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Glaube mein Partner hat Burnout - bin verzweifelt

K
Hallo zusammen,

schonmal vielen Dank fürs Lesen.
Ich bin vollkommen verzweifelt und weiss nicht mehr weiter. Ich versuche mich kurz zu fassen.

Mein Partner hatte bereits immer eine ernste Einstellung zur Arbeit und ist bereits immer sehr verbissen, aber seit ein paar Jahren wird es immer schlimmer.
Wir sind seit über 10 Jahren zusammen, er ist mein bester Freund. Wir haben eine gemeinsame 3 Jährige Tochter, der Kinderwunsch kam von meiner Seite, aber er leibt sie abgöttisch und ist auch fantastisch zu ihr.

Er hasst seine Arbeit, macht nichts anderes mehr. Er arbeitet viel im Home Office und schliesst sich gerade wieder seit Tagen in unseren Büro ein. Er redet kaum ein Wort mit mir, schleicht nur durch das Haus. Er arbeitet bis Mitternacht und jetzt gerade, Samstag, ist er aufgestanden und setzt sich direkt wieder an den Schreibtisch. Ich bin immer die Mutter die alles alleine macht.
Dazu kommen seine Sorgen, dass er den Job verliert. Daher studiert er neben bei. Es ist mittlerweile das zweite Studium das er in den letzten 4 Jahren macht. Er meint sonst könne er nie wieder einen Job bekommen. Er ist aber auch ohne sehr erfolgreich. Dann haben wir nicht soviel gesparrt letztes Jahr wie er sich erwünscht hat. Das hat die Stimmung richtig übel werden lassen.

Ich fühle mich so verantwortlich. Er ist wegen wir hier in der Gegend, wegen mir haben wir das Kind.
Ich selbst arbeite selbständig so circa 40% und beteilige mich ungefähr auch zu 40% an allen Kosten. Ich bin zu 90% für den Haushalt zuständig, das ist total okay. Beschwere mich eigentlich nur, wenn er Dinge tut wie seinen Müll auf die Anrichte wirft anstatt in den Müll der direkt drunter steht. Versuche aber das mittlerweile zu vermeiden.

Letztens meinte er Das war es jetzt. Das Leben ist schufften bis man tot umfällt. Eigentlich wäre es mir egal wenn mich morgen der Bus überfährt.

Es gibt keine Freude mehr. Ich liebe ihn und will dass er glücklich ist. Aber ich will auch endlich glücklich sein.

Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen. aber ich will euch nicht noch mit einem längeren Text

Nochmals Danke fürs Zuhören

20.07.2024 09:10 • x 2 #1


Gingganz
Moin. Sch... Situation. Aus der Ferne und nur aus einem Beitrag etwas sagen zu wollen ist problematisch, weil die Schilderung ja auch durch dein eigenes Erleben gefiltert wird. Vielleicht ist es ein BO, aber da kann ich nur auf meine Erfahrung und die eines Bekannten zurückgreifen, der das Gleiche hinter sich hat. Ich bekam in der Situation in meinem Job kaum noch etwas geregelt und zusätzlich ein Studium wäre undenkbar gewesen. Burnout heißt eigentlich Erschöpfungsdepression und das entspricht meinen Erfahrungen. In den Kopf ging einfach nichts mehr rein, selbst der nomale Alltag bedeutete schon Überforderung. Es kann natürlich sein, dass dein Partner das Gleiche erlebt, nur anders darauf reagiert. Auf jeden Fall ist ein Besuch beim Arzt angesagt und zwar so schnell wie möglich.

20.07.2024 09:57 • x 1 #2


A


Hallo Kronk,

Glaube mein Partner hat Burnout - bin verzweifelt

x 3#3


K
Danke dir für die Antwort. Das verstehe ich natürlich, dass das aus der Ferne nicht geht.
Also alles was ausserhalb von Studium und Arbeit liegt ist zu viel. Ich kaufe die Fahrkarten, wenn er zu Arbeit muss, da er es seit einem Jahr nicht schafft seine gesperrte Karte freizuschalten. Oder ich fülle alles seine Anträge aus und lege sie ihm nur zum unterschreiben hin und das ist dann oft zu viel.
Das sind nur ein paar Beispiele. Deswegen motze ich schon gar nicht mehr wenn Schranktüren offen gelassen werden etc. Da ich weiss, dass das einfach gar nicht geht.

20.07.2024 10:30 • x 1 #3


Gingganz
Also überzeuge ihn, dass er schnellsten einen Arzt aufsucht. Deine Schilderung entspricht meinen eigenen Erfahrungen und das kann noch dramatischer werden, wenn es nicht aufgehalten wird. Ich habe den ersten BO nicht ernst genug genommen und der zweite endete darin, dass ich 7 Monate krank war und anschließend ca. zwei Jahre kaum arbeitsfähig. Gerade Kleinigkeiten wie das mit dem Müll oder den Schranktüren erinnerte mich an meinen BO, weil teilweise selbst Kleinigkeiten zuviel waren. Die Kraft reichte gerade noch so für den Job. Alles was darüber hinausging war zuviel.

