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Gedanke ich bin nicht krank sondern unfähig

Bella72
Hallo zusammen,

wer kennt in einer schweren Depression das Gefühl bzw. sogar die Überzeugung nicht krank zu sein sondern unfähig. Und weil man ja nicht krank ist, können Medikamente oder Therapien ja nicht helfen?
Ich habe das schon zweimal so erlebt. Das ist fatal, da man ja gar nicht gesund werden kann. Das hat mich zum u.a. Suizidversuch getrieben.
Würde mich über Input von Euch freuen!
Viele Grüße von Bella

19.04.2021 17:08 • x 2 #1


Kate
Hallo Bella,
bei mir ist es anders. Ich weiß das ich krank und anders bin. Ich denke dann, es gibt einfach nichts was helfen kann. Mir tut mein Therapeut manchmal richtig leid. Er gibt sich so viel Mühe, in mir ändert sich aber nichts.
Oder wenn ich mit einem Freund telefoniere. Ich fühle in mir, es ist einfach zwecklos. Man resigniert und lächelt dennoch weiter.
Ich glaube dass ist das, was mein Therapeut mit latenter Suizidalität meint.

19.04.2021 17:52 • x 3 #2


A


Hallo Bella72,

Gedanke ich bin nicht krank sondern unfähig

x 3#3


Sommer69
Liebe Bella,
verzeih, wenn ich zu direkt bin, aber das ist einfach ein destruktiver Gedanke, der einer depressiven Verzerrung entspringt. Und so bestimmt nicht wahr ist. Kein Mensch ist in allem unfähig. David Burns " Depressionen überwinden". Da geht es um genau solche negativen Überzeugungen, die nur eins sind- schädlich.
Liebe Grüße von einer, die den Abgrund in den letzten Wochen auch manchmal gesehen hat.

19.04.2021 18:04 • x 4 #3


Catalie
Ich kenne soetwas in der Art auch. Ich kann schwer annehmen, dass ich krank sein soll, empfinde es manchmal als Ausrede mir selbst gegenüber Also wenn es Tage gibt, wo ich gefühlt so gar nicht geschafft kriege, versuche ich mir innerlich zu sagen, es ist okay, es geht dir nicht gut, es fühlt sich aber nicht richtig an. In Wirklichkeit denke ich, ich bin einfach zu faul, ja unfähig und benutze dann noch krank sein als Ausrede. Ich muss da sehr strampeln, dass ich dann nicht in einen Strudel aus Schuldgefühlen und destruktiven Gedanken gesogen werde, weil ich mich als so unfähig erlebe.

19.04.2021 19:10 • x 5 #4


Kate
Zitat von Catalie:
In Wirklichkeit denke ich, ich bin einfach zu faul, ja unfähig und benutze dann noch krank sein als Ausrede. Ich muss da sehr strampeln, dass ich dann nicht in einen Strudel aus Schuldgefühlen und destruktiven Gedanken gesogen werde, weil ich mich als so unfähig erlebe.

Irgendwie habe ich diese Phase längst hinter mir. Ich versuche es gar nicht erst wieder.
Ich weiß wie es ist und daran zerbreche ich regelmäßig.
Nach dem Motto: wie lange noch, wie elendig lang soll der Kampf noch dauern.

19.04.2021 19:14 • x 4 #5


O
Ich denke auch, dass solche falschen (!) Überzeugungen Teil der Erkrankung sind.

Und ich habe damals eine Möglichkeit gefunden, mir das täglich klar zu machen.

Am Anfang fand ich es selbst blöd, aber irgendwie hat es geholfen, das Training. Hoffe, ich darf den Link hier reinstellen? Sonst bitte einfach löschen!

https://www.palverlag.de/antidepression-training.html

Es ist gewöhnungsbedürftig und es kommt einem blöd vor (also mir ging es so), aber es macht bewusst, dass man tatsächlich eine Krankheit hat. Es werden einem die eigenen, falschen Überzeugungen vor Augen gehalten...

Würde mich interessieren, was Ihr dazu sagt.

Liebe Grüße!

19.04.2021 21:52 • x 4 #6


Giraffe
Ich kann nur sagen, dieses Gefühl, dieser Gedanke hat mich die letzten Wochen ständig begleitet. Man hat sich kein Bein gebrochen d.h. man sieht die Krankheit nicht und man fühlt sich auch nicht unbedingt krank. Als ich diese Gedanken meiner Mutter ggüber geäußert hat, hat sie gemerkt, dass ich schon wieder viel zu tief drin war ubd ich glaube sie hat Recht. Man selbst sieht nur, dass man nicht mehr funktioniert wie man funktionieren sollte und das macht Angst bzw schlechte Gedanken. Schwer sich da selbst wieder raus zu holen.

20.04.2021 15:41 • x 3 #7


Bella72
Vielen Dank für Eure vielen tollen Tipps!

bei mir kam das erst als die Depression extrem stark war. Die Ärzte vermuteten eine Psychose weil ich fest davon überzeugt war, nicht krank zu sein und somit auch nicht wieder gesund werden zu können. Noch dazu die Schuldgefühle, allen etwas vorzuspielen. Das war echt heftig, weil es meine Verzweiflung an die Spitze getrieben hat. Erst als die Depression nachgelassen hat, habe ich wieder gelaubt, krank zu sein.
Total verrückt finde ich

22.04.2021 11:14 • x 2 #8


Mo1901
Hallo Ihr Lieben!
Ich habe viele Diagnosen, darunter auch die der Depression.
Habe auch meine tiefen Momente ,beruhige mich ,schnaufe tief durch und blicke nach vorne.

