernt und in Kombination mit Medikamenten war ich dann zwischenzeitlich stabil, sogar glücklich. Allerdings liegt hier schon das erste Problem, ich habe keine Ahnung wie ich genau es geschafft habe aus der Depression rauszukommen. Ich habe keine Notizen oder sonstiges aus der Zeit.

Mittlerweile nehme ich keine Medikamente mehr und bin auch nicht mehr in Therapie. Seit ungefähr zwei Wochen bin ich wieder in dem dunklen Loch gefangen. Ich habe keine Ahnung was genau der Auslöser war, aber was mich am meisten stört sind jetzt die gleichen Probleme wie damals - meine Eltern und meine Arbeit. Ich breche ständig in Tränen aus, wenn ich darüber nachdenke wie unzufrieden ich bin, oder in Kontakt mit den Problembereichen, kriege Wutanfälle, kann nicht schlafen. Ich ziehe mich auch von meinen Freunden zurück, weil sie mich nicht verstehen, und vernachlässige alle Hobbies.

Wir - also eigentlich ich zusammen mit der Therapeutin - hatten uns damals entschieden, dass ich nicht wegziehen oder mir einen neuen Job suchen will und irgendwie habe ich es dann tatsächlich geschafft glücklich zu werden, obwohl mich diese zwei Lebensbereiche so enorm runtergezogen haben. Und jetzt habe ich keine Ahnung, was ich machen soll.

Eigentlich wäre es ja naheliegend, dass wenn die gleichen Probleme immer wiederkehren, ich auch was dagegen unternehmen muss - sprich wegziehen und eine andere Stelle finden. Aber beides macht mir enorm Angst und ich weiß nicht, ob das wirklich die Lösung ist. Ich weiß aber auch nicht, was ich sonst machen soll, mein Kopf ist komplett leer.

26.03.2023 21:46 • #1


buddl1
und wieder grüßt das Murmeltier, gefangen im Alltag, im gleichen gewohnten Gang.
darin auszubrechen wäre sicher eine Option, aber auch ein weglaufen...
und wenn du am neuen Ort, in der neuen Arbeit angekommen bist,
die dir wohl wieder die gleiche Frage stellst,
war's das? war das alles?
selbst Freunde, sich dann fragen was du nur willst und du nicht sagen kannst,
dass eben etwas Entscheidendes fehlt,
an den Stunden, wo du allein bist, deine Gedanken sich verlieren
du all die anderen in der Gemeinsamkeit meinst, sie einfach es besser haben...
und da liegt genau dein Loch,
was es zu füllen gilt.
von was träumst du, wie kannst diese in die Realität holen,
einfach mal etwas Verrücktes tun, ohne dabei mit dem Alltag zu brechen.
es muss nicht der Himmel auf Erden sein, aber dem einen kleines Stück näher zu rücken,
das wäre doch was, oder?
man muss sich kleine Tupfer setzen, einen Ausflug, ein Kino oder Theaterbesuch, eine Disco, oder einfach nur im Park sitzen und den tag genießen,
also sich selbst verwöhnen, belohnen, damit die Woche in der Vorfreude schnell gelingt,
das ist es was uns antreibt,
der Rest wird sich finden, ganz nebenbei...
buddl1,

27.03.2023 05:47 • x 1 #2


A


Hallo act,

Fühle mich, als müsste ich von vorn anfangen

x 3#3


P
Moin,
das ist meist das Problem bei Depressionen, hat man Erfolge und es geht einem besser, denkt man, man hat den Kram hinter sich gelassen. Ich kann dir aus meiner Erfahrung raus sagen, dass du eigentlich immer am Ball bleiben musst. So eine Krankheit hat ja wirklich meist tiefgreifende Gründe, da ist es, leider, meist mit einer Therapie und ne Zeitlang Tabletten nicht mit getan. Du musst wohl oder übel die Sache angehen, wegziehen wird dir wohl nicht die Lösung bringen. Geh wieder zum Arzt, damit du erstmal möglichst schnell aus dem ganz tiefen Loch kommst. Dann such nach allem, was dir helfen kann, Selbsthilfegruppen, Bücher, Podcasts, Innere Kind-Arbeit oder sonst irgendwas. Du musst für dich das richtige finden, das ist immer individuell. Aber du schaffst das auch diesmal, ganz bestimmt!
Lieben Gruß, Piet

27.03.2023 08:29 • #3


Dys
Zitat von act:
Eigentlich wäre es ja naheliegend, dass wenn die gleichen Probleme immer wiederkehren, ich auch was dagegen unternehmen muss - sprich wegziehen und eine andere Stelle finden. Aber beides macht mir enorm Angst und ich weiß nicht, ob das wirklich die Lösung ist. Ich weiß aber auch nicht, was ich sonst machen soll, mein Kopf ist komplett leer.

Eigentlich sind Entscheidungen die gravierende Veränderungen bedeuten besser dann zu treffen, wenn eine gewisse Stabilität vorhanden ist und nicht wenn man im tiefen Loch sitzt und auch zudem Angst vor der Veränderung hat, aber dass ist nur meine Meinung.

Eine neue Stelle finden, während einer depressiven Episode ist nochmal schwieriger und eine Wohnung bei der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt erstrecht. Wenn man nicht unbedingt dazu gezwungen ist, würde ich persönlich wohl die Kraft während der Episode nicht aufbringen können, aber Depression ist ja nicht gleich Depression. Wozu man in der Lage ist, weiß ja jede(r) selbst am besten.

Vielleicht ist es erstmal besser, wieder therapeutische Hilfe zu organisieren. Wenn ein Ortswechsel ratsam wäre, könnte eine psychosomatische Akutklinik eine Möglichkeit sein. Da ist man von Job und Wohnung getrennt und bekommt auch erstmal therapeutische Unterstützung und ggf. Medikamente, falls nötig und gewünscht. Aber auch wenn Akut suggeriert, man könnte da hingehe und gleich bleiben, ist da auch mit Wartezeiten zu rechnen. Je nach Klinik hatte ich da im günstigsten Fall eine Woche, aber auch schon mehrere Monate Wartezeit, bis zur Aufnahme. Mir persönlich hat es aber immer geholfen und für einen nötigen Abstand gesorgt um mir klarer zu werden, wie es weitergehen könnte. Parallel dazu eine ambulante Therapie zu suchen, ist dann auch nicht verkehrt und im Idealfall kann dadurch eine Nachsorge direkt anscheinend erfolgen.

Ich denke es ist nicht verkehrt, sowas in die Überlegungen einzubeziehen, bevor andere tiefgreifende Entscheidungen zu treffen sind.

VG Dys

27.03.2023 10:21 • #4


A
Hallo act.
Zuerst mal aus deinem Loch rauskommen, ist mal gerade das Wichtigste.
Was dazu auch nötig ist, hat zur Zeit Vorrang.
Und wie Dys, sehe ich es auch, erst mal eine Stabilität erhalten und anschließend
Veränderungen vornehmen.
Raus kommst du da auch wieder, aber keiner weiß wann.
Versuche vielleicht nochmal bei der Therapeuthin einen Termin zu bekommen,
wenn sie dir beim letzten Mal so gut geholfen hat.
Alles, alles Gute für dich.

27.03.2023 11:10 • #5

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