20.07.2024 10:50 • x 2 #4


K
Danke dir für die schnell Antwort.
Oh wow, das klingt echt heftig. Ich hoffe es geht dir mittlerweile wieder gut und du kommst damit zu recht.

Ich befürchte nur er wird niemals auf mich hören. Er denkt einfach dass ist es wie es sein muss. er schufftet sich zu Tode und ich Lebe das Leben. Gibt es etwas wie ich ihm helfen kann sich dessen bewusst zu werden. Wie bekommt man jemanden aus diesem Gedankenkarussel raus, dass es der normal Zustand ist und es keinen Ausweg gibt?

20.07.2024 12:43 • x 1 #5


Ziva
Hi Du..
auch dir ein herzliches Willkommen hier bei uns.

Zitat von Kronk:
Er hasst seine Arbeit, macht nichts anderes mehr. Er arbeitet viel im Home Office und schliesst sich gerade wieder seit Tagen in unseren Büro ein. Er redet kaum ein Wort mit mir, schleicht nur durch das Haus. Er arbeitet bis Mitternacht und jetzt gerade, Samstag, ist er aufgestanden und setzt sich direkt wieder an den Schreibtisch.

Ich möchte hier gern nachfragen - hast du dich verschrieben oder wie soll man das verstehen?
Für mich klingt es jetzt erstmal so, als dass ihm sein Job wichtig ist, damit alle Rechnungen bezahlt werden können usw. Bist du dir ganz sicher, dass er wirklich arbeitet oder studiert, wenn er sich in eurem Büro einschließt?

Zitat von Kronk:
Dazu kommen seine Sorgen, dass er den Job verliert. Daher studiert er neben bei. Es ist mittlerweile das zweite Studium das er in den letzten 4 Jahren macht. Er meint sonst könne er nie wieder einen Job bekommen. Er ist aber auch ohne sehr erfolgreich.

Warum soll er den Job verlieren, wenn er nach deiner Schilderung so extrem viele Überstunden macht?
Und wie meinst du - er ist auch ohne sehr erfolgreich?

Zitat von Kronk:
Er ist wegen mir hier in der Gegend, wegen mir haben wir das Kind.

Ich habe auch lange gedacht, dafür verantwortlich zu sein, dass mein ehem. Partner nur für mich in meine Stadt gezogen ist. Ist er. Und trotzdem ist es seine Entscheidung gewesen. Wie auch die deines Mannes. Du kannst dich nicht dafür verantwortlich machen, du kannst so eine Schuld, wenn das überhaupt eine ist, nicht auf dich nehmen. Dein Mann ist erwachsen und weiß, was er tut. Er weiß, was er will und genauso weiß er, was er nicht will.

Zitat von Kronk:
Das Leben ist schufften bis man tot umfällt. Eigentlich wäre es mir egal wenn mich morgen der Bus überfährt.

Ich würde das nicht als Burnout bezeichnen.

Irgendwie klingt es für mich - nach den wenigen Infos so - als würde er vor seinem Leben flüchten, in einen Job, den er nicht mag und trotzdem alles dafür tut, um ihn nicht zu verlieren. Habe da gleich eine Versagensangst im Kopf. Oder, dass er glaubt, so viel arbeiten zu müssen, um dir und dem Kind ein schönes Leben bieten zu können.

Wenn er doch auch ohne Job so erfolgreich ist, wie du schreibst, warum sucht er sich nicht etwas anderes - etwas, wo er dann auch das Leben mit dir und eurem Kind genießen kann?

Es ist völlig logisch, dass er nur durchs Haus schlufft und nichts anderes mehr gebacken bekommt, wenn er nur arbeitet. Die Frage ist, warum tut er das?

Liebe Grüße zu dir,
Ziva*

20.07.2024 13:04 • x 2 #6


K
Hallo, danke dir für die Antwort Ziva.

Sorry, ich bin gedanklich hier und da etwas hastig gewesen.
Also er hasst seinen Job, aber er denkt dass er ihn machen muss. Auch dass er ihn verlieren würde wenn er nicht 150% arbeitet. Ausserdem denkt er, dass er den Job ebenfalls verliert oder eben keinen neuen findet, wenn er kein weiteres Studium (das dritte jetzt) macht. Er ist aber auch bereits ohne das neue Studium erfolgreich im Job. Er hat ne Führungsposition und wird mit Boni und Danksagungen überschüttet. Das mit dem Studium ist meiner Meinung nach so ne Fixe-Idee die von grosser Versagensangst herkommt. Wenn es ihm Spass machen würde, kann er von mir aus so viel studieren wie er mag, aber das gefällt ihm ja auch nicht. Sondern er muss es machen, damit er nicht versagt, seiner Meinung nach.

