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Gefangen, traurig und einsam

A
Hallo zusammen,

ich muss etwas weiter ausholen.
Vor knapp zwei Jahren hat mein Partner sich von mir getrennt.
Diese Trennung habe ich bis jetzt nicht verarbeitet. Seitdem ist meine diagnostizierte Depression ausgebrochen.
Ich hatte schon von Kindheit an immer wieder depressive Episoden, war nie dieser fröhliche Schubidu Mensch.
Ich sehe einfach kein Ende dieses Horrors, ich bin seit 11/2 Jahren auch in therapeutischer Behandlung.
Eine medikamentöse Therapie habe ich nach Absprache mit meinem Arzt/meiner Therapeutin ausgeschlichen, da sie mir leider in keinster Weise geholfen hat.
Meine zwei erwachsenen Kinder sind mittlerweile auch ausgezogen, mein Sohn vor zwei Monaten.
Meine Tochter ist quasi ausgezogen, sie ist ca die Hälfte der Woche bei ihrem Freund. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie komplett zu ihm zieht.
Ich habe meiner bisherigen Vita geschuldet, auch keine sozialen Kontakte mehr.
Ich arbeite seit Corona auch nur noch im home office, was mir aber auch ganz recht ist. Ich empfinde Interaktion generell als kräftezerrend. Ich muss dazu sagen, dass ich 10 Monate nach der Trennung auch gar nicht arbeiten gehen konnte und krank geschrieben war.
Trotz allem sehne ich mich nach Nähe oder Ablenkung, so paradox sich das auch anhört.
Ich habe niemanden, mit dem ich spazieren gehen kann, reden kann, der aber auch Verständnis dafür hat, dass ich eben nicht normal traurig bin. Sondern leider eine ausgewachsene Depression habe.
Meine Kinder sind für mich da, ich habe auch noch eine ältere Schwester, die aber leider weiter weg wohnt. Ausserdem möchte ich meine wichtigen Menschen auch nicht fortwährend belasten, da ich merke, dass es für sie auch nicht einfach zu handeln ist.
Ich denke eigentlich jeden Tag auch noch an meinen Ex Freund. Das ist regelrecht zwanghaft. Und kann es bis heute nicht fassen, wie er unsere sieben Jahre lange Beziehung beenden konnte.
Unsere Beziehung war harmonisch und schön, in dem letzten Jahr davon ist er aber auch an Depressionen erkrankt, und daran ist es dann letztendlich gescheitert.
Er hat vermeintlich keine Gefühle mehr gehabt, von jetzt auf gleich, und dachte dann wahrscheinlich, dass eine Trennung von mir alles löst.
Ich hoffe, dass einige von euch den langen Text gelesen haben, und würde mich auf Antwort freuen.

LG

18.07.2021 10:26 • x 2 #1


CCC
welche Methoden zur Trennungsverarbeitung hat die Therapeutin mit Dir besprochen?

Was sind eigentlich Deine Hobbys und Interessen?

18.07.2021 11:33 • #2


A


Hallo Aleunam,

Gefangen, traurig und einsam

x 3#3


A
Hobbies en masse habe ich gar nicht, ich lese gern, bin gerne in der Natur unterwegs.
Aber habe seitdem die Depression so vorstellig ist, auch daran keine Freude mehr.
Ich kann mich zu nichts aufraffen.
Das spazieren gehen fällt halt auch flach, weil ich niemanden dazu habe.
Ich hab mich schon dazu gezwungen, aber finde es zu bedrückend, da ich meine Einsamkeit dann vermehrt spüre.
Und es mir dadurch schlechter geht.
Ich hab auch immer gern gehandwerkert, aber selbst dazu fehlt mir die Motivation.
Mein Leben war immer stark fokussiert auf meine zwei Kinder, und damals auch auf meinen Partner.
Mittlerweile hat mich eigentlich nur noch Apathie und Lethargie im Griff, und ich komme da nicht raus.
Tipps der Therapeutin waren halt die üblichen bestehende Kontakte, die ich noch minimal durch die Arbeit habe zu vertiefen.
Hab auch mal versucht mit malen zu beginnen.
Aber das hat mich auch nicht entspannt, oder weiter' gebracht.
Ich hab das Gefühl, an meiner Traurigkeit und Apathie zu ersticken, es macht sich auch teils körperlich bemerkbar. Magenschmerzen, kribbelnde Haut usw
Ich bin ein Mensch, der so viel zu geben hätte, und sehr loyal. Und hab das Gefühl, dass das alles nicht zählt. Empfinde viele Menschen als oberflächlich, egomanisch und können auch in keinster Weise etwas mit den teils katastrophalen Abarten meiner Krankheit anfangen.

