Gefühlskalt durch Antidepressiva?

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Ungelesener Beitragvon desperate84 » 17.03.2018, 09:47

Hallo an alle! Ich habe mich auf dieser Seite angemeldet, weil ich gerade nicht mehr klar komme und dringend Hilfe brauche.

Die Beziehung mit meinem Freund geht nach über 6 Jahren plötzlich in die Brüche. Er befindet sich aktuell nach einer Entgiftung in einer Reha. Zusätzlich zur Suchtproblematik wurden auch Depressionen diagnostiziert, was mir schon seit Jahren klar war und ich war so froh, dass er endlich den Schritt macht sich helfen zu lassen. Die letzten Monate haben wir zusammen durchgestanden und seiner Liebe war ich mir immer zu 100% sicher. Bis vor kurzem war auch alles perfekt zwischen uns. Seit ein paar Wochen bekommt er allerdings das erste mal in seinem Leben ein Antidepressivum (Citalopram). Vor 3 Wochen hatte er Ausgang über Nacht und hat bei mir geschlafen. Da war alles noch wunderschön. Er meinte allerdings, dass das Antidepressivum überhaupt nichts bringt und nicht wirkt. Ich sagte ihm er müsse Geduld haben, da die Pillen doch mindestens 3 Wochen Zeit brauchen um zu wirken und zu der Zeit waren es glaube ich ca. 2 Wochen. Tja, mittlerweile wirken sie. Aber auf eine völlig andere Weise als ich jemals gedacht hätte. Er war letztes Wochenende wieder bei mir. Bei der kleinsten Aussage irgendwie gereizt, selbst wenns nur spaßig war, und er eröffnete mir, dass er sich seit ca. einer Woche so gefühlskalt fühlen würde. Ich hatte allerdings in der Woche vorher nichts davon bemerkt, weil er ganz normal mit mir weiter kommuniziert hat. Rückblickend betrachtet war er vielleicht weniger interessiert, wenn ich ihm was erzählt habe. Aber weiter hatte er sich nichts anmerken lassen. Ich konnte erstmal mit dieser Aussage der Kälte nichts anfangen, ich kenne ihn nur als extrem liebevoll. Er hat wohl auch versucht relativ normal zu sein, aber bei Aussagen wie Ich will halt bei dir sein, auch wenn ich nichts fühle! habe ich mich dann zurückgezogen, weil ich Angst bekam. Habe angefangen zu googeln und schnell Berichte gefunden, in denen Leute ähnliches berichteten. Irgendwie war das Wochenende der Horror für mich, er war auch unüberlegter und unsensibler in einigen Aussagen. Ich war einfach überfordert und war dann halt auch kühler. Im Nachhinein hab ich wahrscheinlich alles an Reaktionen falsch gemacht, aber ich bin auch nur ein Mensch und ich kenne ihn so nicht. Ich komme einfach nicht damit klar, wenn mein Freund mir erzählt er fühlt nichts. Von heute auf morgen total verändert. Zum Abschied am Sonntag meinte er, dass er mich wirklich lieben würde und mir doch damit nicht weh tun will.

Wahrscheinlich verstand er selbst nicht was da mit ihm los ist und ich hab ihn nicht gestützt, sondern bin aus Angst zurückgerudert. War dann den Abend auch per Handy relativ kühl und dann haben wir uns erstmal zwei Tage beide nicht gemeldet (Das ist absolut unnormal für uns, wir schreiben normalerweise sehr viel) Dann schrieb ich ihm einen langen Text, in dem ich mich entschuldigte, dass ich mich so zurückgezogen habe und ihm meine Gefühle und Ängste erklärte. Keine Reaktion, er kam nicht mal online, wahrscheinlich hatte er die Nachricht im Flugmodus gelesen. Am nächsten Tag versuchte ich ihn anzurufen, er ging nicht ran. Hab ihm dann geschrieben, dass das nicht sein Ernst sein kann und er sich bitte mal melde soll. Dann kam auch zügig ne Nachricht Ich kann so nicht, ich spüre nix und will dir nicht weg tun und komm gerade mit mir selber nicht klar, ich weiß einfach nicht weiter! Für mich brach eine Welt zusammen. Ich hatte gehofft er würde die Tabletten wieder absetzen, damit er wieder fühlen kann, aber er will sie auf jeden Fall für die Dauer der Klinik weiternehmen und sagt er kann endlich ohne dieses Gefühl der Traurigkeit leben. Was mich ja für ihn freut, aber was ist mit seinen anderen Gefühlen? Er meint, dass er dachte ich würde das verstehen, also wenn ich anders reagiert hätte, dann hätte er wahrscheinlich die Beziehung so weitergeführt und mechanisch alles so gemacht wie vorher. Ich wusste nicht, wie ich das aushalten sollte. Irgendwann bin ich dann halt auch ausgeflippt, weil ich so verzweifelt war und nicht mehr an ihn ran kam. Mein Freund ist weg, einfach verschwunden und stattdessen nur noch ein. keine Ahnung was er jetzt ist. Auf meine Nachrichten kam dann auch bis gestern keine Reaktion mehr. Da wiederum schrieb er mir, wieso ich jetzt so zu ihm bin, er würde das doch nicht mit Absicht machen und kann da nichts für, er versteht mich ja, dass es mich verletzt und sch. ist, aber er hofft so sehr, dass wir nochmal reden können und einen Weg finden, wenn er mit der Klinik fertig ist. Ich dachte er streckt mir doch wieder seine Hand entgegen und hab mich dann wohl zu weit geöffnet und meine aktuellen Gefühle erklärt, genau genommen, wie furchtbar das gerade alles für mich ist und dass ich nur versucht habe mich selbst zu schützen etc. Und er meinte ich solle mich auf jeden Fall vor ihm schützen und mein Ding machen. Er könne gerade nicht mal für sich selbst da sein. Und darauf, dass ich mir vor Ostern ein Gespräch, ein Telefonat, gewünscht hätte, ist er nicht mal eingegangen. Ursprünglich wollte er Ostern zwei Tage zu mir kommen, wo ich aber nicht wusste, ob ich das in seinem Zustand durchstehe. Er sagt er will nicht, dass ich mich quäle, will nicht, dass ich seinetwegen kaputt gehe. Lässt mich einfach so los, obwohl er vorher noch meinte er will mich nicht verlieren. Auf meine Bitte später mal in Ruhe zu telefonieren kam bis jetzt keine Reaktion. Er lässt mich total im Regen stehen und richtige Antworten bekomme ich einfach nicht. Es ist der pure Alptraum und ich zerbreche gerade total daran. Ich hatte in der Vergangenheit selbst mit Alk. zu kämpfen, war trocken als wir zusammen kamen, wurde in der Beziehung 2 1/2 Jahre rückfällig und bin jetzt seit Januar 2017 wieder trocken. Dass ich es geschafft habe die letzten Tage nicht zu trinken grenzt für mich an ein Wunder. Ich kann kaum schlafen, fast nix essen, hab wieder angefangen zu rauchen und wandel herum wie ein Gespenst, wenn ich nicht gerade am flennen bin. Es ist alles weg, einfach alles!

Ich hoffe ich habe nicht zu wirr geschrieben. Es tut gut das alles mal aufzuschreiben und nicht mit Menschen zu diskutieren, die zu nah an der Sache dran sind. Ich hoffe auf eure Erfahrungen und Ratschläge wie ich jetzt weitermachen und klarkommen soll. Ich sehe nämlich im Moment nur noch ein schwarzes Loch

22.03.2018 11:05 • #1

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