Seitdem ich mir um meine Diagnosen keine Gedanken mehr mache, hat sich mein seeliches Gleichgewicht enorm
gebessert!
Ich besinne und konzentriere mich auf die positive Ebene, was ich KANN und wo meine STÄRKEN sind.
Habe schon längst die Gedankengänge abgelegt was andere über mich denken oder sagen.....
Die Gesellschaft kommt nicht zu dir und fragt warum es dir so schlecht geht und du nicht mehr am normalen Leben teilnimmst...
Deshalb:
Jeder Mensch ist gut und genauso wie er sein soll/muss!
Macht Euch bitte nicht selbst fertig!

Alles Liebe !

Mo1901

22.04.2021 14:39 • x 5 #9


Bella72
Hallo,
ich glaube die Gefahr des Gedankens nicht krank zu sein ist nicht richtig rüber gekommen. Das Fatale daran ist, dass man ja glaubt, dass einem Nichts und Niemand helfen kann und man selber dran schuld ist. Die Einsicht krank zu sein birgt ja wenigstens eine kleine Hoffnung, dass Medikamente oder sonstwas helfen können.
noch dazu habe ich mir eingebildet, meine Umwelt zu veräppeln und deswegen ein schrecklicher Mensch zu sein.

27.04.2021 10:35 • x 1 #10


Bella72
hat das so jemand auch erlebt?

04.05.2021 16:07 • #11


Lilly-18
Liebe Bella,
es gibt so viele Gesichter der Depression, da ist die Diagnose oft gar nicht so eindeutig.
Man hat so eine festgefahrene Vorstellung, wie eine Depression auszusehen hat, und es gibt ja auch eine Form der Melancholie, die nicht unbedingt krankhaft ist.
Ich kenne einige, die Depressionen haben und sich nicht krank fühlen. Mein Freund z.B. und auch meine Mutter. Ganz krass meine Mutter!

Zitat von Bella72:
Die Einsicht krank zu sein birgt ja wenigstens eine kleine Hoffnung, dass Medikamente oder sonstwas helfen können.

Glaubst du wirklich? Selbst wenn man einsieht, krank zu sein, kann man hoffnungslos sein. Medikament sind ja irgendwie auch nur eine Krücke. Heilen kann man eine Depression selten.

Mein Freund hat meiner Meinung nach eine Depression, fühlt sich aber auch nicht krank. Er weigert sich, Medikamente zu nehmen weil er Angst davor hat. Er beklagt auch immer seine Unfähigkeit, er hat nicht das Gefühl krank zu sein, sondern einfach nur ein Looser .
Eine Therapie möchte er auch aus Angst, sich seiner Vergangenheit stellen zu müssen, nicht machen.
Aber er ist NICHT krank Ironie aus.....

Ähnelt diese Beschreibung dem was du meinst?

04.05.2021 18:28 • #12


hlena
Hallo Bella,
die Depression hat viele Gesichter.
Und wie jede andere Krankheit ist sie bei jedem anders ausgeprägt,zeigt nicht alle oder andere Symtome.
Bei dir ist das Krankheitsheitsgefühl wenig bis gar nicht vorhanden.
Eigentlich doch ein gutes Zeichen.
Damit kannst du doch eine gute Tagesstruktur einhalten,eine wichtige Voraussetzung zur Genesung.

Alles Liebe!

05.05.2021 00:14 • x 1 #13


A


Hallo Bella72,

x 4#14


A
Ich bin gerade ein bisschen dankbar, deinen Beitrag gefunden zu haben und vielleicht liest du es ja noch.

Ich bin gerade dabei mir Hilfe zu holen und habe die Verdachtsdiagnose einer rezidivierenden Depression bekommen. Ich hatte gehofft, dass die Diagnose einer Expertin meinem Kopf endlich Ruhe verschaffen würde, der mich seit Wochen mit den Gedanken quält, dass ich allen nur etwas vorspiele, um Aufmerksamkeit zu bekommen, dass ich in Wahrheit unfähig bin und nur nach Ausreden suche, um keine Verantwortung zu übernehmen. Die "Erleichterung" über die Experteneinschätzung hat nur wenige Stunden angehalten und nun ist mein Kopf überzeugt, dass ich einfach weiß, was so eine Therapeutin hören will und ein Gefühl der Scham überkommt mich, alle mit meinem Gejammer zu belästigen.

Ich hab gelesen, dass dies eben jene Schuldgefühle sein können, welche die Depression erzeugt, aber es ist so schwer das gegenüber den destruktiven Überzeugungen aufrecht erhalten bzw. dagegen zu halten.

Hast du denn vielleicht einen Zugang zu dieser Problematik gefunden? Lieg ich denn richtig damit, dass dies die Depression sein könnte?

Liebe Grüße
Amae

15.09.2021 15:23 • x 1 #14

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