18.07.2021 13:54 • #3


CCC
ah, ich verstehe. Das geht wirklich sehr vielen Müttern so: Aufgabe Mutter abgeschlossen, gefühlte Dankbarkeit: Null. Ehe gescheitert, meist an der Selbstaufgabe und Aufopferung der Ehefrau in ihrer Mutterrolle, sie ist uninteressant geworden weil sie sich selbst verloren hat (sorry, das hört sich bestimmt nicht grad schön an...) - auch hier gefühlte Undankbarkeit.

Es gibt Bücher und Dokus über das Thema Kinder aus dem Haus - und nun? o.ä. Und Selbsthilfe- und Freizeitgruppen gibt es auch. Vielleicht findest Du da einen Weg, das Thema zu verarbeiten und einen neuen Weg einzuschlagen. Du brauchst auch eine Aufgabe, die Deine Mutteraufgabe ersetzt. Gefühlsmäßig. Da sind oft ehreamtliche Jobs, die sehr gut geeignet sind.

Ich weiß, dass es sehr schwer ist, dieser Gefangenschaft in der Abwärtsspirale zu entkommen. Da würden die Selbsthilfegruppen sehr gut helfen.

18.07.2021 14:15 • x 1 #4


CCC
noch vergessen: eine Kur wär auch ganz hilfreich.

18.07.2021 14:19 • #5


Jedi
Zitat von Aleunam:
Vor knapp zwei Jahren hat mein Partner sich von mir getrennt.

-----
Zitat von Aleunam:
Ich denke eigentlich jeden Tag auch noch an meinen Ex Freund. Das ist regelrecht zwanghaft. Und kann es bis heute nicht fassen, wie er unsere sieben Jahre lange Beziehung beenden konnte.

Da ist bei Dir Thema Nr. 1.- Loslassen - Die Trennung akzeptieren, so wie auch die Entscheidung Deines Ex. Freundes.
Zitat von Aleunam:
ich bin seit 11/2 Jahren auch in therapeutischer Behandlung.

Ich denke, dass neben Deiner Depression auch dieses Thema sicher in Deiner Therapie besprochen wird -
- wie lerne ich loszulassen -
Somit finde ich es gut, dass Du Dir therapeutische Hilfe gesucht hast.
-------------
Zitat von Aleunam:
Meine zwei erwachsenen Kinder sind mittlerweile auch ausgezogen, mein Sohn vor zwei Monaten.
Meine Tochter ist quasi ausgezogen, sie ist ca die Hälfte der Woche bei ihrem Freund. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie komplett zu ihm zieht.

Das ist Dein Thema Nr. 2 - Akzeptieren, dass die Kinder Erwachsen werden, gar sind u. nun, ohne Muttern
ihren Weg allein gehen müssen. Ein normaler Abnabelungsprozess !
Zitat von CCC:
Das geht wirklich sehr vielen Müttern so: Aufgabe Mutter abgeschlossen,

Da stimme ich @CCC zu, Aufgabe Mutter abgeschlossen.
Auch finde ich von CCC einen guten Hinweis u. da könnte eine SHG,
Zitat von CCC:
Da würden die Selbsthilfegruppen sehr gut helfen.


Schau einmal, was da für Dich möglich ist !

18.07.2021 15:15 • x 1 #6


Y
Hallo Aleunam,
die Erfahrung, dass durch die Krankheit die sozialen Kontakte wegbrechen , musste ich auch machen. Es ist sehr schmerzhaft.
Ich finde gar nicht, dass es sich paradox anhört, sich trotzdem nach Nähe und Ablenkung zu sehnen. Das ist zutiefst menschlich. Wir sind krank, aber die Bedürfnisse bleiben präsent, vielleicht überdeckt durch die Depression, aber sie sind da.
Zitat:
Ich bin ein Mensch, der so viel zu geben hätte, und sehr loyal. Und hab das Gefühl, dass das alles nicht zählt. Empfinde viele Menschen als oberflächlich, egomanisch und können auch in keinster Weise etwas mit den teils katastrophalen Abarten meiner Krankheit anfangen.

Doch das zählt, dass zählt sogar sehr. Es hört sich vielleicht abgedroschen an, aber man muss Menschen finden, die zu einem passen, die Emphatie haben und die tolerant und verständnisvoll sind und einen so nehmen, wie man ist. Es gibt sie, davon bin ich überzeugt.

Um der Apathie und der Lethargie den Kampf anzusagen ... hast du es mal mit einer Tagesstruktur probiert. Mich plagt eine Antriebsstörung, da hilft mir Struktur.
Vielleicht kannst du dich aufraffen andere Aktivitäten auszuprobieren, z.b. stricken, häkeln, ausmalen ( erdet mich sehr), Gegenstände mit Serviettentechnik gestalten.

Das du dich hier im Forum angemeldet hast, ist möglicherweise ein Schritt um neue Kontakte zu knüpfen. Ich habe schon mehrfach gelesen, dass sich über das Kennenlernen im Forum private Kontakte ergeben haben und sich auch Freundschaften entwickeln.

Viele Grüße Ylvi

18.07.2021 17:21 • x 1 #7

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