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Gefühlskälte nach Kur

N
Hallöchen,

Mein Partner hat Depressionen und war auch bis vor zwei Wochen zur Kur. Seit dem er zurück ist, ist er schlagartig sehr emotionslos bzw gefühlskalt geworden.
Er weiß auch, dass er sich mir gegenüber nicht fair verhält und es auch nicht will, aber gleichzeitig das Gefühl von Reue nicht verspürt.
Er lebt auch lieber in seiner Welt, statt sich mit etwas auseinander zu setzen und sich Gedanken machen zu müssen, wen er mit seinem Verhalten verletzt und er ist mit sich selber extrem beschäftigt.
Seit dem er zurück ist, wurde er mit einigen negativen Situationen konfrontiert, so dass er gerne wieder zur Kur zurück wäre, da es für ihn dort einfacher war. Und er wurde auch gleich wieder für die Arbeitswelt freigegeben. Allerdings möchte er nicht mehr bei seinem Arbeitgeber tätig sein, wovon seine Therapeutin von der Kur nicht begeistert war.
Er hat auch wieder extreme Schlafprobleme und die Entspannungsübungen helfen wohl auch nicht mehr.
Er hat auch versucht einen Termin beim Psychologen zu bekommen, der frühste wäre aber erst in zwei Jahren.
Jetzt kapselt er sich auch seit Tagen komplett von mir ab.

Ich mache mir große Sorgen um ihn, weil es ihm anscheinend nicht gut geht, aber er sich gerade so wohl fühlt und nicht daran was ändern will. Natürlich mache ich mir auch Sorgen darüber, was es für unsere auch recht frische Beziehung bedeutet. Kann mir jemand helfen und erklären, was gerade in ihm vorgeht und was ich als Außenstehende machen kann?
Ich möchte ihn nicht aufgeben und die Situation verschlimmern. Habe aber Angst, dass er die Beziehung nicht mehr will.

19.07.2019 08:04 • #1


E
Hallo Nicole

Die Kur oder Reha ist ein behüteter Ort. Danach wieder mit Allen und Allem konfrontiert zu sein, ist eine extreme Belastung.
Leider geht es Vielen so.
Er braucht Zeit. Es ist nicht so, dass ein stationärer Aufenthalt Wunder vollbringen kann. Bei Einigen schon, aber dein Partner scheint noch Bedarg zu haben :/

19.07.2019 09:00 • x 1 #2


A


Hallo NicoleK,

Gefühlskälte nach Kur

x 3#3


maya60
Hallo Nicole, erst in 2 Jahren einen Termin beim Psychologen?

Eine andere Möglichkeit wäre auch der nächste Sozialpsychiatrische Dienst in eurer Gegend. Die haben oft auch Psychologen, die alltagsbegleitend Termine machen, um präventiv mitzuhelfen, dass man nicht aus dem Alltag fällt.

Eine Kur oder Reha ist nicht nur entlastet und behütet, sondern auch so zugewandt und aufmerksam wie es das im Alltag nicht gibt, so dass das Heimkommen danach offenbar manchmal als ein sehr abrupter Mangelschock empfunden wird.

Liebe Grüße! maya

19.07.2019 09:09 • x 1 #3


Lara2019
Zitat:
Ich mache mir große Sorgen um ihn, weil es ihm anscheinend nicht gut geht, aber er sich gerade so wohl fühlt und nicht daran was ändern will. Natürlich mache ich mir auch Sorgen darüber, was es für unsere auch recht frische Beziehung bedeutet. Kann mir jemand helfen und erklären, was gerade in ihm vorgeht und was ich als Außenstehende machen kann?
Ich möchte ihn nicht aufgeben und die Situation verschlimmern. Habe aber Angst, dass er die Beziehung nicht mehr will.

Ich verstehe dich, dass du dir Sorgen um ihn machst. Ich selbst habe seit vielen Jahrzehnten Depressionen und kann daher aus der Sicht der Erkrankten sprechen. Du schreibst, dass es ihm nicht gut geht, er sich aber so wohl fühlt und nichts ändern will. Ich glaube nicht, dass er sich wohl fühlt und daher nichts ändern will.
Er ist depressiv und befindet sich gerade in einer Art Kokon, aus dem er nicht raus kann. Zudem war er in der Kur. Ich nehme an, es war eine psychosomatische? Eine solche Kur bietet während der Dauer eine Art Schutz vor der Aussenwelt. Ich selbst kam mir vor wie unter einer Käseglocke. Wieder draussen und im Alltag angekommen, knüppelt eben das Leben mit all seinen Widrigkeiten wieder auf einen ein. Das ist eine grosse Herausforderung, gerade auch für einen Depressiven.
Da du schreibst, dass eure Beziehung noch frisch ist, nehme ich an, dass ihr nicht zusammenlebt?
Ich würde ihn erst einmal in Ruhe lassen. Lasse ihm die Zeit, die er jetzt für sich braucht. Er hat gerade sehr viel mit sich, seinen Depressionen und dem Alltag zu tun. 2 Jahre Wartezeit bis er einen Termin beim Psychologen bekommt geht allerdings gar nicht. Er braucht eine zeitnahe Therapie und sollte, wenn er es noch nicht ist, medikamentös eingestellt werden.

