tuwanda
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Ich denke ich fang einfach ma an mit meinem Gedankensalat ...
Ich (43 jahre) habe ein ausgeprägtes Helfersyndrom, ein zu großes Harmoniebedürfnis... darum lasse ich es ständig zu, das Menschen meine Grenzen überschreiten.. Sprich:um nicht als Versager dazustehen, setze ich mich selbst unter Druck und arbeite bis zur totalen Erschöpfung... außerdem bin ich in jeder Lebenslage beherrscht von einem schlechtem Gewissen...es ist all gegenwärtig... wenn ich Feierabend habe, den Kollegen gegenüber... wenn ich länger mache, meinen Kindern gegenüber (bin alleinerziehend) ... usw. usw. die Liste ist ellenlang....ein Teufelskreis...
Vor zwei Jahren fing ich an, mich ehrenamtlich für einen kleinen Fußballverein einzusetzen, da gab es immer zu wenig Mütter bzw. Helfer für die Tuniere bzw um bei Heimspielen mal nen Kaffee zu machen. Ich habe dann den Fehler gemacht, es voller entusiastischer Freude meiner Arbeitskollegin zu erzählen... und damit begann das Drama...Sie hat mir ständig erklärt, dass ich sicher nicht lange, mit beidem klar komme... dass es zuviel wird... blablabla...
Dann kam der Tod meines besten Freundes, Unfall oder Suizid ist unklar...
...mein Chef hat ein riesiges Theater gemacht, als ich gesagt habe, dass ich zur Beerdigung frei brauche.... und fragte sofort, wann ich denn nu wieder voll Einsatzbereit wäre... seit dem renne ich wie ne Bekloppte durch die Gegend... man hat mir das Recht genommen zu trauern... wie krank ist die Welt eigentlich?
Es fing an, letztes Jahr im August, mit ner Bauchspeichdrüsenentzündung...Ich habe keine feste Nahrung mehr vertragen... vieles blieb einfach nicht drinn... ich rannte von Arzt zu Arzt... Ultraschall... Blutuntersuchungen... Magen/Gallenspiegelung... nix...alles Prima.... TOP ZUSTAND... bilde mir Schmerzen nur ein... jo.... meine Kollegin fing wieder an, an mir und meiner “Vereinsmeierei“ rumzumeckern...
Einige Fußballer und deren Frauen zähle ich heute zu meinem Freundeskreis, die haben mich auch mal sitzen lassen und sich ihr B. selbstgeholt... also ... Unterstützung wie nur ging... Schmerzen blieben... ich hab mich damit abgefunden, und bin nicht mehr zum Arzt gegangen, da ich das gefühl hatte , das keiner mich Ernst nimmt.... dann kam die Winterpause... und die hält eigentlich noch an, da das Wetter so schei. ist und der Fußballplatz die meiste Zeit unter Wasser steht... also hier kanns nicht drann liegen...dort bin ich glücklich und entspannt...
Ich arbeitete ....ach ja... bin kfm. Angestellte... Buchhaltung, Auftragsbearbeitung etc.... täglich bis mind. 16:00 Uhr.. eigentlicher Feierabend 14:00 Uhr...
(110Std./Monat) , Überstunden werden nur in Form von Waren bezahlt... Pause selten... da ich ja eigentlich immer vorhabe pünktlich zu gehen... beim gehen, wurde ich mit Sprüchen wie : ach...Gnädige Frau geht scho wieder Mittags... verabschiedet... in mir staut sich wut und verzweifelung ....ständig wurde ich mit Nichtigkeiten genervt, obwohl man wußte, das mein Zug 10 Minuten nach Feierabend fährt (einmal pro Std), hat man mit fadenscheinigen Fragen dafür gesorgt, dass ich Ihn verpasst habe... mein Chef hat darüber nur blöd gegrinst und gemeint, ich wär halt zu blöd... hat ja keiner verlangt, dass i bleibe...
.... der absolute Supergau fand vor 4 Wochen statt. Mein Chef baut sich vor mir auf und sagt: also Frau .... ich mache das jetzt nicht mehr mit, ich beobachte das jetzt schon länger und werde das jetzt unterbinden.... ich möchte nicht mehr, das Ihre Kinder hier jeden Mittag anrufen!?...
