Flipp
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ich hatte etwa vor einem Jahr in diesem Forum schonmal geschrieben. Damals hat mich mein Hausarzt wegen Erschöpfung/Burnout krankgeschrieben und mir geraten, mir einen neuen Job zu suchen. Das tat ich dann auch. Die Entscheidung, meinen alten Job zu kündigen und in meine alte Heimat zurückzuziehen, war die beste, die ich diese Jahr treffen konnte.
Ich habe dann recht schnell einen neuen (sogar besser bezahlten) Job gefunden, mit dem ich eigentlich immer noch recht zufrieden bin. Er fordert mich zwar sehr, aber das liegt auch an der Branche, in der ich arbeite. Hier herrscht viel Leistungsdruck. Nun ja. Im Frühjahr wurden einige Symptome besser: der Tinitus wurde leiser, die Verspanungen lockerten sich auch, meine Stimmung wurde besser und ich konnte wieder besser atmen. So weit, so gut.
Im Sommer habe ich die ziemlich affektgesteuerte Entscheidung getroffen, mich gemeinsam mit einer engen Freundin um einen Welpen zu kümmern. Die Freundin wollte unbedingt einen Hund, traute sich das allein aber nicht zu aufgrund eigener psychischer struggles und ich habe nach ein paar Mal drüber reden, einfach Ja gesagt. Mittlerweile sehe ich das als große Fehlentscheidung an. Der Hund (recht anspruchsvolle Rasse) und die Arbeit treiben mich völlig in die Erschöpfung. Seit Wochen bin ich gefühlt nur noch mit Arbeiten beschäftigt: ich arbeite Vollzeit, habe aktuell viele Dienstreisen und den Rest der Zeit hole ich den Hund ab, erziehe ihn, spiele mit ihm, schaue, dass er keinen Blödsinn macht, er kann halt auch noch nicht alleine sein, deswegen muss ich alle weiteren Termine (Ärzte, Friseur, Behörden) auf die vollen Arbeitstage packen, was kaum möglich ist.
Für manche mag das alles banal klingen, aber ich kann nicht mehr. Gefühlt habe ich seit Monaten gar keine Zeit mehr für mich, ich kann gar nicht mehr runterfahren. Und wenn ich dann doch mal Zeitfenster habe, z.B. weil der Hund schläft oder döst, habe ich an nichts mehr Freude. Selbst am Hund habe ich keine Freude. Alle finden ihn süß, ich finde ihn ja auch süß, aber eigentlich habe ich keine Kraft mehr, für ihn Verantwortung zu übernehmen. Es ist mir alles zu viel. Mein Tinitus ist wieder lauter, ich kann meinen Kopf vor lauter Verspannung kaum noch drehen und gut atmen kann ich auch nicht mehr (mein Hausarzt vor einem Jahr meinte, dass sei ein Stress-/Angstsymptom). Hinzu kommt, dass ich mir zusätzlich gedanklichen Stress mache. Ich merke aufgrund des Hundes so krass meinen eigenen Perfektionismus. Es ist jetzt ein Junghund, der eben noch nicht alles kann. Ich ärgere mich über alles, was er noch nicht gut hinkriegt. Ich bin dann nicht sauer auf ihn (ich liebe ihn!), sondern AUF MICH: weil ich mich noch mehr anstrengen muss, weil ich nicht gut genug bin, weil weil weil. Dann schaue ich zig Tutorials, lese Bücher zur Hundeerziehung, mache mir solchen Druck. Hinzu kommen die ständigen Sorgen um ihn: schläft/trinkt/frisst er genug, etc. Es macht mich alles wahnsinnig. Ich sehe rational, dass es Käse ist, dass ich mir so Druck mache, ich sehe, dass die Sorgen meist unbegründet sind. Dennoch komme ich aus den Gedanken nicht mehr raus.
Am liebsten würde ich die Sache mit dem Hund wieder hinschmeißen, mich endlos bei der Freundin entschuldigen, dass ich die falsche Entscheidung getroffen habe, mit ihr gemeinsam nach einer guten Lösung suchen. Ich kann nicht. Ich trau mich nicht (was soll sie dann nur von mir denken?). Ich fühle mich so schlecht und schuldig deswegen. Ich liebe meinen Hund ja auch. Ich fühle mich so gefangen und auch das schlägt mir so derbe aufs Gemüt. Ich habe echt Sorgen um mich und habe ganz stark den Eindruck, ich muss die Reißleine ziehen, sonst lande ich (wieder) in einer manifesten Depression (hatte ich früher schon). Ich merke, dass ich mich sozial zurückziehe, obwohl ich sonst ein sehr sozialer Mensch bin. Ich will einfach meine Ruhe, aber da ist keine Ruhe in mir.
Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre das:
- Die Verantwortung für den Hund an eine geeignete Person übergeben
- eine Psychotherapie beginnen
- Urlaub machen
- viel mehr quality me time einplanen (am besten als fixe Termine im Kalender)
Hat jemand einen Rat für mich?