Anmerken möchte ich noch, dass es für den Partner eine grosse Herausforderung ist, wenn der Partner Depressionen hat. Daher ziehe ich meinen Hut vor dir, dass du ihn nicht einfach fallen lässt. Aber du solltest auch an dich denken. Vergiss bei den all den Sorgen und Problemen mit ihm nicht dich. Du bist wichtig.

19.07.2019 09:38 • #4


N
Ja es war ne psychosomatische Kur und ja er nimmt bereits Medikamente.
Wir haben hier zwar viele Psychologen, aber lt seiner Info nur vier, die auf sein Krankheitsbild spezialisiert sind und ja, wohl erst wieder in zwei Jahren Termine frei haben. Für mich ist es auch nicht begreiflich, wie die ihn so hängen lassen können, da er das dringend brauch.
Nein wir leben nicht zusammen und ja klar, ich gebe ihm gerne die Zeit um mit allem fertig zu werden. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich ihn nicht nicht aufgeben werde, egal wie die Situation gerade ist und was noch kommen wird.
Es ist halt nur für mich als Laie schwierig manches zu verstehen, wodurch ich mich die letzten Tage auch viel belesen habe um zu verstehen, was mit ihm sein könnte.
Zb war es für mich nicht verständlich, dass er sagt, er weiß dass er für mich starke gefühle hat, aber diese nicht spürt und wenn er Gefühle für mich hat, warum er so emotionslos ist. Durch das belesen, fällt es mir leichter das zu verstehen.
Mit deiner Antwort hilfst du mir gerade auch ungemein und ich fühle mich damit verstanden.
Und nein, ich werde mich dabei nicht vergessen und versuchen mich mit anderen Sachen zur Ablenkung zu beschäftigen.

19.07.2019 10:01 • #5


Lara2019
Zitat von Lara2019:
Es ist halt nur für mich als Laie schwierig manches zu verstehen, wodurch ich mich die letzten Tage auch viel belesen habe um zu verstehen, was mit ihm sein könnte.
Zb war es für mich nicht verständlich, dass er sagt, er weiß dass er für mich starke gefühle hat, aber diese nicht spürt und wenn er Gefühle für mich hat, warum er so emotionslos ist. Durch das belesen, fällt es mir leichter das zu verstehen.
Mit deiner Antwort hilfst du mir gerade auch ungemein und ich fühle mich damit verstanden.
Und nein, ich werde mich dabei nicht vergessen und versuchen mich mit anderen Sachen zur Ablenkung zu beschäftigen.

Gut, dass du Fachliteratur liest. Eventuell würden dir auch Erfahrungsberichte Erkrankter helfen. Dazu gibt es viele gute Bücher auf dem Markt. Gefühle nicht spüren zu können, sind Teil der Krankheit. Ebenso sie nicht zeigen zu können.
Danke, für dein feedback.

Ich wünsche dir, dass du diesen Tag etwas geniessen kannst. Ablenkung ist gut und wichtig für dich.

Liebe Grüsse

19.07.2019 10:21 • #6


N
@Lara2019 das was du so geschildert hast, spricht man da von einer depersonalisation oder ist das wieder was komplett anderes?

19.07.2019 11:57 • #7


Lara2019
Depersonalisation ist per se etwas anderes.
Depersonalisation oder Depersonalisierungserleben bezeichnet allgemein einen Zustand der Selbstentfremdung, bei dem es zum Verlust oder einer Beeinträchtigung des Persönlichkeitsbewusstseins kommt. Betroffene erleben sich selbst als fremdartig oder unwirklich.
Aber diese Zustände können auch im Verlauf einer aktiven Depression auftreten. Wobei ich das bei deinem Freund nicht annehme. Aber ich bin natürlich kein Psychiater. Um das beurteilen zu können, bedarf es einer fachärztlichen Diagnose.

19.07.2019 13:17 • x 1 #8


A


Hallo NicoleK,

x 4#9


N
Ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe. Ein riesengroßes Dankeschön

19.07.2019 13:47 • x 1 #9

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