HHHHHHAAAAAALLLLLOOOOOOO? Was?
Ich bin hysterisch geworden und unsachlich... er lächelte nur und meinte, ich wär selbst schuld außerdem zu blöd... Hä?.... Nach 9 Jahren... man kommt im Urlaub....... man kommt wenn man krank ist....ich bleibe 10 Stunden am Stück ohne Pause, wenn meine Kollegin im Urlaub ist... ( ja klar, is ja meine Schuld, wenn ich zu blöd bin, Pause zu machen.... ) und dann darf ich nicht mal 5 Minuten mit meinen Kindern telefonieren?.... wie krank ist das? ... und es geht nicht um Recht oder unrecht... es geht ums Prinzip... um Menschlichkeit.... Natürlich, er kann es verbieten, aber ist es wirklich nötig? Habe ich mir nicht auch nach sovielen Jahren ein kleines wenig Respekt verdient, mir diesen kleinen Luxus zu gönnen, bzw lächelnd drüber wegzusehen... ach ne, lachen is ja bei uns verboten...denken hilft... (O –ton meines Chefs)
An diesem Tag ist etwas in mir kaputt gegangen.. und ich habe den Sinn verloren, mich für die Firma einzusetzen... mit dem Herzen dabei zu sein... ich will und kann nicht mehr mein kostbare Energie für jemanden verschwenden, der es nicht Wert ist...bzw auch falsch.... für den, der meinen Wert nicht anerkennt... sorry !
... man kämpft dagegen an, man versucht sich zusammenzureißen, man bekommt Existenzängste, wo soll man hin... wie geht es weiter....stell dich nicht so an..... die Wirtschaftslage... man ist alt... wer weiß wie`s woanders ist.....was weiß ich, noch alles....
Es ist für mich einfach unerträglich geworden, es ist wie ein riesiger Haufen Mist, den man nur von rechts nach links schaufelt und egal wie sehr man sich auch bemüht, wie lange man bleibt und wieviel Zeit man opfert, irgendwas ist immer falsch.....zu wenig... nicht gut genug.... sinnlos
Vor 3 Wochen hatte ich einen Nervenzusammenbruch, hab im Büro gesessen und nur noch geflennt... Mein Chef hatte wieder mal einen seiner genialen verbalen Ergüsse ... „Wenn jemand seinen Job liebt, kommt man freiwillig auch mal ne Stunde früher...“ ...seitdem kann ich nicht mehr zur Arbeit gehen... wenn mein Wecker klingelt fang ich erneut an zu heulen.... jeder Morgen ist für mich eine Tortur... obwohl ich krankgeschrieben bin, ist jeder Morgen für mich die Hölle... es ist, als bekäme ich keine Luft.... am schlimmsten ist es Sonntagsnachts... da bekomme ich solche fremdgesteuerten Panikattacken, das ich vor mir selbst Angst bekomme...
Ich habe jetzt eine Überweisung für einen Psychiater bekommen... ich habe jetzt mittlerweile den 3. angerufen... keiner hat Zeit... ich krieg immer nur zu hören : is doch nich so schlimm... das wird schon wieder... habe aber nicht so wirklich die Kraft für sowas...Ich komme mit dieser Situation irgendwie nich wirklich zurecht, weil ich mich jeden Tag aufs neue Frage, was passiert hier mit mir...
Vielleicht kann mir einer von euch ja einen Rat geben, wie man am besten über die Runden kommt... ich habe für mich noch nichts gefunden, was mich aus diesem „Angespanntsein“ rausholt... alle Dinge die mir spaß gemacht haben, finde ich einfach nur noch zum „ko...“...
Aber irgendwie platzt mir auch bald der Brustkorb weg... habe das dumme gefühl, dass ich versuche gegen das „schwach sein“ anzukämpfen...
Wäre dankbar über Eure Meinungen und Erfahrungen!
Danke fürs anhören meiner viel zu lang gewordenen Geschichte...
tuwanda