Ich hoffe mal nicht, dass er sich vor seinem Leben flüchtet. Wir haben uns wirklich gerne und teilen auch Hobbies (die gerade leider ausfallen). Ich besteh auch nicht drauf, dass er alles mit mir macht. Ich wünschte er hätte ein Hobby, dass ihn glücklich macht. Unsere Tochter ist toll und wir wohnen an einem sehr schönen Ort mit netten Nachbarn. Wir haben keine finanziellen Sorgen oder so. Die meisten Leute wären in unserer Situation eigentlich mega gechilled.
Ich wäre ja auch mit der mehr Arbeit zufrieden, wenn es ihn glücklich macht.

Er ist total erschöpft, hasst seine Situation, hat oft Magenschmerzen und zieht sich immer mehr zurück.
Ich hatte halt gelesen, dass sich Betroffene im Endeffekt zu Tode schufften bis gar nichts mehr geht.

20.07.2024 13:44 • #7


Gingganz
Zitat von Kronk:
[...]Ich befürchte nur er wird niemals auf mich hören. Er denkt einfach dass ist es wie es sein muss. er schufftet sich zu Tode und ich Lebe das Leben. Gibt es etwas wie ich ihm helfen kann sich dessen bewusst zu werden. Wie bekommt man jemanden aus diesem Gedankenkarussel raus, dass es der normal Zustand ist und es keinen Ausweg gibt?


Tja, das ist schwer und das ist unter Umständen ein Tunnelblick ähnlich wie bei einer Sucht. Die Betroffenen denken nicht mehr anders als die eingefahrere Schiene und kommen da erst raus wenn sie auf die Schnauze fallen. Meiner Erfahrung nach können Angehörige ein wenig helfen, indem sie das Verhalten des Betroffenen nicht weiter hinnehmen. Das bedeutet nicht einen großen Krach anzuzetteln, sondern immer wieder zu sagen, dass es so nicht geht. Nimmt man das kommentarlos hin, dann wird der Betroffene in seinem Verhalten nur noch bestärkt. Das ist keine gute Nachricht und es muss wie anfangs betont nicht stimmen. Es ist schwer, sich ein Bild an Hand einiger Beiträge zu machen.

20.07.2024 14:58 • x 1 #8


Oli
Hallo @Kronk ,

ich erlaube mir, hier auch etwas beizusteuern, das aus einer ganz anderen Perspektive kommt. Insofern kann es sein, dass es überhaupt nicht zu Deiner Situation passt. Aber man kann ja manchmal an einer andern Position etwas für sich klarstellen.

Ich bin mit 46 Jahren zum ersten Mal Vater geworden und es soll auch das letzte Mal gewesen sein wegen meines Alters.

Lass es mich mal so sagen: Dein Mann lässt sich die schönsten Jahre seines Lebens entgehen, wenn er sich nicht mir seiner Tochter beschäftigt. Ich persönlich verzichte auf Lebensstandard und habe meine Karriere quasi beendet (halbe Stelle), weil ich meine Tochter aufwachsen sehen wollte. Ich habe das bisher nicht bereut. Es ist nicht selbstverständlich, ein Kind anvertraut zu bekommen. Und es ist für einen Mann (heureka!) nicht mehr moralisch notwendig, sein Kind nicht zu sehen, weil sich seine Aufgabe als Vater ausschließlich auf das Geldranschaffen reduziert.

Dein Freund könnte also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Raus aus dem Büro und stattdessen mit der Tochter Feuerwanzen suchen und andere entschleunigende Dinge tun, die gleichzeitig seinem Burnout entgegenwirken.

Ich mache hier mal eine Zäsur.

Wie gesagt, ich gehe das von einer ganz anderen Seite an. Ich habe allerdings auch durch meine Erkrankung eine andere Haltung zum Leben bekommen.

20.07.2024 22:48 • x 2 #9


A


Hallo Kronk,

x 4#10


K
Wow , vielen lieben Dank an alle.
Mit so viel Engagement hab ich gar nicht gerechnet.

Ich werde versuchen es ihm zaghaft beizubringen. Wir sind ein Team und es muss allen gut gehen. Danke Gingganz.
Und Danke Oli, ich bin 100% bei dir. Wir sind mit Ende 30 Eltern geworden und unsere Maus bleibt auch ein Einzelkind.
Er ist ein toller Vater. Ich hoffe auch dass er es schafft die Zeit zu geniessen.
Wenn er sich die Zeit nimmt, dann sind die beiden Zucker, wenn sie zusammen sind.
Nach Tagen des Schweigens sind die beiden gerade mit der Rakete zu verschiedenen Planeten unterwegs.

21.07.2024 10:37 • x 2 #10

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